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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1869
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1869
- Sprache
- Deutsch
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der Verlagshändler ist cs auch nicht allein gethan. Betrachtet man die enormen Summen, die alljährlich für derartige Inserate ausge- gcben werden, und den verhältnißmäßig geringen Erfolg, den die selben haben, so ist es unbegreiflich, Laß überhaupt noch inscrirt wird. Prospecte werden zu Hunderttausendcn von den Sortimentern verlangt, um zum größten Theil in den Papicrkorb zu wandern. Es machen diese Arten des Vertriebs dem Verleger nur unnölhigc Kosten, und könnte er in vielen Fällen dieselben sparen, oder dem Sortimen ter für um so thätigere Verwendung zukommcn lassen. Wenn man erwägt, welchen enormen Absatz mancher Verleger erzielt, wie z. B. Hr. Werner Grosse in Berlin mit „Jsabella, von Born", von welchem Werke man Loch wirklich nicht sagen kann, daß es zur moralischen Ausbildung und wissenschaftlichen Aufklärung der Menschen beitrage, so muß man allerdings zu der Ucberzeugung ge langen, daß der Vertrieb durch Colporteure oder Reisende für die jenigen Werke, die für das große Publicum bestimmt sind, der allein zweckmäßigste ist. Es werden mir zwar viele der Herren Sortimenter erwidern, daß derartige Versuche schon von ihnen gemacht, aber auch zum Nach- thcile ausgcschlagcn seien, und verlangen dieselbe» nun von dem Verleger, daß dieser die Colporteure auf seine Rechnung nach den vcrscbicdcneu Gegenden senden soll,um dann von diesen die Aufträge zur Ausführung, gegen die gewöhnlichen Proccntc, cntgcgcnzuneh- mcn. Bequem ist diese Art und Weise des Geschäftsbetriebs für den Sortimenter, geschäftlich aber gewiß nicht. Welcher Engros Händler sendet seine Reisenden zu den Privatkundcu herum, um dieselben zum Abkauf seiner Maaren aufzufordcrn, und übergibt dann die Aufträge einem Detaithändler zur Ausführung, dem er noch so und soviel Proccnte Rabatt gewähren muß! In diesem Falle würde der Engroshändler gewiß das Geschäft mit den Priva ten selbst machen. Jedock derselbe besucht uur die Dctailhändlcr, und diese haben für den Vertrieb an die Privaten zu sorgen. Warum kann das nicht so im Buchhandel sein ? Ein Verleger kann die Col porteure in allen Gegenden Deutschlands, von seinem Wohnsitz aus, nicht so coutrolircn, als der Sortimenter, und kann ihnen auch nicht die durch dieLocal-und Perjoncnvcrhältnisse bedingten Vortheile zu gute kommen lassen. Ordentliche, solide und ehrliche Leute finden sich überall, die, wenn sich ihnen eine Aussicht auf ein gewinnbringendes Geschäft zeigt, gewiß mit Freuden die Gelegenheit ergreifen würden; jedoch muß ein Anfang gemacht werden, und die Sortimenter müssen sich bemühen, in ihrer Gegend derartige Personen aufzufindcn und hcran- zubilden. Natürlich liegt cs dann ebenso im Interesse des Verlegers, den Sortimentern für derartige außergewöhnliche Maßregeln außer gewöhnliche Vortheile zuthcil werden zu lassen. Verschiedene Sortimentshandlungen, und unter andern vorzüg lich die Hrn. Burmcster L Stempel! in Berlin, haben diese Art des Geschäftsbetriebes adoptirt, und gewiß mit großem Erfolg. Was diesen Herren in ihrer Gegend möglich ist, warum soll es nicht in andern Theilen Deutschlands ebenfalls möglich sein; jedoch Anstreng ungen von Seiten der Sortimenter und Zugeständnisse von Seiten der Verleger müssen gemacht werden, um Bildung fördernde Schrif ten auch in den weniger zugänglichen Schichten der Bevölkerung zu verbreiten. Es solltePflicht jedes Sortimenters sein, einer Groschen literatur, die weder zur moralischen Ausbildung noch zur Aufklärung beiträgt, den Eingang in ihm zugängliche Kreise zu verwehren zu suchen, und kann er dieses nur mit gleichen Mitteln erreichen. Hat das Publicum einmal den Unterschied zwischen derartigen seichten Machwerken und der wirklich Bildung gewährenden Literatur begrif fen, so wird cs dem Sortimenter mit derZeit immer leichter werden, Absatz zu erzielen. Wenn der Gewinn