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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.04.1917
- Strukturtyp
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- 1917-04-18
- Erscheinungsdatum
- 18.04.1917
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- Deutsch
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SS, 18. April 1S17. Redaktioneller Tel.. mal in Fluß gebracht und wird von der Tagesordnung nicht wieder verschwinden. Die Sitzung des Berliner Bibliophilenabends am 5. März 1917 war gewissermaßen ein Familienfest. An diesem Tage ist vor 100 Jahren der Vater unseres verehrten Vorsitzenden Waldemar Freiherr von Bieder mann geboren worden, und Herr vr. Fritz Behrend hatte es sich zur Aufgabe gemacht, uns ein Lebensbild dieses bedeuten den Mannes zu zeichnen. Woldemar von Biedermann wandte sich dem Staatsdienste zu und trat nach einer Tätigkeit als Rechtsanwalt im Jahre 1845 in die Verwaltung seines engeren Vaterlandes Sachsen ein, in der er wichtige Stellungen im Eisenbahndienste ausfüllte, zuletzt als stellvertretender General direktor. Im Jahre 1887 verließ er den Staatsdienst und konnte sich noch bis zum 6. Februar 1903 der wohlverdienten Muße erfreuen, an welchem Tage er als 86jähriger sein Leben be schloß. Der Dienst vermochte es nicht, seine Kraft voll auszu- schöpsen. Literatur und Kunst erfüllten sein Leben, und nament lich waren es sprachliche Forschungen und vor allem Studien über das Volkslied, denen er sich mit Hingebung widmete. Im Jahre 1841 gab er unter dem Namen Ottomar Föhrau eine Ge dichtsammlung: »Eine Sängerjugend- heraus, auch ein Drama: »vr. Goethe in Weimar« verdanken wir ihm. Namentlich sind aber seine Verdienste, wie schon oben gesagt, um das Volks lied hervorzuheben. Unsere jetzigen Verbündeten, die Bulga ren, können sich rühmen, daß gerade ihre Volkslieder sein beson deres Interesse auf sich gezogen haben. In Übersetzung und Charakteristik hat er versucht, diesen Stosfkreis uns nahezu- vringen, und es wäre nach den Proben, die Herr vr. Behrend gegeben hat, Wohl zu wünschen, daß die übersetzten 88 Lieder, die er nach Stoffkreisen geordnet hat, und die bis jetzt ungedruckt geblieben sind, dem Publikum zugänglich gemacht würden. Sein Dichten und Trachten galt der Welt Herders und Goethes und der Klassiker überhaupt, und er hat in mannigfachen Veröffent lichungen seine Studien auch näheren und weiteren Kreisen nutzbar gemacht.*) Dem Vortrage, der lebhaften Beifall fand, fügte der Sohn des Gefeierten, unser verehrter Vorsitzender F. von Bieder mann, noch eine Anzahl Erinnerungen hinzu. Zum Andenken au de» heutigen Tag verteilte er an die Anwesenden die folgen den beiden Schriften: Elpenor. Trauerspiel. Fragment von Goethe. Fortsetzung III. bis V. Aufzug von Woldemar Frhr. von Biedermann. Mit 2 Zeichnungen von Lina Burger. 8°. Lpz. F. W. v. Bieder mann, 190V. (VIII, 108 S.) Zum 5. März 1917. Übersicht der literarischen Tätigkeit von Woldemar Freiherr» von Biedermann. An dessen 100. Ge burtstage seiner Familie, seinen Freunden und seinen Ver ehrern dargeboten. Aus dem Kamilien-Archive der Rcichs- frciherren von Biedermann. Zweites Beiheft. Als Hand schrift für die Familie. M. Wappen aus Titel und Umschlag. Lex.-8". Druck von Hesse s- Becker in Leipzig. (27 S.) Den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bildete ein Vor trag des Professors vr. R. Gragger: über die Biblio thek des Matthias Corvinus. Die berühmte Bibliothek, von der aber heute nur noch ganz wenige Bücher vorhanden sind, die noch dazu sich in den ver- schiedensten Sammlungen befinden, ist, wie der Stifter, noch heute im Gedächtnis der Ungarn ein Glanzpunkt ihrer Ge schichte. Die Entwicklung der Bibliothek schilderte der Vortra gende in ausführlicher Weise. Er gab dem Bedauern Ausdruck, daß sie in alle Winde zerstreut ist und nur wenige Bücher sich in ungarischem Besitz befinden. Im ganzen sind nicht mehr als 115 Bände aufgefunden worden, die sich auf zahlreiche unga rische und nichtungarische Bibliotheken verteilen, über den Bestand der Bibliothek sind einzelne Zeugnisse vorhanden, die aber weit auseinandergehen. Matthias Corvinus soll jährlich *> Eine ausführliche Darlegung hat Herr vr. Behrend in der Unterhaltungsbeilage der Tägl. Rundschau Nr. 58 vom 3. März 1917 gegeben. 