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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1869
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- 22.09.1869
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- Deutsch
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Parorysmus sein Bild von Henkers Hand verbrennen ließ, fand Robert für gut (1552) das undankbare Vaterland zu verlassen. Die freie Schweiz — so oft den Bedrückter! und Verfolgten eine Zuflucht — nahm auch Robert auf. Er wählte Genf — durch Calvin's Anwesenheit ein Hort der Reformirten — zu seinem Auf enthalte und verband sich vorläufig mit seinem Schwager Conrad Badius Ascenfius. Conrad war ein Leidensgefährte Robert's, da auch er genöthigt war, seines reformirten Glaubensbekenntnisses wegen sein Vaterland zu verlassen. Er gründete in Genf eine Druckerei und zeichnete sich durch Herausgabe sehr bedeutender Druckwerke aus; seine und des Vaters Editionen sind unter dem Namen „ Ascenfioncn " bekannt und geschätzt. Robert Stephanus trat nun offen zu den Reformirten über und Veranstaltete im Vereine mit Conrad Badius zum höchsten Aerger der Sorbonistcn eine französi sche Uebersetzung des Neuen Testamentes, welche ungeachtet aller Verbote und Nachstellungen in Frankreich große Verbreitung fand. Der bald darauf errichteten eigenen Officin vermochte Robert leider nicht lange vorzustehen, da er schon am 6.Scptbr. 1559 nach Heraus gabe einer Reihe wissenschaftlicher Werke starb. Er hinterließ eine Tochter Catharina und drei Söhne, Heinrich, Franz und Robert, die sich sämmtlich dem Beruf des Vaters widmeten. Von Robert's hervorragendsten Druckwerken nennen wir nochmals: die hebräische Bibel, 4 Bände in Quart und 8 Bände in Sedez, die lateinische Bibel in Folio (1538—40), das Neue griechische Testament in Folio (1550), die klistorias eoelssiustious 80riptors8, Lusobii xruepklrutio et äemonstrstio evunAeliou, Dionysius Hulionrrms- ssnsis, Oic> 0u88iun, 6ieero, Deren?, Illuutus u. s. w. Heinrich Stephanus II., nicht minder ausgezeichnet als sein Vater und in Bezug auf Gelehrsamkeit denselben noch über ragend, der älteste Sohn Robert I., ward 1528 zu Paris geboren. Ausgestattct mit zu schönsten Hoffnungen berechtigenden Anlagen, zeigte Heinrich schon in frühester Jugend große Liebe zu den Wissen schaften, namentlich zur Philologie. Anfänglich in den ersten Ele menten derselben vom Vater unterrichtet, genoß er späterhin den Unterricht der tüchtigsten Philologen seiner Vaterstadt, eines Peter Dancs, Jacob Tusanus und des als Gelehrter, wie als Buchdrucker gleich hoch berühmten Adrian Turnebe (Adrianus Turnebus, edirte unter anderem den Ubilo, ^poUiuuriu8, ^e8ollius8 u. a. in.). Von solchen Lehrern herangcbildet, unterstützt durch eigene Be fähigung, Schärfe des Geistes und ungewöhnlich leichte Auffassungs gabe, mußte Heinrich die Bahn bloßer Mittelmäßigkeit meiden und mindestens den Ruhm des Vaters erreichen. Kaum 20 Jahre alt, gab er einen commentirten Horaz heraus, der noch jetzt hochgeschäht ist und beredtes Zeugniß für Heinrich's philologische Begabung ab legt. Bei dem eifrigen Studium der gelehrten Sprachen aber ver- nachläßigte er auch die andern Gebiete der Wissenschaften nicht, trieb vielmehr mit ebenso großem Fleiße Naturwissenschaften und Mathe matik. Die Buchdruckerei erlernte er in seines Stiefgroßvaters Colinaeus Officin, begab sich sodann, um den Stand der Typo graphie kennen zu lernen, nach Italien, woselbst er in Rom, Florenz, Neapel und Venedig längere Zeit verweilte, besuchte Eng land und die Niederlande und traf 1552 in Paris gerade zu der Zeit ein, als sein Vater sich zur Flucht nach Genf rüstete. In den genannten Ländern und Städten hatte Heinrich nicht nur in technischer Beziehung große Erfahrungen gesammelt, sondern auch bedeutende literarische Schätze durch Durchsuchung der berühmte sten Bibliotheken, Copirung und Erwerbung seltener Handschriften u. s. w., zusammengetragcn. Er folgte als treuer Sohn dem Vater nach Genf, kehrte aber schon 1554, nachdem der letztere eine zweite Heimath gefunden hatte, nach Paris zurück und suchte beim König auf Grund des alten Privilegiums um die Erlaubniß zur Errichtung einer Druckerei nach. Er erhielt dieselbe, ließ sich jedoch noch nicht dauernd nieder, sondern begab sich nochmals nach Italien, um die gewonnenen literarischen Schätze zu vervollständigen. So verglich er insbesondere behufs Herausgabe dieser Autoren verschiedene Codices des Xeno- phon und Diogenes Laörtius. 