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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1885
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- Erscheinungsdatum
- 18.03.1885
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- Deutsch
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in Nachfolgendem auf eine Sehenswürdigkeit Antwerpens besonders aufmerksam machen, welche vor allem den Besuch und das Studium der Herren Kollegen, bezw. aller Jünger Guten bergs verdient; ich meine das einzig in seiner Art dastehende Museum Plantin. Die alte Handelsstadt an der Schelde war von jeher ein berühmter Sitz von Kunst undWissenschaft. Nochheutegenießt die Aka demie der schönen Künste — „Die Brüderschaft von St. Lucas" — zu Antwerpen hohen Ruhm, und das städtische Museum ist an Gemälden der vlämischen und holländischen Schule besonders reich; ist Antwerpen doch der Geburtsort zahlreicher berühmter Maler der Niederlande, unter denen wir hier nur die Namen van Dyck, Crayer, Jordaens, Seghers, beide Teniers nennen; auch daß Rubens ein geborener Antwerpener sei, wird bekanntlich von den Holländern behauptet, jedoch von den Rhein ländern nicht zugegeben. Ebenso fanden die Wissenschaften in der großen Handelsstadt stets eine sichere Stätte, und besonders war es die Buchdruckerkunst, die hier schon in früher Zeit zu großer Geltung und hoher Blüte gelangte, wofür noch heute sich gewichtige Beweise in Gestalt prächtiger Wiegendrucke vorfinden. Interessant ist die Wahrnehmung, daß die Maler- und Buchdruckerkunst in Holland sich in der ersten Zeit ihres Be stehens durch säst dieselben Eigenschaften auszeichneten, nämlich durch die große Sauberkeit der Ausführung und die über alle Einzelheiten sich erstreckende fast minutiöse Sorgfalt. „Gleich den malenden Künstlern des Landes" — sagt C. B. Lorck in seiner »Geschichte der Buchdruckerkunst« — „verfolgten die Buch drucker und Verleger in Holland im allgemeinen eine realistische Tendenz. Sie veranstalteten eine Menge für das Leben und die Wissenschaft nützlicher Werke, huldigten jedoch selten der idea listischen Richtung, welche vorzugsweise in Deutschland, jedoch auch in Frankreich und Italien, durch Zusammenwirken des Griffels der Künstler mit der Feder des Schriftstellers die uns ' bekannt gewordene Reihe prächtiger Erzeugnisse des Buchgewerbes hervorgebracht hat. Dennoch blieben die Niederlande nicht ohne Verdienste um die vervielfältigenden Künste, doch machen sich diese hauptsächlich in dem Kupferstich und der Radierung, weni ger in der mit dem Buchgewerbe enger verbundenen Xylographie geltend." I. Die Firma Plantin, bez. Plantin-Moretus. Als diejenige Firma, welche als erste und bedeutendste Hauptstütze der Buchdruckerei in den Niederlanden zu betrachten, und deren Namen noch heute hoch berühmt ist, muß die Firma Christoph Plantin bezeichnet werden. Das Haus Plantin wurde von Christoph Plantin begründet, welcher ein geborener Franzose (er stammt aus St. Avertin bei Tours) sich etwa um das Jahr 1550 in Antwerpen niederließ und dort wie auch später in Leiden und Paris Buchdruckereien errichtete. In Ant werpen ist er denn auch nach einer überaus gesegneten Wirksam keit im Jahre 1589 gestorben. Da über seine Lebensverhält nisse bisher manche Unklarheit herrschte und oft abweichende Angaben von selbst angesehenen Schriftstellern gemacht worden sind, so wollen wir hier nach einem neueren Gewährsmann, dessen Mitteilungen durchaus Vertrauen erwecken, nämlich dem gegen wärtigen Konservator des Plantin-Museums, Herrn Max Rooses, eine Skizze seines bewegten und verdienstvollen Lebens geben.