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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.07.1917
- Strukturtyp
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- Band
- 1917-07-05
- Erscheinungsdatum
- 05.07.1917
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- Deutsch
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.N 154, 5. Juli 1917. Redaktioneller Teil. auch die wirlschaftliche Kraft Deutschlands nicht nur erhalten, sondern erhöhen wird, so wird man wieder ganz anderen Ver hältnissen gegeniiberstehen. Daß die unerhört einseitige Be wertung unserer ganzen deutschen Kunst, die im Auslände oft die Meinung erwecken mußte, diese müsse nur aus einer Hand- voll berühmter und täglich in den Zeitungen genannter Künstler bestehen, den Keim des Ungesunden in sich trug, wird keinem Menschen verborgen geblieben sein, der den Dingen mii offenen Augen ins Angesicht sah. Selbst einsichtsvolle Kunsthändler sind sich darüber klar geworden. Daß die furchtbare Gewalt des Krieges eine Wandlung zum Bessern nicht vollbracht hat, ist merkwürdig genug. Vielleicht aber, und das scheint sich auch geschichtlich verfolgen zu lassen, liegt es im Wesen der Kunst, daß ihre Umwälzungen aus anderen Ursachen geboren werden müssen, als aus kriegerischen. E i n positiver Gewinn ist jeden- salls zu verzeichnen. Nämlich die Erkenntnis, daß die deutsche Kunst noch reich an ungehobenen Schätzen ist, die auch dem Kunsthandel Segen und Gewinn versprechen können. Hier liegt noch viel Zukunftzarbeil verborgen, und ich möchte den vielen kunst- und kultursördernden Vereinen, die vor dem Kriege schon bestanden und später in eifriger Gründerlust noch ins Leben ge rufen worden sind, dringend raten, sich in dieser Richtung zu be mühen. Ein paar tausend Mark zu stiften, damit ein Bild irgend eines berühmten Modekünstlers in diese oder jene Galerie komm!, ist wirklich kein Kunststück. Verdienstvoller scheint es mir, die vielen unbekannten Künstler zu fördern, die auch etwas können und die seitab stehend die Brosamen essen müssen, die von der reichen Kollegen Tische fallen. Ich meine, der ganze üble Namensrummel, mit dem man seit Jahren die Kunst macht, hat etwas Unehrliches, Undeutsches an sich, so daß es einem manchmal die Scham ins Gesicht treibt, wenn sonst vernünftige Menschen erklären, daß nur der oder der ein großer Künstler sei und alle anderen daneben nichts. Der Kunsthandel als solcher hat natürlich an der Änderung dieser Verhältnisse zu nächst kein Interesse, denn er würde sich Wohl ins eigene Fleisch schneiden. Aber er kann dennoch Mitwirken, daß es anders wird. Hier sehe ich vor allem reizvolle Aufgaben für den klei neren Kunsthändler, der schon in seinem lokalen Kreise eine sehr segensreiche Tätigkeit entfalten kann. Einzelne, ich nenne nur die bekannte Firma Schalter in Stuttgart, deren verdienstvoller jugendfrischer und kampfcslustiger Leiter vr. Hans O. Schalter vor einigen Monaten gefallen ist, haben dieses Werk mit schönem Wagemut begonnen. Hier arbeitete man nicht nur immer wieder mit Namen und Marken, sondern mit Künstlern und Menschen. Hier fand man es verdienstvoller, zu zeigen: seht, der kann auch etwas und der ist auch wert, beachtet zu werden. Leider trifft man Unternehmen dieser Art noch allzuselten an. Viel zu tun gibt es auch in der Hebung der Schätze unserer deutschen Museen. Wer kennt diese überhaupt? Man wundere sich nicht über die Frage. Wer kennt die Braun schweiger Galerie oder das entzückende Provinzialmuseum von Bonn oder die kleine, seine Sammlung der Frühitaliener in dem Museum von Altenburg? Die Eremitage, den Prado, den Louvre, und wie sie alle heißen, mußte man ja kennen lernen, das ge hörte zum guten Ton, zur Bildung. Ja mit der Bildung unse res lieben deutschen Volkes, da hat's eben seinen Haken, ganz besonders mit der Bildung in Kunstdingen. Man sehe sich nur die Wände unserer Bürger an. Hiervon kann der Kunstsorti- meuter ein Lied singen. Er kennt den traurigen Kitsch, den man vier stndct, und weiß, wie mühsam es ist, die Menschen zum Besse ren zu erziehen. Soviel Tinle auch schon über das Thema Volks- crziehung und Erziehung zur Kunst vergossen und soviel Vor träge gehalten worden sind, erreicht hat man damit nur wenig. Hier gibt es noch viel zu tun, und hier könnten die Kricgs- gewinncr und die, die immer von deutscher Kultur und deut schem Kunstleben faseln, sich unschätzbare Verdienste erwerben, wenn sie nur wollten. Das weitaus größte Verdienst aber könnte sich der Kunst handel erwerben. Wir alle hoffen ja, daß der Krieg einmal