1557 endlich kehrte er nach Paris zurück und gründete eine Officin. Da ihm aber die Reisen und Sammlungen bedeutendes Geld gekostet und seine Vermögensvcr- hältnisse zerrüttet hatten, wandte er sich an Ulrich Fugger, den er von seinen Ausflügen nach Deutschland und den Niederlanden her kannte. Aufs bereitwilligste erhielt er Fugger's Unterstützung in höchst freigebiger Weise, so daß er sich in kurzem in den Stand ge setzt sah, größere wissenschaftliche Werke hcrauszugcben. Aus Dank barkeit nannte er sich, so lange Ulrich Fugger lebte, einen Buchdrucker desselben. Der 1559 erfolgte Tod seines Vaters erschütterte Heinrich in dem Grade, daß er sich weder fähig fühlte, sein Geschäft zu versehen, noch im Stende war, wissenschaftlichen Arbeiten obzuliegcn. Aus einer fast .ahrelangen Unthätigkeit vermochte ihn erst die Ver folgung auflurütteln, die ihm sein reformirtes Glaubensbekenntniß zugezogcn hatte. Die Sorbonne hatte Robert Stephanus nicht vergessen un) suchte an dem Sohne zu rächen, was der Vater ver schuldet hatte 1566 erst erschien seine neu revidirte Ausgabe des lateinischen Horaz von Valla, in dessen Vorwort Heinrich eine fulmi nante VertheLigungsrede Herodot's gegen die Beschuldigung histori scher Ungcnaugkeit einflocht. Eine besondere, fast ganz umgcarbcilctc Ausgabe diesir Verteidigungsrede erschien in französischer Uebcr- setzung zu Heinich's Glücke anonym, da ihm selbige durch die in ihr enthaltenen Argriffe auf den Klerus vielfache Unannehmlichkeiten zugezogcn hätte Unter denhintcrlassenen Papieren seines Vaters fand Heinrich Stephanus aufer vielein andern Schätzenswcrthen auch Plan und Anfänge zu einmr Dk>68uuru8 IlnAuas Araooss. Heinrich benutzte diese Vorarbeiten und machte sich mit gewohntem eisernen Fleiße an die Fortsetzung. Im Jahre 1572 konnte er einen vollständigen DIr68aurlls linZuas xrasoas (»euere Ausgabe 1815 — 25, neueste 1831—6? von Hase und Dindorf) herausgeben, ein Werk, das seines Gleichen sucht in Bezug auf Gründlichkeit, philologische Sachkenntniß und kritische Gelehrsamkeit. Trotz seiner Güte wurde das Werk, wenig gekauft, cinesthcils weil die Sorbonne nicht An stand »asm, dasselbe mit dem üblichen Fanatismus anzufechten, hauptsäclfich aber in Folge einer billigen Concurrenzausgabe, welche Johann tzcapula herausgab. Dieser Scapula, ein philologisch ge bildeter Nanu, arbeitete anfänglich in Heinrich's Officin und war von demblben zum Correclor befördert. In dieser Eigenschaft be kam er arch denlllssaurrm liuAuus ^ruscus zu Gesicht. Er scheute sich nicht durch Abschrift und Ercerpirung einen zweiten Dlleunurus anzufertgcn und mit Beiscitelassung jedweder Gewissensscrupcl diesen A;szug unter dem Namen Toxieou Arneeo-Intionm 1579 zu Basel ais Tageslicht zu fördern. Die treulose und niederträchtige Handlmgsweise stürzte Heinrich in Noth und Elend, denn die voluminöse theure Originalausgabe wurde fast gar nicht gekauft, desto mhr aber Scapula's billiger Auszug. Die beträchtlichen Kosten ier Herausgabe des Dbe8uuru8 hatten Heinrich's materielle Kräfte n dem Grade in Anspruch genommen und erschöpft, daß er sich gänzich mittellos und entblößt sah, ohne die Hoffnung durch den Verkaufscines Werkes sein Vermögen wiederzucrlangen. Wthl weniger zum Zwecke der Erholung — wie einige seiner französishen Biographen wissen Wollen, als vielmehr zur Aufsuchung und Erterbung neuer Hilfsquellen und Gönner — Ulrich Fugger war scho gestorben — begab sich Heinrich Stephanus nach Deutsch land un bereiste dasselbe, leider gänzlich erfolglos. Nach Paris zurückgckhrt verfiel er in Niedergeschlagenheit und Tiefsinn — es scheint ihi dies Uebel stets als Folge heftiger Alterationen hcimge^
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