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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1859
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1859-03-30
- Erscheinungsdatum
- 30.03.1859
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- Deutsch
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636 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 38, 30. März. Nationalhochmuth ncuc Nahrung zuzuführen. Ucbcr all der Ruhm- rcdncrci wird cs ja aber wohl geschehen, daß man in nicht allzufcrncr Zeit im Ernste von einem cenkralisirtcn deutschen Buchhandel nicht mehr wird reden können. Die Sorglosigkeit, mit der man die neu aufstrebenden Eommissionsplätze Wien, Berlin, Stuttgart, Augs burg, Nürnberg, Frankfurt a. M- unter dem uralten Ecntralpunkt Leipzig aufkommen läßt, wird dies Resultat bald genug hcrbci- gcführt haben. Vergessen wir nicht, daß auch der deutsche Buch handel noch manchem Wunsche Raum läßt, und daß auch diesem Theil unseres industriellen Lebens sein obligates Zäpfchen nicht fehlt. Wir haben soeben den Finger auf einen offenbar wunden Fleck des deutschen Buchhandels gelegt, wohlan ihr Herren, gebt einmal einen lhatsächlichen Beweis von der Lebenskraft des centralisirtcn deutschen Buchhandels, indem Ihr durch monatliche Ucbcrsichten über den Stand des Marktes Euch zu der industriellen Höhe des nichtccntrali- sirten deutschen Waarenhandels erhebt. Daß hierdurch den Sorti mentern sowohl als deren Gläubigern, den Verlegern, ein unbe rechenbarer Vortheil erwachsen würde, bedarf wohl keines weiteren Beweises — von dem allgemeinen Interesse, das durch derartige statistische Nachweisungen über den Büchcrabsatz in der ganzen Na tion befriedigt würde, gar nicht zu reden. Doch kehren wir zu unserem Gegenstand zurück. Wir sind noch nicht zu Ende mit den Vortheilcn, die der Association dem Einzelgeschäft gegenüber bei Anlage eines hinlänglichen festen La gers zur Seite stehen. Wir rechnen hierzu weiterhin die Möglich keit eines billiger n Ankaufs mancher Werke und der hier durch gebotenen Ehanccn eines ungleich größeren Nutzens beim Verkauf oder doch eines ungleich stärkeren Absatzes mit geringerem Nutzen. Dieser Vortheil ist freilich nur dann zu erreichen, wenn die Association sich dazu versteht, den Ankauf einer sehr bedeutenden Anzahl von Ercmplarcn zu wagen, da nur in diesem Falle die Vcr- lagshandlung sich veranlaßt sehen wird, einen stärkeren Rabatt oder eine größere Anzahl von Freiexemplaren zu bewilligen. Eine solche gewagte Speculation kann jedoch die Association mit Rücksicht auf ihren stärkeren Absatz schon cingehen, während sic dem Einzelgeschäft in den meisten Fällen ohne Leichtsinn nicht möglich sein wird. Wir überschätzen jedoch keineswegs den praktischen Werth des hier be rührten Vortheils. Der Massenankauf ist unter allen Umständen weder rarhsam noch möglich. Es muß ein bestimmter bedeutender Absatz in Aussicht stehen, wenn derselbe Vortheil bringen soll, und auch die Association wird sich ihr Publicum und den Werth eines Werks erst sehr genau ansehen müssen, che sic sich zu solchen spccu- laliven Geschäften wird entschließen dürfen. Wir berühren freilich hiermit ein Geschäft, das von vielen un serer Sortimenter mit sehr ungünstigen Augen angesehen wird. Die Schleuderet— so nennt man die Sortimenter, welche unter dem Ladenpreis verkaufen — sind in den Augen vieler ihrer Herren Eollegen nicht viel besser als Schwindler, die anderen ehrlichen Men schen das Brod vorwegnchmen und das alte ehrbare Geschäft rui- niren, das Schleudergeschäft gilt vielfach als ein unruhiges Geschäft, zu dem sich ein Mann von Ehre und Reputation nicht hergcben darf. Doch gemach, ihr Herren! Das Brod wegnchmen, das Geschäft ruiniren, das sind Aeußccungcn, die wir wohl einem ehrsamen Zunft meister, nicht aber einem Buchhändler Nachsehen mögen. Daß der billigere Verkauf eines Buchs unehrenhaft ist, wenn er durch Nach druck ermöglicht wurde, werden wir gewiß nicht läugnen. Daß es aber auch unehrenhaft sein soll, ein Buch billiger zu verkaufen, wenn der rechtmäßige Verleger dasselbe aus irgend welchem Grunde zu einem billigeren Ankaufspreis abgelassen, das