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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1857
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- Erscheinungsdatum
- 20.05.1857
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- Deutsch
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65, 20. Mai. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 927 Die Maiorität, welche in Bezug auf diesen Punkt durch den Hinzutritt des Herrn vr. Veit wieder hcrgestellt war, räth daher der Versammlung an, auch den zweiten Punkt des Antrages abzulehnen Leipzig, 10. Mai 1857. Georg Wigand. L Minoritäts-Gutachten des Ausschusses für den Brockhaus'schcn Antrag, betr. die Schillerstiftung. Nachdem die vorjährige Hauptversammlung des Börsenvereins einen Ausschuß niedergesetzt hat zur Berathung des Brockhaus' schcn Antrags: 1) der Schiller-Stiftung als ein Zeichen des Einverständnisses mit der Idee der Stiftung Eintausend Thaler zu überweisen, 2) dem provisorischen Vorstand der Schillerstiftung zu erklären, daß diejenigen deutschen Buchhändler, welche die jetzige Haupt versammlung bilden, nicht abgeneigt seien, nach definitiver Feststellung der Statuten im Jahre 1859 bis auf Weiteres einen jährlichen Beitrag zu bewilligen, insofern sie durch die Statuten die Ueberzcugung gewinnen, daß die Stiftung eine lebens fähige sein und bleiben werde, und der Unterzeichnete in der am 9. d. M. abgchaltcncn Ausschußsitzung in Beziehung auf Nr. 1 des erwähnten Antrags in der Minder heit geblieben ist, hat er in der am darauf folgenden Tage stattgehabtcn Hauptversammlung seine Ansicht mündlich entwickelt, und gibt dieselbe hiermit, in Gemäßheit seines protokollarischen Vorbehalts, schriftlich zu den Acten. 1) Die Schillerstiftung beabsichtigt: hilfsbedürftige Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu unterstützen, welche sich dichterischer Formen bedient und zur Bild ung und geistigen Erhebung der Nation beigetragen haben, sowie ihre Hinterbliebenen. Es ist hier nicht am Orte, zu untersuchen, ob diese Begrenzung des Stiftungszweckcs angemessen, ob es nicht vielmehr ge- rathcn sein dürfte, die beabsichtigte Unterstützung von vornherein auch auf die Urheber wissenschaftlicher Erzeugnisse auszudehncn — jeden falls ist dcrZwcck der Stiftung, auch in der Begrenzung des provisorischen Statuts, von so großer Bedeutung, daß er der Anerkennung , die der erste Thcil des B.'schen Antrages ihm aussprcchcn will, in hohem Maaße würdig ist. Wenn man sich verstellt, daß ein Schriftsteller, wie das Statut ihn bezeichnet, unverschuldet, etwa durch Krankheit, plötzlich in seiner Thätigkeit gehemmt würde, so wird er, wenn er ohne anderweitige Hilfsmittel ist, als seine Feder, sein Leben nur durch die Unterstützung von Freunden und Verehrern oder — durch die öffentliche Armenpflege fristen können. Diese letzte Zuflucht bleibt freilich immer offen; es widerstrebt jedem edleren Gefühl, einer solchen Möglichkeit auch nur nachzusinnen. Ob aber jener günstigere Fall eintritt, ob sich Freunde finden, ob sic zu rechter Zeit sich finden, die neben dem Willen zu helfen auch die Mittel dazu haben, die ohne Aussicht auf den Ruhm, den sic dadurch ernten, ohne durch Partei- zwccke getrieben zu sein, auf eine lange Reihe von Jahren einem Unglücklichen zur Seite stehen, der von dem nachwachscndcn Geschlecht vielleicht schon halb vergessen ist — das ist eine Frage, welche der Menschenkenner, welche die Literaturgeschichte aller Völker mit herber Zwcifelsmienc beantwortet. Ich will die Möglichkeit zugcben, daß sich