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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1850
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1850
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- Deutsch
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1850.^ 933 Nichtamtlicher Theil. Johann Rynmann, Buchhändler in Augsburg. 1497 — 1522. Von Albrecht Kirchhoff. (Forschung.) Verschreibung des Ruths von Oehringen wegen Rynmanns Schuldsumme*). Wir schüttelst, burgermeister, Rathe vnd gericht der stat oringew be kennen offennlich mit dem brieff für vns vnd vnser Nachkomende, als der Wolgeborne Her Her Crafft graue von Hohennloe tc. vnnser gnediger Her, zwischen vns vnd Hansen Rymman vmb sein erledigung geteydingt, also das derselbe Hans Rymman vmb achthundert guldin Reynischer vff etliche zil dafür zugeben versprochen vnd verschriben hat, Nachlawt der brieff darüber, daruff so gereden vnd versprechen Wir für vns vnd vnser Nachkomende bey Vnnsern krewcn vnd eyden das Wir eins yeder ziels mit Rate, Wissen vnd Verwilligung des obgenanten vnnsers gnl. Hern die obgenantcn Vllic. Gl. an ewige vnd Jerliche gült der genanten stat zuge- warten anlegen vnd erkauffen vnd sunst an dhcin ander ennde noch ge- prauche ordnen noch wenden sollen oder wollen. In dhcin Weyß alles ge- trcwlichen vnd on geuerdc, vnnd Han des zu Vrkunde der stat Oringew Jnsigel offennlich lassen hencken an disen brief, der geben ist an vnser lieben frawen abcnt Natiuitatis Nach Christi vnscrs lieben Hern gebürt Xlllio vnd in dem X6VIII Iare. — Seine Ucbersiedelung nach Augsburg, wohin er sein Geschäft zu ver legen gedachte, scheint Johann Rynmann nicht sofort haben bewerkstelligen zu können, da ec auf einem Augsburger Druck erst 1502 erscheint; es ist daher sehr wahrscheinlich, daß er noch so lange gendthigt war in Oeh ringen zu bleiben, bis jene 800 Gulden in den bedungenen vier jährlichen Terminen berichtigt waren, womit eben der Zeitraum von 1498 bis 1502 sehr gut übereinstimmt. Möglich ist es jedoch, daß er sich im Verlaufe dieses Zeitraums noch erst einen anderen Wohnort gewählt hatte, denn in seinem 1507 erschienenen Verlagswerke: ssleiopvia« sive lisrmoniae tetra- centicae super XXII genera csrminum per Metrum Iritonium nennt er sich in der Unterschrift: loliemnes Himan alias lle canna et Orin^eii**). Welcher Ort jedoch hiermit anqcdeutet werden soll, war nicht zu ermitteln- Daß er sich nun überhaupt in Augsburg niedergelassen und dort sein Haupt geschäft gehabt habe, wird zwar in allen Schriften über Augsburger Buch druckergeschichte und in allen Werken, die Rynmann's nebenbei Erwähnung thun, behauptet, ohne daß jedoch ein Beleg dafür beigebracht wird. Dieser ist hierbei aber um so nothwendiger, da Runmann auf keinem ein zigen seiner vielen Verlagsartikel seinen Wohnort angiebt, sondern sich immer nur einfach Johann Rynmann von Oehringen nennt. Den Beweis liefert übrigens Johann Ulrich Tengler in einem Briefe, der seinem Layen- spieqcl 1509. Fol. vorgedruckt ist und dessen Aufschrift an Rynmann lau tet***»: „Dem vesten und wolgeachten Herrn Johann Rynmann von Oringen, gemainer Teutschland buchführer in des Hailigen Römischen reichs Kayserlicher stat Augspurg wonhafft re." In dem Anfänge seines Aufenthaltes daselbst scheint er sich auch der Stempelschneiderci oder Schriftgießerei gewidmet zu haben, denn das Schlußwort zu der Lobrede des heiligen Ivo von Dietrich Rysichius 1502 lautet)-), so weit cs hierher gehört: Inipressit ex srckit^po lokannes H)>nma»nus: ciiaracterum vsnstorum opikex etc. Wenn aber Mezger-j-s) und andere hiernach die Vcrmuthung für möglich erscheinen lasten, es habe Aldus feine Typen von Rynmann gekauft, so kann dies nur für ganz unhaltbar angesehen werden. Unter cksrscteres veneti ist augen scheinlich die erst von Aldus 1501 erfundene Cursiv zu verstehen, die Rynmann, trotz der Aldus dafür gegen die Nachahmung erthcilten Pri vilegien, nachgeschnitten zu haben scheint oder hat nachschneiden lassen. Hätte Zapf immer so genau wie Denis, in seiner Buchdruckergcschichte von Wien, die Schriftgattungen der einzelnen Druckwerke angegeben, so würde wahrscheinlich eine ganz definitive Zurückweisung jener Behaup tung möglich sein. — '» Wibel I. c. r. Thl. paz. 2,8. 219. ") Veltli, viatribe äe oriZine et lnerementls artis t^pograpliicae in urbe -tuxustL VinäelicL paZ. 1,1 V. in: 2apk, ännLles t^poArapkicae ^ugustsnse. — Zapf, Augsburgs Buchdruckergeschichte. 2. Thl. pag. 28. "'» Wibel a. a. O. >. Thl. pax. 309. k> Zapf, AugSburgS Buchdruck-rgrschichte. 