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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.12.1869
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1869-12-20
- Erscheinungsdatum
- 20.12.1869
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- Deutsch
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- Saxonica
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295, 20. December. 4231 Nichtamtlicher Theil. ihrer Freuden und Leiden, und wer es nur über sich vermag, wer nicht gar zu sehr mit der Zeit geizt, wer im Anfänge durch etwaige Schwierigkeiten einer fremden Sprache sich nicht abschrecken läßt und diese beharrlich zu überwinden sucht, dem gehl mit der Zeit auch das Vcrständniß für die fremden Verhältnisse auf, ohne daß er sie aus eigner Anschauung zu kennen braucht, und damit wird er seine Mühe reichlich belohnt sehen. Man bereichert damit nicht nur positiv seine Kenntnisse, sondern erweitert namentlich auch den geschäftlichen Blick, und das kommt Jedermann zu Statten, möge er einen noch so be scheidenen Wirkungskreis haben. Wennschon nun womöglich alle jene Buchhändlerzeitungen eine solche Berücksichtigung verdienen, so sind es doch gerade auch die Organe der kleineren Nationen, die nicht in letzter Reihe Anspruch darauf machen könne», und von diesen wiederum hat das holländi sche „biiourvsblaä voor ckon boslrliauäsl" uns schon wiederholt zu Betrachtungen augeregt, wie wir sie hier am Eingang ausgesprochen haben. Es zeigt sich in dem dlisnvvsblnä, namentlich seitdem die Redaction vor ungefähr drei Jahren in sehr tüchtige Hände gelangt ist, ein so lebendiges Interesse für den Gesammtbuchhandel aller Länder, daß diese Zeitung in den weitesten Kreisen gelesen zu werden verdient. Sie bringt nicht nur regelmäßig Notizen aus den hervor ragendsten buchhändlerischen und literarischen Blättern, sondern ent hält auch häufig sehr gediegene Originalcorrespondenzen. So finden sich z. B. in den letzten Nummern einige interessante größere Auf sätze, einer über das Etablissement Alfred Mame et Fils in Tours, von Louis D- Petit in Amsterdam geschrieben, und zwei anonyme Artikel über die chinesische Literatur, und über den norwegischen Buchhandel, welche auch für die Leser unseres Blattes viel Interesse haben dürften. In dieser Voraussetzung kommen wir gern dem gegen uns aus gesprochenen Wunsche der Redaction unseres Börsenblattes nach, davon eine deutsche Bearbeitung zu geben. Möge zunächst die Schilderung des Mamc'schen Etablissements hier eine freundliche Aufnahme finden. Gegründet wurde das jetzt so ausgedehnte Geschäft im Jahre 1798 von Amant Mame, einem jungen energischen Manne. Es gelang diesem bald, sein Geschäft aus den bescheidenen Anfängen herauszuarbeiten und ausgedehnte Verbindungen anzuknüpfen; un bekümmert durch die Concurrenz ging er auf dem einmal eingeschla- gcnen Wege mit eiserner Consequenz fort und sah seinen Fleiß im mer mehr und mehr durch Erfolge belohnt. Im Jahre 1830 asso- ciirte er sich mit seinem Schwiegersohn und Neffen Ernest Mame, und im Jahre 1833 nahm er noch seinen ältesten Sohn Alfred, den gegenwärtigen Besitzer, in das Geschäft auf. Unter der Leitung die ser drei Männer hat sich das Haus zu einer respectablen Höhe auf- geschwungen. Als im Jahre 1845 der Gründer starb und ErnestMame (frü her Maire von Tours, jetzt Mitglied des Oorps lö^islutik) sich von den Geschäften zurückzog, übernahm Alfred allein das Geschäft, dem er schon 12 Jahre hindurch seine jugendliche Kraft geweiht hatte. Mit Hellem Blick erkannte er die Zukunft, die sich ihm bot, er sah, daß das Haus noch großer Ausdehnung fähig sei, und so datirt denn vom Jahre 1845 eine vollständige Umwälzung des Geschäftes, welche der jetzige Besitzer vornahm, um auf breiterer Grundlage größere Unternehmungen anzugreifen. Die alten Künstler-Werkstätten wurden in ausgedehnte Ateliers verwandelt, er ersetzte die Handpressen durch eine größere Anzahl von nach den neuesten Methoden construirten Dampf-Schnellpressen, die Lager räume wurden umgebaut und erweitert, und der immer ansehnlicher werdende Verlag gab ihm auch