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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1922
- Strukturtyp
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- 1922-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1922
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X- 84, 8. April 1922. findet, welche deren Beibehaltung unter den geschilderten Ver hältnissen grundsätzlich als eine Lebensnotwendigkeit des Sorti ments anerkennen. Die vielfachen erfolglosen Bestrebungen, die dem Ansehen des Buchhandels schädlichen Preisunterschiede zu beseitigen und den festen Ladenpreis wieder in seine Rechte einzusetzen, haben bei einzelnen Mitgliedern eine radikale Gegenbewegung ausge löst. Diese halten einen völligen Verzicht aus gleichmäßige Ver kaufspreise für die einzige Möglichkeit, unfruchtbaren Verhand lungen und aufreibenden Wirtschastskämpfen zu entgehen und ein richtiges Verhältnis zwischen Vertriebsstellen und Bedarf herzu stellen; sie beantworten also jeden Versuch einer »Zwangswirt schaft« mit dem Ruf nach erweiterter Freiheit. Wir stehen nicht an, vor dieser Strömung aufdasnach- drücklichste zu warnen, nicht nur pflichtgemäß als Hüter der Satzung, der ein solcher Kurs fremd und Feind ist, sondern auch in der Überzeugung, daß der durch die Satzung gewiesene Weg der Eigenart und Würde des Buches in höherem Maße ent spricht und bei einem Abwägen alles Für und Wider selbst unter den gegenwärtigen schwierigen und unsicheren Verhältnissen — und sei es auch nur als fester Leitstern — den Vorzug verdient. Der vom Verleger zu bestimmende »Mindestverkaufspreis« würde entweder unter Gewährung eines Rabatts berechnet wer den, der seine Jnnehaltung wenigstens einem Teil des Einzel handels gestattet, schlimmstenfalls nur geringe Zuschläge not wendig macht — dann wäre die Abweichung vom jetzigen Zu stande ziemlich unbedeutend —, oder er würde nur eine fiktwe Größe darstellen, die lediglich dem Schleudern, nicht aber den Zuschlägen Grenzen setzt und die Niedrighaltung der Verkaufs preise dem freien Konkurrenzkampf überläßt. Hier würde aber dem wildesten Wettbewerb jeder Spielraum gewährt, eine er schreckende Unsicherheit, inwieweit das überschreiten des »Mindest verkaufspreises« angemessen sei, würde den Absatz ungünstig be einflussen, die äußerst geringe Hoffnung, daß sich im Durchschnitt das Buch für den Konsumenten verbillige, würde ausgewogen durch die unverkennbare Gefahr einer überteuerung. Auch wenn sich schließlich nach langen, opferreichen und das Ansehen des Buchhandels einer schweren Belastungsprobe aussetzenden Kämp fen ein »richtiges« Verhältnis zwischen Vertriebsstellen und Be darf herausstellt — eine insofern problematische Erwartung, als das Bedürfnis seinerseits vielfach erst durch eine große Zahl von Vertriebsstellen wachgehalten, ja wachgerusen werden kann —, so wäre dieser »Erfolg« aller Voraussicht nach nur aus dem Fried hof des deutschen Provinzsortiments zu erzielen. Denn während jetzt der Kampf lediglich um die Aufschläge geführt wird und das Sortiment wenigstens dagegen geschützt ist, daß der vom Verleger festgesetzte Preis in größerem Umfange unterboten wird, müßte dessen Freigabe umsomehr zu einem Krieg aller gegen alle führen, je mehr sich der in Aussicht genommene Mindestverkaufspreis dem bisherigen Nettopreise nähert. Das Buch würde das Schicksal aller sonstigen Waren teilen: jeder kapitalkräftige Ausläufer wäre imstande, das Provinzsortiment zu unterbieten, ja er könnte ver sucht sein, zunächst unter eigenen Opfern den ihm unbequemen Einzelhandel zu vernichten, nur um den Markt so unbehindert wie möglich zu beherrschen. Der rücksichtslose Spekulant, dem jedes persönliche Band fehlt, wie es den Verleger selbst mit seinem Verlagswerk umschlingt, würde also schließlich die Preise dik tieren. Während im sonstigen Handel aber das Vertretbare fast jedes Gutes vor schlimmsten Auswüchsen schützt, würde dem Buch wegen seines individuellen, oft monopolartigen Charakters vielfach ein durch den freien Wettbewerb geschaffener Gegendruck fehlen, und so stünden alle Nachteile eines zügellosen Waren handels hier sogar in verschärfter Form zu befürchten. Auch das überhandnchmen derjenigen Konsumenten, die sich durch Feil schen bemühen würden, billig einzukaufen, wäre eine unerfreuliche Begleiterscheinung. Jedenfalls scheint uns der gründlichsten Prüfung zu be- dürfen, ob der Buchhandel bei einem solchen System besser fährt, und