im einzelnen Falle durch persönliche Bcthciligung in kurzer Zeit eine Summe auftrciben ließe, welche das von der Schillcrstiftung gesammelte Capital weit übersteigt, und ich bin der Letzte, der den verderb lichen Wahn befördern möchte, als ob die freie Thal der Liebe durch Institutionen des Wohlthuns ersetzt werden könne. Aber Eines muß neben dem Andern hergehcn, um sich gegenseitig zu ergänzen. Wo die private Hilfe zögert, da soll ein Institut vorhanden sein, das für sie eintritt, und wo die Gabe des Einzelnen den Empfänger beschämen würde, da soll es ihm freistehen, den durch die Dankbarkeit der Nation begründeten und erhaltenen Hilfsvcrein in Anspruch zu nehmen, dessen Unterstützung nur ehren, niemals beschämen kann. Aus der Wahrnehmung, daß die Schriftsteller sich im Allgemeinen heute in besserer Lage befinden als ehemals, folgt noch nicht, daß nicht Einzelne, zumal solche, die nicht für den Markt arbeiten, in die bitterste Noth gerathcn können, und wurde in früheren Zeiten eine nationale Pflicht versäumt, so folgt vielmehr, daß die Gegenwart das Versäumte nachzuholen habe. Sollte aber eine gesteigerte Empfindlichkeit für die Nothlcidcndcn an der Begründung der Schillerstiftung ihren Antheil haben, so wird man zugestchen müssen, daß dieser Beweggrund ge rade in dem besten Vorzug des Zeitalters wurzelt. 2) Es ist ferner behauptet worden, daß der bisher erzielte geringfügige Erfolg, ein Capital von etwa 7000 Thlrn., dicThcilnabm- losigkeit der Nation hinreichend bekunde. Wollte man freilich Vergleiche mit England anstellcn, wo das Capital eines ähnlichen Verein es sich auf 50,000 Pfund Sterling beläuft, so könnte man geneigt sein, über das Unternehmen den Stab zu brechen. Aber der Erfolg ist, wenn auch gering, doch nicht so nicdcrschlagcnd, daß er gegen den Gedanken der Stiftung zeugt. Abgesehen davon, daß Deutschland ärmer ist als England, so wirkt die Zersplitterung des Vaterlandes hemmend ein. Die kleinlichen Eifersüchteleien der Stämme, Staaten und Städte erschweren bei uns jedes gemeinsame deutsche Werk, und wenn ein neuer Gedanke, der schon als solcher mannichfachcm Wider spruch begegnen muß, die Kraft der Trägheit nach zwei Jahren so weit überwunden hat, wie die Schillcrstiftung, so ist vielmehr gute Aus sicht für die gedeihliche Verwirklichung desselben vorhanden. Die größten Stiftungen sind bei uns aus den kleinsten Anfängen hervorgcwach- sen, während die wohlhabenden Classen Englands, dem Beispiel erlauchter Namen der Aristokratie oder der Wissenschaft folgend, von vorn herein mit vollen Händen zu geben gewohnt sind. Wie viele Namen gibt cs bei uns, die, wie in England, die Geldbeutel der Reichen öffnen ? Aus dem Vorhandensein von Schwierigkeiten, die in der Natur der deutschen Verhältnisse liegen, das Motiv hcrlciten, um sich von einem gemeinsamen Werke zurückzuziehcn, ist gewiß nicht der rechte Weg. 3) Den Gründen, die aus dem provisorischen Zustand der Stiftung hccgeleitcl werden, kann ich nicht beitrcten. Vielleicht ist es gerathener, sich bald über ein bindendes Statut zu verständigen, in welches ja immerhin die Ucbergangs-Bestimmung ausge nommen werden kann, daß der Verein bis zum Jahre 1859 mit der Ansammlung des Eapitals fortfahren will. Eine Gabe von Eintausend Thalern seitens des B.-V. d. d. B. soll ja aber auch nur eine provisorische Gabe, „ein Zeichen des Einverständnisses mit dem Gedanken der Stiftung" sein, während einer definitiv gestalteten Stiftung ein dem Geber wie der Sache angemessener jährlicher
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