Veranlassung zur Einrichtung einer eigenen Buchbinderei. Er erreichte damit das Ziel aller größeren Geschäfte: die ganze Herstellung der Verlagsartikel in der eigenen Hand zu vereinigen. Auf die Buchbinderei verwandte er dabei eine besondere Sorgfalt. Die Räumlichkeiten hierfür wurden mit mög lichster Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Arbeiter eingerichtet, die kostbarsten Maschinen wurden angeschafft und die tüchtigsten Arbeiter in großer Zahl dafür gewonnen. Der Erfolg zeigte bald, daß gerade diese Abthcilung des Geschäftes den Erwartungen in hohem Maße entsprach. Im Jahre 1859 nahm Alfred Mame seinen Sohn Paul als Theilhaber auf und beide leiten noch heute das, wie wir weiter aus führen werden, in seiner Art einzig dastehende Geschäft. Auch von dieser Association datirt eine Erweiterung; ein größeres Grundstück, an das alte grenzend, wurde angckauft, neue Gebäude wurden auf- gcführt und mit den alten verschmolzen, und alle die verschiedenen Zweige des Geschäftes wurden in einer Weise erweitert, daß das schon damals über lOOOKöpfe zählcndePersonal sich überall beguem und frei in den Räumen bewegen konnte. Splendidität in der Ausführung ist der Gruudzug aller Mame'schcn Unternehmungen und wurde auch stets in den Werkstätten beobachtet; jede neue Er findung im Gebiete des Maschinenbaues wurde sofort sorgfältig ge prüft und, wenn sie zweckmäßig war, für das Geschäft adoptirt, so daß die Besitzer sich stets auf derHöhe ihrerZeit erhielten, ja häufig ähnlichen Etablissements in der Anwendung neuer Erfindungen um ein Beträchtliches voraus waren. Nachdem wir so einen kurzen Blick auf die geschichtliche Ent wickelung des Geschäftes geworfen, wollen wir uns mit den einzelnen Zweigen desselben etwas näher bekannt machen, die Druckerei und Buchbinderei betrachten, die Räume der Buchhandlung durchwan dern, und die von der Firma hcrausgegebenen Bücher und Pracht werke flüchtig berühren , um daraus nachzuweisen, daß das Haus Mame et Fils in Tours heute mit Recht den Ruf genießt, eins der bedeutendsten buchhändlerischen Geschäfte von Frankreich zu sein. Die Druckerei besaß, als das Haus Mame zum ersten Male eine Ausstellung, im Jahre 1849, beschickte, derzeit schon 20Schncll- preffen, und konnte damals schon täglich den Druck von 200 Ries Papier oder 10,000 Bänden von 10 Druckbogen in Duodez liefern. Augenblicklich besitzt sie 30 Dampfmaschinen französischer Con- struction, die zusammen, wenn sic alle mit möglichster Schnelligkeit arbeiten, täglich 20,000 Bände ä 10 Bogen oder 400 Ries Druck zu liefern vermögen. Bei den bedeutenden Auslagen ist es selbst verständlich, daß mit der Druckerei auch ein Etablissement zum Ste reotypsten verbunden ist. Wir nannten vorhin das Mame'sche Ge schäft ein in seiner Art einzig dastehendes Etablissement, und zwar deshalb, Westes ausschließlich nur für eigene Bedürfnisse arbeitet. Mame et Fils wollen nicht wie die kaiserliche Druckerei in Paris und ähnliche Etablissements mit anderen Druckereien concurrircn und diesen damit einen Theil ihrer Arbeit entziehen. Mancher fran zösische Verleger würde ihnen gewiß gern die Herstellung seiner Werke anvertrauen, da er sicher ist, eine musterhafte Ausführung zu erhalten, aber das Haus Mame verschmäht cs, seine Druckerei für Andere arbeiten zu lassen. Lange hatte sich schon das Bedürfniß eines rylographischen Ateliers fühlbar gemacht; vor einigen Jahren wurde auch dieses er richtet und der Direction eines namhaften französischen Graveurs, dem bekannten Quartley, übergeben. Viele der Holzschneider, die jetzt für Mame und andere Verleger arbeiten, erhielten in diesem Atelier ihren ersten Unterricht. Die Buchbinderei besteht aus drei Arbeitssälen und einigen Räumlichkeiten, wo das nöthige Material (Leinen, Leder, Pappen re.) lagert. Das hier beschäftigte Personal von über 700 Männern und Frauen arbeitet mit allen Maschinen, die irgendwie die Arbeit be schleunigen, verbessern oder erleichtern können. In zwei Sälen wird gefalzt und geheftet, was ausschließlich Frauen und Mädchen besor- 604 *
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