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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1938
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- 1938-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1938
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Zur Wirtschaftslage Von Pros. Dr. G. Menz München — Die Eingliederung Sudetendeutschlands — Die neue Reichsanleihe — Der Buchhandel Das Jahr 1938 wird in der deutschen Geschichte für alle Zeiten einen Klang behalten, wie er wohl keinem anderen zu kommt. Der dramatische Ablauf der Ereignisse von den ersten Zuspitzungen gleich nach Jahresbeginn an hat der Welt fast den Atem benommen. Das deutsche Volk aber hat in seinem felsen festen Vertrauen zu seinem Führer nicht nur eine vorbildliche Disziplin bewahrt, es ist sogar von Schritt zu Schritt immer ruhiger geworden. Es fühlte, daß die Vorsehung seinen Erfolg wollte und segnete, weil es nur sein Recht forderte, ohne Nachteil eines anderen, und weil es durch die innere Umkehr, zu der es Adolf Hitler aufgerufen und bewogen hatte, sich des Aufstieges würdig gemacht hatte. Vergleicht es damit, was um es herum bei anderen Völkern sich abspielte und noch abspielt, so wird es sich so recht bewußt sein, was es seinem Führer zu danken und in welcher Haltung cs an den weiteren Aufbau zu gehen hat. Mit Recht ist unterstrichen worden, daß München keinen Ab schluß, sondern einen Anfang bedeutet. Das Großdeutsche Reich ist nach außen fertig. Nun muß es im Innern zu einem Stahl block geschmiedet werden, den nichts mehr zu erschüttern vermag. Die nächste Ausgabe ist der Einbau der neu gewonnenen Gebiete. Die wirtschaftliche Seite der Angliederung der sudeten- -deutschen Gebiete wird ausführlich in dem neuen Wochenbericht des Instituts für Konjunkturforschung behandelt. Der Bericht gibt zunächst einen einleitenden überblick über das Wirtschafts schicksal des Sudetendeutschtums in der Tschecho-Slowakei und dann ein Bild der Struktur der sudetendeutschen Industrie, der Land- und Forstwirtschaft und des Kreditwesens. Zwei Folgen der ständigen Benachteiligung der sudetendeutschen Wirtschaft sprängen besonders in die Augen: Erstens sei die ehedem rein deutsche Industrie der Sudetengebiete in weitem Umfang für den Zugriff des tschechischen Bankkapitals reif gemacht worden. 1918 sei der deutsche Besitzanteil an der tschechischen Industrie auf ungefähr 89"/» geschätzt worden, 1936 dagegen nur noch auf 40°/», während er heute wahrscheinlich noch geringer sei. Nicht minder bezeichnend seien die Arbeitslosigkeitsziffern. Wohl nirgends in der Welt sei die Arbeitslosigkeit so hoch gewesen wie im sudeten deutschen Gebiet. Die sudetendeutschen Gebiete seien sogar stärker industrialisiert als Deutschland,- einen höheren Industrialisie rungsgrad als das sudetendeutsche Siedlungsgebiet wiesen in der Welt nur noch Belgien und Großbritannien auf. Auch unter den erschwerten Bedingungen der Nachkriegszeit habe sich das deutsche Element einen bedeutenden Platz in der industriellen Arbeit des neuen Staates gewahrt. In bezug auf den Produktionswert der sudetendeutfchen Industrie könne man veranschlagen, daß hier um 1930 noch beinahe ebenso viel Waren erzeugt worden sind wie damals von der österreichischen Jndustriewirtschaft. Das be deute für jene Zeit einen jährlichen Bruttoproduktionswert von sicher über 4 Milliarden Mark — also etwas mehr als zwei Drittel einer Monatsproduktion der deutschen Jndustriewirt schaft 1930. In der Gegenwart dürste der Produktionswert in den sudetendeutschen Gebieten aber geringer sein als 1930. Die Lücken, die 1918 in die Kreditorganisation der sudctendeutschen Wirtschaft gerissen worden seien, hätten in der ganzen Zeit der Zugehörigkeit zur Tschecho-Slowakei nur unzureichend ausgefüllt werden können. Während die Organisation des großen Jndustrie- kredits immer mehr tschechisiert wurde, hätten die Sudctendeut schen andererseits im sog. »Volksgeldwesen» bedeutende Erfolge erzielt und damit wenigstens die Kreditgewährung an kleinere Betriebe vor stärkerem tschechischem Einfluß frei gehalten. Das jetzt festgestellte Wertverhältnis von 12 RM für 100 Sudeten kronen trägt der Kaufkraftparität