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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1850
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1850
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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1103 1850.) Pence oder seine Pfund Sterling beitragt, ist eo ipso ein Partner. Darum ist es auch dem Englischen Minister!» selbst in den ärgsten Zeilen nie eingefallen, irgend einen Theil der Postspedition als ein Princip des Privilegiums, der gouvernementalen Begünstigung heraus- zustellen. Um das zu thun, müßte man vorher das Volk in gewisse Elassen und Kategorien eintheilen, z. B. Christen, Deisten, Panthei sten, Eonstitutionelle, Demokraten rc., und bestimmen, welche im All gemeinen von den Rechten oder gewissen Rechten des Staatsbürgers ausgeschlossen seyn sollen. Aber so lange das Volk allgemeine Steuern zahlt, kann man keinen Theil desselben von irgend einem Theil der judiciellen oder administrativen Vortheile ausschließen — außer durch Parlamentsakte, d. h. wenn die ganze Nation es durch ihre Repräsentanten genehmigt. Eine Ausschließung der demokrati schen, oder irgend einer andern Partei-Presse von der Nutznießung ir gend eines Theiles der Postspedikion hätte daher in England erst vor das Parlament gebracht werden müssen; wäre aber nach unfern Be griffen, wie gesagt, so absurd, daß das vorschlagende Mitglied da durch höchstens für sich— eine Commission äe liinatico inguirenäo bezweckt hätte. Durch die En tzieh ung des Postdebits ist eineAnomalieDeut scher Posteinrichtungen zu Tage gekommen, die, von der Volkspartei gehörig benutzt, eine Entwickelung und Verbesserung des Post- und Journalwesens nach sich ziehen kann. Es ist nun offenbar, daß, wo nur immer und wenn nur immer der Staat (die Regierung) als ein Handeltreibender, ein Trasicant, Krämer aufkritt, er dieses, in geeig neten Fällen, wie im vorliegenden, gegen die Regierten benützen könnte. Auch findet dies in England und Nordamerika nicht statt, und John Bull würde es nie zugeben, daß die Regierung Tabak oder Salz oder Pulver verkaufen, mit Lotterieloosen mäkeln oder sich zum Krämer (8eslor) in Zeitungen herablassen würde. Da außer dem gesetz-erkann- ten Richterspruche gegen ein Blatt, jedes einzelne Blatt, keine an dere Procedur gegen die Presse möglich ist — und daher jedes Blatt, in- und ausländisch frei circuliren kann, so hätte die Englische Post auch einen schweren Stand, sich mit dem Debit des thüring'schen Landbolen und dem Kallras Olieonicls und all' den Blättern und Blättchen von Christiania bis an's Kap w. zu befassen. In London und allen Englischen Städten und Städtchen giebt cs Neuigkeits-Krämer (ne^vsvenelor.«), welche meistentheils auch Buch- und Papierhändler sind. DieseLäden sind, nebenbei zu bemerken, jeden Tag von früh bis spät Abends, auch am Sonntage offen; denn der Engländer geht an diesem Tage selten spazieren, ohne sich wenigstens ein Penny-Blatt als Gesellschafter mitzunehmen. Hak daher Jemand keinen Correspon- denten in London oder einem andern Orte, welcher für ihn in der Ex pedition auf ein gewünschtes Blatt subscribiren könnte — so wendet er sich an den ihm nächsten norvumai,, welcher dieses besorgt. Nun kann aber in England jedes Blatt, das einen Penny-Stempel löst, sich die Portofreiheit über ganz England (auch Frankreich, einige Colonien tc.) erwerben; politische Blätter müssen diesen Stempel lösen, wofür eine Art von Caution genommen wird. Har nun Jemand z. B. für die limes, l.iterar> Kacetio, oder irgend eine gestempelte Zeitung im Bureau subscribirt, so couvertirt dieses die Zeitung und schickt sie zur Post. Der ne>v->man nimmt die von ihm bestellten ungestempelten Blätter an sich, und schickt sie als Frachtcolli an seine Commissionairs in Liverpool, Manchester tc., von wo sic dann in die kleinern Städte verschickt werden. Für zwei Pence aber wird auch jedes ungestempelte Blatt über ganz England postmäßig befördert — aber wie gesagt nie durch die Königliche Post bezogen, welche blos nach dem Gesetze ge wisse Gewichte Papier versendet, ohne sich weder um deren Inhalt zu bekümmern, noch den ne>vsmen und