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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1914
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- Deutsch
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^ 147. 29. Juni 1914. Redaktioneller Teil. James zum Teilhaber der Druckerei und änderte die Haddingtoner Firma in »George Miller L Son«. Es mag erlaubt sein, hier die Beobachtung einzuflechteu, daß sich der Warenhandel (»ßi-oeerx«), der mit den mehreren Millerschen Buchhandlungen stets verbunden blieb, immer bewährt und gelegent lich auch einen starken Rückhalt für den Buchhandel gegeben zu haben scheint. Georges älterer Bruder James, der bei der Trennung der Brüder die väterliche »sroeorx« behalten und wcitergeführt hatte, nmrde ein wohlhabender Mann, scheint auch von den später zu er wähnenden schweren Handelskrisen unberührt geblieben zu sein; George erlag schon deren erstem Ansturm und hielt sich in den letzten Lebensjahren, nachdem er, wie vermutet wird, den Buchhandel auf gegeben hatte, nur noch durch seine eigene groesrx aufrecht, die er auch in Dunbar immer geführt hatte. Unter geschäftlicher Arbeitslast und häuslichen Kümmernissen fand der tätige und warmherzige Mann traurige Gelegenheit zur Ausführung eines jahrelang getragenen Planes. Ein ungewöhnlich heftiger Sturm im Frühjahr 1812 warf abermals ein unglückliches Schiff an den Felsenstrand und forderte die gesamte Bemannung als Opfer. George Millers eindringlichem Anruf der Öffentlichkeit gelang die Sammlung von 400 Pfd. St. und d»e Beschaffung eines Rettungs bootes, das dann bis 1816, wo es unheilbar wrack wurde, mehrfache nützlichste Dienste in christlicher Nächstenliebe getan hat. Erst Ende der zwanziger Jahre trat von Staats wegen die »Loz'al Likoboat In3trtution« ins Leben und machte private Hilfe fortan unnötig,' aber George Millers, des Buchhändlers, Verdienst als Pionier für eine so gebieterische Notwendigkeit soll unvergessen sein. Im Geschäft folgte 1813 ein neues großes Unternehmen: George Millers »Edoap NaZarine«, eine Monatsschrift, die auf verlegerischem Boden als Vorläufer für viele spätere, vollkommenere ihrer Art au- gesprochen werden darf, ein neues Zeugnis für die originelle Be gabung ihres Schöpfers. Aber im Gegensatz zu den meisten der vor nehmeren Nachfolger war ihr Inhalt fast ausschließlich den unteren Volksklaffen gewidmet und deren naivem Empfinden und Verständnis angepaßt. Tüchtige Mitarbeiter waren beteiligt — das Buch nennt hochachtbare Namen —; aber der fleißigste Mitarbeiter war George Miller selbst, besten schriftstellerisches Talent fruchtbar und nicht ohne Bedeutung war. Bei der Kritik fand das Blatt lobendste Aner kennung, und der verlegerische Erfolg war für damalige Zeit uner hört. 21 000 Exemplare mutzten von der ersten Nummer, 15—20000 von den späteren gedruckt werden, drei Pressen waren in Haddington ununterbrochen in Bewegung. Die Verbreitung des Blattes erstreckte sich über ganz Schottland. Es hat nicht ergründet werden können, was den Verleger, der hier eine so glückliche Hand gezeigt hatte, veranlaßt hat, dieses erfolg reichste aller seiner Unternehmen schon nach zweijährigem Bestehen aufzugeben. Der Absatz hatte im Laufe des zweiten Jahrgangs zwar einen Rückgang gezeigt, doch soll die erforderliche Auflage gegen Schluß des Jahres 1814 immer noch sehr achtuugswert gewesen sein. George Miller ersetzte das abgetane Blatt sogleich durch ein neues nur wenig teureres: »Hl« Uontkly Monitor an<1 Lüilantki-opie KIu80um«, dessen erste Nummer schon im Dezember 1914 erschien. Aber auch dieses neue Blatt erlosch mit Ablauf des ersten Jahrgangs 18l5, und hier ist es augenscheinlich, daß Geldschwierigkeiten sich fühlbar zu machen begannen. Ihnen zu begegnen warf sich George Miller — nicht ohne Über eilung, die ihm neue Schwierigkeiten schuf — auf einen damals gerade anhebenden neuen Geschäftsbetrieb: »OauvssZiu^«, auch »Bumber Iracko«, den Bücherverkauf in Teilen und Heften durch Reisende, und überschwemmte das ganze Land dis nach dem nördlichen Jnverneß hinauf mit seinen Kolporteuren. In mehreren Städten errichtete er Agenturen und versorgte sie mit Vorräten. Es scheint ein Verzweif lungskampf gewesen zu sein, an ruhiger Überlegung gefehlt zu haben, wie verzweifelte Lagen das nicht selten mit sich bringen. In der geldarmen Zeit einer Handelskrise konnte auch der EanvL8öin8-Buch- handel keine Erfolge haben; Miller aber hatte durch große Ankäufe für ihn seine Verpflichtungen erheblich vermehrt und die schon vorher hinreichend ernste Lage verschlimmert. Lange Jahre war das Land in kriegerischer Erregung gewesen, jeder Küstenstreifen war militärisch besetzt; endlich, 1815, lag Napoleon am Boden, die drückende Kontinentalsperre gegen England war be seitigt, mau begann auszuatmen, und gerade jetzt legte sich eine ernste Geldkrise auf den eben neubelebten Handel, fegte Vermögen hinweg und lastete schwer auf allem Geschäft. Alle Anstrengungen George Millers und seiner Söhne, die das Land bereisten, erwiesen sich als fruchtlos gegenüber seinen großen Verpflichtungen und der herben Unmöglichkeit, genügend Bargeld zu schaffen. Mehrmals von 1816 ab war er genötigt, mit den Gläubigern Nachlässe ihrer Forderungen zu vereinbaren, denn die Krisis dauerte an; sie mich erst 1818, wieder holte sich aber 1825 in erheblich verschärftem Grade. George Miller hat sich von diesem Schlage niemals erholt. Mit dem geminderten Umfang des Geschäfts und der verringerten Freude am Leben war auch sein altes starkes Selbstvertrauen geschwunden; Unternehmungslust hätte in jener knappen, hoffnungslosen Zeit auch nicht aufkommen können. Freundlicheren Jahren folgten wieder trübe; auch in der Familie drückte ihn Kummer; an seinen Söhnen sah der alternde Mann nicht die erwartete Erfüllung seiner Hoff nungen. Zumeist beschäftigte ihn fortan literarische Arbeit. Beiträge seiner Feder aus dem »Oüeap klagarine« uud dem »Klontülx klonitor«, deren fruchtbarster Mitarbeiter er gewesen war, fanden Verarbeitung als selbständige Bücher. Erwähnung verdienen u. a.: »lüo ^SeetinZ IILstor^ ok low Lis^vvoll, au unksppy )'oun^ man« und »Lopular Lüilosopd^, or tüo Look ok Xsturo laick open upou edri8tian priu- eix>l68 . . .«. Die Selbstbiographie seines letzten Lebensabschnitts vom fllnfundvierzigsten bis einundsechzigsten Jahre (die vierte Fort setzung seiner Aufzeichnungen) erschien 1833 als »Lattor Ltru^lss in tko üourno^ ok Lite, or Ille ^.ktsrnoon ok mx 1)3^8«. Er überlebte die Ausgabe dieses letzten Werkes nicht lange. Am 26. Juli 1835 starb er. — Dem großen Ernst seiner Berufsauffassung und seiner erstaunlichen Tatkraft wird man aufrichtige Anerkennung nicht ver sagen und gewiß auch nicht nachfühlende Teilnahme mit dem uner wartet trüben Abschluß seiner glänzenden Laufbahn. Wir beschränken uns, wie eingangs bemerkt, auf die vorstehend in möglichst knappen Zügen gegebene