Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18850318
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188503182
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18850318
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-18
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
war, und schlug hier seinen Wohnsitz auf*). Er begann seine Thätigkeit als Buchbinder und Etuis-Arbeiter und bezog anfangs ein kleines Geschäftshaus, das er jedoch verließ, als sich seine Verhältnisse besserten, um nahe der Börse ein besseres Local zu wählen. Bald erlangte er den Ruf eines geschickten Arbeiters; seine Einbände, Futterale, Kästchen, seine Vergoldungs- und Einlegungsarbeiten von Leder übertrafen in Schönheit und Ge schmack alles, was in dieser Richtung damals in ganz Holland angefertigt wurde. So kam es, daß er von den Gelehrten von Antwerpen und den Kaufleuten, welche die Börse besuchten, gern gesehen wurde. Sein erster Gönner war Alexander Grapheus, Sekretär der Stadt Antwerpen; auch erwarb er sich sogar die Gunst von Gabriel de Cayas, dem Sekretär des Königs Philipp II. Dieser hohe Würdenträger, welcher sich um das Jahr 1555 in Antwerpen befand, wollte einst seinem Monarchen einen kostbaren Stein von großem Werte zum Geschenk machen und beauftragte Plantin mit der Anfertigung eines Etuis, in welchem derselbe eingeschlossen werden sollte. Plantin brachte persönlich das Etui Herrn de Cayas. Es war bereits Nacht, als der Künstler, welchem ein Diener vorleuchtete, an eine Brücke kam, wo mehrere be trunkene maskirte Männer ihn überfielen. Dieselben hatten nämlich einen Guitarrespieler gesucht, der sie beleidigt hatte, und ihn in Plantin zu finden geglaubt, welcher arglos ohne Waffen, mit seinem Etui unter dem Arme ihnen entgegen kam. Sie fielen ihn an, der eine zog seinen Degen und stach nach ihm. Der Stoß war so heftig, daß der Angreifer selbst Mühe hatte, die Waffe wieder aus der Wunde herauszuziehen. Plantin erklärte seinen Widersachern, daß sie sich getäuscht hätten, worauf dieselben die Flucht ergriffen. Mit Mühe kehrte der Verwundete in seine Behausung zurück, worauf die Ärzte herbeigerufen wurden, und zwar der Chirurg Jean Fari- nalius und der vr. Goropius Becanus, welche beide an fangs bezweifelten, daß sein Leben gerettet werden würde. Dennoch genas er wieder; da er sich aber fortan nicht mehr mit Hand arbeiten beschäftigen sollte, bei welchen er den Oberleib bücken mußte, so gab er das Buchbindergeschäft auf und ergriff aufs neue die Kunst des Buchdruckers, welche er schon in Caen aus geübt hatte. Plantin hatte sich am 21. März 1550 als Bürger von Antwerpen einschreiben lassen. In demselben Jahre wurde er als Buchdrucker in das Register der Lukas-Gilde ausgenommen, woraus sich ergicbt, daß, wenn er sich auch noch mit Saffian arbeiten beschäftigte, er doch als seinen Hauptberuf die Kunst betrachtete, welche er später mit so großem Erfolge ausüben sollte. Das erste Buch, welches Plantin mit seiner Firma druckte, datiert aus dem Jahre 1555 und führt den Titel: „va. lusti- tutious äi rruu kuoeiullu natu nodilmsnto". Das Werk enthält den italienischen Text eines Werks von Giovanni Michele Bruto mit der französischen Übersetzung. Plantin bemerkt in der Vorrede, daß dies das erste von ihm gedruckte Buch sei, und bringt es dem Herrn Grammay, Einnehmer von Antwerpen, als »erste *) Wie I. V. Vincent in seiner „vistoirs äs limprinieris sn Lslxigus clepuiü Is 15. sus<iu'ä la Ln ciu 18. siede, LruxsIIss 1867, näher aussührt, stand Antwerpen besonders in typographischer Beziehung während der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts aus einem seltenen Höhe punkt seiner Entwickelung. Nicht weniger als 31 Firmen wirkten dort in den Jahren 1550 bis 1589 mit teilweise sehr hohem Erfolge. Auch gingen von Antwerpen zahlreiche Drucker in die Fremde und wurden berühmte