vermögen wir in der That nicht abzusehen. Es ist gewiß eine sehr schöne Sache um die gleichmäßigen festen Ladenpreise im deutschen Buchhandel, und wir verkennen gewiß am wenigsten, wie sehr ihre Stetigkeit geeignet ist, dem Buchhandel den vorzugsweise anständigen Charak ter vor jedem anderen Zweig des Dctailshandcls zu bewahren. Das Princip der festen Preise darf aber nicht.zum Freibrief für Schlen drian und Trägheit erhoben werden. Es gibt kein Product der Mcnschenarbcit, das nicht im Laufe der Zeit durch die Coucurccuz eine Preisermäßigung erfahren hätte. Daß diese nivcllircndc Wirkung der Eoncurrcnz ein Act freiwilliger Resignation gewesen, wird Niemand behaupten wollen; sie ist aber jedenfalls eine so allgemeine Erscheinung auf dem wirthschaftlichcn Gebiete, daß wir sie mit Recht als eins jener Gesetze ansehen dürfen, welche die Vorsehung zur Herstellung einer harmonischen Ordnung in das wirre Treiben der menschlichen Interessen gelegt hat. Soll das wesentliche Vehikel menschlicher Bildung, soll das gedruckte Wort des Geistes allein von dieser wohlthätigen Wirkung der Eon currcnz nicht altcrirt-werden dürfen? Der Buchhandel hat dankbar die Erfindung der Dampfprcsse, die Anwendung der Dampfmaschine bei der Papierfabrikation und die hierdurch bewirkte Ermäßigung der Bücherpreise sich gefallen lassen — auf welchen Titel hin will man cs dem Sortimenter verbieten, nun auch seinerseits einmal durch Thätigkeit und Umsicht zu einer weiteren Ermäßigung dieser Preise beizutragen? Wenn Gsellius in Berlin oder I. S. Meyer in Hamburg den Berliner und Hamburger Markt genau genug kennen, um für dies oder jenes Werk einen Massenankauf wagen zu dürfen, so mag dies vielleicht ihren Herren Eollegen sehr unbequem sein, unehrenhaft ist es aber gewiß nicht, es sichert diesen Herren vielmehr in unfern Augen die Ehre eines rührigen und umsichtigen Geschäftsbetriebs. Und diese Ehre, durch Fleiß und Anstrengung der Menschheit ihre Bildungsmittel immer mehr zugänglich zu machen, ist überhaupt die alleinige Ehre, die dem Buchhandel Gewinn ver spricht, keinenfalls aber können weder Ehre noch Klugheit eine Tä tigkeit verbieten, die bei allen übrigen Zweigen des Handels mit Recht als das charakteristische Merkmal kaufmännischer Tüchtigkeit an gesehen wird. Weniger erheblich, jedoch ebenfalls immerhin ecwähnenswerth, ist auch der Vortheil, der sich für die Association aus dem durch den größeren festen Vorrath an und für sich hervorge rufenen stärkeren Absatz ergeben dürfte. Je reicher ein Ge schäftsladen assortirt ist, um so verführerischer ist er für die Kauflust der ihn Besuchenden. Dies gilt für jedes Dctailgeschäft, es gilt vorzugsweise für das Sortiments-Geschäft. Es liegt ein cigenthüm- licher Reiz für den Gebildeten in dem Anblick der sauber gebundenen oder broschirten Bücher. Der Wunsch sic zu besitzen wird oft un widerstehlich rege bei ihrem Anblick. Gar manches Buch wird mit genommen, an dessen Kauf man gar nicht dachte, als man in den Buchladcn eintrat, und es gehört jedenfalls schon viel ökonomischer Sinn dazu und viel Festigkeit — die auch wieder erst nach theucr bezahltem Lehrgeld erworben werden — diesem Reiz zu widerstehen. Ob diese Käufe sich den pecuniären Verhältnissen des Einzelnen gegenüber hintennach alle rechtfertigen lassen, ist eine andere Frage, die den Buchhändler auch weiter nicht intcrcssirt. So viel wird uns indcß von Vielen bereitwillig zugestandcn werden, daß auch der hier geltend gemachte Vortheil nicht allzuweit ausgeholt und ge sucht ist. Dies sind die hauptsächlichsten Garantien, die einer Associa tion von Sortimentern für die Rentabilität einer angemessenen Ea- pital-Anlage in älteren Werken sich darbicten möchten. Daß dieselben Garantien auch für einen stärkeren Vorralh neuerer Werke gegeben sind, wenn die Zahl der von der Vcrlagshandlung s Condition be willigten Exemplare zum Zweck der Completirung des Lagers über schritten werden muß, bedarf wohl keines weiteren Beweises. Wir haben diesen Garantien zwar noch eine letzte hinzuzufügcn, halten jedoch die Erörterung derselben weiter unten für passender, und
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