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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1859
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1859-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1859
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- Deutsch
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1546 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 98, 8. August. Nichtamtlicher Theil. Ueber Reformen im Buchhandel. Vielfach wurde in diesen Blättern schon der Wunsch nach Re formen im Buchhandel laut. Zumeist ging derselbe von den Ver legern aus, die den trägen Capitalumsatz beklagten und den Grund vieler Mißstände darin erblickten, daß cs den Sortimentern zum großen Theil an kaufmännischem Takte fehle. Mag cs sein, daß dieser Vorwurf begründet ist, thalen die Verleger aber auch das Ihrige, um im Sortimentsbetriebc kaufmännische Grundsätze zur Geltung kommen zu lassen? Ich bin der Ansicht, daß dies bis heule nicht geschehen ist, im Gegentheil, daß dieselben geradezu dem ent- gegcnarbeiten, worin sie Heil für den Buchhandel erblicken. Um ein Geschäft, sei es welcher Act immer, kaufmännisch betreiben zu können, ist vor Allem eine ansehnlichere Ausdehnung desselben er forderlich, sonst sinkt cs zu einer Krämern herab. Im Buchhandel ist nun eine größere Conccntration des Absatzes unerläßlich, wenn im Sortimentsbetriebc ein kaufmännischer Gedanke zum Ausdrucke gelangen soll. Ist nun aber die stete Vermehrung, welche die Ver leger mit ihren Conti vornehmen, geeignet, den Absatz mehr zu con- ccntriren? Kaum! Und wie ist es möglich, bei einem Rabatt von 25 Procent, wie er immer mehr und mehr überhand genommen hat, eine ansehnlichere Summe für Vertriebsmittel und für Ausdehnung des festen Lagers zu verwenden, wenn die unvermeidlichen Spesen volle 20 Procent davon in Anspruch nehmen? Wissen cs die Ver leger weniger als die Sortimenter, daß seit Jahren die Lebensbe dürfnisse, namentlich in den größeren Städten, immer größer werden, weil sie immer mehr und mehr das Minimum des Rabattes zur Regel statt zur Ausnahme machen? Und hat das Bctricbscapilal des Sortimenters den Zweck, die zur Durchführung eines Unter nehmens erforderlichen Mittel den Verlegern zu liefern, weil der Baardebit in steter Zunahme begriffen? Dem einsichtsvollen Sorti menter konnte cs ebenso wenig als dem Verleger entgehen, daß Reformen im Buchhandel Noch thun, daß namentlich der Credit eine kaufmännische Regelung erfahren sollte, ich glaube auch, daß die Sortimenter in der Mehrzahl gern die Hand dazu bieten und den Verlegern Concessioncn machen, sofern diese auch ihrerseits billigen Forderungen entgegenkommen. Meine Idee wäre folgende! 1) Die Commissionsrcchnung wird von der festen Rechnung ! getrennt geführt; 2) für die crstere bleibt der übliche Jahresabschluß wie seither, die letztere hingegen wird von Quartal zu Quartal in der Weise saldirl, daß Anfang Juli das im >. Quartal, Anfang October das im II. Quartal, Anfang Januar das im III. Quartal und zur Ju bilatemesse das im IV. Quartal Bezogene zur Ausgleichung kommt, wogegen 3) die Verleger die Verpflichtung übernehmen, a) für Jour nale einen Rabatt von einem Drittel einzuführcn, und t>) alles fest Bezogene, Journale ausgenommen, ohne Einschränkung in Bezug auf Freieremplarc mit mindestens 40 Procenl zu rabaltiren, o) den Baardebit principiell abzuschaffen. Schon der erste Punkt würde zu einer kaufmännischen Buch führung, deren Mangel im Buchhandel so oft beklagt wurde, führen, und Pünktlichkeit und Ordnung sicher dadurch gewinnen, der zweite Punkt regelte den Credit, soweit es thunlich, nach kaufmännischem Usus, und der dritte Punkt gäbe einerseits dem Sortimenter eine Entschädigung