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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1859
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1859
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18590711
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1374 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 86. 11. Juli. Zuletzt geht das souveräne Belieben des Hrn. Redakteurs noch : scnbl. seit hinge den Tummelplatz persönlicher Streitigkeiten bildet soweit, daß er sich crdreistct, mir die Zeilenzahl verschreiben zu wol len, welche ich auf meine Rechtfertigung in unscrm eignen Organ verwenden dürfet) Unwillkürlich drangt sich hierbei zuerst die Frage auf: in wel cher Absicht erfolgte die Zulassung des Gerstäcker'schcn Angriffs? Was und wem konnte die Aufnahme dieser Pcovocation nützen?^) Da nun, wie anzunchmcn, kaum Jemand Nutzen daraus zu ziehen vermöchte, da sich Hr. Gcrstäcker ebenso wenig besondere Ver dienste um den Gcsammtbuchhandel oder auch nur um das Börsenbl. erworben har, um vielleicht damit den Abdruck seines Artikels im redaktionellen Thcile des Börsenbl. zu rechtfertigen, so bleibt, fragt man nach dem Zweck der Zulassung, nur eine Vcrmulhung, und diese gereicht der Redaction eben nicht zum Vorlhcil. Man hat schon vielfach darüber geklagt, daß die Theilnahmc an der Erörterung unserer Gesammtintcressen von Tag zu Tag ab- nrhme. Niemand wird behaupten wollen, daß ein Ersatz dafür in der Pflege des Streites und der Persönlichkeiten liege. Man wird auch nicht zugcben, daß wir geistig so heruntergekommen, um den an sich sehr kostbaren Raum des redaktionellen Thciles des Börsenbl. ä laut peix mit ganz werthloscn Dcclamationcn und Wahrheitsver drehungen füllen zu müssen! Kann auch die Rcdaclion dafür nichts, wenn eine gewisse Lau heit immermehr überhand nimmt; dafür aber mache ich sic verant wortlich, wenn das Gute, was etwa die Spalten des redaktionellen Theilcs des Börsenbl. aufzuweisen haben, im Wüste der Persön lichkeiten untergeht; wenn infolge dessen zuletzt ein Jeder nur noch dann zur Feder greift, wenn ihn dazu sein persönliches Interesse nöihigl! Schreiber dieses beklagt es, und sicher mit den Besten unseres Standes, daß gewisse redaktionelle Tendenzen einerseits in der Gleichgültigkeit Vieler, andererseits in einer noch weniger rühmlichen Eigenschaft der großen Menge ihren Stützpunkt haben. Wir Alle wissen es, daß jeder Artikel, durch welchen „Einem etwas am Zeuge geflickt wird", ein großes vor innerem Kitzel schmunzelndes Publicum findet! 6) Stände der Fall, der mir zu gegenwärtiger Rüge die unmit telbare Veranlassung gibt, vereinzelt da, so wäre zu hoffen, daß der geehrte Vorstand des Börscnvercins von selbst Gelegenheit nehmen werde, den Hrn. Redakteur über seine Stellung aufzuklären und in die gebührenden Schranken zu verweisen. Da aber das Bör- a) Wie wenig hierbei von einem „souveränen Belieben" die Rede sein kann, und vielmehr nur die pflichtmäßige Wahrung der Interessen des Börsenbl. in Frage gekommen ist, geht nachstehend aus der ein schlägigen Stelle eines Schreibens hervor, welches wir infolge einer vor läufigen Anmeldung der Spamer'schcn Entgegnung an denselben gerichtet haben. — Wir schrieben: - Nachdem Sie in Ihrer vorläufigen An zeige schreiben, daß Sie außer dem zunächst angekündigten Abdruck des betreffenden Schlußprotokolls auch noch eine „Darstellung des wirklichen Sachverhalts, an welcher Sie soeben arbeiten", veröffentlichen würden, so gestalten Sie uns, um etwaigen Weiterungen voczubeugcn, die gleich zeitige Bemerkung, daß wir dem fraglichen Streite keinen zweiten Ar tikel von Ihnen widmen könnten, sofern dessen Inhalt nicht selbstständiges Interesse beanspruchte, und geben es daher Ihrem Bedenken anheim, die beabsichtigten zwei Mirtheilungen gleich in eine zusammenzufaffen. Da bei baben wir im übrigen uns vorzubchallen, nach Einsicht Ihrer Aus arbeitung eventuell auf den §.22. des Preßgesctzes zurückkommcn zu dürfen, welcher bei der Verpflichtung zur Aufnahme von Berichtigungen auch den Umfang derselben vorgesehen hat .... " Die Red. 5) Siehe Anmerkung I. Die Red. ti) Man vergleiche unser redaktionelles Programm in Nr. I. des Börsenbl. 