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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1849
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1849
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- Deutsch
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641 1849.) Auflage, welche er davon veranstaltet, so billig gestellt werden kann, daß in allen andern Ländern, denen die Hauptabsatzquellen abgeschnittcn, der Nachdruck desselben unmöglich wird? Haben Sie einen Begriff davon, um wie viel dies Capital vergrößert wird, wenn der Original verleger, im Besitz der Manuskripte und der zur Originalausgabe angefertigten, vielleicht sehr kostspieligen Zeichnungen, Kupferstiche rc. auch die Uebersetzungen in alle Sprachen der übrigen Länder besorgt. Es gibt viele französische Werke, von 10 bis 100 Francs, die in der Originalsprache über 100,000 mal verbreitet und fast in alle Sprachen der civilistrten Welt übersetzt sind, die alle zusammen wieder eine noch größere Verbreitung als die in der Originalsprache selbst bewirken. Wo gibt es, wenn wir nun einmal beim rein industriellen Standpunkte stehen bleiben wollen, eine Industrie, die einen Artikel hervorbringt, der tausend und abermal tausend Nüaucen und Muster hat, von denen der Absatz eines einzigen Musters auf viele Millionen anzuschlagen ist, wo dies Muster oft ein Menschenalter und mehr ein verlangter couranter Artikel bleibt, und wo sich der Kostenaufwand eines Exemplars durch Vervielfältigung (Geschäftseinrichtung, Ge bäude, Maschinen rc. nicht gerechnet) 10,000, ja oft 100,000 mal verringert, während dasselbe Verhältniß beibehalten, bei andern Fabri katen sich das Verhältniß nur wie 100 zu 1 oder höchstens 500 zu 1 stellt? Buchhandel und Buchdruckerei sind durchaus rein kommerzielle und industrielle Beschäftigungen; ebenso aber wie das Fabrikat, wel ches sie produciren und debitiren, seiner eigentlichen Bestimmung nach das edelste aller Fabrikate sein sollte, ebenso würde auch der Buchhan del das erste, geachtetste und vielleicht bedeutendste industrielle Geschäft sein, wenn er von den verschiedenen Nationen und Negierungen rich tig gewürdigt und verstanden würde, wenn seine Entwicklung begün stigt und derselben nicht überall hemmend ^) entgegen getreten würde, 2) Journale gehen frei und ungehindert ein und aus in Belgien und Frankreich. Die Literatur ist aber einer sch r st rcn g e n C o n tro l l c unterworfen. In Belgien war sie früher schon sehr streng und dennoch ist sie im vorigen Jahre, durch ein neues Gesetz, welches die vor einer gewissen Zeit publicirtcn Bücher wieder einer besonderen Kontrolle unter wirft, noch verstärkt worden. Wir wissen, daß dein Gesetzgeber dabei die beste Absicht der Welt zum Grunde gelegen har und daß er keine Ahnung davon hat, daß der Erfolg seiner Absicht gerade entgegengesetzt ist. Mochte man doch bei dcrgl. erst Sachverständige zu Rathe ziehen. Hier noch einmal die Aufzählung der ganz unnothigcn Tracassericn, denen der Buchhandel in Belgien unterworfen ist, und die cs ihm auch unmöglich macht, als Spediteur und Zwischenhändler von der vortheilhaf- ren geographischen Lage des Landes Nutzen zu ziehen. Eine Sendung Bücher, die des verschiedenen Formates und Volu mens wegen an und für sich schon so schwierig, gut und ohne Beschädi gung zu verpacken ist, daß man nur dazu seit Jahren angelernte und dann auch gut bezahlte Packer gebrauchen kann, und die, wenn sic unter wegs auseinander gerissen und von den Gränzbeamten, wie das nicht anders möglich, schlecht wieder cingcpackt wird, verdorben und beschädigt an den Ort ihrer Bestimmung anlangt, muß, wenn sie nach Belgien be stimmt ist, vom Absender oder Spediteur folgenden Formalitäten und Ein- thcilungen unterworfen werden: 1) Broschirte und rohe Bücher, die besonders zu wiegen sind, und nach dem Gewichte berechnet pro 100 Kilo, inclusive I6?(> Additione, 36 Fr. 88 Cr. Eingaugszvll zahlen. 2) Gebundene Bücher, die ebenfalls besonders zu wiegen sind, und nach dem Gewichte berechnet pro 100 Kilo, 49 Fr. 18 Ct. Eingangs- rcchte zahlen. 