Typographen. Man vergl. die Schrift „Lenins Lntverpsobs Druülcer» in cisn vrsiucls, bio-biblioxrapbisobs sobstssu ckoor ä.! ton 8 äs Oe etc er. Lutverpou, 1881." Frucht aus dem Garten seiner Druckerei« dar. Diesem Erstlings werke folgten bald mehrere andere, so daß die Firma schnell einen geachteten Namen erlangte. Es war eine sehr bewegte Zeit, jene Epoche um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Kaiser Karl V. hatte bekanntlich 1515 den Thron bestiegen und gerade unter ihm erreichte Antwerpen eine hohe Blüte. Das anfangs kräftig mit ihm rivalisierende Brügge hatte kurz vorher wegen seiner feindlichen Haltung gegen Kaiser Maximilian seine Privilegien verloren und die selben an Antwerpen abtreten müssen, so daß das letztere sich bald noch mächtiger heben konnte. Dazu kam die -große religiöse Bewegung, welche sich von Deutschland, durch Luther angeregt, schnell weiter verbreitete; Antwerpen wurde der Mittelpunkt der Vereinigung der Lutheraner und Calvinisten; jedoch fanden die Anhänger der neuen Religion in den Niederlanden nicht solche Freiheiten, wie sie Karl V. den Evangelischen in Deutschland einräumte. Unter dem 25. Oktober 1555 entsagte der Kaiser der Regierung der Provinzen zu gunsten seines SohnesPhilipp II., welcher die Regierung 1560 seiner Schwester Margarethe von Parma übergab. Es war also zur Zeit einer starken religiösen Bewegung, als Plantin seine verlegerische Thätigkeit begann. Auch für ihn sollte diese Bewegung beinahe verhängnisvoll werden. Im Jahre 1562 wurde er beschuldigt, ein heterodoxes Merkchen gedruckt zu haben unter dem Titel: »Kurze Anleitung zum Beten«. Auf Befehl von der Statthalterei fand bei ihm eine Haussuchung statt, infolge deren drei seiner Arbeiter ergriffen und auf die Galeeren geschickt wurden. Plantin selbst entging einer Ver urteilung, da auch die strengste Untersuchung nichts in seiner Führung ans Tageslicht gefördert hatte, welches der Orthodoxie eine Handhabe gegen ihn dargeboten hätte. Da er sich aber in den Niederlanden nicht mehr sicher fühlte, so entfloh er nach Frankreich und blieb ein ganzes Jahr in Paris. Ja, er ließ sogar 1562 durch seine Freunde unter dem Namen von Gläu bigern alle seine Besitztümer, einschließlich des Materials der Buchdruckerei verkaufen und trat im folgenden Jahre mit einem dieser angeblichen Gläubiger, Corneille de Bomberghe, in eine Geschäftsgenossenschaft. Der Bruder des letzteren, Karl de Bomberghe, Jacob de Schotti und vr. Goropius Be canus traten mit in die Genossenschaft, von welcher Plantin, wie wir heute sagen würden, zum Geschäftsführer ernannt wurde. Diese Verbindung währte bis zum Jahre 1567 und ermöglichte es Plantin, seinen Unternehmungen eine große Ausdehnung zu geben. In seiner späteren Korrespondenz bemerkt Plantin, daß er mit seinen Geschäftsgenossen die Gemeinschaft aufgegeben habe, weil sie keiner tadellosen Orthodoxie ergeben gewesen wären. Übrigens wird gegen Plantin selbst der Vorwurf erhoben, daß er in religiöser Hinsicht keine Konsequenz gezeigt habe und sogar als ein Renegat zu betrachten sei. Dem mag nun sein, wie ihm wolle; jedenfalls suchte Plantin vom Jahre 1567 an seinen Haupt schutz bei Philipp II.; er zählte zu seinen besten und mächtigsten Gönnern den Kardinal Granvella und den Sekretär des Königs, Gabriel de Cayas. Durch ihre Vermittelung geschah es, daß er die Auszeichnung erfuhr, zur Herausgabe der könig lichen Bibel in fünf Sprachen ein Privilegium zu erlangen. Diese Bibel ist das bedeutendste Werk, welches Plantin gedruckt hat, ja es ist das wichtigste Buch, welches überhaupt in den Niederlanden erschienen ist, und verdient daher eine nähere Er wähnung; nennt es doch C. B. Lorck in seiner Geschichte der Buchdruckerkunst ein Werk, „welches den Namen Plantin in der Buchdruckerwelt unsterblich gemacht hat". 182*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder