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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1917
- Strukturtyp
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- 1917-01-16
- Erscheinungsdatum
- 16.01.1917
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- Deutsch
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^ 12, 16. Januar 1917. Redaktioneller Teil. mehr seinem Einkaufspreis zuschlägt, seine Waren in größerem Umfange fest etnkaufi und das mit einrechnen muß, was ihm davon liegen bleibt. Er hat auch vergessen, daß es neben den »aufleuten, die auf eigenes Wagnis einkausen, den sehr großen Ltand der Zwischen, und Ausfuyrhändler gibt, die lediglich den festen Verkauf von Waren vermitteln, und die als Vermittler in der Mehrzahl mit einem Aufschlag von 5—10"/» rechnen. Es bleibt dem Urteil des einzelnen überlassen, zu entscheiden, nach welcher Seite der Sortimentsbuchhändler neigt, ob er mehr die Rolle eines Vermittlers oder eines Käufers auf eigene Rechnung ausfiillt. Die richtige Entscheidung scheint mir in der Mitte zu liegen und damit den geltenden Rabatt zu rechtfertigen. Es hieße allzuoft Gesagtes wiederholen, wollten wir noch mals betonen, daß wir es für durchaus wünschenswert und selbst, verständlich halten, da, wo es irgend geht, auch bei wissenschaft lichen Werken den Rabatt zu erhöhen und allen Sonderverwen dungen durch Sonderrabatt und Freiexenrplare entsprechend ent gegenzukommen. Wir bitten nur die Herren vom Sortiment, endlich anzuerkennen, daß eine allgemein schematische Begrenzung des Rabatts auf 30 "/» nach unten hin nicht angängig und daß bei einer großen Anzahl von Werken und Zeitschriften nach wie vor aus rein wirtschaftlichen Gründen eine Änderung ausge schlossen ist. Der Buchhandel als Schrittmacher. (Zum 50. Geburtstage von Auguste Slipper, 2 2. Iauuar 1917.) Ein halbes Jahrhundert Eröeulebeu. — Wohl jedem, der es durch wandern mußte oder durfte, hat es viel gebracht und viel genommen. Glücklich der, der herauszuspiiren meint, daß von allem Vorbeigerausch ten die Arbeit das Schönste und Beste gewesen ist. Ist man aber daran, seiner Arbeit nachzusinnen und sie heraus- zuschäleu als das, was, nach des alten Gattesmannes Wort, das Le ben köstlich machte, so kommt mau bald auch zu den Menschen oder den Faktoren, die hemmend oder fördernd, helfend oder störend ein- gegriffen haben. Für Leute von der schwarzen Zunft taucht dann der Buchhändler auf. Der Buchhändler mit seiner weitreichenden Befugnis, seiner lastenden oder schiebenden Hand, mit seinem Gewähren oder Versagen. Zwar, so weit geht ja seine Macht nicht, daß er erdrosseln könnte, ivas die Unsterblichkeit oder auch nur ein besonders kraftvolles Leben in sich trägt. Auch nicht so weit, daß er aus einem Homunkulus, den etwa die Zauberin Mode verfertigt hat, ein richtiges lebendiges Wesen machen oder einen von geschäftigen Machern galvanisierten Leichnam in ein kraftvolles Dasein rufen könnte. Aber er kann einem Blich die Wanderung fröhlich oder mühselig gestalten, kann ihm Türen auf stoßen und zuhalten, Wege ebnen oder verrammeln. Wieviel das ist, weiß jeder, der schon einmal ein Geisteskind auf die Fahrt geschickt hat. Wohl die meisten Schaffenden erleben jenen Kampf und Krampf, der ihnen das Hinausgeben ihres Werkes zu Not und Schmerz macht. Und dabei spüren sie doch, daß das in ihrem