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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1917
- Strukturtyp
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- 1917-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1917
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. .U 120, 25. Mai 1917. einen anderen Maßsiad »»legen, als daheim in Kricdenszciten. Schwere geistige Kost kann der Soldat hcnic nicht mehr verdauen. Einmal sind die Nerven zn sehr mitgenommen: zum andern fällt ihm das Denke», das intensive, zum Lesen eines ernsten Buches notwendige Denken, zu schwer, sodatz er notgedrungen davon ab sehe» »inst. Das habe» mir selbst Lenke höherer Chargen erklärt, denen mehr Zeit und Muße zur Verfügung standen als dem ge meinen Mann. Der Soldat braucht znm Lesen leichte Kost, die ihn anregt, ihm Erheiterung schasst und die ihm ein Spiegelbild des wirklichen, tatsächlichen Lebens zeigt.. . Selbst eine sog. R 8 u b c r g c s ch i ch t e schadet nichts, denn die Gesahrcn der Schundliteratur, die uns früher vor diesen Büchern warnen ließen, falle» in der Hauptsache sori. Der Soldat in der Front hat selbst zuviel erlebt und gesehen, als daß eine grausige Geschichte seine Phantasie besonders erregen könnte.« Man sieht, es gibt auch andere, der Wirklichkeit mehr ent sprechende psychologische Voraussetzungen, unter denen man den Inhalt der Feldbuchhandlungen beurteilen kann. — Die Platzverhällnisse zwangen zur Beschränkung in der Lager haltung. Der Unternehmer war also außerstande, allen Ver legern und allen Verlagsprodukten gerecht zu werden und in folgedessen auch manchen Wünschen seiner Abnehmer, denen der ungeheure Umfang der deutschen Verlagsproduktion nicht bekannt war. Für Sonderwünsche blieb die Bestellung bei der heimischen Buchhandlung und der Bezug auf dem sicheren Wege der Feldpost. Dadurch wurde eine Möglichkeit gegeben, die Ver bindung des Sortiments mit seinen im Felde weilenden Kunden ausrecht zu erhalten. Wäre das Niveau unserer Feldbuchhand lungen wirklich ein so niedriges, wie uns Herr von Weber glauben machen will, so kann er sicher sein, daß die Armee« lettungen, denen die Überwachung der Betriebe obliegt, ein geschritten wären. Auch die Gesamtheit der deutschen Verleger hätte einen solchen Zustand nicht geduldet. Der Zeitpunkt, nun mehr den Feldbuchhandel durch Vergesellschaftung zu einer Sache des Gesamtbuchhandels zu machen, erscheint wenig günstig. Die Welt erhofft einen baldigen Frieden und damit auch ein Ende des Feldbuchhandels. Die Neigung, Kapital anteile zu zeichnen, dürfte demnach, wenn es sich lediglich um ihn allein handeln würde, in buchhändlerischen Berufskreisen gar nicht so groß sein. Man kann also beim besten Willen weder einen Grund noch eine Notwendigkeit für die Vergesellschaftung der Feldbuchhandlungen durch den Gesamtbuchhandel in gegen wärtigem Zeitpunkte erblicken. Herr von Weber weiß aber eine Verwendung der mit ein- geirctenem Frieden überflüssig gewordenen Kriegsgesellschaft oder der Gesellschaften m. b. H. Sie sollen sich dem Betriebe von Eisenbahn- und Verkchrsbuchhandlungen widmen. Auch hier wäre erst zu untersuchen und festzustellen, ob sich aus dem gegenwärtigen Zustande der Bahnhofs- und Verkehrsbuchhand lungen Grund und Notwendigkeit der Vergesellschaftung durch den Gesamtbuchhandcl oder die buchhändlerischen Vereine ab- leiten läßt. Herr von Weber hat allerdings mancherlei über den sittlichen und kulturellen Tiefstand der Bahnhofsbuchhand lungen gesagt. Mit Schlagworten ist aber nichts bewiesen. In Wirklichkeit ist es ausgeschlossen, daß an deutschen Bahnhöfen Schund oder Schmutz verkauft werden kann, Tatsache dagegen, daß man neben einer Fülle leichter Unterhaltungsliteratur, die auf die Wünsche und Bedürfnisse des reisenden Publikums ab gestimmt sein mutz, die hervorragendsten Erscheinungen der schönen Literatur, besonders die Neuigkeiten, dort vorfindet, meist mit viel Geschick auf kleinem Raume, wie er den Buch händlern auf Bahnhöfen leider nur zur Verfügung steht, grup piert. Sehen wir uns die Dinge genauer an, so müssen wir uns sagen, daß auf die Aufmachung besonderer Wert gelegt wird. All dies ist ein Produkt jahrzehntelanger Arbeit und Erfahrung in einem Sonderzweig des Buchhandels, den man nie so recht als gleichberechtigt ansehen wollte, weil man ihn früher nicht für bedeutend genug hielt, um ihm besondere Beachtung zu schenken. Und doch wäre es wünschenswert, wenn das deutsche Sortiment eine tüchtige Dosis von dem Geschäfts- und Handelz geist