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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-02-13
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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RtdaMonrüer Teil. ^ 36, 13. Februar 1917. Muse, wie Benedix, Blumenthal, Kadelburg, L'Arronge, Moser, Schöniihan, Thoma u. a. wird auch der ernsten Kunst ein weiter Spielraum gelassen. Genannt seien nur aus dem Spielplan: Wallensteins Lager, Zopf und Schwert von Gutzkow; Goethes Geschwister und die Laune des Verliebten, Lessings Minna von Barnhelm, Der zerbrochene Krug von Kleist, Die versunkene Glocke von Gerhart Hauptmann, Ibsens Nora und Kolberg von Heyse. Das Theater, das nach einer gründlichen Auffrischung mit seinem Parkett, den Seitenlogen nnd zwei Rängen einen freund lichen, angenehmen Eindrnck macht, ist bei sehr mäßigen Eintritts preisen, die -für die Galerie nicht einmal eine halbe Mannschafts- tageslöhnung erreichen, fast immer ausverkauft, ein Beweis für die Notwendigkeit seiner Einrichtung. Während an den Sonntag abenden nur Heeresangehörige Zutritt haben, die oft erst nach langem Marsch zu dem Kunstgenuss kommen, werden die übrigen Vorstellungen auch von der -Einwohnerschaft rege -besucht. Und wenn »ran nur einmal Zeuge des echt deutschen Frohsinns war, der bei einem heiteren Spiele das Haus bis zum »Olymp« hinauf erfüllt, wenn man beobachtet hat, mit welch ungeteilter Auf merksamkeit und tiefer Ergriffenheit hier Lessings, Schillers und Goethes Worten gelauscht wird, dann dürfte man für unser zum großen Teil so unsagbar oberflächliches modisches Berliner Premiercnpubli-kum zu einem geradezu beschämenden Vergleich kommen. 'Natürlich kommt auch in alten Stücken neuer Kriegshumor zur Geltung, so wurden z. B. in der Altberliner Posse »Der Walzerkönig-- eingelegte Coupletstrophen über das stereotyp auf der Militärspeisekarte erscheinende Dörvgemüse und die Marme lade viel »nd herzlich belacht, ebenso wie des Komikers Trost worte »Gräme Dich nicht« in derselben Posse, von denen nur folgende Proben wi-eder-gegeben fein sollen: Gräme Dich nicht, Wenn Du auf Urlaub froh weiltest zu Hanse Und schließlich hörst nach längerer Panse, Daß Dein Urlaub, trcusorgender Gatte, Noch einen Sprössling zur Folge hatte; Meldet gar Zwillinge Dir der Bericht: Gräme Dich nicht I Gräme Dich nicht, Wenn heut trotz aller Kriedensprophcten Noch immer schmettern die Kriegs-Trompeten, Einmal nach langen Wochen nnd Tagen, Wird uns die Stunde der Heimkehr wohl schlagen, Bis dahin Muttern nach Hause bericht: Gräme Dich nicht! Ei» paar Monate nach der Eröffnung des Theaters wurde das kleine Orchester hauptsächlich aus Armierungssoldatcn, Bc- rufsmusikern und routinierten Dilettanten zusammengestellt. Zu erst mag die Musik keinen erheblichen Kunstgenuß dargestellt haben, denn den Schippcrhändcn wurde es doch bei aller Begei- sterung, den Kriegskameraden etwas Gutes zu bieten, recht schwer, die alte Fingerfertigkeit ans Geige und Cello zu erlangen. Aber Liebe zur Sache im Verein mit Ausdauer und Fleiß führte auch hier bald zum Ziel. Heute führt das Orchester nicht nur die Zwischenaktsmusik und Gesangspossen, sondern auch gute Konzertprogr-amme einwandfrei aus, z. B. wurden unter Leitung des Unteroffiziers Beck neben vielen neueren Kompositionen heiteren Charakters verschiedentlich Werke von Beethoven, Mozart, Mendelssohn, Weber, Wagner, Schumann, Grieg, Reger u. a. aufgesührt. So stellt das Kriegsthcater auch einen Schützengraben dar, in dem für deutsche Kultur gekämpft wird, und sein« Besucher nehmen aus ihm die besten Waffen mit hinaus ins Feld: neuen Lebensmut, Widerstandskraft nnd Siegeszuversicht. Kleine Mitteilungen. Herr Nitschmann erbost sich (vgl. Bbl. 1916, Nr. 276 u. 1917, Nr. 15). — Während in Nr. 2 des »Bnchhändlergilde-Blattes« noch der schwache Versuch einer Verteidigung der von Herrn Nitschmann so warn, empfohlenen Produktiv-, Bermcrtnngs- und Bezugsgenossen schaft gegen unsere Einwendungen gemacht wurde, weiß der Vater 138 dieses unglückseligen Geschöpfes ans unsere Erwiderung in Nr. 15 über haupt nichts mehr zu sagen. Aber es hieße den Charakter nnd die Fähigkeiten des Herrn Nitschmann verkennen, wenn man etwa von ihm erwarten wollte, was andere, weniger selbstbewußte, aber dafür ein sichtigere Gegner in seiner Lage tun würden. Er müßte nicht der »erfahrene Vercinspraktiker« sein, für den er sich wohl selbst hält, nicht den maßlosen Ehrgeiz besitze», die Nolle eines Reformators des deutschen Buchhandels zu spielen, wenn er schon am Beginn seiner Laufbahn umkehren nnd sich und anderen cingestehen würde, daß der von ihm empfohlene Weg ein