Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1869
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1869
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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wie oft ein einziger Büchcrballen Hunderte von Beschlüssen von ver schiedenen Buchhändlern aus Allen Wcltgegcnden enthält und wie dabei natürlich Alles bis auf das Kleinste sorgsam pro und eontr» notirt und gebucht werden muß, so wird man einen Begriff von der umfassenden Thätigkeit des Commissionärs erhalten. Haben wir den Blick zunächst über das Commissionsgcschäft, welches de» Verhältnissen gemäß das bedeutendste Deutschlands ist, streifen lassen, so wenden wir uns jetzt zu dem Vcrlagsgeschäft und haben die Freude, auch auf diesem Zweige Leipzig als Stern ersten Ranges leuchten zu sehen. Der uns zugcmcssene Raum ge stattet nicht, specieller auf Entstehung, Fortgang und die cigcnihüm- lichcn Verhältnisse desselben einzugeben, und cs mögen deshalb auch hier wieder Zahlen sprechen, um die vorstehende Behauptung zu rechtfertigen. Nach Schürmann's sehr empfehlenswerter Schrift „Leipzig als Centralpunkt des deutschen Buchhandels" (Leipzig, Rensche), erschienen an Büchern aller Art: 1789 1859 In Deutschland insgcsammt 2115 9095 Davon in Leipzig 355 1582 Davon in Berlin 261 1299 Achnliche Verhältnisse walten auch heute noch ob*) und wir ersehen daraus, daß Leipzig seit langer Zeit ein Sechstel und Berlin ein Achtel der deutschen Gesammtproduction vertritt. Berück sichtigen wir dabei, daß eine Weltstadt, wie Berlin, eine große An zahl spccicll für dort berechneter Schriften, Eintagsfliegen und für den Masscnabsatz berechneter Schriften hervorbringt, was hier in viel geringerem Grade der Fall ist, so'steigt Leipzigs Bedeutung in hohem Grade und beweist zur Genüge, daß es auch in dieser Be ziehung den ersten Platz in Deutschland cinnimmt. In Bezug auf die Zahl von Zeitungen und Zeitschriften, welche in Leipzig und Berlin erscheinen, figurirt Leipzig zwar erst in zweiter Reihe (hier erscheinen etwa 126, in Berlin 194 Zeitungen und Zeitschriften); man muß aber dabei die nicht geringe Anzahl solcher Blätter in Er wägung ziehen, welche in Berlin Organ der vielen dortigen Behörden sind und in der Regel nichts als amtliche Verordnungen enthalten. Wir können cs an dieser Stelle nicht unterlassen, einen Blick auf die Ausdehnung des Zcitungswesens überhaupt zu werfen, und bitten unsere Leser, uns einen Augenblick nach der Zeitungs-Erpcdi- tion des Leipziger Postamts zu folgen. Treten wir hier am Haupt- vcrsandttag (am Freitag) ein, so sind wir gewiß über die kolossalen Massen der heranströmcnden Wochen- und Tagcsblätter erstaunt. Zwölf Ober- und zwölf Unterbcamte sind fast ununterbrochen und heute namentlich bis tief in die Nacht hinein damit beschäftigt, die Zeitungen in die nach Spediiionsgruppcn geordneten Sortirfächcr zu verteilen, und mehr als2000Packcte führen sodann dem leselustigen Publicum nach allen Himmelsgegenden hin den ersehnten neuen Stoff zu. So steht das Leipziger Postamt insofern einzig in Europa da, als cs neben den vielen anderen Blättern von einer Zeitschrift (Gartenlaube) allein eine Auflage von mehr als 28,000 Eremplaren in wenigen Stunden zu erpcdiren hat. Die angestrengteste Tätig keit erheischt aber der Quartalwcchscl, wo während eines kurzen Zeit raumes mehr als 10,000 Bestellzettel aus allen Ecken und Enden Deutschlands cinlaufen und in kürzester Zeit erpedirt werden müssen. Doch kehren wir zum LeipzigerVerlagsbuchhandclzurück; konn te» wir die Zustände und Erfolge desselben als sehr erfreulich be zeichnen, so mag cs uns gestattet sein, hier noch einiger Unterneh mungen zu gedenken, welche nnt Rücksicht auf die jüngste Vergangen heit der Erwähnung verdienen. *) 1S68 wurden in Deutschland gegen 12,000 Werke, in England in demselben Jahre nur 4300 publicirt. Wir meinen das Erscheinen des fünfzigsten Bandes der allge