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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1850
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1850
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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1291 1850 veranlaßt, daß seit dem Bestehen meines Geschäfts erst ein einziger*) von meinen Verlags- und Commissionsartikeln Seitens der Staats anwaltschaft, und noch dazu bis jetzt nur provisorisch, mit Beschlag be legt worden ist, obgleich sich die Anzahl der von mir gedruckten Schriften über 100, meisteniheils politischen Inhalts, beläuft. Leipzig, den 12.Octbr. 1850. Heinrich Matth es. *) Geständnisse eines evangelischen Predigers. Eine offene Enthül lung. der sittlichen Gebrechen und falschen Stellung deS Predigerstandes zur Gegenwart. Wien, 8. Oclbr. 1850. Ungewöhnliches Aufsehen macht hier eine Schrift, weniger ihres merkwürdigen Inhaltes wegen, als durch die mysteriöse Weise ihrer Veröffentlichung. Es sind dies die „Bekenntnisse eines Soldate n." Aus der Feder eines der Adjutanten des Kai sers wurden ursprünglich, unter seiner persönlichen Aufsicht, nur 30 Er- zur Vertheilung an die höchsten Personen gedruckt, worauf der Satz zerstört wurde. Nachdem von einer Partie mehrfach die lithographi sche Presse benutzt wurde, um die Schrift zu vervielfältigen, erschien diese plötzlich bei Jasper, Hügel u. Manz als selbständige Dra chme, und findet außerordentlichen Absatz, wurde aber auch in cs. 1000 Ex. bereits confiscirt und tritt die Majorität der Presse sehr energisch gegen dieses ulkca-reactionnaire Pamphlet auf. Zeitungen in den Dcrcinigten Staaten Nordamerika s. <AuS „ErwerdSzwelge, Fabrikwesen und Handel der V.-St. von N.-A. von C. L. Fiel sch mann, Stiittqare, I8S0, Frz. ötö h le r."> Die Anzahl dir Zeitungen, welche dermalen in den Vereinigten Staa ten erscheinen, mit Genauigkeit anzugeben, wäre eine höchst schwierige Auf gabe, indem mit jedem neuen Orte auch eine Zeitung ersteht, und da jene wie Pilze aufschießen, so müssen wir uns schon hinsichtlich dieser mit an nähernden Angaben zufrieden stellen. Im Jahr 1840 belief sich nach ofsiciellcn Angaben die Anzahl der Zei tungen auf 1404, wovon 138 täglich, 1141 wöchentlich und I2ä zwei- und dreimal die Woche erschienen. Man darf annehmen, daß die Zahl der Zeitungen jetzt circa 1800 beträgt. Das Zeitungswesen ist die Hauptarbeit für die Buchdruckereien, der Druck von Büchern wird als Nebensache betrachtet. Die Anglo-Ameri- kanischen Blätter unterscheiden sich von den Europäischen sowol nach Form, als Inhalt. Das Format ist fast grdßtentheils Großfolio, meistens 20— 30 Zoll hoch und 14—18 Zoll breit. Das Papier ist schön, die Typen scharf und neu, aber die Columncn und Zeilen sind oft nachlässig abge- theilt und leichtsinnig corrigirt, da man mit Zeit und Arbeit geizt. Die Folioseite ist gewöhnlich in 4 — 8 Spalten gethcilt, welche meist auf den ersten und letzten Seiten des Blattes, und nicht selten auch innen, auf der dritten, nichts als Anzeigen enthalten. Diese Anzeigen sind für einen gro ßen Theil der Lesewelt in einem Lande, wo Handel und Wandel das Stre ben der ganzen Bevölkerung bildet, die Hauptsache, und ein guter Zeitungs drucker sucht sie deßhalb auch möglichst augenfällig zu machen und auszu schmücken. Die ungeheure Menge solcher Anzeigen gebietet zwar diktato risch einen engen und kleinen