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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1914
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- 1914-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1914
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Redaktioneller Teil. 147, 29. Juni 1914. gewesen ist. Als Familiengeschichte umfaßt sie die letzten Jahrzehnte des 18. und den größten Teil des IS. Jahrhunderts; doch beschränkt sich das buchhändlertsche Hervortreten auf wesentlich kürzere Zeit. Als einen Nachkommen der Familie, der aufs würdigste t» den Tra ditionen der tüchtigsten ihrer Vertreter wandelt, dürfen wir den Ver leger des Buches begrüßen, unseren wcrtgeschätzten Kollege» T. Fisher Unwin, Inhaber des gleichnamigen großen Verlagshauses in London und Leipzig. Schauplatz der Begebenheiten ist in der Hauptsache die Landschaft »Ml« I-ollliano, in weiterer und näherer Nachbarschaft von Edinburg und dem breite» Meerbusen klrtll ok kortü, insbesondere sind es die Grafschaften Haddington und Fife. Doch sei gleich hier bemerkt, baß sich die Ausdehnung des buchhändlerischen Geschäftsbetriebs geraume Zeit über ganz Schottland erstreckt hat. Hier in Dunbar, in der Grafschaft Haddington, einem unwirt lich an der Steilküste zur Nordsee gelegenen Städtchen, damals mehr Dorf als Stadt, begann 178S der von dort gebürtige achtzehnjährige George Miller eine Landbuchhandlnng, die er in der Folge zu einer der größten Buchhandlnugen Schottlands entwickelte. 18Ü4 ver größerte er den Betrieb durch ein Zweiggeschäft i» Haddington, dem Hauptort der Grafschaft, und dieses hat zeitweilig als Hauptgeschäft zu gelten, ist später auch aus den Sohn ttbergegangcn. Eine dritte hier beschriebene Millerschc Buchhandlung wurde 1805 von John Miller in Dunsermline eröffnet und im Lause der Jahre gleich falls zur Blüte entwickelt. Auch sie vererbte sich aus die zweite Gene ration. John Miller war ein jüngerer Bruder und 'Zögling von George Miller in Dunbar und Haddington; doch bestand kein innerer Zusammenhang seines Geschäfts mit dem des Bruders. Aus dem mannigfaltigen Inhalt des Buches beschränken wir uns im Rahmen dieser Besprechung auf den tatkräftigen George Miller, das weit überragende Haupt der Familie, und können auch von ihm nur in knappsten Zügen ein Bild seiner Persönlichkeit und seines ge schäftlichen Wirkens zu geben versuchen. Ende 1789 übernahmen die Brüder James und George Miller die ihnen vom Vater hinterlassene »grocorz'« in Dunbar, einen Kram laden, der u. a. auch einen sehr bescheidenen Bilchervorrat führte. Dieser letztere hatte schon früh die Wißbcgicrde des Knaben George stillen muffen und seinen Ehrgeiz gestachelt. Er fühlte sich zu Höherem berusen. Unbegrenzte Hochachtung vor Büchern und das als Pflicht christlicher Nächstenliebe empfundene Verlangen, ihnen weiteste Ver breitung zu geben, ließen ihn gern die persönliche Leitung dieses inzwischen erweiterten buchhändlerischen Zweiges übernehmen. Die Schule der kleine» Stabt hatte seine allgemeine Bildung nur mäßig fördern können, auch die berufliche Lehre war über handwerkstech- nischc Übung beim Buchbinder des Orts und in Edtnburg nicht hinausgekommen. Frische Unternehmungslust, praktische Begabung und gesunder Menschenverstand ersetzten, was ihm an Schulweisheit abgehen mochte. Seine erstaunliche Willenskraft entstammte ernstem, religiösem Pfltchtbewußtsein. Leicht wurde ihm seine Aufgabe nicht gemacht. Denn von der erschwerenden Nähe der Hauptstadt