1856, wo es u. a. heißt: „An die Stelle von Kundgebungen des Unmuths und von Verdächtigungen, die viel öfter Aergerniß als Nutzen bieten, werden wir uns freuen, Mirtheilungen zu erhalten, die Jedermann zu Nutz und Frommen dienen, so daß ein freudiger Eifer sich kund thut, zum Besten des Gemeinwohls das Beste zu geben." Die Red. und zur Ablagerung des ärgerlichsten Skandals und meist kleinlicher, die Allgemeinheit wenig oder gar nicht intcressircndcr Zänkereien dient 7), da die Taktlosigkeit und willkürliche Parteinahme der Re daktion immer offener und ungeschcutcr zu Tage tritt, ohne daß die zur Aufsicht Berufenen sich gemüßigt sähen, gegen solches Unwesen einzuschrcilcn — scheint cs mir endlich an der Zeit, hier öffentlich die Stimme zu erheben und den löblichen Vorstand zu ersuchen, er möge einer würdigeren Haltung unseres Organs die nöthige Auf merksamkeit zuwcndcn. Das Börsenbl. ist Eigenlhum des Börscnvercins; von ihm wird es ge- und erhalten. Seine nächste Aufgabe besteht daher in der Förderung der Geschäftsinteressen des Vereins sowohl, wie sei ner einzelnen Mitglieder. Hieraus ergibt sich als Pflicht des vom Verein gewählten, angcstclltcn und besoldeten Redakteurs: erstens, j warme und einsichtsvolle Theilnahmc an Allem, was dem Gedeihen des Vereins zu nützen, sein Ansehen nach Innen und nach Außen zu erhöhen vermag; zweitens, strengste Unparteilichkeit, wo cs sich um Meinungsverschiedenheiten der Mitglieder untereinander han delt, und unbedingte Zurückweisung jedes von Nichtmilgliedern oder gar von Nichtberufsgenosscn herrührenden Artikels, wenn er direkte oder indirekte Feindseligkeiten gegen Mitglieder des Vereins enthält. Ein Redakteur des Börsenbl., der durch Begünstigung von scandalisirenden und aufreizenden Artikeln den Frieden im Innern ^ stören und das Ansehen unseres Standes nach Außen compromittircn ^ hilft; der sich zum gehorsamen Diener hoch- und edclmögendcr Herren gebrauchen läßt; der sich in die Abhängigkeit einer Eoteric begibt, und diejenigen Vereinsmitglicüer, welche Farbe bekennen, durch Mittheilung gegen sic gerichteter Angriffe und der Inserate von Eoncurccnten vor deren Abdruck in Vorlhcil setzt, während er sol chen Vereinsmitgliedcrn, die nicht das Glück haben, pe»on»e fra ise zu sein, dergleichen Mirtheilungen vorenthäll, ja die Aufnahme ihrer Entgegnungen verweigert, hinzieht oder erschwert, der unbe rechtigten, außer dem Verein stehenden Personen, sobald es in sei nen Kram paßt, bereitwilligst gestattet, gegen Vcrcinsmitglicder im Börsenbl. und sogar auf eigene Kosten des Vereins, zu Felde zu ziehen; ein solcher Redakteur, behaupte ich, genügt den uner läßlichsten Pflichten nicht, welche sein Amt ihm aufcrlcgl. Er scha det der Gesammtheit nicht minder, wie deni Einzelnen, ganz abge sehen davon, daß er dem Angegriffenen die Zeit raubt, die der Ge schäftsmann wahrlich stets besser verwccthen kann, als zur beständ igen Abwehr grundloser Verdächtigungen und Anschuldigungen, womit jeder Störenfried unter einer solchen Redaktion sich breit machen darf. (In einer minder bewegten Zeit mag man dergleichen Friedcnsbcuch weniger hart verurthcilcn. Gegenwärtig aber zeugt es von wenig anständiger Gesinnung, wenn durch die Taktlosigkeit der Redaktion dem Eorps der Störenfriede gewissermaßen der Zu lauf gesichert wird. Denn es gehört meines Erachtens eine sehr geringe Dosis gesunden Menschenverstandes dazu, um zu begreifen, 7) Eine statistische Zusammenstellung der Zahl der persönlichen Aer- gernisse, welche in den letzten Jahrgängen des Börsenbl. und welche in den frühern Vorkommen, würde die schlagendste Antwort auf diese leicht fertige Anschuldigung darbieten. Die Red. 8) Diese schwere Beschuldigung gegen meine Berufstreue darf ich nicht mit Stillschweigen übergehen, und habe zu bedauern, daß Hr. Spa nier mit seiner Schreibseligkeit mir sogar den Vorwurf einer „Ver leumdung" abndlhigt. Ist er wirklich der Ehrenmann, der er sich auf jeder dritten Seite seiner berühmten Schrift „Vehme oder Justiz?" zu sein berühmt, so erwarte und fordere ich, daß er mir die Beispiele zu seiner Anklage nicht schuldig bleibt. Außerdem müßte ich glauben, daß die „hausbackene Moral, welche in allen Dingen mir der allereinfach- stcn Ehrlichkeit in Verbindung mit dem gemeinen Menschenverstände am weitesten zu kommen glaubt", nur ein Flicken mehr auf dem zerrissenen Mantel des modernen Diogenes sei. Julius Krauß.
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