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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1885
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- 18.03.1885
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- Deutsch
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1296 Nichtamtlicher Teil. 63, 18. März. Die Bibel führt den Titel: »Uidlis, saora döbraios, oüsl- äaios, Arases st latins kbilippi II. rs^. oatkol. pistats st stuäio aä saorosauotas soelssias usuia Lbristopfi Ulantinus exoaä. Xntrvsrpias.«*) Der Druck derselben begann 1568 und war im Jahre 1573 beendet. Der erste Gedanke eines polyglotten Bibelwerks stammt, wie Lorck uns mitteilt, von Aldus Manutius, was aus der in der Nationalbibliothek zu Paris noch vorhandenen Probe hervorgeht. Diese dreispaltige Seite enthält den hebräischen, griechischen und lateinischen Text und gab wahrscheinlich Anlaß zu der in den Jahren 1514—1517 zu Alcala in Spanien ge druckten Polyglotte des Kardinals Limenes, die bereits eine große Seltenheit geworden, so daß öfters der Gedanke entstanden war, eine neue Polyglott-Bibel zu drucken. Auch der Kurfürst August von Sachsen hatte einen solchen Plan gefaßt, er gab ihn aber zu gunsten des Plantinschen Unternehmens auf. Ebenso beabsichtigte Philipp II. ein ähnliches Werk ausführen zu lassen. Als aber Plantin demselben die Probebogen seines Unternehmens überreichen ließ, ging der König bereitwillig auf dessen Idee ein, bewilligte die Zahlung der für Druck und Papier allein auf 24 000 Gulden veranschlagten Kosten, gewährte außerdem einen Vorschuß von 6000 Dukaten und bestellte seinen Kaplan Arias Montanus zur Überwachung der litterarischen Herstellung in Antwerpen. Letzterer kam am 15. Mai 1568 nach Antwerpen. Für die Revision des Textes wurde eine Anzahl tüchtiger Gelehrter gewonnen. Den Auftrag zur Anfertigung der Schriften empfing nach Lorck und Roofes der berühmte Schriftgießer Wilhelm le Bs in Paris; nach Angabe der »Druckschriften der Reichs druckerei« soll dagegen die Schrift in Antwerpen selbst, von dem dortigen Schriftschneider Ament Tavernier hergestellt worden sein. Über vier Jahre dauerte die Herstellung dieses Werks, wobei fortwährend vierzig Arbeiter beschäftigt waren. Man hatte anfangs den Umfang auf vier Bände berechnet; allein auf den Vorschlag Plantins wurde auch noch das Neue Testament in der syrischen Sprache, welches bereits in Wien gedruckt war, mit einverleibt, so daß die Bibel mit Einschluß von drei Bänden »appsaäix« im ganzen aus acht Bänden besteht. Es sind im ganzen 1200 Exemplare davon gedruckt worden (außer 12 Per gament-Exemplaren), nämlich 10 auf Imperial-Velin zu 40 Gulden das Ries, 30 auf etwas geringeres, 200 auf Royal-Velin aus Lyon und 960 auf Royal-Papier aus Troyes. Die Verkaufs preise waren verhältnismäßig mäßig gestellt worden: eins der 200 Exemplare auf Royal-Velin kostete 40 Kronen (200 Gulden), ein gewöhnliches 70 Gulden.**) Nach Vollendung dieses feines Hauptunternehmens konnte Plantin mit berechtigtem Stolze sagen: „Jetzt, da die Bibel vollendet ist, stehe ich mit Überraschung und Erstaunen vor der Arbeit, welche ich nicht nochmals machen möchte, selbst wenn man mir 12 000 Kronen dazu schenkte, und obwohl sie jetzt, wo die ') Die kürzlich erschienene erste Lieferung der Druckschriften des 15.