2. Thl. pag. 8. ))) Augsburg» Llteste^Druckdenkmale. pag. 9. Mit Rynmann's Ucbersiedelung nach Augsburg begann nun erst die größere Ausdehnung und Blüthe seines Geschäftes. Nicht mehr durch drückende Verhältnisse eingeengt, konnte er seinem Unternehmungsgeiste freieren Spielraum lassen, dabei unterstützt von, dem Anschein nach, vollkommen ausreichenden Mitteln. Denn schon 1498 zeigt er sich in den eben angeführten Urkunden als wohlhabender Mann, der, ohne seine lie genden Gründe anzugreifen, im Stande war für seine Freisprechung von der Leibeigenschaft die, für die damalige Zeit sehr bedeutende Summe von 800 Gulden zu entrichten. Ueberdies hinderte ihn diese Zahlung nicht seine Verlagsuntcrnehmungen in ausgedehnterem Maßstabe als 1497 und 1498 fortzusetzen. Auf seinen verschiedenen Geschäftsreisen hatte er die beste Gelegenheit gehabt die literarischen Bedürfnisse des Publikums ken nen zu lernen und war dadurch in den Stand gesetzt worden seine Spccu- lationen denselben besser anzupassen, als mancher andere Buchführer und Buchdrucker. Sein Verlag zeigt daher auch Werke aus allen Fächern der Wissenschaften, wenn er gleich die klassische und die schnell cmpor- blühende philologische Literatur fast ganz vernachlässigte und obwohl die theologische Literatur, namentlich homiletische und asketische Werke, be deutend überwicgen. In dem Vertriebe dieser letzteren Schriften bestand sein Hauptgeschäft, und daß er für seine Zeit und seinen näheren Wir kungskreis richtig speculirt hatte, beweisen die wiederholten Auflagen, die von der Mehrzahl derselben nothwendig wurden. Je ausschließlicher sich nun aber Rynmann gerade auf diesen Zweig der Literatur gelegt hatte, um so stärker mußte auch sein Geschäft durch die schnellen Fortschritte der Reformation, die sich namentlich auch in Schwaben sehr rasch ausbreitete, gestört werden. Die letzten Jahre sei ner geschäftlichen Wirksamkeit, 1520, 1521 und 1522, beweisen dies zur Genüge. Allerdings kann nicht mit Bestimmtheit behauptet werden, er habe dem Strome der Zeit nicht nachgegeben und sich gar nicht bei dem ausgedehnten Verkehr betheiligt , zu dem die Schriften der Reformatoren Veranlassung gaben; denn der bei weitem größte Theil der in Schwaben, Franken und am Rhein veranstalteten Nachdrücke derselben erschien ohne irgend welche Angabe des Druckers oder Verlegers. Doch ist eine Hin gabe an die Reformation von Seiten Rynmann's deshalb weniger wahr scheinlich, weil bei dem Charakter des vorwiegenden Thciles seines Ver lages ein näheres Verhältniß zu der katholischen Geistlichkeit, namentlich zu den zahlreichen Stiftern und Bischofssitzen vorausgesetzt werden muß. Empfindliche Verluste muß er jedenfalls gegen das Ende seiner geschäft lichen Thätigkcit erlitten haben, da er wenigstens in seinem eigenen Ver lage keinen Ersatz für den geschmälerten Absatz seiner Hauptwerke fand, und ein Ucbergehen seinerseits zu anderen Zweigen der Literatur oder zur Ausbeutung der Zeitverhältnisse, wie gesagt, nicht ersichtlich ist. Selbst die wenigen bei ihm erschienenen Werke in deutscher Sprache, die dem nach auf ein größeres Publicum berechnet waren und unter denen zwei Bibelausgaben hcrvorgehoben zu werden verdienen, waren fast nur as ketischen Inhaltes und daher demselben Schicksal, wie sein übriger Ver lag unterworfen. Daß Rynmann aber seine Verlagsspcculationen wenig auf die Theil- nahme des Mittel- und Bürgerstandes berechnete, zeugt für seine Kennt- niß der Verhältnisse und Bedürfnisse, und für die Berücksichtigung der üblen Erfahrungen, die vor ihm manche Buchdrucker gemacht hatten. Die Bildungsanstalten lagen noch sehr in der Kindheit, die Fertigkeit des Lesens war keineswcges allgemein verbreitet und überdies wurde erst seit kurzem der größeren Masse des Volkes Gelegenheit zur Lektüre geboten, eine Gelegenheit, die vor der weiteren Ausbreitung der Buchdruckerkunst, bei der Seltenheit der Handschriften, eigentlich gar nicht vorhanden ge wesen war. Erst im Verlaufe der Zeit konnte demnach das Vorwiegen materieller Genüsse im Volke beseitigt werden und nicht ohne Grund hält der Verfasser des: Plenarium oder Ewangely buoch*) seinen Zeitgenossen eine Strafrede: „Schem dich du mensch, der yetzund in vnsern zeyten nit kauft lesen, noch zü dem minsten in schlechten Büchern vnd verseumst die seligkeit deiner sel, welche du wol möchtest süchcn auß der kunst, die dir gott der Herr hat geoffenbart petz in deinen tagen, welche kunst bey den ragen des heiligen Anthonii, vnd ander grosser heiligen vff erdtreich nit war erfunden als yetzunt, das man bücher drucken kont. Darumb du hof- fartiger mensch, schem dich, vnd aber schem dich, daß du nit ankerest fleiß etlicher bücher zu überkommen, die du umb so leycht gelt kauffen magst, auß welchen du saugen vnd leren mochtest sölch ding, die dich reutzen möchten zü warer demütikeit, die weyl du so vil vnnütz gelt auß- gibst zü üppigen vnd süntlichen Dingen, es sey spyl, odr Hoffart, odr auch ') Basel IZI«, Ad. Petri. Blatt 228.
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