Druck, dafür hilft man sich aber theils mit prachtvollen Ueberschriften. theils mit Vignetten. In den größten Han delsstädten sind die kaufmännischen Anzeigen alphabetisch geordnet, und hier muß man sich freilich mit einem großen Anfangsbuchstaben begnügen, außerdem aber treten die breitesten und schönverziertesten Etiquettcn in Versal-, Lapidar-, gothischen und anderen Schriften in ihr volles Licht. Der Kaufmann prahlt mit seinem „vr^ 6oocls" „Spring Llnocls"; ihm folgt der Speculant und setzt hinter sein „Land! Land!" 3 — 4 Ausrufer; der Arzt kündigt sich nicht selten mit der Verwahrungsformel „i>io Huaolcsr)" an, und läßt darauf ein Dutzend Panaceen folgen, wovon jede gleich un fehlbare Wirkung thut. Durch die Vignetten sucht immer ein Blatt das andere zu übertreffen. Der Haarkräusler steht auf einem Postament und träufelt aus seinem Fläschchen von der unschätzbaren Haartinctur; ge beugt und klatzköpfig nahen von der einen Seite die Hilfesuchenden, aber kaum ist der Himmelsthau auf sie gefallen, so stolzirt der dickbäuchige Banquier mit schwellendem Kraushaar auf der andern Seite davon, und die koquette Miß schlägt sich die bis zum Knie herabwallenden Locken in glänzende Flechten. Des Arztes Beruf stellt eine hübsche Landschaft mit der Scene des barmherzigen Samariters dar; der Zahnarzt wählt eine Schnur falscher Zähne; Pferde, Rindvieh, entlaufene Sclaven, Meubles, Oefen, Kochherde — Alles kommt in bunter Mischung durch einander. Diese Reihen der Anzeigen, zugleich mit dem Register der Marktpreis» der Ankunft und des Abganges der Dampf- und Paketboote überblickt der Geschäftsmann zuerst; und er überblickt sie schnell und leicht, theils wegen der angegebenen Hervorhebung derselben, theils auch, weil jedes Blatt noch eine andere, bestimmte, und seinen Lesern bald gewohnte Ordnung ange nommen har. Die Anzeigen theilcn sich nchmlich in stehende und vorüber gehende. Jene bleiben das ganze Jahr hindurch in den Blättern, und ent halten meist Firma, Wohnung und bleibende Artikel und Beschäftigungen des Handelsmannes, Fabrikanten, Arztes, Advocaten, rc. Keiner von die sen unterläßt es leicht, eine solche stehende Anzeige in einer oder mehreren Zeitungen zu bezahlen. Diese Anzeigen werden auf einem bestimmten Platze zusammen gerückt, und wer sie einmal gelesen hat, sicht sich der Mühe überhvbcn, die ganze Rubrik von Neuem durchzuschcn. Solche An zeigen enthält jedes Blatt, der übrige Inhalt mag seun, wie er sonst wolle. Der übrige Theil des Blattes zerfällt in entlehnte und Original-Ar tikel, welche zum schnellen! Ueberblick ebenfalls wieder ihre geschiedenen Plätze einnehmen. Jedes Blatt hat. meist auf der ersten Seile innen, seine besondere Rubrik, worunter außer den Originalaufsätzen des Redak teurs alle besonderen auf die Stadt, das County und den Staat des er scheinende» Blattes bezüglichen Bemerkungen und Nachrichten ausgenom men werden, oder, wenn sie zu groß sind, wenigstens ihr Vorhandenseyn in anderen Spalten angezeigt wird. Luch auf andere entlehnte Artikel, be sonders wenn sie dem Herausgeber in Hinsicht seiner Parteizwecke wichtig erscheinen, wird hier der Leser noch besonders aufmerksam gemacht- Vor allem aber, und unmittelbar unter jeder Rubrik, die durch den Adler der Vereinigten Staaten oder ein anderes Sinnbild angedeutet wird, findet man bei Partciblättern, wozu, beiläufig gesagt, etwa A der Amerikanischen Zeitungen gehören, die