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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1869
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.02.1869
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- Deutsch
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Br 37, 7 5. Februar. Nichtamtlicher Thcil. 477 Nichtamtlicher Theil. LlLkvii'ikna. Brcil und behäbig in Sprache unö Ausdruck, bedächtig und be rechnend in Handel und Wandel, deutsche Ausdauer und Gründlichkeit aufs glücklichste mit romanischer Schlauheit verbindend, von lebhaf tem Temperamente, wo es gilt, in Action zu treten, jeder Zoll Kauf mann, bewohnt der Niederländer das ihm so karg zugemessene Eck chen Landes im steten Kampfe mit Wind und Wetter. 'Nicht mit hochgemuthetem, idealem Sinne, noch mit faustisch-himmelstürmeri- schcm Drange dem Meere Zoll für Zoll Bodens abtrotzcnd, aber em sig und bedächtig dem allgewaltigen, feindlichen Elemente die Kraft und Macht des Menschengeistes cntgegcnstellend, trägt der nieder ländische Volkscharakter den Stempel jenes altgermanisch-normanni schen Heldcnlhums an der Stirn, dessen Kühnheit und Unter nehmungslust sich in den Berscrkerkämpfen und Wikingcrfahrten der Urzeit, wie auch „dem Jahrhunderte angemessen" heutzutage in hol ländischem Eolonisationstalcut und seemännischem Geist documcntirt. Die unmittelbare Nähe des Meeres, der durch den Kampf mit den Elementen geweckte und gepflegte Erfindungsgcist, endlich die natürliche Beschaffenheit des durch zahlreiche Gewässer durchschnitte nen Landes, all diese Factoren wirkten vereint dahin, den strebsamen Geist des niederländischen Volkes auf die Cultivirung der Schiffahrt und demgemäß«: Ausbreitung des Handels und Verkehrs zu lenken. Der mannhafte, freiheitsliebende Sinn des Volkes vermochte sich den Einwirkungen der Reformation nicht zu entziehen, bald zählte die neue Lehre zwei Drittel der Bewohner zu ihren An hängern. Die Frcihcitskämpfc gegen die spanische Blut-Jnquisitions- herrschaft, welche letztere nicht nur der specifisch rcformirte Norden, sondern, edlen patriotischen Sinnes, auch der größte Thcil der ka tholischen Bevölkerung bekämpfte, erhoben das niederländische Volk zur ersten Seemacht der Welt, zugleich einen großartigen Auf schwung anbahnend, sowohl im Handel und der inneren staatlichen Entwicklung überhaupt, als auch iu Kunst und Wissenschaft. Deutlich zeigte sich nun der Segen der Freiheit in dem Wieder aufleben des hart darniedergcdrücktcn Volksgcistcs, in dem Erwachen nationalen Bewußtseins, endlich in der Enlkettung der durch Jnqui- sition und fanatische Verfolgungssucht angeschmicdetcn Willens- und Dcnkfreihcit. Die Entfaltung der Wissenschaften begünstigte, ja bedingte so gar das Aufblühen der Buchdruckcrkunst, ganz naturgemäß dieWich- ligkeit der Presse für die Wissenschaften bezeugend. Treffend und charakteristisch für das Verhältniß beider zu einander drückt der La teiner „Wissenschaft" durch die Mehrzahl von litsr-r, „Buch stab", aus. Inwieweit und ob die Niederlande, namentlich Holland, be rechtigt sind, die früheste Erfindung der Typographie in Anspruch zu nehmen, wollen wir dahingestellt sein lassen; dünkt sich Mynheer mit seinem „Plattdeutsch" zu gut, um der freilich nicht mit chauvinisti schem Gloire-Gcklingel und Gerassel an der Spitze der Civilisation marschircnden, dennoch großen deutschen Nation anzugehören, so mag er sich im erhabenen Gefühl seines Dreckschuyten- und Käse-Rcich- thums wohl fühlen! Authentische Nachrichten ergeben mit Sicherheit, daß die ersten holländischen Druckwerke um 1473 aus der Osficin Theodor Mar tens hervorgegangen sind. Dessen Nachfolger Christoph Plantin er freute sich des ganz besonderen Protcctorats Philipp's ll. von Spa nien, wurde sogar wegen seiner gottgefälligen Zahmheit und Loyali tät zum Hofbuchdruckcr hinaufprotcgirt. Vielleicht würde er sogar den