Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1869
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- 21.07.1869
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JL 166, 21. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2287 Fall eingctrelen: Berliner und andere auswärtige Verleger lassen jetzt großenteils in Leipzig arbeiten. Die Leipziger Buchbindcrinnnng zahlte 1830 32 Meister mit 70 Gehilscn, 1867 aber l25 Principale mit 400 Gehilfen, 145 Lehrlingen, 47 Lausburschen und 86 Mädchen, und dabei waren 82Vergoldcpresscn. 78 Bcschneidemaschinen, 36 Walzen, IISchräge- und 11 Einsägemaschincn im Gange. Diese Maschinen, die sich seit dem wohl nicht unerheblich vermehrt haben dürften, repräsenlirtcn damals schon ein Capital von 100,000 Thalern. In zwei hiesigen Buchbindereien, die zum Theil schon Dampf kraft benutzen, werden je hundertMenschen beschäftigt, und um einen kleinen Beweis für die sich wellenförmig erweiternde Heranziehung anderer Gewerbe zu geben, sei hier nur noch erwähnt, daß von jenen zwei Buchbindereien nur für das zum Vergolden der Einbände nöthige sogenannte Blattgold allein jährlich gegen 30,000 Thaler verausgabt werden. Es würde zu weit führen, wenn wir ähnliche Notizen über alle übrigen den Buchhandel mehr oder weniger berührende Geschäfts zweige bringen wollten. Ein ganz bedeutendes Kontingent von Arbeitskräften stellen die Schristgicßer, die Xylographcn, Litho graphen, Photographen, die Stahl- und Kupferstecher und Drucker, die galvanoplastischen Anstalten, die Papierfabrikanten und Händler, die Maler, Coloristen, Holz- und Metallarbeiter, und endlich die Erbauer der für die Vorgenannten erforderlichen Maschinen. — Unsere vorstehenden Milthetlungen werden genügen, um einen Ein blick in das so viel treibende und schaffende Element desBuchhandels zu gewinnen und seine gewaltige und weittragende Einwirkung auf andere Geschäftszweige darzuthun. Auch der Sortimentsbuchhandel steht inLcipzig auf einer blühenden Stufe; liegt es auch in den Verhältnissen, daß sich hier nur wenige Handlungen ausschließlich mit demselben beschäftigen, so sind doch die Verbindungen derselben ausgedehnter Natur und ihr Absatz ist ziemlich bedeutend; derselbe würde ein weit größerer sein, wenn nicht, durch die Verhältnisse veranlaßt, fast jederBerleger oder Comiittssionär sich mehr oder weniger mit der Lieferung von Sorti ment befaßte. Man findet vielfach, namentlich bei auswärtigen Gelehrten oder Literaturfreunden, irrige Ansichten über den Leip ziger Sortimentsbuchhandel verbreitet; dem Nufe unserer Vater stadt entsprechend, glaubt man hier die großartigsten Lager der Welt vorsindcn zu müssen und hofft, jedes beliebige Buch aus alter oder neuer Zeit auf denselben sofort vorräthig zu sehen. Dies ist aber nicht der Fall, abgesehen von der ein solches Ansinnen nicht recht fertigenden Nachfrage sind die Miethcn zu theuer, uni größere Lo- calitätcn für diesen Zweck bereit zu halten; außerdem macht aber der Umstand, daß man den größten Theil der Bücher vom hiesigen Lager auswärtiger Verleger in kurzer Zeit haben kann, solche Lager, wie wir sie in anderen großen Städten finden, gänzlich überflüssig. Daß der Mujikalienhandel in unserem musikalischen Leipzig eine große Rolle spielt, ist leicht erklärlich. In der Thal hat es sich auch hierin den ersten Platz nicht bloß in Deutschland, sondern in der ganzen musikalischen Welt erobert. Liegen uns auch keine sta tistischen Notizen, wie beimBuchhandel, vor, so glauben wir doch nach dem Urtheilc Sachverständiger behaupten zu können, daß in Leipzig etwa ein Drittel aller in Deutschland erscheinenden Musikalicn pro- ducirt wird. An der Spitze der hier bestehenden 29 Musikalien handlungen steht das weltberühmte Haus der Herren Breitkopf L Härtel, das vor kurzem sein hundertfünfzigjähriges Bestehen gefeiert hat. Der gegen 12,000 Nummern umfassende musikalische Verlag dieses Geschäfts rcpräscntirl eine wahre Geschichte der Musik des vorigen und laufenden Jahrhunderts, und dieses eine