*) *) In unseren Mitteilungen folgen wir hauptsächlich den Angaben, die wir in dem vortrefflichen Schristchen gefunden haben: „Orctalo^ue cln ülusöe klantiv-Norstus, par Na.x Koosss. Sems öäition, invers, 1883, Imxrimerio ck. L. öuscbmano. lcl. 8. XXI u. 131 x. Christoph Plantin wurde im Jahre 1514 geboren (der Geburtstag selbst ist nicht bekannt) und zwar, wie oben schon gesagt, zu St. Avertin bei Tours. Sehr früh verlor er die Mutter an der Pestkrankheit und wurde von seinem Vater, welcher die gefährliche Gegend floh, nach Lyon genommen. Dort trat der Vater Plantin in die Dienste des Küsters der Kirche von St. Just, Claude Porret. Dieser Kirchenbeamte hatte vier Neffen, welche später sämtlich Mönche wurden; einer der selben, Namens Pierre Puppier, nahm Plantin mit seinem Sohne zu sich, als er sich zunächst nach Orleans und dann nach Paris begab. Bei der Abreise aus Paris, von wo er wieder nach Lyon zurückkehrte, ließ der alte Plantin dort seinen Sohn, welcher Neigung zum Studium gefaßt hatte und übergab ihm hierfür eine kleine Summe; auch versprach er ihm, ihn später nach Toulouse zu bringen, doch hielt er seine Zusage nicht. Als seine geringen Geldmittel verbraucht waren, sah sich unser Christoph genötigt, Paris den Rücken zu kehren; er ging nach Caen und trat hier bei einem Buchdrucker in die Lehre. Christoph Plantin hatte also schon in seiner Kindheit und Jugend das Glück kaum, dagegen den Ernst des Lebens genau kennen gelernt, wodurch jedoch sein Mut und seine Aus dauer sehr gekräftigt wurden. Wie er selbst es später aussprach, hat er auf seiner ganzen Lebensbahn durch Arbeit und Stand haftigkeit sich das Glück dienstbar zu machen gesucht und nach eigener Wahl den Spruch „labors st Constantia." zu seinem Denkspruch bestimmt und ihn zu seinem Druckerzeichen benutzt. Stets ist er ihm gefolgt, und er hat ihn in der That zu Ehre und Reichtum geführt. Die ältesten Nachrichten stimmen damit überein, daß Plan- tins Lehrherr zu Caen der Buchdrucker Robert Macs, der zweite dieses Namens, gewesen ist. Derselbe muß wohl einen tüchtigen Grund zur Fachbildung unseres Christophs gelegt haben, wozu die lebhafte Handelsstadt der Normandie Wohl auch ihrer seits beigetragen haben wird, in welcher Künste und Wissenschaft schon vor langen Jahren reiche Pflege fanden. Mehrere Jahre scheint Plantin in Caen geblieben zu sein, jedenfalls als Gehilfe der Manschen Druckerei; da erfaßte ihn die Liebe zu einer an mutigen Normannin, Jeanne Riviöre, und brachte ihn auf den Gedanken, sich selbständig zu machen. Im Jahre 1545 oder 46 verheiratete er sich mit derselben und zog gleich darauf nach Paris, um in der großen Hauptstadt sein Glück zu ver suchen. Dort traf er Pierre Porret, den Neffen von Claude Porret, mit welchem er mehrere Jugendjahre in Lyon verbracht hatte. Beide Jugendfreunde nannten sich Brüder, und diese Angewohnheit, welche sie ihr ganzes Leben hindurch bei- bchielten, hat einer Legende zum Vorwurf gedient, welche Plantin und Porret zum Gegenstand hat. Man behauptete nämlich, sie wären beide Söhne des berühmten Herrn Charles de Thier- celin, welcher ruhmreich, jedoch in Armut gestorben sei. Seine Kinder hätten nur durch die Arbeit ihrer Hände ihr Fortkommen finden können und sich mutig dazu entschlossen. Um jedoch das Wappenschild ihrer edlen Vorfahren nicht zu verletzen, hätten sie von zwei Pflanzen, dem Wegerichkraut (plantam) und der Porree, die Namen Plantin und Porret entnommen. Der eine wurde Buchhändler, der andere Apotheker. An dieser Legende ist nur der letzte Satz wahr. Plantin blieb nach seiner Verheiratung einige Jahre in Paris und erwarb sich auch noch besondere Geschicklichkeit in der Buchbinderkunst und Saffianarbeit. Etwa drei Jahre später — 1549 — kam er nach Antwerpen, welches damals nächst der Hauptstadt von s Frankreich die blühendste Stadt des nordwestlichen Kontinents
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