33 000 Dukaten für die Bibliothek aufgewendet haben, und der Bestand an Büchern wird auf 50 000 Bände geschätzt, was allerdings sicher viel zu hoch ist. Spätere Historiker gehen aus 10 000 und 5000 herab, und auch diese Ziffer scheint reichlich hoch, wenn man bedenkt, daß es sich bei der Gründung und Ausgestaltung der Bibliothek nur um Handschriften gehandelt hat. Das Schicksal der Bibliothek hat sich namentlich durch die fortlaufenden Kriege sehr traurig gestaltet. Bei der Belagerung und Einnahme vpn Ofen wurde auch die Bibliothek gspliin- dert, ihre Bestände um Teil Vernich!-t, znm Teil in alle Winde zerstreut. Heute ist es nur eine geringe Zahl Bände, von denen ohne jeden Zweifel festsieht, daß sie aus der Bibliothek des Matthias Corvinus stammen. »Nicht eine Bibliothek, nicht ein ungarisches Wort von der Hand hes großen Königs ist in Ungarn erhalten ge blieben. Alles ist zerstreut, auch seine Bilder, sein Friedens- Pokal, sein großes Schwert, das sich in Bautzen befindet. Wie im Bewußtsein des Volkes sein Bild erhalten geblieben ist, so hat auch keine Unterbrechung der geistigen Bestrebungen statt- gesunden.« Es wäre zu wünschen, daß der inhaltliche Vortrag durch den Druck weiteren Kreisen zugänglich gemacht würde. Die Not macht erfinderisch. Wie wir jetzt den Stickstoff aus der Luft gewinnen, seitdem uns die Zufuhr von Chilesalpe ter abgeschnitten ist, so hat auch der Mangel an Leder und Baumwolle und Leinen für Bucheinbände die Erfinder nicht ruhen lassen. Wie der Direktor an der Königlichen Bibliothek Herr Pro fessor vr. Hans Paalzow in Nr. 141 des Berliner Tage- blatts vom 18. März d. I. mitteilt, hat ein feldgrauer Land sturmmann, der in Belgien bei einer militärischen Dienststelle tätig ist, einen neuen Einband st off erfunden, den er aus Klippfischhaut herstellt und der zweckmäßig, dauer haft und sehr billig sein soll. Ob die letztere Eigenschaft sehr lange Vorhalten wird, ist bei den Erfahrungen, die wir in die sem Kriege gemacht haben, allerdings zweifelhaft. Der Erfin der, Hans Martini, war im Frieden Werkmeister in einer Berliner Großbuchbinderei. Es ist also anzunehmen, daß er als Fachmann über dieses neue Einbandmaterial ein maßgeben des Urteil hat. Der Klippfisch, gesalzener und getrockneter Kabeljau, ist in Belgien zur Speisung von Soldaten verwendet worden. Mar tini hat dem gewässerten Klippfisch die Haut abgezogen, sie noch mehrere Tage in Wasser gelegt und zwischen den Hän den gerieben, endlich ausgebrcitct und getrocknet. Ter so ge wonnene Stoff ähnelt dem Schaf« und Kalbpergament, ist ziemlich dünn und durchsichtig, von gelblicher und bräunlicher Farbe. Der einzige abelstand ist, daß nicht ganze Häute ge wonnen werden können, da die Rückenflosse des Klippfisches vor der Bearbeitung entfernt werden muß. Interessenten verweise ich auf die ausführliche Darstellung des Herrn Direktors Paalzow. Unter der Überschrift: »Die Bücherei des Welt- krieges« Plaudert Paul Block im Berliner Tageblatt Nr. 140 vom 17. März d. I. über die Bildung einer Bibliothek, die sich in aller Stille vollzogen hat, und deren Gründer vor läufig noch ungenannt bleiben will. Die Bibliothek soll eine »Weltkriegsbücherei« werden, die vorläufig in der Reichshauptstadt zusammengestellt, nach ihrer Vollendung aber nach Süddcutschland gebracht werden soll. Die Sammlung soll Bücher und Zeitungen, Plakate und Ansichtskarten, amtliche Verfügungen und geheime Streitschriften, Kriegsnotgeld und Lebensmittelkarten, Fliegerbriefe und Karikaturen aus allen Ländern umfassen, sowohl der kriegführenden wie der neutralen. Paul Block erwähnt, daß die Kosten, die durch Ankäufe, Briefwechsel, Verwaltung sowie die Miete der erforderlichen Räume bis jetzt entstanden sind, auf Wunsch des Stifters, eines süddeutschen Großindustriellen, vorläufig ebenfalls verschwie- 381
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