Innersten Geborene, wie alles Geborene, losgelöst und in ein eigenes Leben, eine eigene Um welt gestellt sein will. Was Form gewinnt, ist auch schon fiir irgend einen preisbildenden Markt bestimmt und darf nicht zurück. Wenn Sa turn seine Sprößlinge wieder verschlingt, so hat man entschieden das Gefühl, daß er damit ihren Lebenszweck gewaltsam umdeutet. Müssen also die Geisteskinder hinaus, so haben auch ihre Urheber das Recht, zu denken: Wenn schon — denn schon! lind sie haben das Recht und die Pflicht, sich gut und freundschaft lich zu stellen mit denjenigen, die berufen und imstande sind, die Kin der freundlich zu geleiten oder mürrisch im Stich zu lassen, ihnen zu ihrem Fortkommen behilflich zu sein oder sie in die Ecke zu drücken. Also, ihr Schreiberslcute, ob ihr nun fünfzigjährig seid oder nicht: machet Euch Freunde unter den Buchhändlern, damit sie Eure Geistcs- kindcr wohl aufnehmcn und gut geleiten! Korntal. A u g u st e S p p p e r. Kleine Mitteilungen. Zum 125jährigen Bestehen von Baumgartner s Buchhandlung in Leipzig. — Wie wir bereits in unserer Nummer vom 4. d. M. kurz berichten konnten, bestand an diesem Tage die Verlagsfirma Baum- gärtner's Buchhandlung in Leipzig 125 Jahre, und es dürfte vielleicht für manche unserer Leser Interesse bieten, noch einige nähere Angaben über diese altangesehcne Verlagsbuchhandlung zu erhalten. Der Gründer derselben, Friedrich Gotthelf Baumgärtner, geb. am 14. 9. 1759, gest. 29. 11. 1843, war von Schneeberg im Sächsischen Erzgebirge nach Leipzig gekommen, wo sein Vater Christian Gatthilf (1720—1793) als Ltadtrichler und Senator, dann seit 1786 als Bür germeister lebte. Er halte in Leipzig seit 1779 die Universität bezogen und danach, nach Vornahme einer größeren, über ein Jahr lang dau ernden Reise nach Spanien, die er in Gemeinschaft mit dem Geh. Kawmerrat Christian Gottlob Frege, dem Urgroßvater des Ende vori gen Jahres oerstorbenen Kammerherrn und früheren Neichstagövize- prüsidenten Ilr. Arnold von Krege-Weltzien, gemacht hatte, in der juristischen Praxis sich weiter ausgebildet. Da sich ihm jedoch Gelegen heit bot, die Lchladebach'sche Buchhandlung zu erwerben, kaufte er das Unternehmen vom Besitzer, dem Buchhändler Schirmer, für ca. 1500 Taler und gründete hiermit am 4. Januar 1792 die noch jetzt bestehende Verlagsbuchhandlung, wobei Schirmer selbst zu einem Jahresgehalt von 200 Talern als erster Gehilfe mit übernommen wurde. Das erste eigene Verlagswerk war »Die Kunst, Karte zu schla gen«. Zwei Nebengeschäfte, das Jndustriecomptoir und die Spiel kartenfabrik in Berlin, gab er später wieder ab, das erstere an seinen Bruder Heinrich, die letztere an seinen Bruder Otto. Eine von ihm in Schneeberg errichtete Filiale mußte, weil nicht genügend rentierend, wieder ausgegeben werden. Das Geschäftslokal befand sich in der ersten Zeit in der Nikolai strabe neben dem Cubaschschen Haus, dann aber einige Zeit auf dem Neumarkt neben der Hohen Lilie und hierauf dauernd in der Peters- straße gegenüber dem Hotel de Baviere. Der Buchhandel im allge meinen hatte aber seinen Sitz auf dem Altmarkt, der Grimmaischen Straße, der Nikolai- und Nitterstraße. Auf der Petersstraße war noch nie eine Buchhandlung gewesen, und so beschwerten sich die Markthelfer der anderen Geschäfte über die weite Entfernung, worauf ihnen der Baumgärtnersche Markthelfer im Namen