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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1850
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- Erscheinungsdatum
- 18.10.1850
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- Deutsch
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1287 1850.) selbstverständlich oft viele 100, ja Bücher. Die Frachtpreise für den Centner Guts sind so die Reparation auf das einzelne Buch in der Regel Bruchtheilpfennige betragen würde; in keinem Falle, selbst bei der größten geographischen Entfernung, er richt die Fracht eine solche Höhe, daß der Ladenpreis des Buches einer Erhöhung unterliegen müßte. Auf diese Weise allein ist es möglich und hierdurch allein erklär bar, daß z-B. ein Schulbuch, welches in Zürich 5 Ngr. kostet, auch in Memel für denselben Preis zu haben ist. Um aber diesen Geschäftsgang nicht nur zu ermöglichen, sondern in ungestört und lebendiger Bewegung zu erhalten, hat Leipzig nicht allein ein kolossales Bücherdepot, sondern es hat sich auch nach und nach die Einrichtung herausgebildet, daß viele kleinere und größere Büchersendungen, welche eine auswärtige Buchhandlung an die andere macht, zunächst nach Leipzig gesandt und von hier aus durch die Com- missionäre an die einzelnen Adressaten befördert werden. So ist es denn endlich durch langjährige Sorgfalt und Anstren gung gelungen, Leipzig zum Mittelpunkt des ganzen buchhändlerischen Verkehrs heranzubilden, diesen selbst aber zu dem zu machen, was ec in seinem lausendarmigen Mechanismus jetzt ist. Die unendlichen Folgen, welche dies Alles für unfern Platz hat und welche noch jetzt von Tage zu Tage an Bedeutung wachsen, hier nur in kurzen Umrissen anzudeuten, wird zur Vervollständigung der Gesammtanschauung unerläßlich seyn. Dadurch daß a) jeder auswärtige Buchhändler in Leipzig seinen Eommissionär hat, der alle seine Geschäftsangelegenheiten besorgt und an wel chen ohnehin alle seine Verlagsartikel zum weiteren Vertriebe ge sendet werden müssen, ist es gekommen, daß viele derselben sich veranlaßt gesehen haben, ihre Verlagsartikel statt in ihrem Wohn orte gleich in Leipzig drucken zu lassen. In Folge solcher Auf träge, die sich von Jahr zu Jahr gesteigert haben, sind b) eine Menge Druckereien und Papierhandlungen entstanden, ha ben sich Holzschneider, Stahlstecher, Lithographen, Coloristen und Buchbinder hier niedergelassen, welche mit ihren Familien in reg samer Gewecbthätigkeit ihren anständigen Lebensunterhalt gewin nen. Ja gerade dieses buchhändlerische Eommissionsgeschäft ist es, welches in seinem nie stillstehenden Kreisläufe vielen hundert Familien bis in die untersten Branchen gewerblicher Thätigkeit herab das Brod giebt. Nehmen wir z. B. Seiler, Packtuch- und Pappfabrikanten rc., so spielt der viele Tausende von Thalern überschreitende Bedarf von Packmaterial keine geringe Rolle in dem Gewecbsertrage dieser Classen von Arbeitern. Daß in Folge dieser Zusammenströmung des Buchhandels in ei nen Centralpunkt und des hieraus fließenden Gewinnes sich e) eine Menge von Verlags- und Sortimentshandlungen, Antiqua ren rc. hier niederzulassen veranlaßt sahen, bedarf als natürliche Folge des dargestellten Sachverhältnisses keiner weitern Erörterung. Sie, als bloße sekundäre Erscheinungen des Commissionsgeschäf- les, müssen mit diesem stehen und fallen. Die Zahl Derer, die dadurch ihr Brod finden, muß nach Tausenden gerechnet werden, wenn man auch ä) ganz davon absehen wollte, daß nur darin der alleinige Grund dafür zu suchen ist, daß Leipzig der unbestrittene Sitz einer hohen Bildung und eines unausgesetzten wissenschaftlichen Strebens ge worden ist. Gerade in diesem Umstande liegt die Veranlassung dazu, daß viele Gelehrte sich hierher wenden, um, angeregt von denBuchhändlern, ihre wissenschaftlichen Erzeugnisse derOeffent- lichkeit zu übergeben; gerade