mein bekannten und geschätzten Jllustrirten Zeitung von J.J. Weber und das Erscheinen des tausendsten Bandes der D»ucllnit2 Lolte- tion ok kritisl, »urbar«. Wir meinen ferner ein periodisches Unter nehmen, welches in seinen Erfolgen bis jetzt unerreicht dasteht, nämlich die von E. Keil herausgegebene „Gartenlaube", welche jetzt in einer Auflage von 270,000 Eremplaren gedruckt und in allen Theilen der Erde verbreitet und gelesen wird. Nur nebenbei sei hier bemerkt, daß sich der Papierbedarf dieses einzigen Blattes auf 6000 Ballen oder 30 Millionen,Bogen im Gewicht von 14,100 Ccntner und einem Geldbeträge von über 200,000 Thalcr jährlich beläuft, und daß die Druckerei, welche vermittelst Dampfbetriebes 15 Schnell pressen größten Formats, sowie 6 Satinirmaschincn Tag und Nacht nur allem für dieses Unternehmen beschäftigt, mit der Herstellung und dem Druck einer einzigen Nummer über vierzehn Tage zu thun hat. Nicht zufällig, sondern bezeichnend für Leipzigs literarische Be deutung ist cs wohl auch, daß fast alle bibliographischen Hilfsmittel, die der gesammtc Buchhandel täglich benutzt, hier am Orte erschienen sind. Wir zählen dahin außer dem alten Georgischen Lerikon und den wohlbekannten Meßkatalogen die großen Bücherlcrika von Hein- stus und Kayser, die halb- und vierteljährlichen Hinnchs'schcn Bücher verzeichnisse, die fünfjährigen von Kirchhofs begründeten allgemeinen Kataloge, sowie namentlich auch die vortrefflichen Engclmann'schen Specialkatalogcüber fast alle Theile der Literatur. Ebenso bildet das hier erscheinende Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, abgesehen von seinen praktischen Zwecke», den geistigen Tummelplatz für alle den gcsammtcn Buchhandel betreffenden oder zu ihm in engerer oder weiterer Beziehung stehenden Fragen. Wir können vom Vcrlagsbuchhandel nicht Abschied nehmen, ohne einen flüchtigen Blick auf diejenigen Gewerbe zu werfen, welche mit ihm in naher Verbindung stehen und ein weiteres Schlaglicbt auf die Kräfte werfen, welche er in Bewegung setzt. Vielleicht wäre hier der Ort, vor allem derAntorcn, derGelehrten, der Schriftsteller, Journalisten, der Künstler re. vom buchhändlerischcn Standpunkte aus zu gedenken, doch würde dies zu weit führen und den uns zuge- standcnen Raum allein mehr als ausfüllcn. Wir gehen deshalb zu nächst auf Leipzigs Buchdruckercicn über, welche sich in dem letz ten Jahrzehend zu einer überra sehenden B lüthe emporgcarbeitet ha den. Leipzig nimmt, was Geschmack, Solidität, Eleganz und Schnellig keit der Arbeit betrifft, den höchsten Platz in Deutschland ein, und mit Freude constatircn wir die Thatsache, daß dies das Ausland wohl zu würdigen weiß; es kommt immer häufiger vor, daß hiesige Druckereien von England, Frankreich, Rußland re. aus beschäftigt werden, und cs muß sich das Ausland um so mehr und um so häu figer hierher wenden, als sich die Preise für Satz und Druck um 25 bis 40 Procent billiger stellen, als in London und Paris. Auch die großen Auflagen mancher deutschen Journale, z. B. der in Berlin erscheinende „Bazar", werden hier gedruckt, weil die Leistungsfähigkeit unserer Druckereien die aller anderen Städte überragt. Wir zählen gegenwärtig in Leipzig und seinen sogenannten Vorstadtdörfern 47 Buchdruckereicn, von denen 28 der Leipziger Ge nossenschaft der Buchdrucker angchören. Diese 47 Buchdruckercicn besitzen 98 Handpressen (von denen 50 im Gange), 214 einfache Maschinen (wovon 166 im Gange) und 4 große Doppclmasckincn. Beschäftigt werden dabei 1000 Gehilfen, 300 Lehrlinge und — da es nicht gut ist, daß der Mann allein sei — eine Amazonenschaar von 450 Jungfrauen. Auch bei den Buchbindereien Leipzigs hat sich ein gewal tiger Fortschritt bemerkbar gemacht. Während sich noch vor kaum einem Decennium die hiesigen Verleger großenteils nach Berlin wendeten, um ganze Auflagen binden zu lassen, ist jetzt der umgekehrte
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