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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1854
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1854-02-13
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1854
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- Deutsch
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257 1854.^j verehrungswürdige Persönlichkeit in noch schönerem Lichte durch die allzeit rege Theilnahme an den höchsten Interessen der Menschheit, an Religion und Freiheit. Ueber sein Verhalten während des deutschen Befreiungskriegs vermag ich nur die eine Thatsache mitzukheilen, die jedoch schon einen ungefähren Blick in seine damalige Gefühlswelt thun läßt, daß er seinen Ausläufer von Kopf zu Fuß, vom Helm bis zum Rei terroß ausrüstete und der deutschen Armee folgen hieß. Seinen Haß gegen Napoleon harte er wiederholt ausgesprochen. Die Hoffnun gen des Jahres 1848 theilte sein Herz mit jugendlicher Wärme, und dem Gedanken einer deutsch-nationalen Wiedergeburt auf der Grund lage bürgerlicher Freiheit ist er bis zum Tode treu geblieben. Die Lösung der gegenwärtigen Zeilfragen beschäftigte ihn noch, man darf sagen, in den letzten Zügen — gewiß das herrlichste Zeugniß einer großen Seele! Was ihn bewog, aus dem Freimaurerorden, dem er eine Zeit lang angehörte, zu scheiden, ist natürlich allen Laien ein Rälhsel ge blieben. In epischer Ruhe, in stetem Arbeiten für sich und die Welt, verfloß ein Jahr seines in sich gefesteten, zufriedenen Daseins in das andere. Unbekannt mit Einzelheiten seiner literar- Wirksamkeit für die Interessen des Buchhandels aus früherer Zeit, erinnere ich nur an einen Aufsatz „Zur Can tareversammlung der Buchhändler 1851"*), wo er sein Wort gegen die Eingriffe des Antiquarhandels erhob und uns zurufl: „Wahrlich es ist Zeit, daß wir unser Geschäft als würdigen Beruf wieder höhcrstellen und an dem Würdigen und Tüchtigen sest- halten, wie unsere Vordern, statt es blos als Handel und Erwerb zu betrachten und ausbeutcn zu wollen nach Lust und Gier." Eine andere für seine Ansichten bedeutsame Stelle findet sich in einem Flugblatte unter dem Titel „zur Examinationsfrage beim deut. Buchhandel." „Das Unglück unserer Zeit" — schreibt er dort — „ist das Streben, daß Alles nur durch Schule und Lehrbücher ge bildet, Alles, vom Pferd bis zum Esel, dressirt werden soll in geistli chen und weltlichen Dingen, so daß nichts mehr nöthig sein wird, als Uniform und Kaputze." „Unser deut. Buchhändlerstand sproßt aus anderm Boden, er ist so recht geeignet zur Selb stbildung und Veredlung- Im steten Umgänge mit einer Welt non Menschen, die entweder humane Bil dung besitzen oder bildungslustig und fähig sind, getragen von der Wissenschaft und Literatur in ihrem ganzen Umfange, dadurch mit der ganzen Welt in Verbindung gebracht, nicht blos durch Handel und Wandel, sondern durch das Bedürfniß des freien geistigen Ver kehrs, bedarf cs nur der Hilfe und Fähigkeiten ihren Stand und Be ruf begreifender Le h rherren, um taugliche Lehrlinge heranzu bilden, sie von der Pike an durch Lehre und Erfahrung zum Ge schäfte tauglich zu machen, vor allem Bescheidenheit und Anspruchs losigkeit ihnen auf die Reise mitzugcbcn, die ihnen bei ihrem Aus tritte aus den Lehrjahren so gewiß in der Folge zu statten kommen, als ihr Stand es im Allgemeinen mit sich bringt, im Stillen ehrlich und treu zu wirken, dabei Freisinn und Urtheil zu stärken, wozu Ma terial genug unter die Hände kommt " Die gerechte und wohlver diente Anerkennung von Seite der Berufsgcnofsen blieb nicht aus. Das Vertrauen der Gcsammlheit betraute ihn in den Jahren 1888 —40 mit der Leitung der Vereinsangelegenheilcn als Börsen- vorstand. Ende des Jahres 1851 erhielt er von der hies. Universität das Doktor-Diplom. I dacn Heidelb. Jahrbüchern wird dieses freudige Ereigniß, wie folgt, erzählt: