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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.10.1848
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.10.1848
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- Deutsch
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1078 Ich muß, um dies zu thun, damit beginnen, in Erinnerung zu rufen, wie schon seit mehreren Jahren von den verschiedensten Seiten in den Organen des Buchhandels darauf hingewiesen wurde, daß der di recke Bezug jeder kleinen Sortimenkshandlung von den 5—600 Verlegern im deutschen Buchhandel sowohl für jene als diese, ein großer Widersinn sei: daß der Verleger seinen Verkehr in 1000 Eontos zer splitternd sich selber benachtheilige, während alle kleinen Sorlimenks- geschäfte Spesen, Mühen und Zeit ec. sparten, wenn sie, statt direct von 600 Verlegern, aus der zweiten Hand von einer großen Sorli- mcntshandlung beziehen würden. Das auf der Hand liegende Wahre dieser Darlegungen hat auch im Buchhandel begonnen zur Geltung zu kommen: gerade die größeren Verlagshandlungen haben angefangen, Sortimentern, deren Jahresbedarf ein nicht zu den Mühen rc. der Rech nung eines dirccten Eonko's in Verhältnis stehender ist, mit ihren Be stellungen rc. an die größeren Sortimentshandlungen zu weisen, und die kleineren Sortimcntshandlungen selbst haben ebenso die di recken Verbindungen aufgegeben ! Es darf auch erwartet werden, daß diese allein für den gesammten Buchhandel heilsame Reform immer mehr sich Bahn brechen und hierdurch dem deutschen Buchhandel eine glück liche Verkehrscinrichtung geschaffen werden wird. Nun kommt Herr Romberg, und dieselbe Idee, welche diesem eben beleuchteten Plane zu Grunde liegt, benutzend, lischt er seinen Plan auf, der — wenn er wirklich, was bei dem gesunden Sinne im BuchHan del aber nicht zu erwarten steht — allgemein zur Ausführung kommen würde, nur zu geeignet ist, den ganzen Buch handel zum Nachtheil mehr noch der Verleger als Soclimentshändlec zu zerreißen. Herr Nombcrg proponirt, daß jeder Verleger in jeder Stadt nur mit einer Sortimentshandlung in direkter Verbindung bleibe und die andern Sortimenlshandlungen dieser Stadt den Verlag von dieser einen beziehen unb zwar mit 25?h ohne alle Kosten. Herr R. knüvfl ferner ein ganzes Register von angeblichen Vortheilen so wohl für den Verleger als Sortimentshändler, das Jedermann in der genannten Nummer dieser Blätter als in dem Eirculaire des Hrn. R. v. 28. September Nachlesen kann, und zwar Alles „rein vom kaufmän nischen Gesichtspunkte-" Prüft man aber mit nur einiger Schärfe und Sachkenntnis die Verhältnisse, wie sie sich nach Erfahrung des R.'schen Planes im Buch handel Herausstellen würden, so gelangt man zu einem ganz andern Resultate. Was den Verleger betrifft, so wird dieser dem einen Com- missionair in jeder Stadt doch selbstredend einen nicht unbedeutend höhern Rabatt und sonstige Vergünstigungen geben müssen, weil derselbe sonst gar nicht bestehen kann; auf ein einzelnes Buch mag dies ohne Einfluß auf den Gewinn bleiben: aber auf den ganzen Verlag aus gedehnt, fällt dieses plus sehr in die Wagschale: denn die Höhe des Credikes an ein Haus, große Verlagshandlungen könnten da einer Firma in Städten wie München, Wien, Stuttgart, Berlin, Breslau rc. oft 5—lOtausend Gulden creditiren müssen. Und weshalb einer...? Herr Nombcrg meint: von der Solidite dieser einen wird der Verleger sich schon vorher vergewissern; aber wir fragen ganz einfach: wenn der Eommissionair sich von der Solidite seiner Eoncurrenten am Platze, denen er den R.'scheu Verlag für eigene Rechnung zu liefern hat, nicht vergewissert und cs bleiben ihm nur von einigen die Zahlungen aus, wird er dann nicht außer Stande sein, den Verleger zu bezahlen? Wenn cs nicht eine reine Eaprice ist, in jeder Stadt nur mit einer Handlung zu thun zu haben, weshalb die Verbindung mit andern Handlungen desselben Ortes aufgeben, von deren Solidite man sich ja noch vergewissern kann; freilich, dies geschieht im Buchhandel selten, man gibt einer Firma Credit, weil sie im Schulz'schen Adreßbuch steht, statt — vom rein kaufmännischen Gesichtspunkte — über ihre Solidite Genügendes erfahren zu haben! Thut dies der Verleger und unterhält dann