Rechnung, nicht dem Kurs der Prager Tschechenkrone. Dabei haben vor allem soziale Erwä gungen eine Rolle gespielt. Die Leiden und Opfer, die das Sude tendeutschtum bisher gebracht hat, rechtfertigen das Entgegen kommen des Altreichs. Die ungünstige Rückwirkung auf die Aus fuhr fällt nicht ins Gewicht, da ja Hauptabnehmer ohnehin schon das Reich war. Die Absatzaussichten für den Buchhandel werden sich bei der allgemeinen Hebung der Wirtschaftslage zweifelsohne bessern. Im sudetendeutschen Verlag werden sich allerdings wohl manche Umstellungen nötig machen. Innerhalb des Tschechen staates war das Sudetendeutschtum namentlich für Zeitschriften und Fachliteratur stärker auf Selbstversorgung angewiesen, da — von den Preisverhältnissen und Zollschwierigkeiten abge sehen — der unterschiedlichen Gesamtverhältnisse wegen somit die Mitversorgung vom Reich aus nicht in Frage kam. Das wird sich jetzt ändern. Es wird sich aber in anderer Hinsicht auch Aus gleich finden. Daß die-Rückgewinnung der Ostmark und Sudctendcutsch- lands und ihre Eingliederung beträchtlichen finanziellen Einsatz erfordert, versteht sich von selbst. Das Reich ist dafür aber auch gerüstet. Auch ohne die letzten Entscheidungen wäre vermutlich in diesen Wochen die schon bewährte Konsolidierungspolitik fort gesetzt worden. Die Tatsache, daß die Reichsregierung jetzt eine Anleihe von IIS Milliarden Mark auslegte, ist aber der stärkste Beweis für die völlig unerschütterte Finanzkraft des Staates. Wie unerschüttert Finanzkraft und finanzielle Ordnung sind, wird durch Ausführungen bestätigt, die Staatssekretär Reinhardt dieser Tage der Presse machte. Danach können wir trotz der er heblichen Mittel, die die Eingliederung Österreichs und auch die politischen Verwicklungen der letzten Wochen verlangten, die Aus gaben immer mehr durch Steuern decken. Wir haben 1937 mehr als doppelt soviel Steuern eingenommen als 1933. Den 6,8 Milliarden Mark von damals stehen heute 14 Milliarden Mark gegenüber. Der Haushaltsplan für das Steuerjahr 1938/39 rech nete mit einem Steuereingang von 16 Milliarden Mark, also mit 2 Milliarden Mark mehr als im Jahre vorher. Dieser vor sichtige Voranschlag wird aber mit ziemlicher Sicherheit um 1 bis 1,2 Milliarden Mark übertroffen werden. Die Steuereinnah men der ersten Hälfte des laufenden Rechnungsjahres, also vom 1. April bis 30. September 1938, haben allein schon ein Mehr von 1,5 Milliarden Mark gegenüber der gleichen Vorjahrszeit gebracht. Auf das Jahr gerechnet sind das rund 3 Milliarden Mark mehr. Voraussichtlich wird aber dieser Betrag deshalb überschritten werden, weil der März 1939, der letzte Monat des Steuerjahres, wie üblich mehr Vorauszahlungen bringen wird als der September dieses Jahres. Dabei war der September, für den die Ziffern bereits vorliegen, ein außergewöhnlich guter Steuermonat. Die Einkommensteuer brachte 719 Millionen Mark (im Vorjahre 549 Millionen Mark), die Körperschaftssteucr ergab 518 Millionen Mark (im Vorjahre 296 Millionen Mark), die Umsatzsteuer ergab 247 Millionen Mark (im Vorjahre 207 Millio nen Mark). Insgesamt brachte der September 526 Millionen Mark mehr als der September 1937. Damit brachte die erste Hälfte des laufenden Steuerjahres insgesamt 8,3 Milliarden Mark, in der gleichen Zeit des Jahres 1933 waren es nur 3,4 Milliarden Mark. Wenn wir also auf der einen Seite in diesem Jahre unvorhergesehene Ausgaben durch die Eingliederung Österreichs, durch die Befestigungen im Westen, den Vicrjahres- Plan usw. hatten, so stehen uns doch auf der anderen Seite unvor hergesehene Mehreinnahmen zur Deckung der besonderen Aus gaben in Höhe von 1 bis 1,2 Milliarden Mark zur Verfügung. Dabei sind die Mehreinnahmen aus der Vereinheitlichung der Gemeindebicrsteucr und die zusätzlichen Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer noch nicht berücksichtigt. Es ist beabsichtigt, wie Staatssekretär Reinhardt ausführte, in Zukunft auch die Gemeinden mehr für die Leistungen des Reiches heranzuziehen. Die Reichsbiersteuer, die ab 1. Oktober dem Reich zufließt, ist da für ein Beispiel. Die Gemeinden werden auch zur Anlcihezeich- 80V
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