ganz abgesehen, sah er sich im eigenen Wirkungskreise außerordentlich geringen Möglichkeiten gegen über. Stadt und Umgebung im weitesten Umkreise boten ihm höchstens 8VM Bewohner, zumeist zwar leiblich wohlhabende Lanbleute, aber auch geringe Arbeiter, viel gleichgültiges Volk, ohne Verlangen nach Büchern, verständnislos gegenüber deren Angebot. Aber was einem regelrecht vorgebildeten, in Ansprüchen und Vorurteilen ausgewachsenen Buchhändler vermutlich unmöglich gewesen wäre, das gelang über Erwarten dem schlichten Sohne eben dieses Landes, der cs an un ablässiger persönlicher Bemühung nicht fehlen ließ und mühsam den Boden erst bereitete, aus dem er ernten wollte. Eine Leihbibliothek, mit der er begann, ein damals dort völlig neues Unternehmen, fand den erwarteten allgemeinen Anklang und förderte sein Werben. Die 517 Bände des ersten gedruckten Katalogs vom November 1789 waren schon im nächsten Jahre aus 1919 Bände angewachsen. Auch Sub skribenten aus große neue Werke stellten sich ein, für eine neue Aus gabe von Knox'o, »Uistorx ok tü« liskorrvatiou«, die 1790 erschien, gewann er in wenigen Monaten deren achtzig. Daneben wurde sein buchbinderisches Können durch Übermaß der Aufträge auf eine harte Probe gestellt. Es ist zu verstehen, daß dieser vielversprechende An sang ihm Genugtuung schuf und noch in späten Jahren eine seiner liebsten Erinnerungen war. Im Oktober 1791 stellte sich, nach freundschaftlicher Trennung von seinem brüderlichen Gesellschafter, George Miller ganz auf eigene Füße und eröffnete im entfernten westlichen Teile der einzigen langen Highstrect in Dnnbar seinen Laden als »LooliseUor, Lincksr »nck Station«!'«. Im Besitz des Buchhändlers Downie dient der Laden heute noch seiner damaligen Bestimmung. George Miller hatte sich in der Erössnuugsanzeige keck genug zwar auch als »«üvlssale«- sGroß-) Buchhändler empfohlen, einstweilen aber zwangen ihn die >048 Schwierigkeiten erneuten Anfangs zur Beschränkung auf den Klein handel, und dieser fand vorerst feine Grenzen bei allem, was über die Bibel hinausging. Von dieser freilich ging der Verlaus un gewöhnlich flott, auch in wertvollen Ausgaben; sie war das pflicht gemäße, oft einzige Lesebuch in jeder Familie, und jeder Hausvater hielt ausgiebigen Besitz davon nach Zahl seiner Angehörigen sür Ehrensache. Immerhin wird man der Befriedigung des Ansängers beipflichten über den schnellen Absatz von 259 Stück der in Berwick verlegten großen Osterwaldschen Bilderbibel und den alsbald ge folgten glänzenden Verkauf von b'orsxtti's »üsauttos ok Seotlavck«, von welchem teuren Werke er in kurzer Frist nicht weniger als 118 Exemplare unter die Leute brachte. Von der früheren Leihbibliothek waren George Miller nur 1091 Bände verblieben; aber deren Zahl wuchs mit der Zeit und erreichte die Zahl 3590. Er erkannte sie übrigens bald als unrentabel, schätzte sie aber als vortreffliches Werbemittel. Er nannte sie »vuubsr null Lountrz' eireuluting I-idrarx« und fügte ihr später auch ein Lesezimmer hinzu, ein »tigriculkursl, Ooiumeroiul, lötlitarx Intelligence, kletvs anck keacking üoom«. Mit Recht hielt er auf volltönende Namen. Großen Erfolg — freilich zum Teil auch das Mißfallen der Kollegen im Lande — erzielte er durch häufige Auktionsverkäuse seiner Bücherbestände in den Dörfern der Umgegend. Er rechtfertigt dieses Vorgehen mit dem offenbare» Bedürfnis der Landleute nach ausgiebiger geistiger Kost und der Pflicht des Buchhändlers, ihnen darin entgegenzukommcn. Jedenfalls scheute er