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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1869
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1869
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- Deutsch
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> ^ 172. 28. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2363 welche nicht Hungers zu sterben brauchen, wenn sie nie Bezahlung erhallen. Die professionellen Literalen mögen glänzende Leitartikel, anmuthige Gedichte, ergötzliche Novellen schreiben; aber wo sollen sie die Zeit hcrnehmen, um ein großes geschichtliches, politisches oder philosophisches Werk zu durchdenken? Wie können sie die Geistesar beit ersparen, die nöthig ist, um ein Werk zu producircn, das Staats männer beeinflussen, das Interesse der Weisen fesseln, den Gedanken einer ganzen Nation erregen soll? Woher sollen sie die Muße und die Energie nehmen, um irgend einen Gegenstand zu durchbringen und zu beherrschen? Die Elasticität der Geistesarbeit ist beschränkt, die Stunden des Tages sind gezählt, und wenn Geist und Zeit un aufhörlich zur Production in Anspruch genommen werden, so bleibt eben nichts für den Gedanken übrig. Männer, welche vom Lehren leben, haben keine Muße zum Lernen. Damit sind die Licht- und Schattenseiten der literarischen Profession verständlich bezeichnet. Die Zeiten Popc's, wo ein Autor eine von ersterbenden Schmei cheleien übcrströmende Widmung zu schreiben hatte, um ein gutes Geschenk von dem gepriesenen Mäcenas herauszuschlagen, sind glück licher Weise vorüber. Die Summen, welche heutzutage Verleger für belletristische Werke, für Romane und Gedichte, für Untcrhaltungs- literatur und selbst für pnblicistische Abhandlungen zahlen können, sind ungeheuer. Walter Scott vermochte schon die Schulden seiner bankerotten Vcrlagshandlung (Ballantyne L Co.) von 117,000 auf 54,000 L herabzuschreibcn und diese Summe wurde später aus sei nem literarischen Nachlasse gedeckt. Was den für lebende Autoren gezahlten Preis betrifft, so wollen wir nur wenige bezeichnende Bei spiele geben. Lord Lytton (Bulwer) erhielt für jede, ein Capitcl cnthallcndcWochennummcr seines sehr schwachcnRomanes,,^. straube 8tc>r^" 200 L, und der berühmte Scnsationsromanschrcibcr Wilkie Collins 5000 L für einen dem Cornhill-Magazinc gelieferten Ro man, nebst dem Rechte, den Roman nach seinem Erscheinen einem Verleger zu verkaufen. Blackwood L Sons bezahlten der Miß Evans (GeorgeElliot) 2500 L für „8iln^ L1krrner",4000L für „Dbo Mil an tl>« blloss", und 7000 P für „Idomoln". Im Jahre 1862 erhielt Mr. Coventry Patmorc, ein Lyriker zweiten und ein Romanschrcibcr dritten Ranges, von Macmillan'sMagazine 2000 L für seine ,,Vio- torios olDovo", was mehr als einen Sovereign für jeden Vers er gibt. Die Herausgeber von „Oooll VVorcls" (ein belletristisch-reli giöses Magazin, an dem auch Hr. Gladstone zuweilen mitarbcilet) stellten dem Dr. Guthrie 5000 L zur Verfügung, damit er nach Pa lästina reise und daselbst einen in Penny-Nummern zu veröffentli chenden Commcntar der Bibel schreibe. Lacroir L Co. in Brüssel zahlten Victor Hugo 400,000 Frs. für ,,1-ss.ölisörirblss" und 300,000 Frs. für seinen neuesten Roman. Alfred Tcnnyson erhält von seinen neuen Verlegern einen Jahrgchalt von 4000 L für das ausschließliche Recht, seine Werke verlegen und natürlich bezahlen zu dürfen! Die Zahl der literarischen Zeitschriften, welche durch ihre lebhafte Concurrenz den literarischen Markt zu so ungeheuren Prei sen in die Höhe getrieben haben, beträgt in England allein 750. Dazu kommen nun noch die Tausende von Zeitungen, welche Leitar tikel, Korrespondenzen und Berichte nöthig haben und bezahlen müs sen. Nur die wissenschaftliche Literatur scheint von dem Goldregen, der über die Belletristen und Publicisten ausströmt, wenig abzube kommen. Wenn man nicht gerade ein Stuart Mill oder ein Darwin ist, so kann man in England bei wissenschaftlichen Forschungen und wissenschaftlichem Bücherschreibcn noch recht gemüthlich verhungern. Miscellen. Zur Abstellung von Miß ständen. — Ohne Zweifel