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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ..Ä 115, 19. Mai 1917. Du ivirst dich also biegen müssen, um zu deinem Recht zu kom men-, sagte das Papier. Aber wie sich die Feder auch in Fechterstel lung hin- und widerbog, das Verbeugen gelang ihr nicht, der Stahl war gar zu tüchtig. »So laß dich denn in Gottesnamen kaufen«, sagte ungeduldig das Papier. Aber es erwies sich, daß sie viel zu spröde war, um käuflich sein zu können. »Mit dir ist gar nichts anzufangen, dis wirst dir niemals einen Namen machen«, sagte das verärgerte Papier, »mit solcher Feder muß ich die Beziehung lösen«. Und es versagte sich ihr auf Jahre. Was soll Federstähl, der kein Papier hat, tun? Er wird reihum zum Hammer und zur Schaufel, zur Schiene und zum Schwert. Zwölf mal ward sie umgegvssen. Was aber eine echte Feder war, kann nicht das Schreiben lassen. Es schrieb der Hammer und die Schaufel, es schrieben Schwert und Schiene. Weil aber kein Papier mehr da war, schrieb sich der Stahl in jeder neuen Form in jede neue Arbeit. Hämmer schreiben wuchtig, Schaufeln ächzend, Schienen klirrend, Schwerter dampfend unter Schmerzen. Aber glänzend? — Nein, da war kein Werkzeug, das nur glänzend hätte schreiben können. Alles rundet sich zuletzt. Hunderttausend Züge, vollbepackt mit allen Freuden, allem Leid der Welt, rollten über die Schiene, dann wurde sie zum zwölften Male umgeschmolze». Und ward wieder eine Feder. Fernher kam ein Rauschen. Blätter drängten sich ans Blätter: »Beschreib' uns, Feder, hör', beschreibe uns!« »Aber ich schreibe nicht mehr glänzend.« »Gleichviel, du schreibst mehr als glänzend, du schreibst tüchtig.« Aber ich will mir keinen Namen machen.« »Gleichviel, von einer Feder deines Arbeitsrangs beschrieben zu werden, macht namenlos berühmt.« Da schrieb die Feder ein Werk, vor dem die Menschen stille stan den, voller Andacht, wie vor einem Abenbhimmel, der sich flammend und voll Milde über taggetaner Arbeit segnend wölbt. Und wußten nicht, daß diese Glut aus einem Edelroste floß, der die Feder am Ende eines arbeitSheißen Lebens selig überlief. Geschäftig kamen sie von allen Seiten angeraschclt: »Noch einmal, Feder, noch ein solches Werk!« Und sie bedrängten die Feder mit schwitzendem Tamtam. Da lächelte die alte Feder, gab sich einen klei nen Ruck, der ihre arbeitsmttden Moleküle aus dem Zwangsverbande dieses Lebens löste, und zerfiel zu einem feinen Staube. »Schade«, sagte die Kritik, »was hätte diese Feder leisten können, wen» sie nicht Ron einem harten Leben zermürbt worden wäre!« Und sie schickten sich an, unter ihrem Mikroskop den Eisenstaub zu unter suchen. Da kam gnädiglich ein Wind und blies den Staub ins Weite. Sonnenküsse schaukelten ihn zu Grabe. Tief in die Erde wusch ihn Regen. Äonen schlief er unbewußt im Schoß der Mutter. Bis es eines Tages glühend unter ihm emporschoß. Ein Vulkan spie eine Feuergarbc in die Welt. Kosmisch jugendfreudig flimmerte in ihr ein wenig Eisen. Nieder schlug sich's spinnwebzart auf eine erz'ne Halde. Aufgeschaufelt ward es. Durch die Eisenhütte rann es. Whumm, sprang eine neugestanzte Feder in die Welt: Es war einmal eine Feder, die schrieb glänzend. Aber sie mochte schreiben, wie sie wollte, sie hatte keinen Namen. Da sagte das Papier unter ihr: »Ja, wenn du werden wolltest, was ich war —«. — — — — — Fritz Müller dient, die Kämpfer in Heer und Marine mit gutem Lesestoff zu ver sorgen. '1'ua res a^Urir! Tenn wenn auf die Millionen Bücher und »Zeitschriften, die bisher gesammelt worden sind, hingewiesen wird, so muß auch erwähnt werden, daß dazu viel alte Schmöker gezählt werden, mit denen unsere Feldgrauen beim besten Willen nichts anzu- sangen wissen. Uber die am Mittwoch, 16. Mai, im Festsaal des preußischen Abgeordnetenhauses abgehaltene Beratung des Ehrenansschusscs für den Opfertag lesen wir in der »Täglichen Rundschau«: Der Vorsitzende General der Kavallerie z. D. v. Pfuel er- öffnete die Tagung und begrüßte die anwesenden Vertreter der Be hörden, der Geistlichkeit sowie zahlreicher Vereinigungen. Vertreter der Provinzialvereine vom Noten Kreuz und der Provinzialsammelstellen waren in großer Zahl zum Teil von auswärts erschiene». Außer dem Ehrenpräsidenten, Generalfeldmarschall v. Hindenbnrg, sind dem Ehrenausschnß des Opfertages u. a. noch beigetreten: der Erste Gene-- ralguartiermcister General Ludendorff, der Chef der Hochseestreit- kräfte Admiral Scheer, Fürst Hahfeldt, Allerhöchst beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte des kaiserlichen Kommissars, General stabsarzt der Armee von Schjcrning. Über die Bedeutung