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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.01.1917
- Strukturtyp
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- 1917-01-12
- Erscheinungsdatum
- 12.01.1917
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- Deutsch
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Nr. S. Leipzig, Freilag den 12. Januar 1917. 84. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Von deutscher Musik und vom deutschen Musikalienhandel. i. llSIK, V, siehe Nr. 275.) Konzerte: Die Schweizer Konzertreise des Leipziger Gewandhaus- Orchesters. — Aufführungen von Neuigkeiten. — »Rehr Mo dernes«. — Programm-Fragen. — Kritik in der Tages-Presse. Oper: Neuigkeiten. Mehr Mozart. — Titus im Leipziger Stadt- Theater. K o n z e r le. Das Leipziger Gewandhaus-Orchester, dessen Ruhm un- verändert wie vor Zeiten erstrahlt, hat eine Gastspielreise in die Schweiz unternommen und dort in Zürich, Basel, Bern und an deren Städten konzertiert. Seit Hans von Bülow zum ersten Male mit der Meininger Hofkapelle sich auf Reisen begab, sind Gastrollen großer Konzertkörper nichts Ungewöhnliches mehr. Die Konzerte des Gewandhauses in der Schweiz haben außer der künstlerischen aber noch eine Politische Bedeutung. Es hat nicht nur in der Schweiz, sondern von dort weitergehend auch im sonstigen Ausland Bewunderung erregt, daß, während wir gegen eine Welt von Feinden kämpfen, es uns möglich ist, ein Orchester von der Größe des Gewandhauses zu erhalten und mit ihm künstlerisch so Herrliches zu leisten. Die Be geisterung, die Nikisch und seine Getreuen entfachten, war dementsprechend außerordentlich. Die Zeitungen haben ganze Feuilletons über die Konzerte gebracht und wußten nicht, was sie mehr loben sollten, das Genie des Dirigenten oder den Klang- ^ zauber des Orchesters. Die Mitglieder andererseits können nicht ! genug berichten von der gastlichen Aufnahme, die sie in allen Städten gefunden. In dem überreichen Ruhmeskranze von Pro fessor Nikisch wird ihm dies unter so außergewöhnlichen Um ständen errungene neue Blatt besonders wertvoll sein. Vielleicht hat er die Helle Begeisterung um so wohltuender empfunden, als gerade in den letzten Jahren die Teilnahme in seiner zweiten Heimat Leipzig nicht so lebhaft wie gewohnt war, das heißt, die Gewandhauskonzerte sind nicht wie sonst, ausverkauft. Die Tatsache erklärt sich aus den besonderen Leipziger Verhältnissen. Wenn die einzelnen Familien hier auch nicht mehr als in an deren Städten unter dem Kriege zu leiden haben, so ist doch durch den großen Prozentsatz der Arbeiterbevölkcrung der für das Gewandhaus in Frage kommende Kreis ein eng begrenzter, und ! in diesem fehlen naturgemäß durch die Ereignisse des Krieges viele Mitglieder. Als zu Beginn der Saison Nikisch in einem I fllr die Öffentlichkeit bestimmten Briefe stärkere Teilnahme des Publikums dringend erbat, wurde von der Kritik, bei aller Be- I Wunderung für das Gebotene, eine gewisse Gleichförmigkeit I der Programme und zu geringe Berücksichtigung der Modernen mit als Ursache für den schwächeren Besuch bezeichnet. Es ist I merkwürdig, daß dieser Ruf »Mehr Modernes«, bei Beginn der I Saison Fanfarenklängen gleich, von verschiedenen Seiten er- I tönte. Max Marschalk glaubte Richard Strauß bei den Sympho- I niekonzerten der Kgl. Kapelle in Berlin eine Vernachlässigung I der Modernen vorwerfen zu müssen, und Paul Marsop bezeichnet lin seinem Aufsatz: »Zukunftaufgaben des deutschen Musikverlags« I sNeue Musikzeitung Heft 22) es sogar als eine Hauptzukunsts- I forderung, daß die Konzerte nicht mehr, wie bisher, vorzugsweise für die oberen Zehntausend geboten und daß die lebende» Kom ponisten in höherem Maße berücksichtigt werden.*) Betrachtet man nun die Programme oder Programm-Ent würfe der größeren Konzert-Institute für diese Saison in den verschiedenen Städten, so scheint der Vorwurf, daß die lebenden oder modernen Komponisten nicht genügend Berücksichtigung ge funden haben, in den meisten Fällen kaum begründet. In den nachfolgenden Programm-Auszügen, die dies erweisen sollen, habe ich Sieger-Aufführungen ausgeschaltet; es gab eine Fülle von Reger-Gedächtnis-Feiern; er ist in langen Jahren vielleicht nicht so viel aufgeführt worden wie jetzt in wenigen Monaten, überraschend ist dabei, daß unsere Stellung zu Reger, kaum daß er die Augen geschlossen, sich gewandelt hat; er beginnt auch für das weitere Publikum kein niederreißender Neuerer mehr zu sein, wir hören in vielen seiner Werke plötzlich Schönheit und Musik, wo wir bis jetzt nur eine unverständliche Folge von Tönen zu vernehmen glaubten. So wurde seinem in lichter Schönheit strahlenden letzten Werke, dem Klarinetten- Quintett Op. 146, überall Wärme und Verständnis entgegenge- bracht. Aber auch frühere Werke, wie seine Variationen über ein Thema von Telemann, Op. 134, wurden in einem Konzert, dem ich beiwohnte — Von Frau Kwast - Hodapp glänzend gespielt —, mit einer Begeisterung ausgenommen, die nicht der Pietät für den Toten entsprang, sondern dem großen Meister galt, der die deutsche Kunst um dauernde hohe Werte bereichert hat. Ich lasse nun einige Programm-Auszüge folgen. An mo demen Werken verzeichnen: Die Symphonie-Konzerte der Kgl. Kapelle in Berlin unter Nich. Strauß. Szell: Variationen über ein eigenes Thema. Reznidck: Ouvertüre Donna Diana. Strauß: Till Euienspicgel. Ter Breslauer Orchester-Verein unter Georg Dohrn: 4. Symphonie. Drei chinesische Gesäuge mit Orchester. Sinfonische Variationen über das Lied »Prinz Eugen«. Bläser-Suite. Anhelli, sinfonische Dichtung. Die Temperamente. Ouvertüre »Nus ernster Zeit«. v. Banßnern: Braunfcls: Hasse: Arnold Mendelssohn: Nozycki: Sektes: Weingartner: Die Symphonie-Konzerte der Kgl. Kapelle in Dresden unter Frist Reiner: Schrckker: Straeßer: Schillings: Mahler- Strauß: Vorspiel zu einem Drama. Frühlingsbilder. Konzertstück. 4. Symphonie. Alpen-Symphonie. *> Ais schlimmste Feinde der modernen Komponisten bezeichnet der Verfasser merkwürdigerweise die Mnsikagcntcn, womit wohl die Konzeridircktionen gemeint sind. Wenn man dieser Meinung auch nur sehr bedingt beipflichien kann, denn Mnsikagenten gibt es heute, wie Reuter sagt, — so 'ne und so 'ne —, und wenn es auch kaum in dem Machigcbiet der Mnsikverleger liegt, sofern es nötig ist, hier Wan del zu schaffen, so ist doch die temperamentvolle Art, wie der Verfasser für Volkstümlichkeit und Berücksichtigung der Lebenden in der öffent lichen Mnsikpslcgc einiriii, fesselnd, und der ganze Artikel dürfte be sonders Musikalienhändler zum Nachdenken und Widerspruch reizen. 33
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