Die philosophische Fakultät beschloß nämlich am 5. August, dem hiesigen Buchhändler Jacob Ehristian Benjamin Mohr zur Feier seiner fünfzigjährig en Wirksamkeit und in Anerkennung seiner vielfachen Verdienste um die Wissenschaft, wie insbesondere um unsere Universität, die Doctorwürdc donoris causa zu erthei- len: demgemäß brachte eine Deputation der Fakultät die Glückwün sche derselben unter Ueberceichung des Diploms dem Jubilar dar, von welchem es in dem Diplom heißt: gui guingnaxinta sblliuc au- >N8 0um aesclemis nostra instaurarolur, librvrum commercium köre ex- stinctum revocsvit, süxit, promovit, atque ut clovmni reliteraria, ita äe ipsa nostra acaclemis eZregie promeruit; in memorism muneris oute ilecem lustra susoepti et summa cum Iionore summaguv civium exisli- mations peraoti! Eben so erfolgte auch von Seitendes akademischen Senats eine besondere Abordnung an den Jubilar, um ihm die Glückwünsche der gesammten akademischen Corporation darzubringen. Aber nicht blos in Heidelberg, sondern auch an andern Orten unseres gemeinsamen Vaterlandes gab sich die Theinahme an dieser Feier auf gleiche Weise kund, obwohl der Jubilar eine größere Feier, wie sie allgemein gewünscht worden war, abgelehnt hatte. Von dem Vereine derF ra n kfu r ter, wie von dem Gremium der Leipziger Buchhändler und vom Vorstände der deutschen Buchhändler waren eigene Gratulationsschreiben an ihn, als „einen unserer Senioren und bedeutsamsten Stimmführer", eingelaufen. Ein ehrwürdiger Greis, aber noch geistesfrisch u. rüstig, arbei tete er in gewohnter Thätigkeit fort, bis ihn vergangenen Herbst eine Brustwaffersucht auf das Krankenlager warf. Nur seine starke Na tur ermöglichte seine Genesung u. Wicdcrerholung; aber seine Kräfte waren gebrochen, er ging zusehends zusammen. Am 22. Januar l. Js- hielt ihn ein plötzlicher Anfall wieder im Bette festj, Schwäche u. Brustbeklemmung traten ein. Am 29. Januar früh Hörle die Ner- venthätigkeir allmälich auf, bis er endlich nach 3 Uhr des Nachm, sanft u. ruhig verschied. — I. C. B. Mohr war ein Charakter, wie sie unsere Zeit nur noch selten erzeugt. Religiös ohne Festhalten an starren Dogmen, bcthatiglc er die praktischen Lehren des Ebristenlhums in jeder seiner Handlungen; energisch protestircn d gegen alle Autoritätsanma ßung, huldigte er unbedingt dem Prinzip der freien Forschung, wie dem der Oberherrschaft des Geistes über den Buchstaben. Keines Vorurthcils u. keiner Leidenschaft Sklave; keiner wechselnden Sitte, keinem Beispiel Anderer gedankenlos folgend; in seinen nach reifli cher Erwägung gefaßten Entschlüssen standhaft wie des Nordens Sterne, — war ec ein Muster deutscher Biederkeit u. Ehrenhaftig keit, entschiedenen Freisinns u. edler Mäßigung, der Milde u. des Wohlwollens. Ec kannte keine Fehde wegen Ansichten, kein gering schätziges Benehmen, als da, wo es, wo beides an seinem Orte war. Von allen bochgeschätzt, die ihn kannten, u. unvergeßlich denen, die ihm nahe standen, bot er das Bild völliger Zufriedenheit mit sich selbst, innerer u. äußerer Heiterkeit u. war er, was Herder von Göthe rühmt, — „in jedem Schritt ein Man n." — Heidelberg, im Februar 1854. Jos. Gabr- Findel. August Hesse in Gratz. Die feierlichen Frühklänge des letzten Sonntags im Jänner vermischten sich mit dem letzten Hauche, der die Seele eines unserer Standcsgenossen in die Gefilde des Friedens cmporhob. August Hesse endete am 29. Janr- nach längeren Leiden im Alter von 35 Jahren. Kurz war die Dauer seines Wirkens, doch sichert cs ihm ein ehrendes Andenken im großen Kreise seiner Bcrufsgenossen. Vom fernen Strande der Nordsee in das reizende Land der norischen Al pen versetzt, erblühte ihm vor sieben Jahren, durch Uebernahme der Ki e n re ich'schen Sorcimcntshandlung in Gratz, eine Selbstständig- *) Börsenblatt 1851 Nr- 43.
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