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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1917
- Strukturtyp
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- Band
- 1917-04-19
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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E. ziemlich überflüssige Frage: sollen unsere Kinder in der Schule erst die lateinischen und dann die deutschen Buchstaben schrei ben lernen, oder sollen sie überhaupt nur im Schreiben der la teinischen Schrift unterrichtet und zu deren ausschließlicher An wendung erzogen werden? —, hat sich der »Kampf«, geführt von Autoritäten beider Anschauungen, doch über den Rahmen eines Schulgegenstandes weit hinaus entwickelt und schon viele interessierte Kreise in denselben gezogen. Auch das graphische Gewerbe, in erster Linie der deutsche Buchhandel, ist an der Erörterung und vernünftigen Entscheidung dieser Frage hoch interessiert: selbst das Buchdruckgewerbe und das Zeitungs« gewerbe werden an der Frage: ob deutsch oder lateinisch? nicht achtlos vorübergchen dürfen. Luckiatur et altera pars! Hören wir beide! Es ist eine speziell deutsche Frage! Zu dieser hat einer der bedeutendsten Jnduskiellen Deutschlands, Herr Kommerzien rat Friedrich Soennecken in Bonn, Vorsitzender der dortigen Handelskammer, in einem in Berliner Tageszeitungen veröffent lichten Artikel Stellung genommen, und zwar — der Artikel ist in lateinischen Lettern gedruckt —, wie gleich vorweg gesagt sei, zugunsten der lateinischen Schreib- und Druckschrift. Ich mutz wenigstens auf einzelne Sätze der sehr langen Ausfüh rungen etwas eingehen. Herr Fr. Soennecken holt die Begründung der '»Notwendig keit« (?) der lateinischen Schrift ziemlich weit her: vom Schau platz des gegenwärtigen Weltkrieges; er sagt: »Die Politischen Ereignisse haben gezeigt, das; unsere Feinde in die sem Feldzüge des Lugs und Trugs geschickteste Reister sind. Der mit diesen perfiden Mitteln erzielte Erfolg zwingt »ns dazu, für die Gel tendmachung des Ansehens der deutschen Kultur im Ausland ausreichend zu sorgen und künftig die erforderlichen, unter allen Umständen reich lichen Mittel dafür aufzuwcndcn. Kür diese notwendige Staatsaufgabe kommt in erster Linie die deutsche Presse in Betracht. Durch den Han delsaustausch deutscher Kulturwcrte lernte »ns das Handel treibende Ausland wenigstens zum Teil kennen und würdigen, durch die deutsche Auslandspresse und unsere Druckwerke sollen uns auch die übrigen gebildeten Kreise kulturell und politisch verstehen lernen. Mit dem Eintritt des Deutschen Reiches in den KultnrkrciS der Völker übernahm seine Presse eine höhere Aufgabe und eine grösicre Verantwortlichkeit: sic durste nicht mehr allein Sprachrohr für nationale Ausgaben und Wünsche sein, sondern sie mutzte gleichzeitig auch die Vertreterin und Kliuderin deutscher Kultur werden. Das ist zwar in reichem Matze geschehen, allein es ist in den gebildeten Kreisen des Auslandes un beachtet und unbemerkt geblieben, weil mit wenigen Ausnahmen die deutschen Druckwerke in dem Gewände der dem Auslände ungcläufigen und undeutlichen (?) Frakturschrift erscheinen. Kür die Anerkennung und Verbreitung der deutschen Kultur in der Welt kommt zunächst die Aus landspreise in Betracht. Der Weg in die Auslandspresse führt aber wieder durch die deutsche Presse. Bei dieser hohen Aufgabe der Presse, die deutsche Kultur zu künden, ist cs notwendig, datz sie in einer Schrift gedruckt ist, die unter den übrigen Kulturvölkern von führen der Bedeutung üblich ist. Wie sich der Besucher eines sremdcn Landes dessen Sitten und Gewohnheiten anpatzt, so sollte sich Deutschland für seine Druckerzeugnisse, als den Riederschlag deutschen Geistes und deutscher Art und Bildung, nur der Schrist bedienen, die unter den ersten Kulturvölkern der Erde üblich ist.