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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1859
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1859-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1859
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- Deutsch
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- Saxonica
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Nichtamtlicher Th eil. Ucber den Mangel an brauchbaren Gehilfen. Die Klage über unbrauchbare Gehilfen wird so allgemein und häufig erhoben,— noch in Nr. 44. des Börsenblattes ward sie aufs neue ausgesprochen — daß es sich wohl verlohnt, näher daraus cin- zugchen, worin die Ursache zu diesem Ucbclstande liegen möge, und wie ihm abzuhelfcn sei. In jenem Artikel (Aus den Gehilfenkreisen. I.) ward dem Um stande, daß man durch die Zeugnisse so häufig irccgeführt werde, die Schuld des häufigen Engagements unbrauchbarer Leute und des dadurch veranlaßten raschen Wechselns zugeschoben, und ward als Schutzmittel die Errichtung einer Art Eontrolbureau in Leipzig vor- gcschlagen, indem der Principal an die Eommissionärc die Schatten seiten der abgchenden Gehilfen berichte. Abgesehen davon, daß diese Maaßregel sehr bedenklich ist, in dem sie der Rachsucht, Bosheit und Bornirtheit zuviel Vorschub leisten kann, so ist sic auch unausführbar und unzulänglich, denn die Grundursache wird durch diese Maaßregel nicht hinweggeräumt — wir meinen den Leichtsinn, ja häufig die Gewissenlosigkeit, mit der ein so großer Thcil der Principale bei der Wahl und Aus bildung der Lehrlinge verfährt. Referent arbeitete einst nacheinander in drei Handlungen, in denen er jedesmal Lehrlinge antraf, die — mirsbilo «iiolu! — nicht im Stande waren, orthographisch zu schreiben, viel weniger so viel Kenntnisse besaßen, daß sie einen Brief aufsctzen, oder ein Buch in die gehörige Wissenschaft einreihen konnten. Man halte dies nicht für übertrieben; bei Nachfragen wird man erfahren, daß dies fast in der Hälfte aller Handlungen gewöhnlich der Fall ist. Und wie werden diese Leute ausgebildet? Man frage wieder und wird hören, daß sie meist mit Bindfadenknüpfen, Maculaturglätten, Austragen und Packen von Journalen und Packeten, kurz mit Arbeiten beschäf tigt werden, die dem Marklhelfer zukommen. So geht die größere Hälfte der Lehrzeit vorüber, etwas müssen die Leute doch können, und so lernen sie Frachtbriefe und Avise, allenfalls eine Ansichts- factur, die ihnen dictirt wird, schreiben, Journale expcdiren, inSor- timentshandlungen gewöhnlich noch die Leihbibliothek führen; in Verlagsgeschäften ein bischen ausliefern. Sind sie dann in der letzten Zeit noch ein wenig „ans Buch" gekommen, so wissen sie sicher genug, um dem Lehrherrn Ehre zu machen- Und leider ist die Handlungsbibliothek häufig durch nichts, als die allcrnothwendigsten Kataloge vertreten, und man wird es kaum glauben, daß dem Ehcf einer renvmmirten österreichischen Handlung die Eristenz der Hoep- stein'schcn und Rottner'schen Lehrbücher, die man doch auch in der kleinsten Handlung finden sollte, gänzlich unbekannt war. Wo soll nun der Lehrling, dem oft auch die allergeringste An leitung abgcht, etwas lernen, wenn ihm auch die Mittel zum Selbst unterricht fehlen? Wahrlich Jeder, der, wie Referent, einen intel ligenten und gewissenhaften Lehrherrn besessen hat oder besitzt, kann Gott nicht genug dafür danken. Eonscquentermaßen ist das Resultat eines solchen Verfahrens, daß die Leute weder mit den dem Gehilfen zukommenden Arbeiten vertraut sind, noch einen Ueberblick über das Ganze