für die Einbuße an Credit in Bezug auf die Dauer und setzte denselben andererseits zugleich in die Lage, der Speculation bei seinem geschäftlichen Vorgehen Spielraum zu gönnen. Vielleicht findet der eine oder der andere der Herren Verleger in diesen Propositionen Anregung, meine Idee von seinem Stand punkte in diesem Blatte zu beleuchten. Ich bin weit entfernt, zu glauben, daß dieselbe nicht einer Verbesserung fähig sei oder durch eine andere bessere nicht ersetzt werden könnte; meine Absicht war, die Reformfrage neuerdings anzuregen und womöglich eine Diskussion über dieselbe einzuleitcn. Prag, Ende Juli 1859. Hcinr. Mercy. Zum Bedenken. In ernster Zeit gebührt sich schon ein ernstes Wort, damit es ausziehe und wirke! Die Verleger sind wieder einmal auf dem Schmerzens- und Kreuzwege angelangt, und sie wissen nun nicht mehr, ob sie da stehen bleiben müssen und können, oder welchen der Wege sie zum Weiterschreitcn betreten sollen, ob rechts oder links, ob vorwärts oder gar wieder rückwärts. Der Culminationspunkt der Thatigkeit ist von Vielen er reicht — der Culminationspunkt des Glücks ward wenigen von diesen Vielen beschicken. Wie die trauernden Juden sitzen diese letzter» nicht an den Gewässern und weinen, wohl aber stehen sie händeringend vor der Hügelkette ihrer Ballenlagcr und denken — an Antiquare und Käsehändler! Sie sehen wieder einmal ein, daß sie nicht für das große deutsche Publicum von 50 Millionen druckten und schafften, sondern daß sie Capital, Kraft und Zeit dafür opferten, um Antiquaren und Käse händlern Stoffe zu liefern. Das große Ziel ihrer Arbeit, gegen ergie bigen Lohn zu schaffen für Geist und Herz der Menschheit, wurde nicht erreicht! Der Mißmuth lagert dcßhalb auf ihrer Stirn, dcrWurm dcr Reue nagt darob in ihren Herzen und der Maculalurwurm mit sei nem scharfen Gebiß sitzt bereits grinsend auf der Höhe des Ballcnla- gers und freut sich der für ihn weithin ausreichenden Nahrung! „Es ist Zeit, daß du aufhörst so zu verlegen", spricht Mancher zu sich still hinein; ein Anderer ballt die Faust und möchte einen Fluch ausstoßen; ein Dritter schwört laut,- daß er zu unfruchtbaren Speculationen sich nun und nimmermehr bethörcn lassen wolle. Die Zaghaften ziehen sich stillschweigend zurück, die Muthigen und Trotzigen sprechen: „cs wird fort gedruckt"! Eins sehen Alle ein, mehr oder minder, daß sie sich haben durch Hoffnungen dupircn lassen! Und so wird und muß es auch fortgchen, Jahr für Jahr, gleich viel, ob die Zeit etwas besser oder schlimmer wird, solange das Ncuigkeitsverzeichniß des Börsenblattes noch 8 bis 10,000 neue deutsche Bücher pro anno aufzuführen nicht unterlassen kann. Man bedenke, 8 bis 10,000 neue Bücher bei dem notorisch schlechten Abgänge der Nova, muß da nicht zwei Drittel des Ge schaffenen Maculatur werden? Muß cs das nicht um so mehr, als unter einer solchen Masse viel des Seichten, des Dummen, des Ueberflüssigen in Wahrheit vorhanden ist? Mir einem Rochstift in der Hand könnte man leicht jede Woche eine Masse der Erscheinungen im Ncuigkeitsverzeichniß des Börsen blattes, gegenüber den Bedürfnissen und der Kauflust des Publi kums, oder als nicht ins Bereich einer guten Speculation gehörend, als überflüssige Waare keck streichen und man ließe vielleicht doch noch Manches stehen, was binnen Jahresfrist den Maculaturweg betreten müßte. Man schreit jetzt über die Zeit und will ihr das Mißlingen der literarischen Unternehmungen in die Schuhe schieben, wohl richtig, sie wirkt gewaltig mit ein auf unser Geschäft und hilft cs drücken, mehr aber noch verderben wir es selbst — wir drücken uns am mei sten durchs Drucken! So zu sagen buchhändl. Natur sc l bstdruck.
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