möchte es von Nutzen sein, Mißständc, die sich im Geschäftsleben Larbietcn, in unserem Organ zur Sprache zu bringen, umsomehr in solchen Fällen, wo eine Abstellung leicht zu bewirken ist. Für heute nur zwei Fälle. — I. Das späte Austragen der mit den Nachts-, respective Morgenzügen in Leipzig anlangcndcn Postbr icfe, die, wie viele Kollegen erfahren haben werden, häufig erst in den späten Nachmittagsstunden an ihre Adressen gelangen, so daß es unmög lich ist, mit Sicherheit auf umgehende Effectuirung pressanter Be stellungen zu rechnen. Hier wäre es den Herren Kommissionären in Leipzig anheimzugeben, eine Agitation in die Hand zu nehmen, die um so sicherer Aussicht auf Erfolg böte, als die Nachthcile des bisherigen Verfahrens in der ganzen merkantilischen Welt lebhaft gefühlt werden.*) — II. Die Verpackung gebundener Bücher zwischen Brettern, respective starken zugcschnittcnenPappen. Wir ap- pellircn zuvörderst an die Sortimenter, die gewiß mit uns die gleiche Erfahrung machen, daß bei jedem Ballen verschiedene Packcte mit gebundenen Büchern mehr oder weniger beschädigt anlangen. Dem Sortimenter entstehen durch den Umtausch fühlbare Nachtheile, so wohl an Fracht- und Emballage-Unkosten, als auch durch das Fehlen derBücher aufLager. Es würden besonders Hr. Fr. Volckmar, sowie die Hrn. Löwe L Staackmann für die vorgeschlagene Verpackungs- Weise (bei großen Bestellungen läßt Einsender dieses immer Kisten in Anwendung bringen) anzuregcn sein. Eine billige Anrechnung der Bretter würde zur Noth eher zu tragen sein, als die bisherigen Mißständc, obwohl mancheVerlegcr selbst bei Bestellungen einzelner Eremplare die Bretter gar nicht berechnen, so Hr. I. Perthes re. Den Nutzen, den cs für die Verleger haben würde, wenn die so kost spieligen Einbände unversehrt an Ort und Stelle gelangen, cvent. zur Ostermesse wieder so zurückkommen, haben wir gewiß nicht zu erweisen nöthig. E. K. Zufolge einem Circular von Hrn. I. Schneider in Mann heim an die Buchdruckcrcibcsitz er Deutschlands hat in An betracht, daß „im Interesse der Arbeit allseitig die Nothwendigkeit einer dauernden Regelung der vielfach muthwillig gestörten Arbeits- Verhältnisse lief empfunden werde und im Interesse der einsichtsvollen Arbeiter die mahnende Verpflichtung vorlicge, für die Unabhängig keit derselben in allen Lagen des Lebens ausreichend zu sorgen" — am 7. Juli d. I. zu Darmstadt eine Besprechung zwischen Buch- druckcreibesitzcrn aus Hessen, Baden, Bayern und Preußen stattge funden, in welcher der Beschluß gefaßt worden, die Buchdruckercibe- sitzer Deutschlands zu einer Versammlung in der Gutenbergsstadt Mainz (im Saale des Casino Zum Gutcnberg) auf Sonntag den 15. August, Vormittags 11 Uhr, zur Gründung eines „Verbandes deutscher Buchdruckereibesitzer im Interesse der Arbeit, zum Nutzen der Gesellschaft und zur Ehre unseres Standes" zu berufen. Am 22. Juli feierte die Pianofortefabrik von Breit kopf L Härtel in Leipzig (gegründet von Gottfried Christoph Härtel, dem Vater der jetzigen Besitzer) die Vollendung des 5000. Instruments. *> Diese erste Beschwerde ist allerdings so wenig stichhaltig, daß es dem Börsenblatt leicht verübelt werden möchte, eine so monströse Klage gegen das norddeutsche Postwcsen: die mit den Nachts-, resp. Morgenzügen hier ankommcnden Postbriefe gelangen häufig erst in den späten Nach- mittagsstundcn zur Bestellung!, ausgenommen zu haben. Vielleicht ist es aber doch von allgemeinerem Interesse, auf Grund einer eingeholten amt lichen Auskunft einmal zu erfahren, daß die hier eintreffendcn Briefe in der Regel eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft bestellt, und zwar von Morgens bis Abends Uhr, im möglichsten Anschluß an die an kommcnden Bahnzüge, achtmal ansgetragen werden; wenn also Fälle Vor kommen, wo Briefe zu spät an ihre Adressen gelangen, so ist der Grund davon anderswo zu suchen, als bei der hiesigen Postverwaltung. Von diesem Gesichtspunkte aus glaubte die Rcdaction die Aufnahme dieser Auslassung nicht beanstanden zu sollen. 338*
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