Namen der Candidaten, welche die zugehörige Par tei für die nächste Präsidentschaft aufstcllt. Was die Circulation der Blätter und ihre Unterstützung von Seiten des Publikums betrifft, so stehen die Amerikanischen in einem günstiger» Verhältnisse, als die Europäischen. Es ist einmal Grundsatz geworden, und die ganze Verfassung der einzelnen und der Vereinigten Staaten ist darauf gegründet, Laß Alles, was geschieht oder geschehen soll, öffentlich verhandelt werde. Das Publicum verlangt über Alles Aufklärung, weil cs sich über Alles ein Urtheil erlaubt. Da ist kein Candidat zu irgend einem Amte, der nicht vorher die Grundsätze, nach welchen er handeln wird, ja die einzelnen Maßregeln, die er unterstützen will, bekannt macht; da ist kein Gesetzesvorschlag, der nicht, bevor er in den Legislaturen entschieden wird, vor aller Welt besprochen wurde; da ist kein größeres Unternehmen der Ration oder der Compagnieen, sey es ein Canal oder eine Eisenbahn u. dergl., dessen Plan nicht jeder Bauer vorher prüfen will, ehe er einen Pfennig dazu herschickt. Kein Grundsatz würde hier mehr verabscheut wer den , als der in dem beliebten Deutschen Sprichwort enthaltene: Schuster bleib' bei deinem Leisten! Jeder urtheilt über Jedes, oder will wenigstens die Möglichkeit geboten wissen, seine berathende oder entscheidende Stimme dazu zu geben. Dieses Verlangen von der einen Seite, Alles zu wissen und zu bera- then, was vorgeht, und die Nothwendigkeit von der anderen, Alles vorzu legen, was geschehen soll, hat die so außerordentliche Zahl und Ausbreitung der öffentlichen Blätter in den Vereinigten Staaten hervorgerufen, welche nicht weniger von der Regierung als vom Volke unterstützt werden. Unter diesen Unterstützungen ist von Seiten der Centralregierung die Herabsetzung des Postgeldes zu nennen- Eine andere direkte Unterstützung wird den Zeitungen dadurch, daß die Regierungen der einzelnen Staaten und die Verwaltungsbehörden der Bezirke und Städte ihre ofsiciellcn Be kanntmachungen nicht in Einem, sondern mehreren und oft sehr vielen Blättern der Stadt, des County oder des Staats einrücken lassen und diese Einrückungen sehr anständig bezahlen. Auch die Herausgeber der Zeitungen selbst begünstigen gegenseitig ihr Geschäft durch ein auch an derwärts sehr nachahmungswerthes Uebereinkommen- Sie senden sich näm lich gegenseitig ihre Blätter unentgeltlich zu und sind meist liberal genug, keine Rücksicht darauf zu nehmen, ob sie ein vielleicht täglich erscheinendes gegen ein wöchentliches, oder eines, welches jährlich 10 Dollar kostet, gegen ein anderes von 2 Dollar austauschen. Man findet auf diese Weise in vielen Jeitungserpeditionen mehrere Hundert solcher Wechselblätter, die Nichts kosten, als eine gleiche Anzahl Exemplare der eigenen Zeitung. Eine weitere Unterstützung kommt von den Parteien, in deren Interesse die Blätter geschrieben werden. Es ist nicht selten der Fall, daß, wenn in einem Orte ein Blatt der einen Partei erscheint, welches großen Einfluß auf die Bewohner der Umgegend zu gewinnen droht, die andere Partei mit großen Aufopferungen ein Gegenblatt gründet und aufrecht erhält. Man findet daher nur selten einen kleinen Ort, wo nur ein Blatt er scheint. Die Hauptstütze findet endlich das Zeitungswesen in der Leselust des Publikums. Es giebt wenig Amerikaner, die nicht eine oder mehrere 182*
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