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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1922
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- 1922-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1922
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Redaktioneller Teil. X? 84. 8. April 1922. Passung an die Zerrüttung unseres ost noch als stabile Grütze fin gierten Wertmessers, so ist die Gefahr unverkennbar, datz der Buchhandel auch seinen kulturellen Pflichten binnen kurzem nicht mehr Nachkommen kann. Immer wieder wird, wenn mit derarti gen Hinweisen gegen Preiserhöhungen im Buchhandel Stellung genommen wird, übersehen, daß auf eine solide kaufmännische Grundlage nicht verzichtet werden kann, und daß auch das inner lich wertvollste geistige Gut, als Ware in den Wirtschaftsprozetz eingefügt, seinen Gesetzen unterliegt. Die Schwierigkeiten, mit denen der deutsche VerlagSduchhan- del zu kämpfen hat, führen bekanntlich letzten Endes auf dar fort gesetzte Anziehen der Kohlenpreise zurück; denn jede Verteuerung dieses Urstosses unserer Wirtschaft äußert sich nicht nur in einer Preiserhöhung jeglicher Waren, sondern auch in einer Steigerung aller Löhne und Gehälter. Es genüge hier die Andeutung, datz Papier — überdies in verminderter Güte — bereits am Ende des vergangenen Jahres mindestens das Dreitzigfache des Preises der Vorkriegszeit, Satz und Druckarbeiten etwa das Sechzehnfache, Broschur- und Bindekosten das Fünfzehn- bis Zwanzigfache koste ten. Wenn demgegenüber die Bücherpreife bis vor kurzem das Sieben- bis Zehnfache des Vorkriegspreises nicht überschritten, so hat dies in einer Hintansetzung von Autoren« und Verlegcrinter« essen seinen eigentlichen Grund. Es liegt aber auf der Hand, datz die Furcht vor der erlahmenden Aufnahmefähigkeit des Marktes nicht dauernd zu ruinösen Opfern und falscher Preisbil dung führen kan». Das Papier ist in seiner Preissteigerung weit über das Matz der inländischen Entwertung unseres Geldes hinausgegan gen. Damit wird der Papierpreis im Gegensatz zu der Vorkriegs zeit zu einem bedeutsamen Faktor bet der Preisbildung. Viel fache Klagen aus dem Kreise unserer Verlegermitglieder haben auf diesen Übelstand hingewiesen. Wir haben uns mit den zu ständigen Behörden und mit den Fachvertretungen der Papier hersteller in Verbindung gesetzt. Im Januar dieses Jahres haben eingehende Verhandlungen, an denen alle an der Papierherstel lung und -Verarbeitung interessierten Kreise beteiligt waren, unter dem Vorsitz eines Vertreters des Reichswirtschastsministeriums stattgefunden. In dieser Aussprache sowie in früheren und spä teren Verhandlungen wurde bestätigt, daß zu der großen Steige rung der Papierpreise vor allem die hohen Gestehungskosten für Papierholz und Kohle Veranlassung gaben. Die hohen Holzpreise sind zum Teil dadurch bedingt, daß die Nachfrage das Angebot übersteigt und zurzeit aus den russischen Randstaaten, die früher einen großen Prozentsatz des deutschen Papierholzes geliefert halten, die nötigen Mengen nicht beschafft werden können. Es wäre zu begrüßen, wenn man sich auch bei den einzelnen Landes regierungen erinnerte, daß sich die bisherige Holzpreispolitik im Buchhandel und damit in der geistigen Ernährung des Volkes unheilvoll auswirken mutz. In weiteren Verhandlungen der Papierverarbeiter einschließ lich des Verlages mit den Papierfabrikanten wurde dargelegt, daß die Abwälzung des gesamten Risikos, das den Papiersabri« kanten bei der jetzigen Preispolitik hinsichtlich der Rohstoffe zu- fällt, aus den Papierverbraucher nicht angängig sei. Geschäfts bedingungen, die einerseits bei einer Veränderung der Wirtschafts lage dem Papierfabrikanten den Rücktritt vom Vertrage gestatten, andererseits aber von dem Besteller bei langfristiger Lieferzeit eine Anerkennung des zur Zeit der Lieferung geltenden Konven- tionspreises von vornherein fordern, seien unbedingt zu be anstanden. Die Pappenpreise, die in der Unkostenrechnung des Buchhan dels eine gewichtige Rolle spielen, betrugen in der Vorkriegszeit lO.— bis l2.- .^k pro 100 Kilo, jetzt 900.- bis 1000.