keine Anstrengung, allen Schichten der Bevölkerung geschäftlich nahezukommen, und feine in der Folge sehr weiten Wanderungen s-literarz- psrumdulations«) in Verbindung mit Auktionsverkäuse» führten ihn bald über ganz Schottland. Er selbst beschreibt diesen Umkreis mit den Worten; tü« 8Üor«A ok tk« bleet to ik« coootiv in tü« neigllbourüoock ok ckoün o'6routs in Osiküness«. Das sind in der Tat die äußersten Grenze» des Landes in den vier Himmelsrichtungen. Was die er klärliche Unzufriedenheit seiner Berussgenossen betrifft, so durfte er deren Kritik vermutlich nicht ohne Berechtigung seine eigene Meinung über ihre Lässigkeit entgcgcnhalten. Auch andere beklagten deren mangelnden Erwerbssinn und ihr bequemes Warten aus Kundschaft. Ein nur wenig jüngerer Zeitgenosse, John Gibson Lockhart sgeb. 1794j, der Schwiegersohn Walter Scotts, tadelt die damaligen Edin- burger Buchhändler heftig als -p«ttv retullers inüubiltvg snug süops anck msüing s littls inooov in tü« most tvckious unck unikorm rvux imagivabls». Das schnelle Aufblühen von George Millers Handlung im nahen Dunbar, mehr noch die Erfolge von John Miller in Dunsermline, das wesentlich näher bei Edtnburg liegt, scheinen dieses Urteil zu bekräftigen. Wir übergehen weitere geschäftliche Einzelheiten, auch die daneben hergehende ziemlich reiche schriftstellerische Tätigkeit George Millers, die sich mit mancherlei Stoffen, vorwiegend religiösen und er zieherischen, aber auch mit technischen Fragen befaßt, und bemerken zu letzteren kurz, daß sie lspäter verwirklichte) Vorrichtungen zur Rettung aus Seenot betreffen. Der ihm täglich vor Augen liegende gefährliche Strand gab häufige traurige Anregung dazu. Einen großen geschäftlichen Fortschritt brachte im Jahre 1795 der Erwerb einer Presse vom Berwicker Buchdrucker John Taylor. Es war die erste Buchdruckpreffe in der Landschaft, und George Miller nannte sie stolz «Düs Hast I-otliian ?rsss«. Aber erst 1798 begann er sie auch zu eigenen Verlagswerken zu benutzen. Den Katechismen und Kinderbüchern der ersten Zeit folgte eine lange Reihe von billigen Volksbüchern, Balladen u. a. m. Alle diese Büchelchen ver kauften sich leicht in große» Mengen; sie bildeten eine Licblingslektürs des niederen Landvolks. Ebenso die Reihe von Millers belehrenden «Oüoap truets«, die von 1802 bis 1804 erschienen und die er zum große» Teil selbst verfaßt hatte. Er war nun ein wirklicher »«Üolessl8«-Buchhändler geworden, erfuhr übrigens auch deren nicht seltenen Kummer; ein Übermaß von Lagervorräten. Es war ein fast tollkühner Entschluß, damit nach Edtnburg zu gehen und die dortigen Buchhändler zu einer Auktion einzuladen. Der Plan gelang wider alles Erwarten; mit 300 Pfd. St. in der Tasche kehrte er heim. Umfang und Bedeutung seines Geschäfts wuchsen von Jahr zu Jahr. 1804 brachte er einen lange erwogenen Plan zur Ausführung und übersiedelte mit feiner Presse nach Haddington, damals ver hältnismäßig lebhaft, heute längst vom Durchgangsverkehr London— Edinburg verlassen und ziemlich verschlafen. Das Geschäft in Dunbar wurde indessen nicht ausgegeben, und nach kaum Jahresfrist kehrte auch George Miller persönlich dahin zurück. In Haddington hatte er zwei Läden und Räume im Stadthause gemietet, einen für Buch handel, Presse usw., den andern für »grocsi7« sKolonialwaren u. a.j. In elfterem vertrat ihn sein Sohn James, in letzterem seine Nichte. Beide Geschäfte entwickelten sich Uber Erwarten gut. 1812 machte er
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