Geschäft hat in seinen verschiedenen Branchen ein Personal von 300 Personen aufzuweiscn. Mehrere weit bekannte und geachtete Handlungen stehen der oben genannten würdig zur Seite, und als Schlußstein dieses Capilels möge die größte Notcnstecherei Deutschlands — die Nöder'schc Officin — Erwähnung finden. Dieselbe beschäftigt 140 Personen und stellt damit jährlich 24,000 Notenplattcn her. Das jährlich verarbeitete Metall beträgt gegen 36,000 Pfund und der Papierverbrauch 400 Ballen oder 4 Millionen Musikbogen. Es mag uns vergönnt sein, eine weitere Branche des Buch handels, nämlich das Leipziger Aut iquariats ge sch ä ft und das damit mehr oder weniger verbundene Auctionswesenzu besprechen. Während bis vor fünfundzwanzig Jahren fast nur eine Handlung (T. O. Weigel) das Monopol hatte, auf den Namen eines Antiquars im besseren Sinne Anspruch zu machen, hat sich seit jener Zeit dieser Geschäftszweig hier in einer außerordentlichen Weise ausgedehnt und es durch solide Geschäftsprincipien und Kenntniß verstanden, Leipzig auch in dieser Beziehung auf die höchste Stufe zu heben. Der größte Theil aller in Deutschland und vieler im Auslande be stehender Bibliotheken wandert, wenn die Verwerthung derselben beschlossen ist, nach Leipzig, und geht hier entweder in den Besitz eines Antiquariats über oder wird in den hiesigen Büchcrauctionen für Rechnung der Besitzer versteigert. Außer den im Leipziger Adreßbuch aufgeführtcn neunzehn An tiquaren, zählen wir hier jetzt secbs größere Antiquariatsgeschäfte, deren Namen weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt und geachtet sind. Jedes derselben unterhält ein bedeutendes antiquari sches Lager, und die Zahl der auf denselben befindlichen Werke dürfte sich annähernd auf eine Million Bände belaufen. Jedes derselben veröffentlicht im Laufe des Jahres eine größere oder geringere An zahl von Katalogen, welche, streng systematisch nach Wissenschaften geordnet, ihren Lauf durch die ganze Welt nehmen und auch auf diesem Gebiete des Buchhandels ein reges Leben Hervorrufen. Der Umsatz, der allein durch die Kataloge dieser 6 Handlungen erzielt wird, dürfte sich auf etwa 140,000 Thaler jährlich beziffern lassen. Das Bücherauctionsgeschäft wird durch vier Firmen rcpräscntirt, welche im Jahre 1868 zwölf Auctionen abgehaltcn haben. In denselben wurden die Bibliotheken vieler verstorbener namhafter Gelehrten und Bücherfreunde, sowie vielfache Beiträge von Antiquaren und Verlegern versteigert. Die Summe der auf diese Weise 1868 auf den Markt gebrachten Werke beträgt 54,200, welche wir bei den vielen mehr- oder vielbändigen Werken wohl auf 200,000 Bände mit einem Erlös von etwa 50,000 Thaler veran schlagen dürfen. Gewiß eine ganz respektable Anzahl, welche den Beweis liefert, daß auch auf diesem Gebiet ein rühriges Leben herrscht. Blieb auch auf diesem Felde das Gesammtresnltat des vergange nen Jahres etwas gegen frühere Jahre zurück, so müssen wir ergän zend hinzusügen, daß schon die ersten Wochen des Jahres 1869 drei sehr bedeutende Büchcrauctionen brachten, unter denen die durch die Buchhandlung von List L Francke angetanste und im Januar ver steigerte Bibliothek des Kaisers Maximilian von Mexico obenanstcht. Der Name des früheren Besitzers und sein tragisches Ende waren, abgesehen vom hohen Werth der Bibliothek selbst, allein geeignet, ein ungewöhnliches Interesse für diese Versteigerung hervorzurufen. Engländer und Franzosen, ja sogar ein Amerikaner (ein Abgesandter der Congrcß-Library in Washington) erschienen, um sich die seltenen Schätze streitig zu machen, und so konnte es nicht fehlen, daß dabei ganz außerordentliche Preise erzielt wurden. Wir können dieses Capitel nicht verlassen, ohne der beiden Auctions-Institute für Kunstgegcnstände (Drugulin und Rudolph Weigel zu gedenken. Dieselben haben sich längst als die bedeutend sten dieser Art in Deutschland bewährt und sind auch über seine Grenzen hinaus allgemein bekannt und geachtet. 327*
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