haben: kurz daß sie unbrauchbar sind. Kaum engagirt, werden sie wieder entlas sen, und wenn sie sich auf diese Weise drei bis vier Jahre umher- getriebcn haben, so suchen sie aus diesem Elende herauszukommen, indem sic sich irgendwo etabliren; was sie freilich als Principale leisten, fühlen die Verleger oft sehr empfindlich. Daß jetzt so viele neue Etablissements auftauchen, die wie Pilze kommen und vergehen, ist großentheils in diesem Ucbclstande zu suchen; ein auffallendes Beispiel hatten wir voriges Jahr, wo uns ein Eircular zukam, dessen Unterzeichner nach bestandener Lehr zeit, binnen 2 Jahren, die er nur Gehilfe gewesen, 8 Engagements gehabt hatte, von denen er die schönsten Zeugnisse am Fuße des Eirculars abdruckte. Die schlechte Wahl und Ausbildung der Lehrlinge ist der größte Schaden und die größte Schande des deutschen Buchhandels, der denn doch ein Stand ist, auf den man stolz sein dürfte. Ein Ein zelner kann hier nur Unbedeutendes leisten, aber — conooräis res psrvae cresount — sollte der Börsenvorstand nicht einen einstim migen Beschluß erzielen können, daß jedes Börsenmitglicd sein Eh renwort darauf ablcge, „nur solche Leute zu Lehrlingen annchmcn zu wollen, welche die nöthigen Vorkenntnisse (etwaReife für Prima) besitzen, und diesen die nöthige Ausbildung durch Unterweisung und eine genügende Handlungsbibliothek gewissenhaft angedeihen zu lassen". Dies scheint uns der einzige Weg zu sein, auf welchem ein gu tcs Resultat erzielt werden kann, denn so erfreulich auch eine Ein richtung, wie die der Leipziger Lehranstalt für Buchhandlungslehr linge ist, so kommt dies doch nur verhältnißmäßig Wenigen zugut, und ist nur in wenigen, größeren Städten ein ähnliches Institut ausführbar. Es würde gewiß allen rechtlich Denkenden angenehm sein, woll ten sich über diesen wichtigen Gegenstand andere Stimmen, vielleicht von Mitgliedern des Börsenvorstandes, im Börsenblatt vernehmen lassen. N. St. O. G. Aus den Gehilfenkreisen. VII.*) Nachdem die sogenannte „schwarze Liste", welche seit 1857 vorhanden ist, erst jetzt zur öffentlichen Sprache kam, und von Seite der Gehilfen eine so vielfache Vertheidigung findet, will der Einsender dieser Zeilen nur auf einen Umstand aufmerksam machen. Es wird nämlich in Nr. 49. erklärt, daß an der Liste 30—40 Gehilfen zusammengetragen haben. Sehr zu beklagen ist es, daß der Buchhandel so viele junge — Leute hat, die sich das Recht an- massen, über achtbare Principale zu Gericht zu sitzen, und zwar in einer Weise, welche, abgesehen von den beigefügten trivialen Ver sen, der Wahrheit geradezu ins Gesicht schlägt. Es kommt z. B. eine Firma vor, die noch nie einen Wechsel hatte, und welche seit ihrem Bestehen drei Eommis beschäftigt, dann wieder eine Firma, welche aus ihrer Schule schon tüchtige Mitglieder unsers Buchhan dels hervorgehen sah und seit 30 Jahren ihres Bestehens nur selten Veränderungen hatte, dagegen Gehilfen, die 6, 10 und 20 Jahre blieben. M. VIII. Vor kurzem wurde mir von befreundeter Hand die sogenannte „schwarze Liste" mit der Bemerkung zugesandt, ich hätte schon drei Jahre das Vergnügen, Mitglied derselben zu sein. Wenngleich ich nun gar kein Gewicht darauf lege, mich von Gehilfen, welche vor allem einige Reinigung unter sich vornehmen sollten, angcschwärzt und verleumdet zu sehen, so rathc ich denselben doch, zur Wahrung ihrer Ehre erst genaue Erkundigungen über jene Principale einziehen zu wollen, deren Namen sie ihrem leicht fertigen Machwerke einzureihcn beabsichtigen. *> Vl. S. Nr. 70.
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