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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.07.1849
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.07.1849
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- Deutsch
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772 Nichtamtlicher Th eil. Die Zustände im Buchhandel. In den drei Organen des deutschen Buchhandels kommen die Gebrechen im Verkehr unter den Buchhändlern selbst, oft zur Sprache; . wo bleibt aber das Abste llen derselben oder die partheilose Be sprechung? — Sowohl der Verlagshändler als der Sortimentshändler sprechen für das eigene Interesse, selten wird die reine Wahrheit vertheidigt, und man sollte glauben absichtlich vermieden und abge schmackte Behauptungen dafür aufgestellt. Jeder, der klar sieht, und auf die schon seit Jahren geführten schriftlichen Kämpfe zurückblickt, weiß, daß auf diesem Wege nimmermehr etwas erreicht wird. Soll cs in der That besser werden — und wahrlich es thut Noth! — so muß von Oben herab — und dieses Oben ist der Börsenverein, resp. sein Vorstand als gesetzgebende Behörde — geholfen werden; ist aber auch dieses fruchtlos, was schlimm wäre, so bleibt nichts wei ter übrig, als der Einzelne gibt die auf Recht und Billigkeit basirlen Normen an, unter welchen er Geschäftsverbindungen anknüpfen will. Anders geht's für die Folge nicht mehr. — Die Zahl der Sortiments- Händler ist zu groß für das vorhandene Bedürfniß, und wird es immer mehr, da viele Handlungen mehrere Lehrlinge auf einmal halten, die mit der Zeit auch selbstständig werden wollen. Mit dieser größeren Anzahl Handlungen steigt die Zahl der verlegten Bücher, aber welcher Sorte meistens *) ?— der entbehrlichen, die Compilationen sind, oder der 2 Groschen-Literatur, die darum keinen Absatz haben kann, weil ihre Thema's schon in den Zeitschriften ausführlich bespro chen werden; denn mit den guten Büchern, woraus etwas zu lernen ist, oder die durch geistvollen Inhalt und schöne Form anziehend sind, und wirklich Neues darbieten, geht es nicht so, wie mit andern Maa ren; sie sind selten und können es nur sein. Ein schlechtes Buch zu Markt gebracht, bringt ganz andern Nachtheil. Wer einmal damit angeführt ist, wird abgeschreckt und hütet sich, zum zweitenmal in solchen Fall zu kommen. Weil das Buch nicht in dem Sinn wie eine andere Waare consumirt wird, wenigstens eine ungleich längere Le bensdauer hat (Schulbücher ausgenommen), so könnte man die Bücher mit dem Leben der Elephanten und mancher Pflanzen von ungeheurer Lebensdauer vergleichen. — Ein Buch hält lange aus und taugt es nichts, so verursacht dasselbe seinem Käufer, so oft er es in die Hand nimmt, Aerger, während ein schlechter Kleiderstoff schnell vernichtet ist, ein schlechter Wein noch so theuec bezahlt, noch schneller seinen Lebensprozeß im Körper beendet. — Ach! wie schlimm, daß Bücher nicht ein verwandtes Schicksal haben! Leider dauern sie zu lange und wandern aus einer Hand in die andere, bis einmal ein scharfsinniger Geist das Alte über den Haufen stürzt und Neues schafft. Erst dann ist ein neues Buch ein wirkliches Bedürfniß. — Ich dächte, wenn man über die Natur eines Handelszweiges spre chen will, darf und soll man auch auf die Natur und Production sei ner Waare eingehen. Stellt man diese in Untersuchung, so ergibt sich das andere von selbst. Soll der Soctimentshandel und ebenso der Verlagshandel, wo beide ohnehin durch die politischen Zeitereignisse mächtig erschüttert sind, nicht noch mehr in ihrer Existenz bedroht werden, und den Standpunkt verlieren, den der deutsche Buchhandel vorzugsweise vor andern Län- *) Beiläufig gesagt, der Vorschlag des Herrn Thun in Leipzig, daß die Sortimenter nichts verlegen sollten, ist wohl zu berücksichtigen. Herr Thun meint nicht damit, die seltene Gelegenheit, ein gediegenes größeres Buch zu erwerben, von der Hand zu weisen, sondern er will nur, daß sie ihre Verlagslust nicht durch unbedeutende Broschüren und andere mit telmäßige Waare zu