Holzweg ist. Wer darf das von einem Manne verlangen, der gewohnt ist, sich an seinen eigenen Reden zu berauschen, nnd von der Vorzüglichkeit seiner Person wie der Tiefe seiner Einsicht so durchdrungen ist, daß er alle Andersdenkenden ent weder für Neider oder für Schwachtöpfe hält? So sucht er denn, ganz dem Gesetze seiner Natur folgend, zunächst die Person des Kritikers unschädlich zu machen, die sich ihm, Herrn Paul Nitschmann, entgegen stellt und den Mut — was sagen wir? -- die Frechheit besitzt, das, was er für Gold ansgibt, für altes, frisch geputztes Messing zn halten. Wie die Erfahrung lehrt, besteht das einfachste Mittel in solchen Fällen darin, einen unbequemen Warner zu verdächtigen und ihn nicht nur für einen dummen, sondern vor allem für einen schlechten Kerl zu erklä ren. Etwas bleibt ja bekanntlich immer hängen. Daher beschäftigt sein Aufsatz »Herr Thomas und die Kritik in Nr. 3 des »Bnchhändlergilde-Blattes« sich sehr viel mit Herrn Thoniac> sehr wenig mit der Kritik nnd gar nicht mit der Produktiv-, Verwer- tungs- und Bezugsgenossenschaft. Leider hat Herr Nitschmann nicht be dacht, daß einen Menschen, der nach seiner Meinung ohnehin schon eitel genug ist, eine solche Aufmerksamkeit, wie sie in dieser Heraushebnng liegt, nur noch eitler machen muß. Es ist uns deshalb fast »genier lich«, Herrn Nitschmann nicht in gleicher Weise dienen zu können, da seine längst in Ehrgeiz umgewandelte Eitelkeit einer Steigerung kaum noch fähig sein wird. »Genierlich« auch deswegen, weil ihm, im Gegen satz zu sonstigen Findern nnd Erfindern, die nicht genug über sich und ihr Werk hören können, auch diese paar Feilen wahrscheinlich wieder zu viel sein werden. Zur Sache daher, soweit hier davon gesprochen wer den kann. Charaktere wie Herr Nitschmann werden schwerlich begreifen können, daß andere sich aus Freude an der Arbeit betätigen, ohne dafür etwas anderes zu begehren als das Bewußtsein, ihre Pflicht zu tun. Zu dieser Pflicht gehört für einen Redakteur auch, der ihm anver- trauten Zeitung Ziel und Richtung zu geben und für einen Interessen ausgleich zu sorgen. Da das nicht immer durch lange Leitartikel ge schehen kann, die ja Herrn Nitschmann ohnehin ein Greuel sind, sobald sie sich gegen seinen Gcnossenschaftsplan richten, so müssen an ihrer Stelle hier und da »Schwänzchen« an Einsendungen gehängt werde». Auf diese Weise kann der Kurs eiugehalten werden, ohne den Einsen dern das Recht auf freie Meinungsäußerung zu verkürzen und unnö tigerweise bei den anderen Parteien böses Blut zu machen. Die »Schwänzchen« sind daher das Steuerruder der Redaktion, und wir wären schon sehr oft in die Tinte gesegelt, andere mit hineinziehend, wenn wir sie aus Bequemlichkeit oder aus Furcht, in den Angen des Herrn Nitschmann für unbescheiden zu gelten, unterlassen hätten. Dazu kommt, daß wir nicht nur die preßgesetzliche Verantwortung für den Inhalt des Blattes tragen, sondern auch dem Vorstande des Börsen- vereins und den Lesern Rechenschaft schuldig sind. Aber alles das kommt ja für Herrn Nitschmann gar nicht in Frage: für ihn handelt es sich einzig und allein darum, die Person des ihm unbequemen Kritikers zu verdächtigen, um damit »seiner Sache zu nützen. Harmlose Gemüter könnten zwar fragen, was denn eigentlich die Person des Redakteurs mit der Güte der Produktiv-, Verwertungs- nnd Bezugsgenossenschaft zn tun habe. Denn sie wird doch dadurch nicht besser, daß sein Charakter nichts taugt. Aber es hieße Herrn Nitschmann schlecht kennen, wenn man sich über das Znsammenwerfen zweier so verschiedener Dinge wundern würde. Als im Jahre 1908 Herr Nitschmann eine Gastrolle im Verein der Deutschen Sortimenter gab, um ihn in ähnlicher Weise wie jetzt die Kreis- und Ortsvereine für seine Absichten zu gewinnen, hielt er eine begeisterte Lobrede auf Herrn Or. Lehmann, anscheinend, um das gegen ihn bestehende Mißtrauen dadurch zu beseitigen. Sie mußte, sagte der Gefeierte, schon bei einem Freunde stark aufgetragen, bei einem Frem den wie N. stark befremdlich erscheinen. Trotz seiner Beredsamkeit ge langte er jedoch nicht ans Ziel, sondern trat nach weiterem erfolglosen Liebeswerben kurz darauf wieder aus dem Sortimenterverein ans. Wir haben weit weniger Ursache, gegen seinen Groll mißtrauisch zu sein, als cs Herr Or. Lehmann gegen sein Lob war. Dieser Groll ist viel mehr garantiert echt, und wir achten ihn wie jede echte Empfindung, obwohl es uns gar nicht darum zu tun war, Herrn Nitschmann zu erbosen, sondern nur im Interesse aller, die es angeht, seine Pro duktiv-, Verwertnngs- nnd Bezugsgcnossenschaft etwas näher zn be leuchten.
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