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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1849
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.05.1849
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- Deutsch
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306 diese Noch nicht eine augenblickliche, vorübergehende, durch die Unge wißheit in der politischen Well erzeugte ist, brauchen wir wohl nicht aus einander zu setzen. Unser deutscher Buchhandel ist im Lause der Zeiten zu einem so verwickelten Gcschästssystemc ausgeartet, daß cs kein Wunder ist, wenn Kauflcute über die lausend Sonderbarkeiten lächeln, welche man zuweilen mit einem gewissen Stolze die Eigenthümlichkeiten des Buchhandels zu nennen beliebt. Gerade diese Unzahl von Eigcnthüm- lichkcitcn, gerade der unkaufmännischc Betrieb unseres Geschäftes ist aber eine Grundursache seines Ruins; und gerade von dem Stand punkte des Kaufmannes, von dem Standpunkte kaufmännischer Ein fachheit und Zweckmäßigkeit, wollen wir, nach kurzer Berührung der Grundübel des Buchhandels, unsere Reformvorschlägc machen. Jene Grundübcl sind nach unserer Ansicht: 1) der gebräuchliche übermäßig lange Kredit vom Verleger gegen den Sortimenter, von diesem an das Publikum. 2) Die leichtfertige Gewährung dieses maßlosen Kredits. 3) Die übermäßige Anzahl von Handlungen- 4) Das Rabattgcben an das Publikum. 5) Das in keinem Verhältnisse zu den Erträgen stehende Ucbcr- maß von Spesen bei Verlegern und Sortimentern. Der übermäßig lange Kredit bildet einen Hauplunterschied des mit so vielen reizenden Eigenthümlichkeiten gesegneten deutsche» Buch handels von dem übrigen Handelsbetriebe; denn welchem Großhändler fiele cs wohl ein, einen fast anderthalbjährigen Kredit ohne eine außer gewöhnliche Entschädigung zu gewähren? oder welcher Detaillisl ver stände sich dazu, dem ersten besten Kunden und wenn er nur für 5 fl. jährlich braucht, offene Jahrcsrechnung zu geben? Dieser lange Kre dit ist nichts als ein Dungmittel für die, Pilzen gleich, aufschießen den, von vorn herein zweifelhaften Sortimentshandlungen, und wenn rr auch dem Publikum gegenüber als Köder und Lockspeise benutzt wird, so kommt dieselbe dem, der sie als solche bietet, oft theuer ge nug zu stehen. Der gute Wille, das Geschäft einzuschränken und cs auf solide Abnehmer zu begränzen, kommt gewöhnlich zum Schaden des Sortimenters und des Verlegers zu spät. Eben so zerstörend als der lange maßlose Kredit hat die leicht fertige Gewährung desselben auf den Buchhandel gewirkt. Auch dicß ist eine von den Eigenthümlichkeiten des Buchhandels; denn jeder Kaufmann, der einen neuen kreditwürdigen in seinen Kundenkreis aufnimmt, erkundigt sich vorher sehr genau nach dessen pekuniären Verhältnissen; im Buchhandel aber betreibt man diese Nachforschung mit einer wirklich liebenswürdigen Generosität und gibt sich mit eini gen, durch Zeugnisse etwas beglaubigten Phrasen, „mehr als hin länglichen Fonds" und dergleichen leicht zufrieden. Und wie wäre cs auch von Seite der Verleger möglich, diesen ungeheueren, täglich sich erweiternden Kreis der sich bereitwillig hcrzudrängcnden Kunden (wir meinen damit die Sorrimcntshändlcr) zu übersehen und deren Verhältnisse in jeder Beziehung richtig zu würdigen? Man har die verschiedensten Vorsichtsmaßregeln erfunden, Listen der Kreditwürdigen gedruckt, die Unwürdigen geheim und offen preis gegeben, aber immer ward der Hauptumstand: die ungeheuere, un übersehbare Ausdehnung dcS deutschen Buchhandels, au dessen Glie derung nach Gebieten noch Niemand gedacht zu haben scheint, ver gessen. So oft und arg auch ferner das Unwesen des maßlosen No- vaversendens gegeißelt worden ist, so weiden doch noch immer Un massen von Novas ohne Sinn verschickt und verlangt, und die Wahl zelle! haben sich als ein sehr unzureichendes Hcilungsmittel erwiesen. Das radikale, schon öfter vorgcschlagcne Mittel aber, die Novaver- sendungcn ganz aufzugebcn, möchte sich im deutschen Buchhandel als sehr unpraktisch erweisen und wird durch unseren darauf bezüglichen Vorschlag gewiß mehr als hinreichend ersetzt. Ucber das Rabattge- ben