ob er dann noch seinen volkswirtschaftlichen und kulturellen Aufgaben in gleicher Weise gerecht würde, und die größte Zurück haltung geboten, ehe ein »Grundstein, auf dem der ganze Bau unserer Organisation ruht«, revolutionärer Zeit zum Opfer sallen tkO darf (Dominicus 1878, Publ. VI, S. 19). Vor allem hätten hier die Autoren berechtigten Anspruch auf maßgebliches Gehör, denen das Verlagsgesetz einen Ladenpreis gewährleistet. Kie fortgesetzte Vergrößerung der Zahl der buchhändlerischen Wiederverkäufe! rechtfertigt das dringende Ersuchen an den Ver lags-, Grosso- und Kommissionsbuchhandel, nicht immer weitere Kreise an den Buchhandel heranzulocken und nicht jedem Neuling durch günstige Bezugs-Bedingungen künstlich Leben einzublasen. Jeder Verleger und Großhändler, der Wert darauf legt, sich wirklich solid geleitete Vertriebsstellen des Einzelhandels dauernd zu erhalten, müßte hier die größte Beschränkung zugun sten bewährter, schutzfähiger und schutzwürdiger Betriebe walten lassen, soll nicht das Zusammenschrumpsen des dem einzelnen Be triebe verbleibenden Umsatzes die Lebensfähigkeit aller bedrohen. Für den 5. April 1922 hatten wir eine größere Versammlung von Vertretern der wichtigsten Zweige des Buchhandels einbe rufen, deren Aufgabe es war, die durch das Außerkrafttreten der Notstandsordnung für das n ich tw i s s e nsch a f t l i ch e Buch geschaffene Lage zum Zwecke der Vorbereitung der Hauptver sammlung gründlich zu erörtern. Über das Ergebnis kann erst an anderer Stelle berichtet werden. Wir glauben, daß beide Wege nicht zum Ziele führen, die Sortimenter-Teuerungszuschläge nicht, weil sie sich mangels Einigkeit des Verlags nicht schützen lassen, und die bloße pro zentuale Rabatterhöhung nicht, weil die 1V0A des Laden preises, die zu verteilen sind, durch den Autor, die Herstellungs kosten, den Eigengewinn des Verlegers und den normalen Sortimenterrabatt bereits derart aufgebraucht sind, daß zur Erhöhung des letzteren nicht genügend Prozentteile mehr zur Verfügung stehen. Der Buchhandel mutz sich daher endlich über die Wurzel des Übels klar werden, daß nämlich die Kurve der Bücherpreise längst nicht mehr mit derjenigen der Geschäfts spesen parallel läuft, sondern von letzterer in erschreckendster Weise überflügelt wird. Nur wenn es gelingt, diese beiden Kur ven wieder parallel zu schalten, kann der Buchhandel aus dem Chaos und dem ihm drohenden Wirtschaftselend erlöst werden. Da die Kurve der Unkosten keine fallende, sondern steigende Ten denz zeigt und auch künftig erwarten läßt, ist ein erhebliches An ziehen der Bücherpreise unumgänglich. Obwohl das Buch kaufmännisch betrachtet zu billig ist und nur einer verhängnisvollen Preispolitik seinen mühsam erhal tenen Preistiesstand verdankt, mehren sich auf seiten der Ab nehmer die Bestrebungen, das Buch nicht zu dem vom Sortiment benötigten Verkaufspreise, sondern ohne Sortimenter-Zuschlag, ja unter dem Ladenpreis des Verlegers selbst zu beziehen. Wir lehnten zahlreiche Gesuche um Vermittlung unentgelt lichen oder verbilligten Bücherbezuges, die einen außer ordentlichen Umfang angenommen haben, mit um so größerem Recht ab, als ein Entgegenkommen letzten Endes auf Kosten derjenigen ginge, die einsichtig genug sind, keine Ausnahme stellung zu beanspruchen, und die Dinge auch unter dem Gesichts punkt der Gegenseite betrachten. Größte Zurückhaltung er scheint uns jedenfalls angezeigt, wenn im Hinblick auf die Eigen art des Buches von vielen Seiten Schenkungen oder Vorzugs preise begehrt werden. Im Herbst vorigen Jahres wurde der Buchhandel durch Verträge wissenschaftlicher Buchhändler Frciburgs und Marburgs mit de» dortigen Studentenämtern überrascht. Wenn wir uns in der Bekanntmachung vom 29. No vember 1921 (vergl. Börsenblatt Nr. 283 vom 5. Dezember 1921) gegen diese Vereinbarungen wandten, so geschah es, weil das Vorgehen jede Fühlungnahme mit den Vereinen vermissen ließ, deren wichtigste Aufgabe es ist, Hort des festen Ladenpreises zu sein, und die daher mit Fug beanspruchen konnten, in diesen Fragen von weittragender Bedeutung gehört zu werden. Daß der Buchhandel unter Hintansetzung geschäftlicher Rück sichten zu seinem Teil bemüht sein muß, der Notlage der akademi schen Jugend zu steuern, ist nie verkannt worden; es muß aber der Eindruck vermieden werden, daß er, wenn er erhebliche Opfer bringt, nur auf einen entbehrlichen Mehrgewinn verzichtet. Ein
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