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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.04.1849
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.04.1849
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- Deutsch
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365 1849.) damals durch Herrn R. v. Auw, als Geschäftsführer der löbl. Leske'- schen Verlagsbuchhandlung, bei einigen Verlegern Süddeutschlands in Anregung brachte, dürften mit unter die beachtenswerthesten Präser vativmittel gegen bedeutende Verluste zu rechnen sein?? Einsender dieses beabsichtigt schon seit längerer Zeit, von tüchtigen praktischen Rechtsgelehrten, unter Zuziehung von Buchhändlern und Kaufleuten aller Länder, mit welchen der Buchhandel verkehrt, zunächst zu Händen der Buchhändler, dann aber auch von anderen Leuten, kurze Belehrungen zu veranstalten, wie man am besten Verlusten Vor beugen kann und wie man bei drohenden oder ausgebrochenen Concursen am wenigsten verliert, nicht noch gutes Geld an schlech tes hängt ic. Aus diesen Belehrungen sollte dann noch eine tabellari sche Uebersicht als Appendix für Versendungs- und Auslieferungs-Li sten zusammengestellt werden, und daraus leicht ersichtlich sein, was im Betreff der Gegenrechnung mit den Geschäftsfreunden der verschiedenen Länder zu beobachten sei und andere wesentliche Puncte mehr. Alle soliden Buchhandlungen, welche von Schleuderernzu lei denhaben und übermäßige Concurrenz befürchten, werden wohl ihre Mitwirkung zur Herstellung von solchen praktischen Belehrungen und Warnungen, zur Präparation von Präservativmitteln nicht versagen ? Wenn eine, die muthmaßliche kostendeckende Anzahl von Be stellungen auf a) Kurze Belehrungen und Warnungen, b) Tabellar. Uebersicht, eingegangen ist, dann wird sofort für die Herstellung ernst lich Sorge getragen. Um Annahme vorläufiger Bestellungen ist die Redaction des Börsenblattes ersucht und wird selbe gefälligst an Schrei ber dieses befördern. k. II. Ein Wort an die Herren Prinzipale. Das liebe Osterfest ist vor der Thür und wie alljährlich um diese Zeit, so werden wir auch jetzt eine nicht geringe Schaar junger Leute als Lehrlinge in unfern Kreis eingeführt sehen. Wenn es wahr ist, daß außergewöhnliche Zeiten auch außergewöhnliche Maaßregeln recht- fertigen, so möchten wir den betreffenden Herren Prinzipalen uns erlau ben hiermit auf's Allerdringendste anzurathen, in diesem Jahre bei der An nahme von Lehrlingen doch ganz besonders vorsichtig zu Werke zu gehen. Vor allen Dingen mögen die Herren Prinzipale keinen Lehrling aufnehmen, wenn nicht der Stand des Geschäftes eine solche Beihülfe ganz nothwcndig erheischt. Abgesehen davon, daß der Lehrling bei unzureichender Beschäftigung sehr bald erschlaffen und sich selbst ver nachlässigen wird, so halten wir es auch für durchaus rücksichtslos und unehrenhaft, den Lehrling, wie es in vielen Geschäften leider üblich, als Laufburschen zu benutzen. Es mag dies nur eingerissene üble Ge wohnheit sein, denn wir denken zu edel von den Prinzipalen, um annehmen zu können, daß sie, um eine geringe Geldausgabe zu ersparen, ihr Gewissen mit der Schuld einer verfehlten geschäftlichen Ausbil dung beschweren möchten. Wenn also die Lehrlinge zunächst nur aus übler Gewohnheit verhältnismäßig wenig, zu eigentlich buchhändleri schen Arbeiten verwendet werden, so mag der Grund hiezu auch wohl in dem nicht selten vorkommenden Mangel an genügender Vorbildung zu suchen sein. Dieser Punkt ist der zweite, der eine ganz besondere Vorsicht in Anspruch nimmt, und wir scheuen uns nicht, den Herren Prinzipalen hiermit öffentlich zuzurufen: Nehmen Sie keinen Lehrling auf, der seine Schulbildung einem Gymna sium verdankt! So hart dieser Ausspruch auch klingen mag, so ernstlich werden wir bemüht sein, denselben zu rechtfertigen. Die heutige Gymnasialbildung, namentlich auch die preußische, ist eine durch aus geisttödtende! Statt daß das jugendliche, allen Eindrücken noch offne, so überaus empfängliche Gemüth des Knaben mit anregenden, belebenden Gedanken erfüllt werden sollte, wird die größte Zahl der Lectionen mit todter Wortklauberei sinnlos vergeudet, Sprachen, Sechzehnter Jahrgang. deren