an das Publikum braucht man kein Wort zu verliere», der Un- ^44 fug, dessen Abstellung alle Provinzialvereine bisher vergeblich ver suchten , muß übrigens, wenn die von uns vorzuschlagenden Einrich tungen eingeführt werden, gleichsam von selber fallen. Auch von diesem Rabattgcben an das Publikum wissen andere Handelszweige zu ihrem Glücke nichts, und eben so wenig von dem fünften Uebel, von der vielen nutzlosen Arbeit, von der schrecklichen Zeitvergeudung, von den übermäßigen Spesen. Man hat gegen diese chronischen Leiden des buchhändlerischen Organismus die mannichsaltigsten Pallialivmittel angerathen und theil- weise versucht. Was damit bisher bezweckt wurde, wissen wir. Wir, von unserem Standpunkte, glauben, daß der kränkelnde, siechende Buchhandel nur durch eine Radikalkur gerettet werden, daß nur eine vollständige Neugliederung uns zum Heile führen kann. Da wir eine weitere Motivirung unserer Vorschläge für überflüssig halten, so gehen wir zu diesen selbst über. Das Gebiet des deutschen Buchhandels ist, wie wir bereits be merkten, durch dic Mannichfaltigkeil der deutschen Verhältnisse, durch die Vielartigkeit und Verschiedenheit der literarischen Bedürfnisse, durch die große Menge von größeren und kleineren politischen und lite rarischen Eentralpunktcn, die oft mehr künstlich geschaffen als durch natürliche Verhältnisse gegeben sind und wodurch gerade eine schreckliche Zerfahrenheit bedingt wird, fast unübersehbar. An einer vernünftigen Gliederung fehlt es ganz und gar. Die kleinste Hand lung in dem kleinsten Städtchen nimmt dem Verleger gegenüber dieselbe Aufmerksamkeit in Anspruch, wie die größte. Die kleinste Handlung har dieselbe Ausdehnung und Weitläufigkeit in ihren Verbindungen und dadurch einen Aufwand an Spesen, der mit dem Ertrage des Geschäftes gewöhnlich in keinem Verhältnisse steht. Der geringste Sortimentist meint, cs wäre seiner Buchhändlcrehre nachtheilig, wenn er nicht eben so viele Conti hat, wie der größte. Diese Eitelkeit, mit allen Verlegern im deutschen Reiche direkte Verbindungen zu unter halten, hat die meisten kleinen Handlungen gegen ihren eigenen Vor theil blind gemacht; sollten ihnen bei der jetzigen Noth nicht endlich die Augen aufgehcn? —Wenn wir die übrigen Handelszweige ari schen, so gewahren wir vom obersten bis zum untersten Theile des ganzen Handelsbetriebs zwischen dem Fabrikanten und dem Detail- listcn als Vermittler den Großhändler. Diese vermittelnde Klasse fehlt dem Buchhandel zu seinem Nachiheile ganz und gar, und wir glauben, daß sie um so mehr geschaffen werden muß, weil sie, ohne die wohllhätige Eigenthümlichkcit der Novaverscndungen w. aufzu- hcben, geschaffen werden kann. Nur durch eine Organisation des Buchhandels, in welcher dem Verleger die Uebersehbarkcit seiner spe kulativen Thäligkeit ermöglicht wird, nur durch eine Einrichtung, durch welche die Geschäftsausgaben des kleineren Sortimenters in ein vernünftiges Verhälmiß zu leinen Einnahmen gesetzt werden, kann der Buchhandel wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Daß und wie diese Organisation möglich ist, wird die folgende Darstellung zeigen. Zwei Handlungen in Deutschland, die eine schon seit vielen Jahren, die andere seil neuerer Zeit, beide wahrscheinlich von densel ben Grundansichtcn, wie wir, ausgehend, haben Anlauf zu einer ähnlichen Reform, wie nur sie wollen, genomm.n: das bibliographische Institut in Hildburghauscn und Herr I. A. Romberg in Leipzig. Nur begehen beide die Fehler, daß die eine zu iveite, die andere zu enge Kreise zieht und deshalb tue Heilung der Grundübel nicht er möglichen. Nach unserer Ansicht haben ein paar Eommissionäre (Groß händler), wie sich solche das bibl. Institut erwählte, einen zu weiten Kreis zu beherrschen, während auf der andern Seite, wenn der Ver leger an jedem Orte, wie Hr. Romberg, einen Commisstonär auf- stellt, für den Verleger bezüglich der Vcrkehrserleichtcrung nicht nur nicht viel gewonnen ist, sondern sogar hinsichtlich des Absatzes man ches zu Verlust geht, weil der gute Wille für die Verwendung der
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