hierin ist die Ursache zu suchen, daß jede Autorität in Kunst und Wissenschaft nach der Anerkennung deS nichts weniger als umfangreichen Leipzigs strebt, daß sich hier mehr keimende Talente als an jedem anderen Orte entfalten und für ihr Gedeihen eine geeignete Stätte finden. Daß e) die auswärtigen Buchhandlungen große Summen für ihre Lo cale in Leipzig zahlen müssen, hat auf die Steigerung desGrund- werthes ebenso wenig seinen Einfluß verleugnet, als der umfas sende Transitoverkehr dieses Commissionsgeschäftes Posten und Eisenbahnen auf denselben als auf eine nichts weniger als un wichtige Verkchrspotenz schauen läßt. Betrachtet man endlich l) den Endpunkt eines jeden buchhändlcrischcn Geschäftsjahres, die Ostermcsse, so tritt die Wirkung dieses bis zur höchsten Aus bildung gebrachten Organismus in den kolossalsten Formen her vor. Die gesummten auswärtigen Buchhändler müssen ent weder selbst zur Abrechnung mit den ganzen Deutschen Buch handlungen, von denen sie in Jahresfrist Bücher bezogen haben, nach Leipzig mit ihren Fonds kommen, um nach erfolgter Ver gleichung der Rcchnungsconten ihre Saldi« zu decken, rcsp. die ihnen zukommcnden Beträge cntgegenzunehmcn, oder sic müssen ihren Commissionären die betreffenden Summen cinscnden, um ibre Rechnungen mit allen Geschäftsfreunden auszugleichen. Daß die in dessen Folge zusammenströmendcn Summen Millio nen betragen, bedarf wol keiner Ausführung, cs kann bei der noto rischen Großartigkeit dieses Geschäfts dies eben nicht anders seyn — allein cs stellt zugleich die ungeheure Wichtigkeit dieses ganzen In dustriezweiges so außer Zweifel, daß selbst die höchste Finanzstelle des Staates das gewichtigste Bedenken tragen muß, ein Glied aus dieser complicirten Gcschäftsketlc zu reißen, durch welches möglicher Weise das ganze Gebäude erschüttert und einem allfälligcn Ruin entgegcn- gcführt werden könnte. In ganz Europa cxistirt für diese Art des Geschäftsverkehrs keine Analogie, daher ist auch kein Preßgcsctz irgend eines Landes des übrigen Continents auf denselben anwendbar. Die eigenlhümliche Stellung Leipzigs als Stapelplatz des ge summten Deutschen Buchhandelsjbedarf deshalb auch in dieser Be ziehung einer eigenthümlichen Auffassung. Ihre Wichtigkeit be rechtigt sic, eine ganz besondere Berücksichtigung in einem Sächsischen Preßgcsetzc zu beanspruchen. Will die Hohe königl. Staalsregierung, wie in dem gegen wärtigen Entwürfe ausgesprochen ist, ihren kritischen Maßstab an solche Bücher legen, welche die Commissionärc als Transite gut zu spcdircn haben, will sie dieselben wegen des Inhalts solcher Mas sen, die in Tausenden von Centnern alljährlich hier durchlaufen, verantwortlich machen, will sic fremdes, ihrer temporären Verwaltung anvcrlrautcs Eigcnthum hier gar consisciren, so wird sic unzweifel haft das ganze Eommissionsgeschäft zu Grunde richten. Die auswärtigen Buchhandlungen sind nicht an Leipzig gefes selt, sondern haben sich nur durch Jahrhunderte nach und nach daran gewöhnt, dasselbe als ihren nothwcndigcn Vcrmittclungsplatz zu betrachten. Sie haben dies gcthan, weil die Hohe Staatsregierung stets be strebt gewesen ist, durch freisinnige Gesetze auch für das fremde Ei gcnthum die höchste Sorgfalt zu bewähren und jene also darin die erforderliche Garantie hierfür fanden. Dieser Gewohnheit sich zu entäußern, wenn die gewohnte Si cherheit mangelt, wird sie ihr eignes Interesse dann zwingen. Fehlt cs selbst in unserer Nähe nicht an Städten, welche eben so günstig als Leipzig zu diesem Zwecke gelegen sind, die überdies den Vorzug der größern Billigkeit haben, fehlt es nicht an Bestrebungen ungünstig gestimmter Regierungen, das beneidete Leipzig in dieser Beziehung seines Schmuckes zu berauben und damit Sachsen selbst einen empfindlichen Schlag zu versetzen — so ist nicht abzusehen.
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