allgemeine Kenntnis zwar dem Gebildeten wünschenswerth, deren Studium aber nur dem Gelehrten nothwendig ist, werden dem armen Kinde, das in nicht seltenen Fällen der Nutzlosigkeit dieses Materials sich bewußt wird, unablässig und nicht etwa in selbstforschender, selbst denkender Weise, sondern rein auf dem mechanischen Gedächtnißwege eingcpfropft. Auf diese Art lernt der Schüler die überflüssige Sprache gar nicht einmal im organischen Zusammenbange, nein — er lernt 8—10 Jahre hindurch die trostlosen Formen der Grammatik, hie und da mit dürftiger Anwendung auf einen längst begrabenen Autor. Wie wenig übertrieben diese Schilderung ist, mag daraus hervorgehen, daß mancher Abiturient mit dem einfachsten lateinischen oder griechischen Motto aufs Glatteis zu führen ist, wenn nicht zufällig der betreffende Autor ßhm in schulgerechter, i. e. gymnasialmäßiger Weise, eingepaukt worden ist. Allein nicht genug, daß die auf solche Art mühsam aufgenomme nen Kenntnisse für den späteren praktischen Verkehr mit der Welt so gut wie nutzlos sind, so hat auch nebenbei der Geist des Schülers durch dieses gedankenlose Verfahren jeden Trieb zur Selbstfortbildung, jede Selbstständigkeit, jede Empfänglichkeit verloren. Jetzt endlich sehen die Angehörigen, denen in Bezug auf diese geistige Verwahr losung ihrer Pflegebefohlnen die alleinige Schuld beizumessen, ein, daß auffallender Weise im heutigen Leben noch andere Kenntnisse als die eines bekränzten Gymnasialprimaners erforderlich sind, und nun wird das schöne Geld für französischen und englischen Privatunterricht — angewendet? nein weggeworfen! Denn ein Gymnasialzögling ist nur in den seltensten Fällen fähig, eine lebende Sprache mit Bewußt sein und Gewandtheit in sich aufzunehmen, sein Geist oder vielmehr seine Geistlosigkeit hat jegliches Geschick hiezu verloren! Beklagens- werrhe junge Leute, wie seid ihr um eure schöne Jugend betrogen, wie hart müßt ihr den Fehler eurer Eltern an euch selber büßen, wenn ihr euch einem praktischen Lebensberufe zu widmen Willens seid! Fast dünkt uns diese Auseinandersetzung für dieses Blatt zu ge dehnt, jedoch die hohe Wichtigkeit des Gegenstandes möge diese Weit läufigkeit entschuldigen und die Herren Prinzipale veranlassen, diesem Punkte in Zukunft die gebührende Aufmerksamkeit nicht zu versagen; wir zweifeln keinen Augenblick, daß sie sich bei näherem Eingehen in die Sache gar bald überzeugen werden, daß nur eine tüchtige Real schule im Stande ist, einem jungen Manne die erforderliche geistige Aufnahmefähigkeit zu verleihen, der der Buchhändler so sehr bedarf, will er sich mit Geschick in seinem Kreise bewegen. Außerdem bringt der Zögling einer solchen Anstalt schon dieKenntniß der neuern Spra chen wie der Naturwissenschaften aus der Schule mit und braucht nicht durch unablässigen Privatunterricht seine Zeit und seine Kräfte noch mehr, als zum Geschäfte ohnehin nölhig, in Anspruch zu nehmen. Wir können nicht umhin, hiebei noch ganz besonders bei dem schon mehrfach angeregten und in den letzten Nummern des B.-Bl. (No. 19. Seite 236, No. 20. Seite 247) von Neuem behandelten Thema von der Ueberzahl der Lehrlinge zu verweilen. Dieser unläug- bare Uebelstand ist wohl unbestritten am allermeisten an der maßlosen Zersplitterung und in Folge dieser, an dem zunehmenden Verfall des Buchhandels überhaupt schuld, da in ihm der Keim zu all den über flüssigen, haltlosen Etablissements liegt, die dem soliden Geschäfts gänge gerade am meisten Schaden zufügen. Die nächste Folge dieser Fluth von Lehrlingen ist, daß alle Jahre eine verhältnißmäßige An zahl Ausgelernter, Gehülfenstellen sucht, und es wird schwerlich irgend wo eine Vacanz bekannt werden, zu der sich nicht wenigstens 20 Aspi ranten melden. Dieser Eoncurrenz gemäß sind denn auch die Salairs entsprechend herabgedrückt worden- Es liegt durchaus nicht in unserer Absicht, hier irgendwie ein soziales Lamento anstimmen zu wollen, aber verschweigen dürfen wir nicht, daß uns Fälle bekannt sind, in welchen Gehülfen in einer der größten Hauptstädte Deutschlands ein Gehalt beziehen, das noch weit unter der gewöhnlichen Besoldung 56
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