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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1916
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- 1916-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1916
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Unter den Gelehrten gibt es viele Männer, die ernst hafte Bibliophilen sind, und die in ihrem Fach gern alles das sammeln, was die Geschichte ihrer Wissenschaft und was diese Wissenschaft selbst betrifft. Zu diesen Gelehrten gehört Professor Herman Scha ls w, der sich freundlich bereit erklärt hatte, einen Vortrag über Johann Leonhard Frisch (1666-1742) und seine Be deutung für die Ornithologie zu halten. Wenn vielleicht einer oder der andere befürchtet hatte, eine trockene Aufzählung wissenschaftlicher Daten und Titel über sich er gehen lassen zu müssen, so mutzte er sich angenehm enttäuscht fühlen durch die frische und kernige Art, mit der Herr Professor Schalow die Sache angriff. Er gab ein lebensvolles Bild des ungemein vielseitigen Mannes, der Philologe und Theologe, Physiker und Ornithologe, Chemiker, Hauslehrer war, und zu Zeiten sich auch nicht scheute, Sand zu karren, wie er es zu Amsterdam tat, um der knapp gewordenen Reisekasse etwas aufzuhelfen. Es war umso interessanter, dieses Leben zu verfolgen, als bei der heutigen Spezialisierung der Wissenschaften derartige Polyhistoren kaum noch denkbar sind, wo die Ausdehnung der Wissenschaften jeden ihrer Jünger zwingt, sich auf einen kleinen Ausschnitt zu be schränken. Auch uns Berlinern und Märkern erregte der merk würdige Mann, der von väterlicher Seite einem alten Nürn berger Geschlecht und von mütterlicher Seite einer Stratzburger Goldschmiedefamilie entstammte, umso größeres Interesse, als er, ganz und gar zum Märker geworden, der erste märkische Vogel kundige und wissenschaftliche Bearbeiter der Ornithologie war und 50 Jahre Bürger unserer Stadt Berlin gewesen ist. Frisch stammte aus einer Nürnberger Familie, die der Stad! zahleiche Prediger geliefert hat. Sein Vater war Jurist, lange Zeit Administrator in Schnabelweit; seine Mutter stammte, wie schon oben bemerkt, aus einer Stratzburger Goldschmiedefamilie, und es scheint, daß das Frankenblut mit dem alemannischen in dem Sohne eine sehr glückliche Mischung gefunden hat, die sich namentlich in seinem derben, zufasfenden, energischen, und vor keiner Schwierigkeit zurückscheuenden Lebenslauf kundgibt. Seine Jugendausbildung war eine recht lückenhafte, und er war vielfach auf eigenes Lernen angewiesen, da die Schule durch den öfteren Aufenthaltswechsel der Eltern vielfach gewechselt werden mutzte. Die hauptsächliche Ilnterrichtsanstalt, die er besuchte, war die Tho masschule in Nürnberg, die er verließ, um sich nach Altdorf zu be geben, der altberühmten Universität, die später nach Erlangen überfledelte. Von dort ging er nach Jena, woselbst er auch nicht lange blieb, da er Straßburg kennen lernen wollte, namentlich, um dort neuere Sprachen zu studieren. Schon vorher hatte sich Frisch lebhaft mit der Erlernung verschiedener Sprachen beschäf tigt, so der alten wie der neueren, und er suchte nun in Straß burg Gelegenheit, diese Studien anszubauen und praktisch zu verwerten. Er fand liebevolle Aufnahme bei den Eltern seiner Mutter, die den frischen, zugreifenden Jungen mit Freude be grüßten. Aber auch in Stratzburg war seines Bleibens nicht lange. Er ging von da nach Frankreich, blieb jedoch dort nur kurze Zeit und kehrte nach Nürnberg zurück, wo er sein theolo gisches Examen bestand, nach welchem ihm sofort die 3. Pre digerstelle an der Thomaskirche angeboten wurde. Aber dieses günstige Angebot, das jeder andere mit außerordentlicher Freude ergriffen hätte, schlug er aus, um weiter andere Länder und Städte kennen zu lernen, über Wien ging er nach Budapest, war dort kurze Zeit Amanuensis des Predigers Reithorn in Neusohl, und ließ sich als Soldat bei der ungarischen Armee im Kriege gegen die Türken anwerben. Aber auch da hielt er nicht lange aus, durchstreifte Dalmatien, Italien und kehrte, 24 Jahre alt, nach Deutschland, und zwar nach München zurück. Hier lernte er Baron Bodenhausen kennen, welche Bekannt schaft ihm ein neues Feld der Tätigkeit eröffnen sollte. Der Ba ron besaß ein Gut, das vollkommen herunlergewirtschaftet war. Er beauftragte Frisch, dieses Gut zu bewirtschaften, und es ge lang diesem, sich derartig in landwirtschaftliche Verhältnisse hin einzuarbeiten, daß er in kurzem das Gut zu einem außerordent lich ertragreichen machte. Und noch ein weiteres Gut des Barons übernahm er zur Bewirtschaftung; dann hatte er aber von der Landwirtschaft wiederum genug, wurde Erzieher bei verschie denen Edelleuten, erfuhr, daß in Holland das Sekienwesen in außerordentlicher Weise ausgebildet war, und beschloß kurzer hand, nach Amsterdam zu gehen, um dieses Sektenwesen dort zu studieren. In Amsterdam ging es ihm recht traurig. Seine Hoff nung, eine Tätigkeit als Prediger oder Lehrer zu finden, schlug fehl, das nach Holland mitgenommene Geld schrumpfte immer mehr zusammen; aber den Mut verlor Frisch doch nicht. Schnell entschlossen ließ er sich bei der Straßenreinigung anwerben, karrte fleißig Sand, bis ihn ein früherer Bekannter bei dieser Arbeit sah und ihn fragte, ob -er feine Kenntnisse denn nicht doch etwas besser verwerten könnte. Frisch schilderte ihm seine Lage und fügte hinzu, daß keine ehrliche Arbeit schände. Trotzdem nahm er den Vorschlag des Freundes an, sich wieder einer wis senschaftlichen Tätigkeit zuzuwenden, um wenigstens soviel zu verdienen, als er Reisegeld nach Deutschland brauchte. Nachdem dies geschehen war, hielt es ihn nicht länger in der Fremde. Er kehrte nach Deutschland zurück und wandte sich nach Berlin, um dort einen kurzen Aufenthalt zu nehmen. Aus diesem kurzen Aufenthalt wurden aber 50 Jahre, und Berlin war der Ort, wo die ruhelose Seele Frischs Ruhe fand. Tie Bekanntschaften, die er mit bedeutenden und einfluß reichen Berliner Männern anknüpfte, ließen ihn nach und nach in Berlin festen Fuß fassen und eine Wirksamkeit entfalten, wie sie seinen Neigungen und seiner wissenschaftlichen Anlage entsprach. Frisch erhielt die Stelle als Subrektor am Grauen Kloster, die er Wohl seiner Bekanntschaft mit dem berühmten Theologen Spener verdankte, und wurde später Konrektor an demselben Gymnasium. Sehr gefördert wurde er durch die Bekanntschaft mit Leib- 1049
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