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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.12.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-12-23
- Erscheinungsdatum
- 23.12.1935
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- Deutsch
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MsmbMfck-mVkMlMViMmM Nr. 887 (N. 155). Leipzig. Montag den 23. Dezember 1935. 182. Jahrgang. Der lesende Soldat Von Zielcke, Lauptmann (E), Vorstand der Wehrkreisbücherei I Der Artikel »Soldaten lesen« in Nr. 284 dieses Blattes, dessen Berfasscr verdiensttichcrwcise noch vor dem Inkrafttreten des Wehrpflichtgesctzes sein militärisches Dienstjahr ablcistetc, hat in mir wie wohl in jedem, der die Beziehungen des Soldaten zum Buche ans eigener Anschauung kennt, freudige Zustimmung er weckt — nicht zuletzt deshalb, weil es hier und da noch Über bleibseln nachgerade abgeschmackter, vom Simplizissimus und stammverwandten Mächten gespeister Vorurteile zu begegnen gilt, die etwa in dem mythischen Kaczmarek IV das Urbild des Re kruten sehen und im aktiven Berufssoldaten den ewigen Gegcntyp des kontemplativen Menschen. Der letztere ist einer abgelebten Antithese zufolge so ausschliesslich in Weimar beheimatet, wie der crsterc in Potsdam, im »Langen Stall« usw. In de»! besagten Aufsatz wird der Soldat sowohl als Bücher käufer wie als Entleiher von Büchern, soweit er diese aus den Beständen der Kampanicbibliothek entnimmt, gewürdigt. Diese Ausführungen enden in einer an einen Militär-Bibliothekar ge richteten Aufforderung, Näheres über die Organisation dieser Büchereien im neuen Heere mitzuteilen sowie einen Gesamtüber blick über das Hceresbüchcreiwescn zu geben. Ich folge dieser Anregung gern, denn in diesem Punkte erscheint der Artikel um so ergänzungsbedücftiger, als der Verfasser seine Betrachtung aus Soldaten aller Dienstgrade ausdehnt. Ihnen allen steht noch eine Reihe anderer, unerwähnter Hecrcsbüchercicn zur Verfügung. Anknüpscnd an die den Gebrauch der Kompanie- Büchereien betreffenden richtigen Feststellungen mutz ich eine Kleinigkeit richtigstellen: ihre Ergänzung hängt nicht von der in der Kompanickasse jeweils herrschenden Ebbe oder Flut ab, sondern wird von einem festen, nur für diese Ausgaben bestimmten Etat bestritten, dessen durchaus angemessene Höhe leider nicht mitge- tcilt werden kann. Die Bestätigung der über die Zusammensetzung und Verwaltung dieser kleinen Sammlungen gemachten Be merkungen möchte ich mit einem Hinweis auf den tieferen Sinn der fast ausschließlich dem Unterhaltungsbedürsnis dienenden Be stände verbinden. Wäre es nicht an der Zeit, diesem so oft gebrauchten aber unzureichend gefaßten Begriff »Unterhalt ungsliteratur« eine etwas befriedigendere Definition zu geben? Der Gegenstand lohnt eine ausgiebige Diskussion, und ich möchte sie meinerseits mit der Erklärung eröffnen, daß die mir bisher bekannt ge wordenen Formulierungen aller wünschenswerten Klarheit zu crniaugeln scheinen, was um so ärgerlicher ist, als nur zu oft in deutschen Landen dieser Begriff oder Nnbcgrifs mit einem ge wissen unleidlich-abschätzigen, philiströs-überheblichem Akzent aus gesprochen wird. Was soll man mit' einer Begriffsbestimmung anfangcu, die mit .Kategorien: Romane, Novellen, erzählende Werke ihren Gegenstand zu umreisten sucht, die keinerlei einheit liche Bewertung und Einordnung zulasfen, da die erlauchtesten Geister sich dieser Kunstsormen ebenso bedienen wie das Heer der biederen Kunsthandwerker? Die Schwierigkeit, wo die Grenze zwischen Kunst und »Belletristik« (wenn mit diesem Wort die nur der Zcitverkürzung dienende und