zu Ende geht und daß an Stelle des rauhen Kriegshandwerks wieder die Sorge um die ethische und künstlerische Kultur un seres Volkes treten kann. Dann wird sich, wenn all die großen und kleinen Sorgen, die den Kunsthandel jetzt »rücken, hinter ihm liegen, ein schönes weites Arbeitsfeld eröffnen. Augen- blicklich muß er sehen, wie er durchhält. Noch steht die ver minderte Kaufkraft der breiten Masse gegen ihn, noch muß er mit all den Beschwernissen rechnen, die im mangelnden Perso nal, in der ungeheuren Preissteigerung einzelner Materialien liegen — es sei nur an die des Papiers, der Rahmenleisten, der Klebstoffe, des Bindfadens erinnert. Über den Ab- und Zugang während des Krieges im Kunst handel und besonders im Sortiment heule schon Rechenschaft ab- zulegen, ist nur mit Einschränkung möglich. Daß viele Ange hörige des Kunsthandels im Felde stehen, hat man aus dem bet Ludwig Möller in Lübeck erscheinenden Fachblati »Der Kunst handel« ersehe» können. Einige Firmeninhaber — ich vermag außer dem schon erwähnten vr. H. O. Schalter nur zu nennen die Inhaber der bekannten Kunsthandlungen Heinrich Cohen in Bonn und Paul Mehnert in Posen sowie den Mitinhaber der Firma Amsler L Ruthardt in Berlin, G. Meder - sind schon gefallen. Eine Anzahl von Firmen hat, teils wegen der Ein ziehung des Inhabers, teils wegen Mangels an geeigneten Hilfs kräften oder aus anderen Umständen, ganz geschlossen. Auch der Kunstverlag ist naturgemäß von den Einwirkungen des Krieges stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Konnte hier in der ersten Zeit des Krieges noch der Verkauf nach Amerika einigen Ersatz für anderweitig versiegte Absatzquellen bieten, so hat die Wandlung der Dinge auch dem ein Ende gemacht. Man wird sich auch hiermit abfinden müssen. Aber bei diesem Ab finden heißt es ganze Arbeit tun. Mir scheint, daß die ganze deutsche Kunst und nicht zuletzt der Kunsthandel vor größeren Erschütterungen steht, als sie hinter ihnen liegen. Was die Künstler betrifft, so haben diese in der letzten Zeit wiederholt bewiesen, daß sie, wenn es gilt, doch eines Sinnes sein können. Das war der Fall bei der einmütigen und großartigen Protest kundgebung gegen die Besteuerung der Kunstwerke und dann bei dem Einspruch, der der Ausfuhr deutscher Kunstwerke nach dem Auslande galt. Hier hat man wenigstens einmal erleben kön nen, daß Not und Gefahr die Menschen zusammenschweißt. Möge das, wenn der Kunsthandel einmal in Not und Gefahr kommt, auch der Fall sein. Vom Selbstverlag. (Zum 5 0. G e b u r t s t a g A s k a n Schmitts, 12. Juli 101 7.) Zum ersten Male gedruckt wurde ich als Uutersckuudauer iu der Unterhaltungsbeilage des Kasseler Tageblatts mit einer Ballade »Des Banditen Weib«. Das war 1884. Damals zweifelte ich keinen Augen blick daran, das; ich einmal Schriftsteller — nein: Dichter werden würde. Aber anstatt in die Poesie kam ich in die Politik hinein, zu nächst als deutscher Idealist, als Student anstatt zn studieren, später berufsmäßig. Im Jahre 1002 wurde mir auf einmal klar, das; die Politik nicht mein Gebiet, das; ich mehr Humorist als Agitator sei. Damals grün-> dete ich das unmoderne Überwitzblatt »Der Knote«. Der Knote hat trotz seines groben Titels — oder vielleicht richtiger ausgedrückt: gerade wegen seines groben Titels — niemandem wehtun wollen. Denn der Heransgeber sagte sich: ein Blatt, das sich selber »Knote« und mit dem Untertitel »unmodernes Überwitzblatt« nennt, dem sollte man doch anmerken, das; es die Welt nur vom Standpunkt des Humo risten ansieht, also auch selber keinen Anspruch darauf macht, anders als humoristisch genommen zu werden. Trotzdem wurde der Knote mehrfach recht ernst genommen und energisch einerseits gelobt, anderer seits getadelt. Auf das Warum? näher einzngehcn, ist hier nicht der Ort. Es sei mir dagegen gestattet, von dem besonderen Verhältnis des Knoten zum Buchhandel ein paar Worte zu sagen. Mich reizte bei der Gründung der Gedanke, einmal zu zeigen, das; der sozialistische Grundsatz »Jedem Arbeiter den vollen Ertrag seiner Arbeit« auch praktisch durchführbar wäre. Kein kapitalistischer Verleger sollte an meinem Arbeitsertrag mitprofitieren. So wurde ich un- uud antikapitalistischer Selbstverleger. Aber — frei nach Schiller —: Die sozialistischen Gedanken wohnten leicht beieinander, doch hart im Raume stießen sich die kapitalistischen Sachen. Mein Selbstverlag ging nicht voran. Ich denke nicht daran, das nur ans die Schuld des »kapitalistischen TristeinS« zu schieben, sondern sehe jetzt
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