auch nicht augenblicklich in die Augen fällt, ausbleiben wird er keinesfalls. Der Buchhandel ist nicht nur nicht seinem Verfall nahe, sondern hat sich vielmehr in den letzten Jahren entschieden gehoben und ent wickelt sich immer mehr; nur sind die bisher gebräuchlichen Mittel des Vertriebs nicht mehr ausreichend. H. Der Breslauer Buchhandlungs-Gehilfenvcrein beging Sonnabend den 25. September sein zweites Stiftungsfest durch ein gemeinsames Abendbrot, und zwar wiederum in den freund lichen Räumen des lestaurnur. Die Bclheiligung seitens der Vcreinsmitgliebcr hätte eine zahlreichere sein können, allein wir wol len anuehmen, daß äußere Umstände hindernd cinwirktcn, und nicht der Mangel an Gemeinsinn daran schuld war. Wie im vorigen Jahre, so hatten wir auch diesmal sämmtlichc hiesige Herren Prin- cipale zu der bescheidenen Festlichkeit cingcladen; und was wir hin sichtlich der Betheiligung von den Vereinsmitgliedern erwähnten, gilt von diesen in noch höherem Grade. Es hatte sich etwa die Hälfte der geladenen Gäste eingefundcn. Außerdem aber wurde uns die Freude zu Theil, auch andere Gönner und Freunde unseres Vereines bei uns zu sehen, so daß wir immerhin eine recht stattliche Tafel cinuahmcn. Nach altem Brauche ergriff der Vorsitzende des Vereins (P. Rauch) zuerst das Wort und zwar um die anwesenden Gäste will kommen zu heißen. Er hob hervor, daß alles, was besteht, seine Freunde und Feinde habe, und daß sich der Verein seiner Mißgönner wohl bewußt sei; daß aber ein Blick auf diese Tafelrunde ihm die wohlthuendeNeberzcugung gewähre, wie wir auch noch theilnehmende Freunde und Gönner besitzen. Getragen von diesem Bewußtsein, wollen wir darum auf dem einmal betretenen, für gut erkannten Wege unbekümmert fortschrciten. Hierauf erwiderte Hr. Skulsch in warmen Worten, daß er das Entstehen unseres Vereines s. Z. mit Freuden begrüßt habe und ihn auch heute mit Interesse begleite, indem er ihn für das beste Mittel halte, eine ersprießliche Annähe rung unter den Berufsgcnossen am Platze herbeizuführcn; er wünscht dem Verein ein langes Blühen und Gedeihen, und schließt mit einem Hoch auf denselben, in welches wir nicht mrr mit vol len Gläsern, sondern auch mit vollem Herzen einstimmten. Für Tafel lieder hatte ein Vereinsmitglied hinreichend Sorge getragen, von denen das ernster gehaltene, auf die Feier des Tages bezügliche, zuerst an die Reihe kam, während die humoristischen ihm folgten. Ein in wei testen Kreisen rühmlichst bekannter Tonkünstlcr, Hr. Musikdircctor Schnabel, der sich auch zu diesem Feste eingefunden hatte, trug uns mit seltener Geläufigkeit und Virtuosität Variationen über verschie dene ihm gegebene, ja während des Vortrags selbst erst zugerufene Themen vor, die einen stürmische» Beifall hervorriefen, und ihn ver anlassen, seine Phantasien mehrmals zu wiederholen. Wesentlich er höht wurde dieser Genuß durch den vortrefflichen Flügel, welchen uns die Munificenz des Hrn. Lichtenbcrg aus seinem reichhaltigen Lager gediegener Instrumente für diesen Abend unentgeltlich über lassen hatte. Ein anderer Gast, der eigens zu diesem Feste aus der Provinz herbeigceilt war, ein Sohn des Mars, ergoß uns der Lieder reiche Fülle aus dem Gebiete der Lyrik und des gesunden Humors mit einer Hingabe und einem Feuer, wie sie nur die gehobene Stim mung glücklicher Stunden ermöglicht, sodaß sie sehr dankbar ausge nommen wurden. In einer Zwischenpause nahm der Vorsitzende Veranlassung, ein Telegramm des Dresdner Gehilfcnvercins vorzulesen; er er widerte dessen Glückwünsche zum heutigen Feste zunächst mit einem lauten Lebehoch, in welches Alles einstimmte So im Wechsel zwischen einer gutbesetzten Festtafel, zwischen Gesang und Spiel, Gläserklingen und gemülhlichem Geplauder flogen die Stunden nur allzu schnell dahin, und allgemeineFröhlichkeitbehcrrschte die Tafelrunde, so daß ein anwesender älterer Gast sich veranlaßt sah, das Glas zu erheben, um ein Lebehoch auszubringcn auf die freundschaftlichen Beziehungen und das schöne Vcrhältniß, welches
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