10Ü10 «örs-nblau,. d. Dt,chn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. Zk 207. 6. September 1911. Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung Theodor Weicher, Leipzig Ende September erscheint: Fritz Reuter-Kalender (D auf das Jahr 1912 herausgegeben von Professor vr. Karl Theodor Gaedertz Mit 12 Bildertafeln und 4 Tafeln Silhouetten „Reuter-Kalender" ist wieder da! Was er wohl diesmal, für das Jahr 1912 bringt? Vor -^2 allem die erste Veröffentlichung des umfangreichen Schlußkapitels der „Llrgeschicht von Meckeln- borg". Als Adolf Wilbrandt die nachgelassenen Schriften Fritz Reuters 1874 herausgab, fanden aus räumlichen Gründen nur zwölf Kapitel Platz. Das dreizehnte blieb ungedruckt. In einem dem Heraus geber des .Reuter-Kalender", Professor Karl Theodor Gaedertz, von Adolf Wilbrandt noch kurz vor seinem Leimgange eingehändigten Briefe des großen plattdeutschen Dichters heißt es: „Ich arbeite gerade in ungeheurer Leiterkeit daran." Lind in der Tat, soviel goldener Lumor und geistreiche Satire, wie dies letzte, ganz köstliche Kapitel enthält, bietet kaum eins der schon bekannten Abschnitte der „Llrgeschicht". Man kommt faktisch aus dem Lachen nicht heraus. Gerade jetzt, wo die Verfaffungsfrage in Mecklenburg die Gemüter beschäftigt, wird diese bei aller Laune und Lustigkeit des Ernstes nicht entbehrende drastische Darstellung der patriarchalischen sozialen Zustände im Obotritenreich zur Zeit der Pharaonen, die mit „Dörchläuchting" ein Bündnis eingehen, die weitesten Kreise in Nord und Süd fesseln und jedem ge bildeten Leser zu denken geben. Ebensosehr ein hochdeutscher Wahlaufsatz des Deputierten Reuter aus dem Jahre 1848: „Über die politische Dummheit", worin zum erstenmal die Armut als von der „Powerteh" kommend erklärt wird. Poetischen Wert haben fünf bisher noch nicht publizierte Platt- deutschePoltcrabendgedichteaus demPrivatbesihedes Großherzogs vonMecklenburg-Schwerin. Stimmungs voll ist eine ungedruckte Episode aus der „Franzosentid". Die lustigste Figur dieser Erzählung, Fritz Sahlmann, sowie seinen Chef, den originellen Amtshauptmann Weber, behandelt ein aus den Akten geschöpfter Aufsatz. Zwei Essays schildern Reuter als Zeichner und Turner, mit meisterhaften, von ihm selbst herrührenden Skizzen. Ein Gang durch die verflossene Reuter-Ausstellung im Künstler- und Abgeordnetenhaus« zu Berlin wird durch prachtvolle Abbildungen illustriert. Prof. Matthias, Rektor des Realgymnasiums zu Plauen, betrachtet die „Stromtid" als Schule für das Leben. Linker dem hervorragend schönen Buchschmuck erfreuen besonders die sein ausgeführten Silhouetten von Lelene Bettelheim-Gabillon zu „Woans ik tau 'ne Fru kämm". Das Kalendarium gibt eine durch die Monate fortlaufende Charakteristik von Bräsigs Christentum. Kurz und gut, der „Reuter-Kalender auf das Jahr 1912" bietet äußerlich wie innerlich eine überraschende Fülle des Neuen und Interessanten. — Bezugsbedingungen: Geheftet M. l.20 ord., M. —.90 no., M. —.85 bar Gebunden M. 2.— ord., M. 1.50 no., M. 1.40 bar Partie 7/6