-18. Jahrhunderts, in getreuen Nachbildungen, herausgegeben von der Direktion der Reichsdruckerei in Berlin, 1884 (in Kommission bei F. A Brockhaus in Leipzig) zeigt auf Blatt 7 und 8 eine getreue Re produktion nicht allein einer Seile der Polyglotte (Vorrede), sondern auch des Wortlauts des kaiserlichen Privilegiums. Die Schristgattung — caructeres äs eivilits — ist von besonderer Schönheit und heute noch geradezu mustergiltig. **) Eine genaue Beschreibung der Plantinschen Polyglotte ist ent halten in 6. Rnsleas st X. cks öaobsr, Xnnales klantiniennes, Paris, 1866, S. 128 u. f. Schriften und die Einrichtung vorhanden sind, vielleicht um 6000 Kronen billiger zu stehen kommen würde." Es sollten jedoch noch unangenehme Erfahrungen mit der Bibel dem mutigen Geschäftsmann bevorstehen. König Philipp II. wünschte die Approbation des Papstes Pius V. für die neue Bibel und sandte zu diesem Zwecke seinen schon genannten Kaplan Arias Montanus nach Rom zum Papst, welcher anfänglich sich geweigert hatte, die Approbation zu erteilen, so daß Plantin bereits der Befehl erteilt worden war, vorläufig kein Exemplar auszugeben. Als der Kaplan nach Rom kam, war gerade Papst Gregor IX. seinem Vorgänger Pius V. im Amte gefolgt und zeigte sich der Polyglotte günstiger gesinnt, so daß die Appro bation von ihm im Jahre 1572 erteilt wurde. Nun kamen aber neue Anfechtungen von einer anderen Seite: aus Spanien. Einer der erbittertsten Gegner des Unternehmens, Professor Leon de Castro in Salamanca, trat öffentlich gegen das Werk auf und denunzierte Montanus und Plantin der In quisition. Der erstere reichte eine besondere Rechtfertigungsschrift ein, doch dauerte es mehrere Jahre, bis endlich die Bibel dem Schicksal entging, auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt zu werden. Daß Christoph Plantin sich persönlich um die Herstellung der Polyglotte die größten Verdienste erwarb, geht aus dem Zeug nisse hervor, welches ihm der Abt Arias Montanus in folgenden Worten ausgestellt hat: „Christophorus Plantyn hat dem Buchdruck die größten Dienste geleistet, einer Kunst, durch welche alle anderen berühmt geworden und erhalten geblieben sind. Man kann niemals genug bewundern und anerkennen die Geschicklich keit seines Geistes, seine merkwürdige Vorsicht, seine Beständigkeit und unermüdliche Thätigkeit." Der Abt sprach ferner aus, er habe noch niemals einen so geschickten Menschen kennen gelernt wie Plantin, der gleichzeitig so brav und tugendhaft sei. Er fand jeden Tag neue gute Eigenschaften an ihm und lobte ihn besonders wegen seiner großen Bescheidenheit und unglaublichen Geduld, die er gegen seine Neider bewies.*) (Fortsetzung folgt.) Miscellen. Zur Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst. — Ein hochwichtiges Dokument ist neuerdings in der Universitäts bibliothek von Rouen aufgefunden worden. Es ist ein Brief des hochwürdigen Guillaume Fichet, Priors der Sorbonne, eines Mannes, welcher der Buchdruckkunst sehr ergeben war und mehr als irgend ein anderer dazu beigetragen hat, ihrer Ausübung in Paris die Wege zu ebnen. Der Brief ist an Robert Gaguin gerichtet und dient der Einführung des zweiten in Paris gedruckten Buches: Oaspariai psr^ainsnsis ortboKrsxbms lidsr. Er ist datiert vom Jahre 1470 und teilt unter anderen Neuigkeiten mit, daß „uns nouvstts tioups äs Ubrairss, vsnus, ä'aprös os gas l'on sait, ä'XIIsivUAas, cl'oü slls es rspsnä su aowbrs oonsiäörabls äaus toutss Ik8 äirsotions, s. apports la, granäs nouvells, gu'un nomws »llsan«, qui 8S ckonns Is Nora äs »OutenbsrA« st Habits prös äs Lla/snos, a iavsnts I'art äs rsproäuirs Iss livrss, non avso äss ora^ous ou äss plurass, oowms osla s'sst pratiguö jusqn' ä os jour, wais ä I'aiäs äs pstits oarsotsrss su wötsl, st osla ä'uns maniörs öxals, bsUs st raöras hlsSS.uts" Es werden dann diejenigen namhaft gemacht, welche die neue Kunst zuerst in Paris bekannt gemacht haben, nämlich »Ulrich«, *) Man vergleiche: „böon OsßeorßS, I» inaison plantin ü Xavers, ölonogirapliis oomplöte äs ostte unprinisris oslöbrs aux 16. st 17. siöolss, 2öws säition, öraxsllss 1878", äoouiasnts, p. 50.
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