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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1859
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1859-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1859
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- Deutsch
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^17 49, 27. April. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 837 sichtsvollen Tone gegen Andere gelangen, der dem Manne so wohl steht, welcher gewöhnlich aber erst dadurch erlangt wird, daß man seine schwachen Kräfte an ein ordentliches Ziel gewagt und damit einige Sclbstkenntniß erlangt hat. Ein wirklicher Höhepunkt von Bildung verschmäht den Schulmeisterten, nur der Halbcultur ist es eigen, die Ueberlegenheit ihrer Intelligenz vor vermeintlich schwächeren Kräften geltend zu machen. Wir haben den Ton des Verfassers einen gereizten genannt, der sich aus der Ungunst seiner Erfahrungen erkläre. Diese Annahme ist nothwendig, denn anders müßten wir mit ihm zu Gericht gehen über Ausdrücke wie „räudige Schafe", „schlechte Subjecte" u. s. w , die er zudem in so ausgedehnter Weise zur Anwendung bringt, daß man auf massenhafte Erfahrungen seinerseits schließen muß. Neh men wir auf die Besonderheit seiner Erfahrungen den nöthigen Be dacht, so bleibt doch stets die erste Regel für das Auftreten in einem öffentlichen Organ, die Formen des Anstandes zu beobachten. Dies hat der Verfasser entschieden nicht gethan. Nicht der Gehilfcnstand, der Buchhandel in seiner Gesammtheil muß sich durch den ange schlagenen Ton verletzt fühlen. Der Buchhandel ist es sich selbst schuldig, keine schlechten Subjecte unter sich anzuerkennen, und in Wirklichkeit ist seine Verfassung so, daß schlechte Subjecte keinen großen Schauplatz für ihre Handlungen darin finden; um sie un schädlich zu machen, dazu bedarf es nicht erst der Pcoscriplionslisten. Wer auf eine solche Stufe der Verkommenheit sinkt, daß ihm jenes Prädical mit Recht bcigelegt werden kann, der verzichtet damit auf den Ehrennamen einer Corporation, die bei allen übrigen Ständen in hoher Achtung steht, und welche ihr Ansehen zuvörderst dadurch gefährden würde, wenn sie ihre Selbstachtung preisgeben wollte. Ein Mitglied des Leipziger Gehilfen-Vereins. IN. Unter obiger Überschrift erschien in Nr. 44. d. Bl. ein Aufsatz, der einen Gegenstand ans Licht zieht, welcher bester ganz im Dun kel geblieben wäre; da die Sache jedoch einmal heraufbeschworen worden ist, so sei es auch einer Stimme aus den Gchilfenkreisen er- erlaubt, sich darüber zu äußern. Der Hr. Verfasser des erwähn ten Artikels scheint die Sache von Beginn an sehr parteiisch aufzu fasten, das geht schon aus der Einleitung seines Aussatzes hervor, wo er sagt „Wer Schmutz angreift ic". Soviel dem Schreiber dieser Zeilen bekannt, ging die er wähnte Liste nicht von einem einzelnen, sondern von einem größeren Kreise von Gehilfen aus, und dürften sich in demselben doch auch Leute befunden haben, die Ansprüche auf Ehrenhaftigkeit machen können; die Liste soll jedoch Anfangs nur für einen kleinen Kreis bestimmt gewesen sein und sich erst später weiter verbreitet haben. Daß taugliche Gehilfen äußerst selten sind, wenigstens im Ver- hällniß^ur Gesammtzahl der Gehilfen überhaupt, ist eine bekannte Thatsache, jedoch ist auch die Zahl der tüchtigen und guten Gehilfen noch keine so gar geringe, wie der Hr. Vers, des erwähnten Auf satzes zu glauben scheint, und ein ordentlicher (wenn auch strenger) Principal wird stets auch gute Arbeiter finden, wenn er dieselben zu würdigen und zu fesseln weiß. Daß auf der erwähnten Liste ehrenwerthe Firmen stehen, ist aber noch gar kein Beweis gegen die selbe, indem man hier den Begriff der Firma streng von der Per sönlichkeit des Principals trennen muß. Der Grund nun , daß die Zahl der nicht tauglichen Gehilfen eine so überwiegende ist, liegt wohl weniger darin, daß auch schlechten Leuten gute Zeugnisse ertheilt werden von den Principalen, sondern vielmehr in der Leichtigkeit, mit der die