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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.11.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-11-22
- Erscheinungsdatum
- 22.11.1917
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- Deutsch
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>-? 272, 22. November 1917, Redaktioneller Teil, und den großen Verlegern Böhmens seine Bewunderung für ihre Leistungen nicht vorenthalten haben. Aber für den deutschen Verlags- und Sortiments buchhandel war das Emporblichcn der nationalen Büchcr- produktion in den genannten beiden Ländern ein sehr empfindlicher Schlag, und jeder österreichische bzw, deutsche Verleger weiß, daß seitdem der Absatz seiner Werke in Böhmen und Ungarn immer geringer geworden ist. Die tschechische und ungarische Verlagstätigkeit nahm immer mehr zu, die früher bezogenen deutschen Schul- und Lehrbücher wurden durch übersetzte oder neue tschechisch oder ungarisch geschriebene ersetzt, kurz, der deutsche Buchhandel ging zurück. Immer mehr beschränkten sich die österreichischen Verleger dar auf, nur wissenschaftliche Werke zu verlegen, die nach wie vor auch in Deutschland großen Absatz fanden, während die schön- wissenschaftliche Verlagstätigkcit fortgesetzt eingeschränkt wurde. Inländische Dichter und Schriftsteller schönwissenschaftlicher Richtung suchten mehr und mehr ihre Verleger in Deutschland, und so mehrten sich die Vorwürfe, daß der Unternehmungsgeist der österreichischen Verleger geringer geworden sei. Man be dachte dabei nicht, daß die eben geschilderten politischen Ver hältnisse schuld daran seien. Der k, k, Schulbücherverlag ist von der großen Kaiserin Maria Theresia gewiß nicht deshalb ge schaffen worden, um den legitimen Verlagsbuchhandel zu schä digen, sondern nur deshalb, damit er für jene Länder, in denen ein Buchhandel nicht bestand, Schulbücher herausgäbe und den nichtdcutschsprcchenden Völkern ihres Reiches Unterricht erteilt werden könne. Je mehr sich der Buchhandel entwickelte, dcsto- mehr hätte diesem die Herausgabe der notwendigen Behelfe überlassen werden sollen, Hfilenn nur dort, wo der Buchhändler an sogenannten Brotartikcln (Bücher, die notwendigerweise ge braucht, also gedruckt werden müssen) verdient, kann sich auch ein Verlag für die übrige Literatur entwickeln. Eine Kontrolle darüber, daß solche Volksbildungsmittel auch von Privatver legern zu billigen Preisen geboten werden, könnte dabei immer geübt werden, wie dies ja auch jetzt von dem Ministerium für Kultus und Unterricht geschieht. Aber schon seit vielen Jahren wird von den zur Wahrung der Interessen des Buch handels berufenen Organen Klage darüber geführt, daß der k, k, Schulbücherverlag die seinerzeit gezogenen Grenzen überschrei tet, Alle Beschwerden darüber haben nicht nur nichts genützt, sondern es wurden die durch das Statut gezogenen Grenzen immer mehr überschritten, so daß der österreichische Verlags buchhandel resigniert die Dinge gehen lassen mußte, wie sie gingen, und sich darauf beschränkte, nur solche Bücher zu ver legen, deren Absatz ihm durch den Klang des Antornamens oder sonstige in Aussicht gestellte Unterstützungen und Garantien im voraus gesichert erschien. Wiederholt wurde vom Verein österreichisch-ungarischer Buchhändler die Forderung erhoben, den k, k, Schulbücherverlag ganz aufzuheben oder ihn doch tyin- destens wieder auf jenen Umfang und Zweck einzuschränken, der bei seiner Gründung vorgesehen war. Auch wurde dem Ministerium für Kultus und Unterricht eine umfassende Denk schrift überreicht, in welcher der dem Privatverlage zugesllgtc Schaden nachgcwiesen wurde. Irgendeinen Erfolg aber hat die Denkschrift bis jetzt nicht gehabt. Kan» man unter solchen Ver hältnissen sich noch wundern, daß der österreichische schönwissen schaftliche Verlag immer mehr an Deutschland verloren geht? Aber noch ein anderer Grund für die Einschränkung des Verlags schönwissenschaftlicher Literatur spricht mit. Der öster reichische Sortimentsbuchhändlcr (Detaillist) sieht im Börsen verein der Deutschen Buchhändler, der Deutschland, Österreich- Ungarn und die Schweiz umfaßt, den Mittelpunkt des gesamten deutschen Buchhandels und ist gewöhnt, den größten Teil seines Bedarfs an Büchern aus Deutschland über Leipzig zu beziehen, während der Sortimentsbuchhandel in Deutschland den meisten in Österreich erschienenen schönwissenschaftlichen Werken ganz mit Unrecht eine vorwiegend lokale Bedeutung beimißt. Es ist ja richtig, daß sehr viele in Österreich