3) Lithographien oder Kupfertafcln, zu vbigcn Werken gehörend, die nicht nach dem Gewicht, sondern nach dem Wcrthe verzollt werden und bei denen die Anzahl der Blätter genau anzugebcn ist. 4) Einige in Belgien selbst erschienene Werke, die von einer dem aus wärtigen Buchhändler vielleicht in Consignation gesandte Sendung un verkauft zurückkommcn, die, wenn eine Petition beim Ministerium die, so lange das lit. Eigcnthumsrechr nicht garanlitl ist, gradezu unmöglich ist. Der Journalismus, welcher an die Stelle eines durchdachten und gereiften Begriffes (in einzelnen Bogen) 20 oberflächliche und oft deshalb unreife Ideen auf den öffentlichen Markt bringt, der schon längst seine eigentliche Bestimmung verlassen und Herold und Gesetzgeber in einer Person ist, verdrängt immer mehr und mehr die Literatur, welche — die strengwissenschaftlichc ausgenommen — schon jetzt fast gänzlich in ihm aufgegangen ist, und dennoch wäre gerade in jetziger Zeit das gründliche und durchdachte Studium der öffentlichen Angelegenheiten, deren glückliche Lösung von der Volkstribüne und Tageöprcsse allein nicht zu bewerkstelligen ist, vor allen Dingen nölhig. Belgien, durch seine voctheilhafle Lage begünstigt, hat zuerst von allen Nationen, von denen sämmtlich der Buchhandel unkaufmännisch betrieben wird, wenn auch nur im Kleinen, angefangcn, ihn kaufmän nisch, industriell und associationsweise zu betreiben, wie er einst und zwar in weit größerer Ausdehnung betrieben werdey wird, wenn erst von den verschiedenen Nationen das lit. Eigenthumsrecht anerkannt ist und dadurch die ihm jetzt zu seiner eigentlichen Entwicklung noch fehlende sichere Gcundbasis verliehen sein wird. Belgien wurde dieselbe angeboren; anstatt sie anzunehmen und dadurch einen Industriezweig zu gründen, der fähig war, die größten Kapitalien sicher und vortheilhast zu placiren, hat es in unglückseliger Verblendung immer nur daS Mittel und nicht den Zweck vor Augen gehabt und ruhig zugesehen, bis durch die freie Eoncurrcnz das in dieser Industrie enga- girte Capital gänzlich verloren, die verschiedenen Aktiengesellschaften liquidier, die mit Mühe und Anstrengung cingeleiteten Verbindungen durch die von der Concurrenz erzeugte Unsoliditäl untergraben, bis das öffentliche Vertrauen zu allen lit. Unternehmungen gänzlich vernichtet war. Für ein durch seine Geburtsverhältnisse fast todtgeborncs Kind, wie Belgiens Literatur und Buchhandel, hatte verliebe Gott ein starkes kräftiges Wunder-Kraut wachsen lassen, welches als Arzneimittel in einer gewissen Dosis gereicht, Leben und Gesundheit demselben einflö ßen und es zum kräftigen Manne machen konnte; eS hat aber beinahe die doppelte Dosis bis jetzt davon genossen, und ist es auch noch nicht ganz todt, so wird es doch, wenn auch jetzt mit dem tödtlichen Mittel eingehalten wird, wahrscheinlich zum ewigen Sieathum bestimmt sein, da der Zufluß der nöthigen Lebenssäfte ihm abgeschnitten ist. Capital und Vertrauen, denen tausend verschiedene Wege offen stehen, betreten, wenn sie auf einem derselben einmal Unglück gehabt haben, selten denselben wieder. Unterstützt von der Gesellschaft der belgischen Schriftsteller bitten wir jetzt, wo die Nachdrucker-Jndustrie fast gänzlich vernichtet ist, und nicht mehr 50 Setzer dabei beschäftigt sind, die hohe Kammer, diese Angelegenheit ernstlich in Erwägung zu ziehen. eiiigereicht worden und dann ungefähr einen Monat nachher die Deri- sicaiion und Erlaubniß erfolgt iss, frei cingcführr werden können, ö) Endlich muß den im vorigen Jahre noch dazugekommcncn Gesetze zu Folge, bei der ganzen Sendung die Jahreszahl jedes einzrlncn Buches nachgesehen werden, weil die vor einer gewissen Anzahl Jahre erschie nenen wieder nach einer ganz anderen Taxe, nämlich 10 Cts. pro Band, verzollt werden müssen. Wird eine oder die andere dieser Formalitäten übersehen, so wird der Büchcrballen mit Beschlag belegt. Wer nicht ein Seiltänzer ist, plumpt dabei sehr leicht in's Wasser, und mag es auch in sofern für den einzelnen Buchhändler und Geschäfts mann vorchcilhaft sein, als nur derjenige, welcher in das Geheimniß cin- gewciht ist, ohne Schaden dabei fortkommt, so wird doch auch selbst der Geschäftsmann, der weiter sicht und von einem höheren Standpunkt aus- gehl, beklagen, daß der größern Verbreitung der Literatur so viele und unnütze Hindernisse in den Weg gelegt werden.
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