dieser Berussgenossen besäße, die schon deshalb rechnen und ihre Betriebe auf höchster Höhe halten müssen, um die im Lause der Zeit bedeutend gestiegenen Pachtsummen aufzu- bringeu. Wollte der Bahnhossbuchhandel nur literarisch hochwertige Bücher verkaufen, so wäre es zweifelhaft, ob das Publikum, das auf Reisen sich unterhalten und erst in zwei ter Linie sich bilden will, damit zufrieden wäre. Gleichwohl würde, wenn an den Eisenbahnbuchhandel die allgemeine For derung heranträte, dem rein literarischen Element in seinen Auslagen noch stärkere Geltung zu verschaffen, er sich dieser Forderung nicht entziehen. Aus das Vorhandensein guten billigen Lesestoffes muß ja bereits seit geraumer Zeit durch Plakat hingewiesen werden. Aber zu sagen, er sei unfähig, seine Aufgabe zu erfüllen, und müsse durch Gesellschaften, die unter Oberaufsicht des Buchhandels stehen, ersetzt werden, wenn über haupt eine Besserung der Dinge erzielt werden solle, bedeutet doch einen Eingriss in die Existenz von Leuten, dessen Be rechtigung erst noch erwiesen werden mutz. Also auch hier läßt die Begründung der Notwendigkeit und Nützlichkeit einer Ver gesellschaftung so gut wie alles zu wünschen übrig, ganz ab gesehen davon, ob es im Interesse des Volksganzen überhaupt wünschenswert ist, zahlreiche kleinere und mittlere Existenzen zugunsten von Gesellschaften auszuschalten in einer Zeit, in der mit Recht soviel über die zunehmende Entpersönlichung von geschäftlichen Unternehmungen geklagt wird. Nun zur rein praktischen Seite der Angelegenheit. Ehe es den Gesellschaften möglich sein wird, ins Leben zu treten, müssen sie ihre Aufgaben und Ziele den Armeeleitungen einerseits und den Eisenbahn- nnd anderen Behörden andererseits derart plau sibel machen, datz diese von der Notwendigkeit der Ausschaltung der bisherigen Unternehmer überzeugt werden. Ob den Gesell schaften unter den oben geschilderten Verhältnissen und unter der Mitwirkung der buchhändlerischcn Vereine ein derartiges Vorhaben gelingen wird, erscheint schon deshalb zweifelhaft, weil sich die Unternehmer bisher niemals geweigert haben, den Wünschen der ihnen übergeordneten Stellen Folge zu leisten, und ihnen auch Folge leisten würden, selbst wenn es sich um eine Reform im v. Webcrschen Sinne handeln würde. Also, um das von Herrn von Weber gesteckte Ziel zu erreichen, bedarf es gar keiner Gesellschasten, weil sich die bisherigen Unternehmer selbst stark und fähig genug fühlen würden, um ein solches Reformwerk durchzuführen, wenn es wirklich notwendig er scheinen sollte. Sie würden nur ihr guter Recht wahrnehmen, wenn sie unter Hinweis auf diesen Umstand sich bei den ihnen übergeordneten Behörden gegen die Eingriffe der buchhändleri- schen Vereine und Gesellschaften in ihre Existenzmöglichkeiten wehren würden. Die Gesellschaften würden also schon von An fang an mit nicht zu unterschätzenden Widerständen bei der Durchführung ihrer Absichten zu rechnen haben. Herr von Weber läßt uns auch einen Blick in die Technik des Büchervertriebes der von ihm vorgeschlagenen Gesellschaften tun. Unter Leitung der buchhändlerischen Organisationen und im Einverständnis mit den Behörden sollen die Geschäftsführer für die Einzelbetriebe aus dem Stande gelernter Buchhändler gewählt werden. Diese wählen wieder ihre Unterleiter, Ge hilfen usw. Über diese Art von Organisation ließe sich viel leicht reden. Jedenfalls ist es ein Vorschlag, der Beachtung verdient. Sehr bedenklich erscheinen dagegen die weiteren Vor schläge : »Der Leiter erhält . . . genaue Weisungen über die Ge schäftsführung. Er erhält die Listen von solchen Büchereien, Zeitungen und Zeitschriften, die er stets vorrätig halten mutz. Diese Listen sollten im Einverständnis mit den Volksbildungs vereinen ausgestellt werden. Ebenso erhält er genaue Listen von Büchern usw., die er nicht führen darf.« Wenn ich Herrn von Weber richtig verstehe, sollen also offenbar durch die aufstchts- führenden Ausschüsse diese Listen mit Hilfe der Volksbildungs vereine aufgestellt werden. Herr Ferdinand Avenarius hat bet der geplanten Gründung seiner Mittelstelle einen ähnlichen Vor schlag gemacht, der im ganzen Buchhandel einen Sturm der Ent- rüstuug entfesselte. Und doch sagt Herr von Weber an anderer Stelle, daß nur der »reine« Sortimenter seinem Wesen nach volle Gewähr für die Unparteilichkeit in der Aus- Wahl der Bücher nach ideellem Gesichtspunkte geben könne. Wenn also die Leiter, Unterleiter und Gehilfen aus dem Stand«
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