- sodaß hier eine annähernd hundertfache Steigerung eingetreten ist. Auch die Buchdruckpreise haben im Laufe des letzten Geschäftsjahres weitere ganz erhebliche Erhöhungen erfahren. Auch hier ist oft die Frage aufgeworfen, ob die Steigerung der Materialkostcn und besonders der Löhne die geforderten Erhöhun gen in vollem Umfange rechtfertigt. Viele wissenschaftliche Zeitschriften haben bereits infolge der zu hohen Gestehungskosten ihr Erscheinen einstellen müssen: andere Werke konnten nicht herausgebracht werden. Ein in München zwischen Verlegern und Buchdruckern unter Mitwirkung der Notgcmeinschast der Deutschen Wissenschaft erörterter Gedanke ging dahin, Erwerbs lose des Buchdruckgewerbes mit Notstandzarbeiten zu beschäf- tigen und in solchen Notstandsarbeiten von der Wissenschaft dringend benötigte Neuerscheinungen herzustellen. Im Wege der sogenannten produktiven Erwerbslosenfllrsorge sollten vom Reichsamt für Arbeitsvermittlung Gelder zur Verfügung gestellt werden, mit denen die Löhne der für die Arbeiten eingestellten Erwerbslosen sowie der infolge der Arbeiten nicht Entlassenen ganz oder zum Teil bestritten werden sollten. In den gemein samen Verhandlungen der Vertreter des Börsenvereins und der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft mit dem Tarifamt der Deutschen Buchdrucker und dem Reichsamt für Arbeitsver mittlung wurde vereinbart: Insoweit Erwerbslose bei Druck arbeiten Beschäftigung finden, die von der Notgcmeinschast mate riell oder ideell unterstützt werden, werden aus Mitteln der Pro duktiven Erwerbslosenfürsorge Zuschläge gewährt, die eine Sen kung der Druckpreise zulassen. Es ist zu hoffen, daß dieses Ver fahren, mit dem einzelne erfolgreiche Versuche bereits gemacht worden sind, kraft der Unterstützung der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft den Verlegern das Erscheinen mancher innerlich wertvollen Werke ermöglicht. Die Neigung des Verlages, die Bücherpreise so vorsichtig zu erhöhen, als stünde seine Ware außerhalb der allgemeinen Wirt schaftsentwicklung, hat für den Sortimentsbuchhandel zur Folge, daß die früher gewährten Rabatte, auch bei einer geringfügigen Erhöhung, keine ausreichende Gewinnspanne mehr bieten. Läßt sich der Verlag bei der Erhöhung seiner Preise nur von der Ent wicklung der tatsächlich aufgewandten Produktionskosten leiten, so bleibt das Sortiment entscheidend abhängig von derjeni gen der allgemeine» Geschäftsunkosten. Die Kurve der Steigerung dieser Unkosten und die Kurve der Steigerung jener Produktions kosten laufen nun nicht parallel. Das Mißverhältnis wird um so größer, je mehr die Herstellung durch den Verleger und die Ab nahme durch den Sortimenter zeitlich auseinanderfallen. Der Sortimenter sieht sich daher geschädigt, wenn er bei der Fest setzung seiner Bruttoeinnahmen an die Kurve gebunden ist, die dem Wesen seiner eigenen Geschäftsbedingungen nicht entspricht und überdies auf einem überholten Geldstande beruht. Er hat sich deshalb schon in der Hauptversammlung 1921 nur unter schwersten Bedenken entschlossen, ein System preiszugeben, das ihn befähigt, seine Verkaufspreise durch bewegliche Zü sch l ä g e zu regulieren und das genannte Mißverhältnis in ela stischer Weise zu vermindern. Immerhin lautete der Hauptver- sammlungsbeschluß, datz die Notstandsordnung zwar bis Kantate 1922 gültig bleiben soll, datz aber, sobald in Gruppenvereinbarun gen Bezugsbedingungen sestgelegt werden, die einen Verzicht ans den Teuerungszuschlag ermöglichen, hierdurch die Bestimmungen der Notstandsordnung ersetzt werden. Die ordentliche Hauptver sammlung hatte also einen dahingehenden Antrag der von der außerordentlichen Hauptversammlung eingesetzten Kommission einstimmig angenommen. Man gab sich offenbar auf beiden Seiten der Hoffnung hin, daß im Wege einer Rabatterhöhung der feste Ladenpreis wieder herzustellen sei, und daß auf die an- gcdeutete Weise die Notstandsordnung am Tage ihres juristischen Ablaufs bereits praktisch außer Kraft gesetzt sein werde. In der Tat haben auch Gruppenbildungen und Gruppcnberhandlungen in größerem Stil stattgefun den, ohne daß es aber gelungen wäre, zu der im w i s s e n s ch a f t- lichenVerlag erzielten Einigung auch in den übrigen Zwei gen des Buchhandels zu gelangen. Es liegt dies nach unserer Überzeugung weit weniger am Mangel an gutem Willen als an der Zuspitzung unserer Wirtschaftskrisis. Auch war die Erwägung hemmend, daß eine den Wünschen des Sortiments entsprechende Erhöhung des Rabatts, so berechtigt sie auch unter den gegen wärtigen Verhältnissen erscheint, bei einer Stabilisierung unserer Wirtschaft und weiteren Bücherpreiserhöhungen nicht mehr auf recht zu erhalten sein würde, daß dann aber ein Abbau nicht oder nur unter den schwersten Kämpfen gelingen könne. Obgleich also zunächst für die Beibehaltung eines elastischen Sortimenterzuschlages ohne Zweifel gewichtige Gründe sprechen,
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