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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1936
- Strukturtyp
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- 1936-10-30
- Erscheinungsdatum
- 30.10.1936
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- Deutsch
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Nummer 251, so, Oktober IMS Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel des Mißbrauchs an der Jugend, der hier getrieben wird, zusammen gefunden haben, um einem neuen zeitgemäßen Jugendbuchtyp zum Durchbruch zu verhelfen, sind beide an der Hartnäckigkeit des Sorti ments gescheitert, dem der alte Begriff Jugendbuch anscheinend so in Fleisch und Blut übergegangen ist, daß es den Weg zu neuen Ufern nicht zu beschreiten wagt. Es hat keinen Sinn, hier und da herumzukritteln, der Fehler liegt am ganzen System, das faul und morsch und überholt ist und den Abbruch reichlich verdient hat. Um es auf eine kurze Formel zu bringen: Es sollen für das Jugendbuch, seine Entstehung, seine Her stellung und seinen Vertrieb keine Ausnahmegesetze gelten. Es sollen hier die gleichen ideellen und materiellen Voraussetzungen geschaffen werden, die für die Gesamtliteratur Geltung haben. Es dürfen, um beim Autor anzufangen, Jugendbücher nicht auf Bestellung, nach vorher festgelegtem Plan, geschrieben werden, sondern nur aus den gleichen Gesetzen heraus, die für die Entstehung eines Kunst werkes grundsätzlich maßgebend sind. Es sollen nur wirklich gute und wertvolle Manuskripte zum Druck gelangen, auf die Gefahr hin, daß die freiwerdenden Maschinen Kontokorrentbücher oder Lohndüten fabrizieren müssen. Es ist auf die Herstellung die gleiche Sorgfalt zu verwenden wie beim sogenannten Erwachsenenbuch. Hinsichtlich Aus stattung und Bebilderung sind die gleichen ästhetischen Maßstäbe anzu legen, die man sonst zu beobachten pflegt. Dem Autor sind die glei chen Honorare zuzubilligen, die der Normalvertrag der Reichs schrifttumskammer für andere Literaturgruppen vorsieht. Es darf das Sortiment nicht einerseits für das Jugendbuch besondere Rabattsätze beanspruchen, um es andererseits nach Saisonschluß in der Motten kiste verschwinden zu lassen. Vielmehr ist das gute Jugendbuch auch dann noch zu fördern, wenn die erste Auflage schlecht und recht ab gesetzt wurde. Das alles sind äußere Dinge, aber sie rühren an den Kern des Problems. Denn, sind hier erst einmal neue Voraussetzungen geschaf fen, dann wird ganz von selbst auch der innere Wert des Jugend buches auf eine Stufe gehoben werden, die dem Zweck gerecht wird, für den es geschaffen wurde. Denn es hat das Jugendbuch heute mehr denn je eine bedeut same Aufgabe zu erfüllen. In seiner gegenwärtigen Verfassung dient es nicht nur dieser Aufgabe nicht, im Gegenteil, es wirkt zerstörend, wo es aufbauen soll. Es ist, sofern einmal grundlegend Wandel ge schaffen wurde, auch die Frage müßig, welche Berechtigung dem spezi fischen Jugendbuch überhaupt noch zuzuerkenncn sei. Der heute aus der Jugend heraus immer wieder laut werdende Protest richtet sich gar nicht gegen das Jugendbuch an sich, er richtet sich gegen eine Literaturgattung, die so, wie sie vorliegt, einem vergangenen und innerlich überwundenen Jahrhundert angehört. Es möchten hier leicht Mißverständnisse auftreten. Um dem vor zubeugen, soll klar hcrausgestellt werden, daß wir uns nicht etwa ein Pseudo-Erwachsenenschrifttum für die Jugend wünschen. Der Junge und das Mädel sind keine Pseudo-Erwachsenen. Die Grenze, wo frü her die lange Hose und der Stehumlegekragen das Jungendasein ab zuschließen Pflegte, kennen wir heute nicht mehr. Diese Jugend ist ja um so viel lebendiger, urwüchsiger und natürlicher als frühere Gene rationen, sie wächst so viel organischer in ihre Lebensaufgaben hinein, als daß mit starken Altersabgrenzungen noch etwas anzufangen wäre. Aber man muß die Jugend kennen, ihr Wesen, ihr Erlebnis, ihr