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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1859
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1859
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18590711
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daß die gegenwärtigen Zustände des Wclttheaters, wo Personen und Sccnen so rasch wechseln, an sich schon dem Einzelnen genug zu schaffen und zu denken geben. Nur Krakeeler von Haus aus sind lüstern nach öffentlichem Scandal und Privatstreit. Dem Patrioten und dem seiner Verantwortung bewußte» Geschäftsmann ist Herz und Kopf schwer genug! — ) Und da das Börscnbl. nicht bloß von Eollegen gelesen wird, sondern auch in die Hände von Regierungen, Behörden, Gelehrten rc. gelangt, — welchen Begriff müssen diese von dem im deutschen Buchhandel herrschenden Geiste sich bilden, wenn ein so redigirtes Gesammtorgan ihrer Bcurtheil- ung zum Maaßstabe dient. DaS Gehcnlassen der Dinge, das Aulassen des Scandals, um nicht zu sagen dessen Pflege, ist allerdings leichter als redigircn im besten Sinne des Wortes. Freilich hat cs zu keiner Zeit an Liebe dienerei gefehlt, mit welcher neben andern wenig lautern Eigen schaften heute zu Tage noch immer bessere Geschäfte gemacht werden, als mit der simplen Redlichkeit und mit der Arbeit im Schweiße sei nes Angesichts. 0) An den redactionellen Thcil des Börsenbl. können, meincrAn- sichl nach, die Forderungen nicht hoch genug gestellt werden. Wie der deutsche Buchhandel einer der wichtigsten Factorcn ist im Eultur- und Geistesleben der Nation, sollte auch sein Organ auf jeder Seite bekunden, daß es der Ehre eines so hervorragenden Platzes sich bewußt, und daß es ihn zu verdienen und zu erhalten bestrebt sei- Der Stoff bietet sich in überreicher Fülle dar, der Re daction des Börsenbl. fließen Quellen, wie sie keinem andern litera rischen Institut nur entfernt so leicht und ursprünglich zu Gebote stehen. Aber sie muß den-Skoff zu sammeln und zu sichten, aus den Quellen mit Fleiß und Verständniß zu schöpfen wissen. Den Pa pierkorb ausschüttcn und die Abfälle und Schnitzel, welche der Zu fall hincingcweht, ohne Wahl und Ordnung abzudrucken, das heißt freilich nicht redigircn. Und dennoch liegt in einer großen Anzahl praktischer Aufsätze, in mancherlei Anregungen, in Wehr und Gegenwehr, ja selbst in geringfügigen Vorkommnissen und mitgcthcilten Erfahrungen eine Quelle praktischer Wirksamkeit für eine ihre Aufgabe begreifende Rcdaction Am Ende ließe sich auch der Mann schon finden, der dazu befähigt wäre, durch jährliche oder halbjährliche oder noch rascher auf einander folgende Reviews den Weizen aus der Spreu zu sondern, und aus der Fluth vorübergehender Klagen, Notizen, Anfragen und Erscheinungen das Bedeutsamste zu einem Bilde der Entwickelung des Buchhandels der Gegenwart zu gestalten und durch eine ansprechende lichtvolle Darstellung die hauptsächlichsten Momente unscrs Fortschritts - oder auch unsers Rückschritts-Lebens hervorzuheben. Man irrt sehr, wenn man annimmt, der ebenso mühevolle, wie hochwichtige Geschäftsbetrieb des Leipziger und auswärtigen Eommissionsbuchhandels sei hinlänglich und so allseitig bekannt, wie es im Interesse des gegenseitigen Verständnisses und zur Her stellung eines steten Jneinandergreifens des complicirtcn Räder werkes so sehr zu wünschen wäre. Um nur eines anzuführen: Es wäre für manchen hicrortigen und auswärtigen Verleger und Sortimenter interessant und wichtig, zu erfahren, a» welchen Wocbentagen während der lebhaften Zeit der Geschäfte per Post, per Eil- oder gewöhnlichen Train nach gewissen Hauptrichtungcn des buchhändlcrischen Verkehrs versendet wird, wann die letzte Schiffs- gclcgcnheit nach Amerika, nach Rußland, Schweden u. s. w. statt findet. Dergleichen praktische „Merks" gibt es eine ganze Menge. 