seines Herrn übermütiger Weise und ohne jede Ermächtigung ein Paar neue Stiefel für jeden zum nächsten Weihnachtsfeste versprach — eine Sache, die ihm, als die Stiefel ausblieben, Prügel von den geprellten Markthelfern zuzog. Wie unerschütterlich Friedrich Gotthelf bei einem einmal gefaßten Ent schluß beharrte, beweist Folgendes: Als das Büchlein »Thot oder die Wissenschaft, in die Zukunft zu sehen« gedruckt werden sollte, ließ sich der Breitkopf k Härtelsche Faktor aumeldeu, »er habe das Manuskript durchgelcsen und rate als ehrlicher Mann vom Druck ab, da unaus bleiblich nur Makulatur gedruckt werden würde«. Nichtsdestoweniger verblieb es bei der einmal angeordneten Drucklegung, ja die Zuver sicht auf einen Erfolg war so groß, daß auf eine weitere Auflage binnen Jahresfrist bestimmt gerechnet und dem Faktor zugesagt wurde, ihn alsdann mit 4 Pferden nach Naschwitz zu fahren. Naschwitz und Zöbig ker waren damals die beliebten Nachmittagsausflugsorte der Leipziger, namentlich das erstere. Die erste Auflage in Höhe von 1000 Exem plaren wurde noch vor Ablauf der Frist abgesetzt und der Faktor mit vier Pferden nach Naschwitz gefahren, wo er einen vergnügten Nachmit tag verlebte. Eine Fortsetzung des Büchleins »Thot« wurde übrigens kurze Zeit danach durch besonderes Reskript aus Dresden untersagt, da in dem erschienenen Band die inzwischen wirklich eingetretene Hin richtung des Königs Ludwig XVI. vorausgesagt worden war. Originell waren damals zuweilen die Mittel, Reklame zu machen. So kündigte die Baumgürtner'sche Buchhandlung eines Tages an, sie finde es höchst unrecht, sich der Bezeichnung »Demoiselle« statt des deut schen Wortes »Fräulein« zu bedienen, und habe eine kleine Flugschrift hierüber drucken lassen, die in ihrem Geschäftslokal unentgeltlich zu Diensten stehe. An den folgenden Tagen drängte sich die Damenwelt massenhaft im Geschäft und gewöhnte sich so dorthin. Baumgärtner war in den ersten Geschäftsjahren besonders eng befreundet mit seinem Schneeberger Schulkameraden Gottfried Chri stoph Härtel, der alsdann 1796 in die Firma Breitkopf L Härtel ein trat, und mit dem er in der Hainstraße während einiger Zeit sogar ein gemeinsames Bureau hatte. Er rühmt ihn in seinen hinter- lassenen, 1836 niedcrgeschriebenen Lebenserinnerungen als einen treff lichen und sehr unterrichteten Mann, der sehr gediegene Sprachkennt- nisse besessen habe und dabei ein guter Zeichner gewesen sei. Härtel, der vorher (1789—1794) Hauslehrer beim Grafen Schönburg in Glau chau gewesen war, in den Jahren 1794—1796 aber ohne besonderen Beruf lebte und sich damals eigentlich der diplomatischen Karriere zu widmen gedachte, unterstützte ihn vielfach in der Korrespon denz mit den Autoren. Sein Verlagsgcschäft führte Baumgärtncr bis zum Jahre 1825 in erfolgreicher Weise weiter und sicherte ihm einen hohen Rang im Leipziger Verlagsbuchhandel. Auch sonst war er ein vielfach sich aus zeichnender und angesehener Mann. Von der Wittenberger Universi tät wurde er 1808 zum vr. pkil., von der Universität Jena 1814 zum vr. iur. promoviert, 1816 vom König von Preußen zum Kgl. Preußi schen Generalkonsul, 1820 zum Geh. Hofrat und Ritter des Roten Adlerordens ernannt. Seine Abhandlungen »Ideen über das politische Gleichgewicht von Europa« und »Ideen über die Bildung eines freien 47
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