der Kriegsbücherei und die Vorbereitung des pfertages sprach der geschäftsführende Vorsitzende Direktor W. S ch e f- f e n. An 10 Millionen Bücher und viele Millionen Zeitschriften und Broschüren sind bisher vom »Gesamtausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten« den Truppen gespendet wor den. Unterhaltende, religiöse und besonders populär-wissenschaftliche Bücher werden von unseren Soldaten ständig begehrt. Im Anschluß an diese Ausführungen wurde folgender Aufruf genehmigt: »Unsere deutschen Brüder stehen zum letzten, entscheidenden Schlage ansholend, am Ende des dritten Kriegsjahres im Felde. DaK Siegfriedschwert in der Faust darf nicht zucken, wenn es gilt, heim tückische Feinde vom heimatlichen Boden fernzuhalten. Nur stahl- harter Wille, getragen von siegesfroher Zuversicht, vermag diese Riesenarbeit zu leisten. Der Daheimgebliebenen Pflicht ist cs, dazu beizntragen, daß der Geist unserer Truppen in langer, ermüdender Kriegsarbeit frisch bleibe. Bücher sind Freunde und bedeuten für unser Heer eine geistige Macht. Das Buch, das im Schützengraben oder im Lazarett gelesen wird, ist mehr als ein bloßes Mittel zur Unterhaltung und Zeitver kürzung: cs schlägt Brücken zu der Welt, die zurzeit für den Soldaten nicht da ist, die aber das Ziel seiner Sehnsucht ist. In Erzählung und Belehrung, in Scherz und Ernst will das Buch die Herzen er quicken, die trüben Gedanken verscheuchen, Schützengrabeneinsamkeit und Lazarettruhe verschönen. So sind Bücher Waffen, die den Mut stärken, und Mut ist Sieg. Viele Millionen Bücher sind hinausgesandt, aber tausendfach tönt uns der Ruf nach Lesestoff von den höchsten Kommandostellen bis zum schlichten Soldaten entgegen. Für die Millionenheere sind Millionen Bücher erforderlich. Darum bitten wir um Geldbeträge zu einer Deutschen Volksspende zum Ankauf von Lesestoff für Heer und Flotte. Gehören doch Bücher zu den wertvollsten Gaben, die heimatliche Liebe jetzt noch spenden kann. Helft uns, daß wir schöpfen können ans dem Born, der im Volk der Dichter und Denker aus den Tiefen des deutschen Gemütes quillt. Gebt alle und reichlich für die Tapferen, Treuen, die mit B!nt und Eisen uns und das Nnserige, Volk und Vaterland verteidigen. Der Ehrenpräsident: v. Hindenbnrg, Geireralfeldmarschall. Weine MteH'maen. Deutsche Volksspende zum Ankauf von Lesestoff für Heer und Flotte. — Wie bereits in der Hauptversammlung des Börsenvcreins am 6. Mai d. I. belanntgegeben wurde, ist ein Opfertag für Kriegsbüche reien, ausgehend von dem Zentralkomitee vom Noten Kreuz, Abteilung 19 (Gesamtansschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten), für den 24. Juni in Aussicht genommen. Für Preußen ist die Genehmigung zu dieser Veranstaltung bereits durch den Staats kommissar für die Kriegswohlfahrtspflege erteilt worden, in den übri gen Bundesstaaten steht sie in Kürze zu erwarten. Da der zweite Vorsteher des Börsenvereins, Herr Gchcimrat Siegismund, dem Ar beitsausschuß für die Volksspende angehört, so kann darin ein gün stiges Zeichen für die Bereitwilligkeit der Veranstalter erblickt werden, die Organisation des Buchhandels in weitestem Umfange an der Durch führung dieses Liebeswerkes zu beteiligen. Wie indes auch die Aufgabe beschaffen sein mag, die dem Buchhandel im Nahmen dieser Veran staltung zufällt, so erscheint es uns doch ganz selbstverständlich, daß der Buchhandel von sich ans alles tut, was zur Erreichung des Zwecks Uber den Arbeitsplan für den Opfcrtag sprachen sodann .Haupt mann Blendermann-Königsberg, Fabrikant Everling-Aachcn und Frau v. Arnim-Züsedom-Prenzlan. An die Tagung schloß sich eine Be sprechung der Vertreter der Provinzialansschüsse und Provinzial sammelstellen. PerssnaluilchüMM. Rudolf Sohm f. — Geh. Rat Prof. vr. Rudolf Sohm, Ordina rius für deutsches Recht und Kirchengeschichte an der Universität Leip zig, ist am 16. Mai nach längerer Krankheit im Alter von 75 Jahren m Leivzig aus den, Leben geschieden. Der Verstorbene gehörte zu den glänzendsten und vielseitigsten Juristen der Gegenwart. Schriftstel lerisch hat er sich auf dem Gebiete des Kirchen- und Handelsrechts, der deutschen Rechtsgeschichte, des römischen und bürgerlichen Rechtes her vorragend betätigt. Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Institu tionen des römischen RechtS« s14. Anfl. 1911), »Kirchengcschichte im Grundriß« (18. Anfl. 1913), »Kirchenrccht« (I. Bd. 1913). Auch in die Erörterung wichtiger politischer und kirchlicher Tagesfragen hat er durch Wort und Schrift wirksam eingegriffen. 580 O t ch p,g sse ^ ^ " lB chhSndlerh
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