erschienene Werke, sei es durch den Dialekt, sei es durch Bezugnahme auf heimatliche Verhältnisse eine lokale Färbung tragen, die den deutschen Lesern meist Unverständlich ist, aber cs hat keinen österreichischen Buchhändler abgehalten, Fritz Reuters Werke zu verkaufen, ob wohl sie in plattdeutschem Dialekt geschrieben sind, wie auch Stindes Schriften, obwohl im Berliner Dialekt verfaßt, seiner zeit in Österreich verschlungen worden sind. Ganz anders verhält es sich dagegen mit der österreichischen wissenschaftlichen Literatur, insbesondere mit medizinischen und juristischen Werken, die in Deutschland fast ebenso verbreitet und gesucht sind wie die in Deutschland selbst erschienenen. Es ist jedem Buchhändler bekannt, daß die Verleger solcher Werke ganz bedeutenden Absatz in Deutschland erzielen, und dar auf baue ich in er st er Linie, wenn ich mit einer Besserung der buchhändlerischen Verhältnisse in der Zukunft rechne. Ob nun die Hoffnungen und Wünsche hervorragender Poli tiker und Staatsmänner beider Völker, die da meinen, daß aus dem Bündnis der Monarchie mit Deutschland, das durch das gemeinsam vergossene Blut für immerwährende Zei ten fest gegründet sei, nun auch die ihnen nötig erscheinen den Folgen gezogen werden müßten, in Erfüllung gehen werden, läßt sich jetzt noch nicht absehen. Aber als eine selbstverständliche Folge wird von diesen Männern angenommen, daß wenigstens für die Armee Österreich-Ungarns eine Verständigungssprache gebieterisch zu fordern sei. Ebenso wird siü> bei wirtschaft lichen Auseinandersetzungen unter den Zcntralmächten imnicr mehr die Notwendigkeit fühlbar machen, sich einer Vcrmitt- lungssprache zu bedienen. Daß bei dem Übergewicht des Haupt beteiligten diese Vermittlungssprache nur die deutsche sein kann, erscheint Wohl selbstverständlich. Aber wenn auch diese so vielen selbstverständliche Folgerung nicht eintretcn sollte, und wenn auch trotz der Erfahrungen, die der Krieg gebracht, die Völker unserer Doppclmonarchie glauben sollten, nun erst recht an ihrer Sprache und deren Grenzgebieten festhaltcn zu müssen, wird meines Erachtens doch die deutsche Sprache mehr Verbreitung finden als bisher, und zwar aus folgenden Gründen: Es ist Wohl heute für jeden vernünftigen Politiker und Denker klar, daß nicht allein die sittliche Kraft der Soldaten der Zentralmächte, die von allem Anfang an diesen Krieg als einen uns aufgezwungenen Verteidigungskrieg und als eine Abwehr gegen einen schon von König Eduard VII, vorbereiteten Geschästs- und Konkurrenzkampf Englands angesehen haben, die bisherigen Erfolge erzielt hat, sondern daß auch die Errungenschaften der Technik hervorragenden Anteil daran haben. Die beispiellosen Leistungen der deutschen und österreichisch-ungarischen Artillerie, der Luftstreitkräfte und Unterseeboote haben gezeigt, was die Kriegsindustrie der Mittelmächte zu leisten imstande ist. Ähn liche Errungenschaften hat die Wissenschaft bei Beschaffung von Ersatzmitteln für nicht mehr erreichbare Rohprodukte aufzu weisen, Die Gewinnung von Kali und Salpeter aus der Luft usw, sind Leistungen, die zur Bewunderung herausfordern. Daraus folgere ich, daß die Intelligenz aller nichtdcutschen Völ ker der Mittelmächte mehr und mehr bestrebt sein wird, alle Forschungen deutscher Gelehrter und Techniker mit größerer Aufmerksamkeit zu verfolgen, wozu jedoch die Kenntnis der deutschen Sprache und die Lektüre der einschlägigen Literatur gehört. Denn auch die anderssprachigen Forscher und Erfinder werden sich in Zukunft nicht mehr damit begnügen wollen, ihre Erfahrungen nur ihren engeren Landsleuten mitzuteilcn, sie werden sie auch ihren deutschen Berufsgenossen zur Kenntnis bringen wollen, was ebenfalls wieder das Studium der ein schlägigen deutschen Literatur voraussetzt. Je mehr aber die intelligenten Kreise sich mit der deutschen Literatur beschäftigen werden, desto mehr wird auch das Interesse an schönwissen- schaftlichcr Literatur geweckt werden können. Damit be ginnt die Kulturarbeit des deutschen Buch händlers, Wird nun der österreichische und ungarische deutsche Buch händler in der Lage sein, diese Aufgabe zu erfülle» und den an ihn zu stellenden Anforderungen gerecht zu werden? Bei der geringen Anzahl großer Städte in Österreich-Ungarn, na mentlich solcher mit rein deutscher Bevölkerung, ist selbstverständ lich die Zahl der deutschen Buchhandlungen auch verhältnis mäßig kleiner als in Deutschland, Naturgemäß befinden sich 1219
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