Lebensschilöerung des hervor ragenden Mannes, der die Reihe eröffnet und als das weitaus be deutendste Mitglied der Buchhändlerfamilie angesprochen werden darf, die hier geschildert wird und deren Haupt er war. Weitere, keines wegs immer glückliche Schicksale kennen zu lernen, möge der eigenen Lektüre des Buches Vorbehalten sein, die hiermit empfohlen sei. Nicht unerwähnt bleibe, daß dessen beträchtlicher Umfang (320 Seiten!) mit außergewöhnlich vielen Einzelheiten, namentlich auch mit Familien- berichtcu und mit Nachweisen schriftstellerischen und dichterischen Her- vortretens mehrerer Mitglieder der reichbegabten Familie angefllllt ist. In letzterer Hinsicht verdienen namentlich der unglücklich ge endete James Miller in Haddington und die beiden Miller, Vater und Sohn, John und John Laing Miller in Duufermline Beachtung. Ausführliche Bibliographien der drei Pressen in Dunbar, Haddington und Duufermline geben in zeitlicher Folge nicht nur die Verlags werke an, sondern auch die viele« eigenen Schriften der Geschäfts inhaber. Bilder und Bildnisse in großer Zahl beleben den Text. Der Verfasser hat augenscheinlich keine Mühe gescheut in Erforschung und Benutzung der Quellen, und nicht weniger mühevoll mag die Durcharbeitung und Einordnung des sehr verschiedenartigen Stoffes gewesen sein. Seine Darstellung gibt ein übersichtliches Bild. Ein Index bringt weitere Erleichterung. Innere und äußere Ausstattung verdienen uneingeschränktes Lob. L. Die neue Bücherei. Deutschland ist das Land der Bücher und der Büchereien; Deutschland ist das Geburtsland der Bibliographie, die hier zu einer großen Höhe gebracht worden ist, uud doch hat die »Neue Welt« es vermocht, alle Ansichten über Bibliotheken, die wir bis jetzt gehabt haben, ins Wanken zu bringen. Auch hier hat sich bei den Amerikanern das Dichterwort bewährt: »Amerika, du hast es besser, Du hast keine Burgen uud keine Schlösser«, und man konnte früher hinzusetzeu: »auch keine Bibliotheken«! Aber wie hat sich das geändert, und wie hat auch hier der Amerikaner ohne Vorurteil, ohne Voreingenommenheit zugegriffen; wie hat er Biblio theken aufgestellt, uud wie hat er ihre Verwaltung geregelt! Alle Besucher Amerikas, die das dortige Bibliothekswesen studiert haben, sind voll von Bewunderung. Ich verweise dabei auf die Mitteilungen von Paul Schwenke, Ladewig und vielen anderen. Sollten wir aber nun diese Errungenschaften der neuen Welt uns nicht ebenfalls dienstbar machen? Sollen wir nicht die strenge Wissenschaftlichkeit der deutschen Bibliotheken etwas »mit demokratischem Ole salben« und die Bibliotheken mehr zu dem machen, was sie doch eigentlich sein sollen, zu einem Allgemeingut, das jedem im Volke offen steht? Frei lich wird es noch lange dauern, bis diese Ansicht durchdringt, und wir werden uns vorläufig bescheiden müssen, wenn für unsere wissen schaftlichen Bibliotheken und für unsere Volksbibliotheken wenigstens diejenigen Einrichtungen übernommen und wenigstens diejeni gen Grundsätze zu maßgebenden werden, deren Einführung absolut dringlich ist. Wir besitzen ja schon glücklicherweise eine Anzahl geborener Bibliothekare, die sich dieses Ziel gesetzt haben, und Paul Ladewig gehört zu ihnen. In seiner »Politik der Bücherei« hat er uns ein System gegeben, an dem kein Bibliothekar vorübergehen darf, ohne es gründlich studiert und das Wesentliche in sich ausgenommen zu haben. 1049
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