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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1857
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- Erscheinungsdatum
- 20.05.1857
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- Deutsch
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926 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 65, 20. Mai. ir Bericht des Ausschusses für den Brockhaus'schen Antrag, betr. die Schillerstiftung. Herr H. Br ockhau s hatte in der vorigen Hauptversammlung beantragt, die Bcrsammlung möge beschließen: 1) Zu der Schillerstiftung schon jetzt einen Beitrag von 1000 Thlr. zu bewilligen und 2) Die Bereitwilligkeit auszusprechen, wenn die Schillcrstiftung aus ihrem provisorischen Stadium in ein definitives übcrge- gangen sein werde, noch einen bestimmten Jahresbeitrag zu gewähren. Dieser Doppelantrag fand in der vorjährigen Cantate-Versammlung eine sehr gcthcilte Bcurtheilung, und während derselbe von vielen Seiten unterstützt wurde, machte sich von anderen Seiten Widerspruch geltend, bis endlich die Meinung Uebcrhand gewann und Beschluß erhoben wurde, daß eine sofortige Erledigung nicht gcrathen erscheine, und daß man die Angelegenheit einer Commission zur Vor- crörlerung überweisen möge. Nachdem diese Commission, bestehend aus den Herren Brockhaus, Erhard, vr. Härtel, Hertz und G. Wigand, durch die Wabldcpukation berufen war, trat dieselbe im Verein mit dem verehrten Vorstände noch während der Messe im vorigen Jahre zusam men und man verständigte sich damals, daß jedes Mitglied sich mit dem, was bis jetzt zur Verwirklichung der Schillcrstiftung geschehen, vertraut machen möge, und zwei Mitglieder, die Herren Brockhaus und Erhard, übernahmen cs, genauere Erkundigungen über das Fortschrcitcn der Sache und deren Erfolge in Bezug auf die Begründung der Schillerstiftung einzuholcn und bei nächster Berathung der Commission vorzulegen. Diese Berathung hat gestern stattgefundcn und ich habe Ihnen in Folgendem das Ergebniß derselben mitzutheilen. Wenn in der vorjährigen Debatte über den Antrag des Herrn Brockhaus manche Bemerkungen laut wurden, denen eine principielle Bedeutung nicht abzusprechcn sein dürfte, auch die Ansicht sich Geltung zu verschaffen gesucht hatte, daß die Beispiele, welche die Begründung einer Stiftung, wie die fragliche, als nothwendig oder wünschenswerth darstcllcn sollten, sämmtlich einer Zeit entnommen seien, die sich völlig geändert habe, ferner, daß Schriftsteller, welche „in poetischer Form auf die Bildung und Erhebung der deutschen Nation cingewirkt haben", schwerlich heutzutage Unterstützungen, wie sie die Schillerstiftung zu gewähren gemeint und im Stande sein werde, als ein Ehrengeschenk der Nation annehmcn oder gar suchen würden, so glaubte doch Ihre Commission, diese Einwürfe der Un tersuchung nicht unterstellen zu müssen, und hielt cs für angemessen, einzig und allein die praktische Bedeutung der Frage ins Ange zu fassen. In Verfolgung dieses Weges sind die Mitglieder Ihrer Commission nicht an einem und demselben Ziele angelangt. Es hat sich eine Majorität und eine Minorität gebildet. Die Gründe, welche die Majorität geleitet, habe ich Ihnen in Folgendem mitzutheilen, und wenn hierbei die Gcgcngründc und Einwendungen der Minorität keine Erwähnung gefunden, so hat das seinen Grund lediglich in dem Umstande, weil die Minorität sich Vorbehalten, ihre Gründe in einem Sondergutachten vor Ihnen zu entwickeln. Aus den zur Hand liegenden Mittheilungen ergab sich zunächst, daß seit dem Auflauchcn der Idee bis jetzt eine Summe von et was über 7000Thlr. zusammengcbracht worden ist. Wenn nun erwogen wird, daß bereits große Anstrengungen gemacht worden, daß viele Mittel gebraucht und verbraucht sind, und doch seit mehr als zwei Jahren nur ein Resultat erzielt worden, welches wohl von Ihnen Al len als ein unbefriedigendes erkannt werden dürfte, so geht daraus wohl auf das unzweideutigste hervor, daß die Idee in der Nation keine Wurzel geschlagen, daß keine Sympathien dafür im deutschen Volke vorhanden, daß vielmehr ein gewisses Mißtrauen darüber vorherrschend sein müsse, ob die Begründung einer solchen Stiftung nothwendig, und ob die Zwecke der Stiftung auch nur einigermaßen zufriedenstel lend werden verfolgt werden können. Wie groß oder gering diese Zweifel bei dem Einen oder Andern auch sein mögen, so dürfte doch so viel feststehcn, daß cs bedenklich erscheinen muß, einer Corporation, wie unser Börscnvercin ist, zuzumuthcn, sich in der beantragten Weise an einem Vereine zu betheiligen, der sich in vorbereitendem Zustande befindet, und der seine eigentliche Wirksamkeit erst nach mehr als zweijähriger Frist beginnen will. Wenn etwa geltend gemacht wird, daß eine Bctheiligung des Börsenvereins in der beantragten Weise eine günstige Wirkung äußern müsse und Beteiligungen von andern Seiten nach sich ziehen werde, so glaubte die Majorität, daß dieser Standpunkt von den Vertretern einer Corporation, die über einen Theil ihres Vermögens verfügen sollen, nicht eingenommen werden dürfe. Die Rücksicht auf einen moralischen Einfluß ihrer Handlungen kann nur von sehr fecundärer Bedeutung betrachtet werden; ein bestehender Verein, der an einem erst zu begründenden Verein sich beteiligen soll, hat zunächst und ganz besonders zu prüfen, ob auch alle Garantien vor handen sind, die vorgestecktcn Zwecke erreichen zu wollen und zu können. Diese Möglichkeit aber wird sich erst dann Herausstellen, wenn das definitiv gewählte Comite der Schillerstiftung seine Wirksamkeit begonnen haben wird und cs sich dann herausstcllt, daß man mit voller Ueberzeugung und Freudigkeit einen der Bedeutung der Sache angemessenen Beitrag bewilligen kann. In Erwägung dieser Umstände schlägt Ihnen die Majorität vor: den ersten Theil des Brockhaus'schen Antrages, welcher dahin geht, der Schillerstiftung aus dem Vermögen des B--V. 1000 Thlr. zu bewilligen, abzulehnen. Den zweiten Theil des Antrags anlangcnd, so war die Meinung bei der Majorität vorwaltend, daß es in hohem Grade be denklich erscheine, demselben beizustimmen, weil er seiner ganzen Natur nach bedeutungslos sei, indem eine Bereitwilligkeitserklärung der heutigen Versammlung ganz und gar keine bindende Kraft für eine spätere Versammlung habe, und daß eine solche Erklärung auf der einen Seite geeignet sei, Erwartungen zu hegen, die später sich nicht verwirklichen könnten, andererseits aber der Verdacht hervorgerufen werde, als ob man unter leerem Vorwände die Angelegenheit habe beseitigen wollen. Nur ein Mitglied, Herr Hertz, konnte sich mit dieser Ansicht nicht einverstanden erklären und sprach seine Meinung dahin aus, daß er eine solche Bereitwilligkeitserklärung keineswegs so einflußlos betrachten könne, indem dadurch doch immer ausgesprochen werde, daß auch die heutige Versammlung die Zwecke der Schillcrstiftung als der Förderung würdige anerkenne.
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