keinen nennenswerten inneren Gewinn ergebende Spezies erzählender Literatur bezeichnet werden darf) zu ziehen ist, ist zweifellos groß; die Zusammenfassung des Unvereinbaren unter irgendeinen Sammelbegriff ist zweifellos be quemer, hat aber nachweislich nicht wieder gutzumachcnde Schäden nach sich gezogen. Zum Beweis diene eine Tatsache: Große aus ländische Bibliotheken, z. B. das Britische Museum in Landen, be sitzen im Gegensatz zu den deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken nahezu lückenlos die Erstausgaben der deutschen Romantiker. Ist man sich allerseits klar darüber, welche Folgen sich er geben, wenn die die Höhe des Etats und die Breite der Sammel- grenzcn festsctzcnden Behörden sich einen Begriff zu eigen machen, der seinen Wert säst nur von den in dieser wie in jeder Buch gattung auch vorhandenen minder bemerkenswerten Autoren empfängt? Im Hecrcsbüchereiwesen jedenfalls enthalten nicht nur Kompanie-Büchereien, die den Charakter einer Volksbücherei haben, sondern auch die wissenschaftlichen Bibliotheken erzählende Werke, von letzteren allerdings nur solche, die das Erlebnis des Krieges zum Gegenstand haben. Schließlich kommt es nicht dar auf an, zu welchem Zwecke ein Buch gelesen wird, sei es belehrend oder nur unterhaltend, sondern welche erziehende, züchtende, ge staltende Wirkung es tut. Nun, die einem hochnäsig-amusischem Diktum zufolge der »Unterhaltungsliteratur« zuzuordnenden Werke, deren eifrigen Gebrauch unser Freiwilliger bezeugt: »Hel dische Bücher, Abentcucrbücher, romanhaft geschriebene Werke über große Deutsche-, bewirken eine höchst wertvolle Ergänzung der praktischen Ausbildung zum Soldaten. Denn ausgcbildet und ge formt kann uns nur der gelten, der ein Vorbild empfängt — ob aus der Wirklichkeit oder aus dem Buche —, diesem nachzulcben strebt, von ihm geprägt erscheint. Mag der nach dem Ende der Putz- und Flickstunde in irgendeinen Winkel sich mit einem Buch Zurückziehende in seiner Lektüre nur Erholung und Entspannung suchen, im Anblick eines außerordentlichen Menschen und Kämpfers spannt und stärkt er sich aufs neue; ec begreift die mit Haltung getragene Mühsal seines Wasfcnhandwerks, je schwerer sie ist, als um so bessere Vorbedingung zur Erringung des wert vollsten Besitzes, eines unerschütterlichen, auf Leistung und Über windung gegründeten Selbstbewusstseins und -Vertrauens, er spinnt alte Träume fort und cs verlangt ihn wie einst den Knaben nach Not und Gefahr, um sie so glorreich zu bestehen wie der Held Amtliche Bekanntmachung der Reichsschrifttumskammer Nr. 102 Auflösung des Vcrwaltungsbeirats Der Herr Präsident der Rcichskulturkammcr hat mit Schrei ben vom 5. Dezember 1935 mitgeteill, daß nach der Berufung des Reichskulturscnats die bestehenden Bcrwaltungsbeiräte über flüssig geworden und daher anfzulösen seien. Ich löse daher mit sofortiger Wirkung den Vcrwaltungsbeirat der ReichSschrifttums- kammcc auf und danke den Mitgliedern des Berwaltungsbcirats für ihre Mitarbeit. Infolge der Auslösung des Vcrwaltungsbeirats wird die Be stimmung XVII der Amtlichen Bekanntmachung Nr. 3 vom 22. Dezember 1938 (Börsenblatt Nr. 298/1933) gestrichen; in der Satzung der RcichSschrifttumskammer (Amtliche Bekanntmachung Nr. 46) erhält der 8 6 Abs. 1 folgende Fassung: »Die Organe der Kammer sind der Präsident und der Präsidialrat», § 6 Abs. 6 fällt fort; im H 6 Abs. 7 werden die Worte »den Mitgliedern des Vcrwaltungsbeirats von den Verbänden, die sic vertreten« gestrichen. Berlin, den 15. Dezember 1935. Der Präsident der Rcichsschristtumskammcr. I. V.: Wismann.
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