ihrem Schaden büßen sollen, und lieber gute Literatur verbreiten, wobei mehr zu gewinnen ist, als durch Werke dritten und vierten Ranges eigenen Verlags. — Und hat er nicht Recht? ^68 dem in der Culturgeschichte voraus hat, so bedarf eS gründlicher Re formen in seinem kaufmännischen Betrieb und vermehrte Bildung unter seinen Genossen. Wer denkt bei dem zweiten Punkt nicht an des edlen trefflichen F. Perthes Vorschlag: Die Errichtung einer Buchhandelsschule! Es hatten sich bei dieser Frage auch einer der Brüder Wigand in Leipzig und Andere bctheiligt; leider wurde sie damals zu wenig beachtet, und man erkannte ihren Werth nicht oder wollte ihn nicht erkennen. — Unter kaufmännischem Vertrieb im Buchhandel verstehe ich nicht Bestellungen zu expediren und Nova nach Titel und Fachwissenschaft unter die Kunden zu vertheilcn, ohne einige Rücksichtnahme aus Werth des Autors, oder Wichtigkeit, Popularität des Inhalts rc. oder gar auf's Geradewohl, weil eben der Neuangekommene Ballen dürftige Zufuhr brachte, die Verlheilung vorzunehmen, was leider hie und da Lehrlingen oder angehenden Gehülfen anvertraut wird. Dies ist reiner Mechanismus, dessen Gelingen in den meisten Fällen zweifelhaft und nur dem Zufall zu verdanken ist. Soll in jetziger Zeit, wo eine dop pelte Concurrenz zu bestehen ist, einmal in der großen Zahl der Buch handlungen und dann in der Reichhaltigkeit der Literatur, das Geschäft lohnend sein, so muß nicht allein die Thätigkeit vergrößert werden, sondern auch das Interesse an der Waare, mit der man handelt. Dies geschieht dadurch, indem man sich bemüht, den Bildungszustand des Publikums genau zu erforschen, und somit seine literarischen Be dürfnisse kennen lernt; oder anderentheils auch durch Verbreitung guter Schriften, unter dem Theile des Publikums, welcher nicht regel mäßig als bücherkaufend gilt. Anregung dafür kann der Buchhändler geben; er muß aber vorsichtig in der Wahl der Schriften und es ihm nicht gleichgültig sein, was er verkauft. Geschieht dies mit einiger Sorgfalt, so läßt sich aller Orten die Zahl der Litecaturfreunde ver mehren. Man wird dagegen einwenden, eine solche Manipulation gelinge nur dann, wenn gerade ein berühmter und populärer Autor ein Buch veröffentliche. Doch auf diesem Wege nicht allein; Schrei ber dieses erinnert sich, daß er das Glück hatte, durch sein Bemühen gute Bücher in Kreisen zu verbreiten, deren Verfasser seinen Käufern kaum bekannt sein konnten, und es geschah mit Erfolg. — Für den Buchhändler von einiger Literaturkenntniß ist es wahr lich nicht schwer, in solcher Weise zu operiren und die besseren Erzeug nisse der Literatur ausfindig zu machen. Diese Einsicht ist bei einiger Liebe für den Beruf bald erworben, und dergleichen Bestrebungen erweisen sie nicht allein dem Einzelnen, der sie unternimmt, sondern auch der Literatur nützlich und heilsam. Von vielen befolgt, würden sie bald der sogenannten Fabrikliteratur den Markt verderben. Und dies wäre ein Glück für den Buchhandel. Ebenso leicht wäre die Rabattfrage vis-ä-vi« dem Publikum zu erledigen, wenigstens bei Ver käufen, die nicht eine fest zu bestimmende ansehnliche Summe betrügen, es dürfte nur der Wille und die Einigkeit erst vorhanden sein. Von Seiten der Verleger sollten sofort alle Bücherpreise netto angekündigt werden. Ueberraschend ist es aber, wie golden die Resultate des Verlags handels selbst vom Buchhändler gehalten, und wie übertrieben die Forderungen an diesen gestellt werden. Wie höchst.selten wird erkannt, wie bedeutend die Capitalien sind, welche dafür verwandt werden, wie lange es dauert, bis sie zinsbar werden, wozu in häufigen Fällen theilweise Verausgabung derselben vor und während der Herstellung des Buches kommt, so daß es bezahlt ist, noch eher als die Versendung beginnt! Verlangt wird alsdann in ansehnlicher Zahl ü 6on<I. und selbst Werke, deren Ausstattung durch Stahlstiche, schönes Papier rc. sich auszeichnen und darum kostspielig sind.
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