« Ich meine, schon die Wiederlegung des letzten Satzes muß genügen, unserer d eutschen Schreib- und Druckschrift das Feld zu behaupten. Gewiß hat die deutsche Presse, auch die deutsche Buchliteratur die hohe Aufgabe, deutsches Wesen, deutsche Gelehrsamkeit, deutsches Empfinden und deutsche Geschichte dem Ausland zu übermitteln; das ist Deutschlands Recht und Pflicht als unbestritten ersten Kulturvolks der Erde. Aber muß darum Deutschland seine ihm eigentümliche Schrift verleugnen und preisgeben? Tut es der Russe, der Grieche, der Türke? Man weist auf die romanischen Sprachen hin; ja, lassen diese sich denn in deutschen Lettern so wiedergeben, datz sie den ihnen eigen tümlichen Charakter behalten? Gewiß nicht, und so kann es auch die deutsche Sprache nicht, ohne wesentlich an ihrer Eigen art zu verlieren. Wer als Ausländer deutsche Studien treiben, deutsche Bücher und Zeitungen lesen will, mutz sich schon der Mühe unterziehen, auch die deutsche Schrift zu erlernen, wie es jeder deutsche Gymnasiast mit Griechisch tun mutz, will er wenigstens einigermaßen in Wesen und Sinn des Griechischen eindringen. Der Auslandspresse zuliebe unsere deutsche Schrift aufzugeben oder auch nur in zweite Reihe zu stellen, sollte keinem Deutschen einfallen. Herr Soennecken bringt aber noch mehr Argumente, nur widerspricht er sich in denselben zuweilen. So schreibt er: »Kür die Beurteilung eines Volkes spielt die Art, wie es sich äußerlich gibt, eine ausschlaggebende Rolle. Dazu gehört an erster Stelle dieSchrif t. Wenn das Wesen des hoch zivilisierten deutschen Volkes in der Welt so unbekannt ist, daß alle Lügen seiner Feinde Glauben finden, so ist dieser uns sehr schädliche Zustand (?) in erster Linie verschuldet worden durch den Gebrauch der Frakturschrift. Die Frakturschrift ist zwischen Deutschland und der übrigen Welt stets eine geistige und literarische Schranke gewesen (?) und würde auch künf tig eine Scheidewand bleiben, wenn wir diese mißgebildete (?) Schrist weiter verwenden wollten. Weil sich Deutschland in seiner Presse und Literatur einer rückständigen (?) Schrift bedient, die den fremden Völ kern nicht vertraut ist, konnte das Ausland mit hämischer Freude Lug und Trug über deutsche Bildung und deutsche Wesensart mit Erfolg ausstreuen.« Was Herr Soennecken in den ersten beiden Zeilen ahnungs los zu gibt: »Ar!«, »ausschlaggebende Rolle«, streitet er in den folgenden Zeilen ab. Wo in aller Well soll auf einmal unsere deutsche Schrist eine »geistige und literarische Schranke« sein? Wieso ist unsere deutsche Schrift »rückständig«? Ob sie den fremden Völkern, namentlich den uns feindlichen, »vertraut« ist oder nicht, kann uns doch sehr gleichgültig sein; die deutsche Schrift entspricht nun einmal deutschem Wesen am besten, warum sollen wir sie aufgeben? Weil unsere Feinde sie nicht gern lesen? Na, das wäre doch Wohl der allerletzte Be weggrund. — Herr S. bezeichnet unsere deutsch« Schrift als »Eigenbrötelei«, sie habe sich »überlebt« und ihre Beseitigung werde von »Männern tiefen Wissens und praktischen Sinnes ge fordert«. Und noch mehr geht Herr S. der deutschen Schrift zu Leibe, wenn er schreibt: 3V5
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