statt mit diesen soliden Handlungen der Stadt nur mit einer 91 dort die Verbindung, so opfert er, wie oben gezeigt, einen nicht unbe deutenden Mehr-Rabatt rc. und begibt sich in ein Risico, das, schlägt es nur in zwei großen Städten einmal zu seinem Nachtheile um, ihn selbst zum Falle bringen kann. Ich sehe also keinen rechten Sinn in diesem Reformplane. Und auf andere Nachkheile für den Verle - ger werden wir gleich kommen, wenn wir die Stellung des Sorti ments h ä nd lers bei der Verwirklichung des Planes näher betrachten. Derselbe erhält Seitens des Commissionärs Alles fracht-spesenfrei b'rsnco loco mit 2bH>; ein Sorkimenkshändler in einer großen Stadt kann aber bei überall nur 25A> aus -seinem Geschäfte, schwer seine Existenz behaupten, es gehen ihm die Vortheile deS höheren Ra battes, der Freiexemplare und aller der andern so wesentlichen Vergün stigungen bei einem großen Bedarfs verloren, die mit 15—20?c> nicht zu hoch anzuschlagen sind- Ferner: es muß sich Jeder von seinem Eoncurrenten am Platze — dem Commissionär des Verlegers, — der ihm ja Alles liefert und in dessen Belieben ec also gestellt ist, control- liren lassen, dies nimmermehr zu dulden, heißt uns nicht,, Empsindelei," wie Herr Romberg meint, sondern wieder der „kaufmännische Gesichts punkt," von dem aus jeder Sortimentshändler sein Geschäft betreiben muß; man nehme die engen Verhältnisse einer kleinen Stadt, ja auch die weiteren der großen, der einzelne Commissionär daselbst hat in Bezug auf den ihm allein direct gelieferten Verlag alle jene Hunderte von Vortheilen voraus, die freie Platz-Concurrenz nicht paralysiren kann; gerade der rein kaufmännische Betrieb desGeschäftes verlangt, daß ich alle Beziehungen meines Geschäftes denen meines Concur- centen gleichstelle; nach dem R.'schen Plane wird dies unmöglich! Denken wir uns denselben einmal allgemein im ganzen Buchhandel verwirklicht — wir wiederholen: erwirb es, da die Vernunft doch noch die Oberhand behält, in Wahrheit nie werden — was wird die Folge werden: jeder Sortimentshändler wird sein ganzes Augenmerk nur dem Verlage sein es Verlegers zuwcnden. Das scheint im ersten Augenblick ein Vortheil für diesen Verleger; betrachten wir die Sache aber näher: zuerst entsteht hierdurch eine vollständige Zerrissenheit im Buchhandel, es würde dieser gar nichr mehr dem Verlangen desPubli- cums, sondern lediglich jeder Einzelne in ihm dem des einzelnen Verlegers entsprechen, weil durchaus unnatürlich, könnte ein Zu stand der Act nichr von Bestand sein und würde es nicht sein; aber wie nun, wenn alle Verleger nur einer Handlung jedes Ortes direct liefern, wird jede einzelne Handlung doch der Commissionär für meh rere Verleger werden: nun concurriren diese mit einem Verlags-Artikel z. B- mit einem Schulbuche, das jeder eingeführt wünscht, — was soll der gemeinschaftliche Commissionär da thun? Wäre der Commissionär des Herrn Romberg irgendwo und wahrschein lich an verschiedenen Orten auch der des Herrn Brockhaus — beide Verleger haben ein Conversalions-Lex. der Gegenwart, gleichzeitig zwei Werke der Art ganz besonders zu forciren , ist unmöglich; geht einer der Verleger eine andere Handlung an solchem Orte um diese be sondere Verwendung an — sie wird sich schönstens bedanken, wenn sie nicht gar von einem dritten Verleger, dessen Commissionär sie ist, ein drittes Concurrenzwerk zu poussicen hat! Das gäbe schöne Geschichten! Will man Reform-Pläne für den ganzen Buchhandel machen, so muß man im Stande sein, die allgemeinen Verhältnisse zu überschauen und über den engen Kreis seines eigenen Geschäfts forlzusehen. Das hat Herr Romberg nicht vermocht, sonst würde er dem Buchhandel nicht einen Reformplan aufgelischt haben, der Verleger wie Sortimenter zu ruiniren im Stande ist und bei dem der deutsche Buchhandel aufhören würde, der Träger der deutschen Literatur zu sein. Vom rein kaufmännischen Gesichtspunkte sind solche Einzel- Commissionäre in einer Stadt nur bei Waaren möglich, die dem Pu blicum ein Bedürfniß sind, das sind aber nur die wenigsten der Bücher und am allerwenigsten wohl die des verehrten Nomberg'schen Verlages: wollten einzelne Verleger, wie z. B. Steinkops in Stuttgart,
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