Buchhändlern in's Handwerk zu pfuschen. Theurer sind die dergestalt bezogenen Journale nicht, denn die Provisionen, welche die Zeitungsexpeditionen jenen bewilligen, sind beträchtlich, bei der limes 20 pCt. und dergleichen. Es sind daher die demokratischen Blätter durch die Entziehung des Postdebits in Preußen blos auf jenen Fuß gesetzt — auf dem sich die Englischen von jeher alle befunden haben, und es handelt sich darum, indem man gegen jene speciellcBeeinträchtigung ankämpft, dergesamm- ten Journalistik noch neue Vortheile zu erringen. Wir schalten hier ein, daß alle nichtpolitischen wöchentlichen Blätter Londons, die auf Sonnabend und Sonntag vordatirt sind, schon am Donnerstag Morgens erscheinen — eben um Zeit zu gewinnen, denarbeitenden Volksclassen am Sonnabend oder Sonntag ihre Mußestunden auf heitern zu helfen. Wir sagen dies, um unsere demokratische Presse —> oder eigentlich alle Volks-Journalistik einzuladen, ihren Inhalt dem nach zu potenziren, daß er doch nicht gar so bald gehaltleer aus rauche, denn mit bloßen Novitäten läßt sich kein Volk gesund und feist auffütter». Wir schließen mit dem Vorschläge einer Adaptation des Debits Englischer Zeitungen an unsere Deutschen Verhältnisse. Man klagt über Mangel an Erwerb — dieser aber besteht größtentheils in Circrl- lation des Geldes, dessen Menge in einem Lande wo! ziemlich im mer dieselbe bleibt. Irgend kleine Gewerbsleute, Tabakkrämer, Schneider :c-, vorzüglich aber Papierhändler in den kleinen Städten Deutschlands sollten doch also bekannt machen, daß sie diese und diese Zeitungen und Journale verschleißen, Bestellungen auf sie annehmen. Damit wäre die Sache wol schon ziemlich singeleitet, denn ob die von den verschiedenen Expeditionen demnach abgesandten Blätter in einem Pakete durch die sogenannte fahrende Post, oder unter Krcuzcou- vert gesendet würden, würde dermal nur selten der schneller» Beförde rung im Wege stehen, da doch Alles meistens auf der Eisenbahn be fördert wird- Etwas theurer dürften unter Kreuzband beförderte Blätter etwa kommen, obgleich die bisher der Post bewilligte Provision nur den Verschleißern zu Gute kommen würde. Dieses neue Privat- Debit-System brächte aber auch neue Vortheile mit sich: 1) Da ein dergleichen Privatvecschleiß eben nur in seiner Viel fältigkeit Gewinn bringen könnte, so würde es sich wol finden, daß dadurch Blätter in Aufnahme kämen, die, obgleich gut gehalten, doch bishernicht dem o rdencl ichcn Postdebit anheimgefallen sind—etwa wegen ihrer wohlfeilen Preise w. 2) Da ein dergleichen Verschleiß nicht ohne eine Art von Waa- renlager (8tock in ti säs) stattsinden könnte, so würden zuweilen ein zelne Nummern von Journalen in Aufnahme kommen und eine grö ßere Verbreitung erhalten — mit welchem Detail sich doch königliche Postämter nicht wohl befassen wollten noch könnten. In England kann man im ganzen Lande irgend eine Nummer irgend eines Blattes für denselben Preis erhalten, als er in der Expedition kostet. Aus all' dem Vorhergehenden wäre demnach ersichtlich, daß die kürzlich beliebte Feststellung des Postdebils der Zeitungen als eine Be günstigung gouvernementaler (reactionairer?) Zeitschriften — an statt der unabhängigen Presse zu schaden, sie vielmehr auf den Weg wahrer Unabhängigkeit stellen würde; auch darum, weil sie ja auffor dert, hierfür mehr Principielles und Bleibendes zu liefern, dessen In teresse nicht mit dem Tage verlischt. Borromäus-Dereiil. Der Einsender des Aufsatzes über obgenannten Verein rc. in Nr. 71 des Böcs.-Bl-, 2. unterzeichnet, welcher, bei so groben Beschul digungen am Schlüsse seines Machwerkes, doch anonym auftritt, verdient nicht, daß man ihm gegenüber das Visir lüfte. Er kennt we der jenen Verein, noch die Statuten des Rhein.-Westphäl. Kreisver eins, und ist aller Logik baan — Wäre er gar ein Mitglied letzter» Ver eins, so könnte man ihn nur mit Bedauern als solches betrachten, da er so wenig am eignen Herde Bescheid weiß- — Möge er sich einmal aufrichtig fragen und eben so aufrichtig antworten: „was würdest du thun, wenn dir irgend Jemand — Verein oder nicht Verein, aber kein 156*
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