meisten Principale junge Leute ohne genügende Vorkenntnisse und Schulbildung als Lehr linge annehmen, und in der gänzliche» Gleichgültigkeit, mit der diese jungen Leute nachher überwacht odervielmehr nichtüberwacht werden. Sechoundzwanzlgstcr Jahrgang. Zum heutigen Buchhandel gehört offenbar mehr als eine ge wöhnliche Bürgerschulbildung; wenn man aber sieht, wie die jungen Leute mit 13 und 14 Jahren, kaum den Kinderschuhen entwachsen, aus irgend einer gewöhnlichen Schule und ohne sich vom Buch handel eine rechte Vorstellung machen zu können, in ein Geschäft cintreten, wie dieselben dann durch 4 Jahre in den meisten Fällen nur zu mechanischen Arbeiten verwendet und nachher als fertige Ge hilfen in die Welt geschickt werden, dann darf man sich nicht wun dern, daß so viele untüchtige Kräfte unter der Gehilfenwelt gefunden werden. Hielten sämmtliche Principale den Grundsatz fest, nur Lehrlinge von mindestens 16 Jahren und mehr als ganz gewöhnlicher Schul bildung anzunehmen, so würden sich viele derUebelstände vermindert haben, die der Hr. Verfasser des oben erwähnten Artikels mit so vie len Andern beklagt. Um nun wieder auf die betreffende Liste zu kommen, so sind ja die darauf stehenden Handlungen dadurch noch nicht proscribirt, sondern es ist nur zur Vorsicht angerathen. Schreiber dieses hat in Handlungen, welche auf jener Liste (kill, mit Auszeichnung) floriren, Jahre lang servirt und zählt die in denselben zugcbrachte Zeit unter die glücklichsten Tage seines Lebens, wie auch die ausgezeichneten Zeugnisse, die derselbe von den be treffenden Hrn. Principalen aufweisen kann, für ihn sprechen, es sind jedoch sehr oft nicht die Kenntnisse und guten Eigenschaften deS Gehilfen, die es mit sich bringen, daß ec sich die Zufriedenheit und das Vertrauen des Principals erwirbt, sondern es kommt viel darauf an, ob die Charaktere von Principal und Gehilfen zusammenpassen oder nicht. Diese Bemerkung werden gewiß viele Gehilfen gemacht haben, ebenso die, daß allerdings in den meisten Fällen es an dem Gehilfen lag, wenn Grund zur Unzufriedenheit vorlag, auf der an dern Seite hat aber Schreiber dieses auch wieder Gelegenheit ge habt zu beobachten, daß anerkannt tüchtige, fleißige und in jeder Hin sicht ausgezeichnete Gehilfen von den Chefs gleichfalls ausgezeich neter und „bewährter" Firmen auf die unverantwortlichste Weise chicanirt wurden, trotz der eifrigen Bemühungen dem Principale zu genügen. Welche Mittel hat denn nun der Gehilfe in der Hand, sich vor derartiger Behandlung zu schützen? — Keine, denn auch der Vor sichtigste kann in einer Handlung ein Placement annehmen, mit deren Principal er sich beim besten Willen nicht vertragen kann. Die betreffende Liste bietet dann immer demjenigen, der keine Ge legenheit hat, mit Collegen zusammenzukommen, und der folglich wenig von der außer seinem engeren Kreise liegenden Welt hört, einen kleinen Anhalt und Fingerzeig; ein vernünftiger Gehilfe wird sich ohnehin gewiß nicht von dieser Liste allein bestimmen lassen, sondern dieselbe wird ihn nur veranlassen, Erkundigungen ein zuziehen, die dann jedenfalls ein sichereres Resultat liefern. Es würde vielen der Hrn. Principale auch sicher nicht an genehm sein, wenn sie stets den wahren Grund einer Kündigung von ihrer Seite angeben müßten, und es würden dabei oft sehr komische Dinge zum Vorschein kommen; in vielen Fällen sind eS gewiß nicht die Gehilfen, sondern die Principale, welche die Oeffent- lichkeit zu scheuen hätten. Wollten nun die Hrn. Principale von der Reciprocität Ge brauch machen, so würde dies zum mindesten sehr unedel sein, denn Gehilfen findet jeder Principal, während mancher wirklich gute Gehilfe lange vergeblich nach einer Stelle suchen muß, ab gesehen davon, daß der Fall weit öfter Vorkommen müßte, daß tüch tige Gehilfen auf diese Weise gebrandmarkt würden, als es vor kommt, daß gute, ehrenwerthe „Principale" auf jener Liste prangen. Schließlich noch die Bemerkung, daß Schreiber dieses durchaus 115
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