9) Solchen Lästerungen kann ich nur Schweigen entgegenstellcn. Julius Krauß. Und die Statistik, diese mächtige, moderne Wissenschaft, welche das Leben und Gebühren der Völker durch Zahlen zu erklären sucht, findet sie etwa eine Pflege durch die Redaction des Börsenbl.? Doch vielleicht hat diese keine Vorstellung davon, was hier Alles gewirkt oder für Andere vorbereitet werden könnte, und wenn ja mal was geschieht, zu-welchen eigenthümlichen Aahlenfolger- ungen gelangt sie, oder welche wunderliche, von gänzlicher Gcschäfts- unkunde zeugende Resultate druckt sie gedankenlos nach! (Man erinnere sich nur an die Einleitung zu Klüpfcl's neuestem Nachtrag zu seinem Wegweiser u. s. w.) Bei intelligenter, würdiger und thätigec Leitung könnte das Börscnbl. ein Archiv werden, unschätzbar für den Litcrar- und Eul- turhistorikec, den Gesetzgeber, den Nationaloekonomen und Sta tistiker, den Sammler und Antiquar, den Techniker w. in Gegen wart und Zukunft; es könnte eine unerschöpfliche Fundgrube sein, woraus die ersprießlichsten Winke für den Geschäftsbetrieb zu haben, jeder Fortschritt, jede neue Erfindung im Gebiete der technischen Herstellung von Büchern und Kunstactikcln zu erfahren, die Be wegung der deutschen Presse, ihre Verzweigung und zunehmende Ausbreitung nach außerdeutschen und überseeischen Ländern in zu verlässigen , tabellarischen Aufstellungen ersichtlich wäre; — mit einem Worte, es könnte ein nach allen Seiten hin nützlich wir kendes Institut und ein Zcugniß deutschen Fleißes für die Mit- und Nachwelt sein. Was aber ist das Börsenblatt heute? — — — Und kann man von einem anständig besoldeten Nedacteur wirklich nicht mehr verlangen, als Eorrccturlescn und Manuscript- fehler-Angabcn, die früher meist auch und ohne viel Wesens davon zu machen, wenigstens mit viel geringerer Selbstgefälligkeit aus den Manuskripten entfernt wurden? Ich will zugeben, daß dem Hrn. Nedacteur zu manchen Auf gaben seines Berufes, selbst nach der einen oder andern soeben an- gcdcutcten Seite hin, die Befähigung nicht abgehe Aber cs scheint, als ob der geschäftsüberladenc Mann durch die Lieblingsrichtungen, i» denen er sich bewegt, schon so übermäßig in Anspruch genommen sei, daß er zur Ausführung einer wie oben angedcutctcn Wirksam keit und mancher anderen, durch seine Stellung so nahe gelegten Anregungen die Zeit nicht findet, und in diesem Falle würde man wohl die Anfrage wegen Ucbernahme des säuern Redactionsamtes an ein verdientes Mitglied des Vorstandes der hiesigen Buchhändlcr- corporation zu richten haben, der mich in ganz unzweideutigen Worten versicherte, „wenn er noch lünger wäre, so hätte er gar nicht übel Lust, um ein so risikoloses und so einträgliches Geschäft, welckes man zudem ganz nebenbei besorgen könne, sich selber noch zu be werben !" Die Verhältnisse des Börsenbl. wollte ich in dieser Eaniatc- versammlung zur Sprache bringen. Gezwungen, in Familienange legenheiten kurz vor der Messe zu verreisen, habe ich erst Montag nach Eantatc zurückkommen können. Vielleicht, daß mir meine nächste Wintermuße Zeit bietet, die hier nur angedeutcten Uebel- stände und deren Hebung weiter auszuführen und nachzuwciscn, wie viel dazu gehört, um als schlechter Nedacteur zu gelten, und wiederum wie wenig, um von gewissen Seiten her als guter ge priesen zu werden. Heute genügt es mir, auf die angeführten Ungehörigkciten die Blicke der Mitglieder des Börsenvereins hinzulenkc» und die weitere Erörterung der Frage: Was ist das Börsenblatt jetzt? dcn geneigten Lesern zu überlassen, meinen heutigen Artikel aber mit der wiederholten Aufforderung an den Vorstand des Böcsenvcreins zu schließen, eine gründliche Reform des Börsenbl. in seinem redac- tionellen Theilc schleunigst in die Hand nehmen und energisch durch führen zu wollen.
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