Wollen und Sehnen, um für sie schreiben zu können. Und man muß wissen, daß diese junge Generation sich in wenigen Jahren einen eigenen Lebensstil geschaffen hat, den man respektieren muß, wenn man sie beeinflussen will. Wie glaubt man denn, einer solchen Gene ration mit Stilformen imponieren zu können, die sie längst über wunden hat? Das aber tut man fortgesetzt. Hier ist die äußere Ge staltung besonders aufschlußreich. Diese Jugend ist nicht nur klar und sicher im Denken und Handeln, sie ist auch schlicht, einfach und nüch tern in ihren Lebensformen. Bunte Bilder, wenn sie schlecht sind, imponieren ihr durchaus nicht, wie manche Verleger sich unbegrcif- licherweise nicht ausreden lassen wollen. Es ist nicht wahr, daß ein Junge einen schlechteren Geschmack habe als ein Erwachsener. Wenn man das auch nicht behauptet, so unterstellt man es doch, wenn man glaubt, im Jugendbuch auf all gemeingültige Gesetze der Ästhetik verzichten zu dürfen. Man bestreitet hier einfach einen inneren Wandel, den man nicht selbst erlebt und also nicht begriffen hat. Es ist eben nicht richtig, daß Junge gleich Junge ist, ob er nun vor 1900 oder nach dem Kriege geboren wurde. Wenn das Erlebnis des Weltkrieges eine ganze Generation von Männern innerlich umgewandelt hat, wie sollte solche Wandlung sich nicht im jungen Menschen noch viel tiefer und nachhaltiger vollzogen haben! Die Erkenntnisse, die gezogen werden müssen, sind hart aber unausweichlich: Die Jugend hat einen Anspruch darauf, in dem für sie bestimmten Buch sich selbst oder ihr Ideal wiederzufinden. Es muß in Form und Inhalt ihrem Wesen entsprechen. Um das zu erreichen, müssen vollkommen neue Wege beschritten werden. Das aber erfordert eine völlige innere und äußere Umstellung aller am Jugendbuch Be teiligten, auf die Gefahr hin, daß in der Übergangszeit Schwierig keiten materieller Natur entstehen. Schwierigkeiten sind noch immer dazu dagewesen, überwunden zu werden. Wird die Umstellung nicht vorgenommen, dann wird sie eines Tages aus der Gesetzmäßigkeit des Geschehens heraus vollzogen wer den. Der heute schon hier und da festzustellende Rückgang des Inter esses am Jugendbuch wird von Jahr zu Jahr wachsen, das gegen die Zeit und ihre Forderung stehende Buch wird eines Tages keine Leser schaft mehr finden. Dann wird es von selbst verschwinden. Denn die Bewegung ist ja in ständigem Fluß, sie ist nicht dadurch aufzuhalten, daß man sich dagegen stemmt. Alle Übergangszeiten bergen ihre Schwierigkeiten, und wir sind uns der Hemmnisse, die auf dem Gebiet des Jugendbuches noch zu überwinden sind, durchaus bewußt. Aber wir sind entschlossen, sie zu überwinden. Dem guten Buch soll alle Arbeit dienen, jede nur mög liche Förderung soll ihm zuteil werden, das schlechte Buch soll vom Büchertisch verdrängt werden. Wir wissen wohl, daß die Dinge sich nicht überstürzen lassen. Ein seit Jahrzehnten eingespieltes System ist nicht von heute auf morgen von Grund auf zu ändern, um so weniger, als Rückschläge in der Wirtschaft selbstverständlich vermieden werden müssen. Aber hier liegt ein Problem, das angepackt werden muß und das den Einsatz der ganzen Kraft erfordert. Es müssen alle Gutwilligen sich zusanimenfinden, dann kann der Erfolg nicht ausbleiben. Denn die Zukunft gehört uns. Zur lVocke des Oeuitcken öuckes „Der Nationalsozialismus hat den deutschen Staat neu aufgebaut und das deutsche Volk auf allen Ge bieten des öffentlichen Lebens organisiert in einer Weise, die einmalig ist. So ist auch sein Einfluß auf die Neugestaltung des deutschen Schrifttums unverkennbar. Er hat es gereinigt von allen fremden, zersetzenden Erscheinungen, hat es durchtränkt mit dem Geist seiner Weltanschauung und ihm wiederum ein deutsches Gesicht gegeben." ReichsleiLer Bouhler Vorsitzender der Parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutze des NS.-Schrifttums 951
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