schönen Titel königlich spanischer re. Geheimer Ober-Hofbuch- druckcr, Ritter rc. erhalten haben, wenn nicht der Kehraus des lawi- ncnhafl hereinbrechendcn Frciheitskampfcs auch diesen treuen An hänger Philipp's hinweggeschwemmt hätte. Das Geschäft schleppte sich siech und kränkelnd bis zumTodc des Besitzers fort, bis cs in der Folge unter der Regie von Plantin's Enkel, Balthasar Moretus, wieder zu Bedeutung gelangte. Von ungleich nachhaltigerem, andauernderem Ruhme glänzt jenes Siebengestirn berühmter Typographen, die man mit dem Collectiv- namcn„E lz ev i r c" kennzeichnet; eigentlich ist die Anzahl der Buch drucker dieses Namens nicht mit voller Gewißheit anzugeben, da manche Mitglieder der Familie sich durch solchen Mangel an Pro- ductivität ausgezeichnet haben, daß ihre Namen nicht auf die Nach welt gekommen sind. Sieben sind cs aber, die vorzüglich den Na men Elzevir zu Ehren gebracht haben, Ludwig I., Matthys, Abraham, Bona Ventura, Johann, Ludwig III. und Da niel Elzevir. Die Elzcvirc stammen aus Lüttich oder Löwen, nach französi schen Quellen (wobei man allerdings die bekannte französische histo rische Wahrhaftigkeit berücksichtigen muß) sogar aus Spanien. Ihrer Berufslhätigkeit nach gehörten die Elzevire sowohl dem Buch handel als auch der Typographie an, da die meisten Mitglieder die ser Familie aus kaufmännischer Spcculation mit der Buchdruckerei auch ein Brzchgeschäft, zum mindesten den Vcrlagshandel verbanden. War doch sogar der Stammvater Ludwig Elzevir, geboren 1540 zu Löwen, mehr Buchhändler und anderes (wie z.B. „Pedell" der Ley dener Universität) als Typograph. Seine Etablirungszeit als Buchhändler zu Leyden fällt ins Jahr 1580, die Erlangung der „Pedell"-Würde um 1586, endlick der Empfang des Bürgerrechts um 1592, am 4. Februar 1617 starb er. Seine erstenVerlagsartikcl erschienen unter fremder Druckfirma, doch schon 1583 druckte und verlegte er selbständig, damit die Reihe der so hoch geschätzten Elzc- vir Editionen eröffnend: Orusii obinienium guLS8tionurn no rs- sponsionnm libri II, welches Buch — für die Geschichte der Elzc- vire jedenfalls von großer Wichtigkeit — ziemlich selten geworden ist und sich in antiquarischen Katalogen sehr spärlich vorfindet. Eine Anzahl von mehr als sechzig vom Verfasser genau durchforschter Specialkataloge Elzevirischcr Editionen ergab nur ein einziges com- pletes Exemplar des erwähnten Werkes. 1592 erschien der Eutrop, von Mcrula, welche Ausgabe lange Zeit für das erste typographische Product Ludwig Elzevir's gehalten wurde; das Druckerzeichen ist folgendes: ein Engel, mit der rechten Hand ein Buch, mit der lin ken eine Sichel haltend. Das gewöhnliche Jnstgnium der Elzevire: ein sieben Pfeile mit den Klauen umspannender Adler, .findet sich erst später. Ludwig's geschäftliche Thätigkcit scheint sich nicht auf Leyden beschränkt zu haben, entweder machte er stark „in Erport", oder er hatte wirkliche Filialhandlungcn in den betreffenden Städten, da seit 1592 von verschicdcnenOrten datirteBücher mit seinerBuchhändler- unv Buchdruckersirma erschienen. Das schon erwähnte Druckerzeichen, dessen sich auch seine Nach kommen bedienten, ward vom Stammvater Ludwig erst in den letzten Jahren seines Wirkens angewandt. Die sieben Pfeile, die der Adler in den Klauen hält, und die Devise: „Ooneoräin ros pnrvas ores- ount", sollen wohl eine Anspielung auf die sieben zum Kampfe ge gen Spanien vereinigten niederländischen Provinzen enthalten. Zu den letzten Werken Ludwig's gehören die OriZiuos bolgiguss, deren erster Band 1615, der zweite 1616 in flämischer Sprache erschien. Schließlich sei noch eines Separatvcrdienstes des Ahns der Elzevire erwähnt, nämlich die Ersetzung des Vocallautes v durch u. Von Ludwig's fünf Söhnen Matthys, Aegidius, Ludwig, Bo- navcntura und Jodocus widmeten sich nur die beiden erstgenannten
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