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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1916
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ,1r 130, 7. Juni 1916. für die Menzel dann bis 1842 40 Zeichnungen lieferte, die er mit Feder oder Bleistift unmittelbar auf den Holzstock auftrug und die sodann in Holz geschnitten wurden. So ist auch hier wie in dielen anderen Fällen der Buchhandel zum Wegzeiger für einen Künstler des Zeichenstifts geworden, wie er es so häufig auch auf literarischem Gebiete ist. In seinen unterhaltenden, bei Gebr. Pactel erschienenen Erinnerungen an Adolph Menzel er zählt Paul Meyerheim, daß Menzel weit über 2000 Arbeiten für Vervielfältigung hergestellt hat. Das letzte seiner Holz schnittwerke, die 1877 erschienenen Illustrationen zu Kleists »Zer brochenem Krug«, findet sich im Stuttgarter (dem Cotta'schen) Verlage; zwei Blätter aus Gustav Weises »Deutschen Bilder bogen« waren auch auf der hiesigen Ausstellung vertreten, auf der man sich auch an den Farbenlichtdrucken des von E. A. See mann herausgegebenen Kinderalbums erfreuen konnte. Meher- heim sagt, dah Menzel »die Holzschneidekunst zu einer Höhe gebracht hat, wie sie in keinem Lande und zu keiner Zeit gewesen ist«; und er bemerkt ferner, daß »Menzel ingrimmig wurde bei der Betrachtung der Holzschnitte der Modernen, die diese Kunst wieder auf den allerniedrigsten Standpunkt der Zeit der ersten Erfindung des Holzschnitts herabgedrückt haben. Sehen doch die Holzschnitte, die als Zierleisten und Textbilder die modernen Werke der Literatur schmücken sollen (sogenannter .Buchschmucks, so aus, als wenn Kinder Schweselhölzchen in Tinte tauchen und damit versuchen, Landschaften zu zeichnen«. Mit diesem Urteil dürfte der Meister vielen aus der Seele gesprochen haben. Mit Genugtuung sei hier festgestellt, daß sich Stuttgart an solchen Sünden wenig beteiligt hat. Einen unserer besten Buchkünstler, auf dessen Besitz Stutt gart mit Recht stolz sein durfte, müssen wir im Herbst leider der Frankfurter Kunstgewerbeschule abtreten: I. V. Eissarz hat einen Ruf dorthin als Leiter der Abteilung für dekorative Malerei angenommen. Als Leiter der Fachabteilung für di« graphischen Künste und das Buchgewerbe hat Eissarz in selbstloser Weife seine starke Persönlichkeit für die Heranbildung eines lei stungsfähigen Nachwuchses eingesetzt, und seine Schüler werden den mit ausgezeichneter Lehrfähigkeit begabten Meister schweren Herzens scheiden sehen. Sein Einfluß wird nicht so bald schwinden. Unter den vielen Arbeiten, die Eissarz für den Stuttgarter Buchhandel geschaffen hat, sei heute nur der Einband des bei Felix Krais erschienenen Bandes »Das moderne Buch. Der graphischen Künste der Gegenwart 3. Band« herdorgehoben, nicht nur weil Eissarz darin mehrfach erwähnt ist, sondern auch deshalb, weil am Inhalt der früheren prächtigen Bände einer der verdientesten Mitarbeiter unseres Börsenblattes Anteil hat: der am 31. März im Alter von 87 Jahren verstorbene Theodor Goebcl. Als Geschichtsschreiber des Druckgewerbes wird dieser Mann unersetzt bleiben, die Buchdruckerkunst, die er praktisch lange Jahre ausgeübt hatte, wird ihm in ihren Annalen einen dauernde» Platz einräume», und gerade jetzt im Weltkrieg« mutz hervorgehoben werden, daß Goebel die Schnellpresse als deutsche Erfindung gegenüber englischen Ansprüchen nachgewiesen hat. Noch ein anderer Erwerb fällt Frankfurt a. M. von Stritt- gart zu. Die weltberühmte Kunsthandlung H. G. Gutekunsl ist in die Hände der Frankfurter Firma F. A. C. Prestel übergcgangen, die sie im Verein mit dem Londoner Kunsthändler Gutekunst unter der bisherigen Firma weiterführen wird, nachdem der letzte Besitzer Wilhelm Kaiser im November v. I. durch über fahren seitens der Straßenbahn verunglückte. Ein damaliger Nachruf rühmte Kaiser als unfehlbaren Dürer- und Rembrandt- kenncr; zu seinen Kupferstichversteigerungen kamen die größten Kunstsammler und die Leiter der öffentlichen Kupferstichkabinette der Hauptstädte fast der ganzen Welt diesseits und jenseits des Ozeans zusammen. Daß Hermann Hesse, der schwäbische Dichter, auch ein halbes Buchhändlerkind ist, wird nicht allgemein bekannt sein. Wir er fuhren es aus einem Nachruf im »Schwäbischen Merkur« auf seinen im März d. I. in Krnthal bei Stuttgart verschiedenen Vater Johannes Hesse. Letzterer, 1847 in Weißenstein bei Reval als Sohn eines Arztes geboren, war seinerzeit von der Revaler Domschule aus in die Baseler Missionsschule als Zögling einge- 716 treten, war vier Jahre als Missionar in Indien und ließ sich nach seiner Rückkehr in Calw nieder, wo er nach dem Tode seines Schwiegervaters vr. Gundert als Vorstand des Calwer Verlags- Vereins dessen Nachfolger wurde. So wurde er Buchhändler und zugleich eifriger Schriftsteller. Auch unter den Kriegs- schriftstellern ist er mit seiner letzten Arbeit »Die Bibel als Kriegsbuch« vertreten. Sein Sohn, Hermann Hesse, obwohl im evangelischen Seminar des Klosters Maulbronn erzogen, hat der Theologie den Rücken gekehrt. Sein Roman »Unterm Rad« erzählt von den alten Räumen des herrlichen früheren Cister- zienserklosters, dem auch in Heinrich Steinhaufens Vielgelesencr »Jrmcla« und in Paul Längs trefflichen »Maulbronner Ge schichten« (Bonz L Co.) literarische Denkmäler gesetzt worden sind. Ans eineni Artikel von Hermann Missenharter »Das schwä bische Schrifttum Von heute« im Jahrgang 1916 des Von Eugen Salzer in Heilbronn verlegten verdienstvollen Kalenders für schwäbische Literatur und Kunst »Von schwäbischer Scholle« er fahren wir, daß Hermann Hesse auch in Tübingen Bücher verkauft hat, ehe er unter die Dichter ging. Zu der nunmehr erledigten Frage, ob unser Reichstags- gebäude seine Inschrift in deutschen oder lateinischen Buchstaben erhalten solle, hat der Frankfurter Universitätsprofefsor vr. F. Kern, ein geborener Stuttgarter, dem Neuen Tagblatt ein Schreiben gesandt, worin er die Stimmen eines englischen und eines italienischenBlattes zu dieser Angelegenheit mitteilt. »Daily Mail« hat sich im »Namen des guten Geschmacks« gegen deutsche Buchstaben verwahrt, während der »Vorriere ckella Sera« noch weiter gegangen ist. Er erklärt »den Krieg allen Buchstaben, die nicht lateinisch sind«. Denn »die deutschen Buchstaben sind ge wissermaßen untrennbare Bestandteile der deutschen Sprach«; sie stellen sogar eines ihrer auffälligsten Merkmale dar . . . Darum Abschaffung dieser Wahrzeichen des deutschen Über mutes!« Nun, über diesen Berg sind wir also auch glücklich hinüber, die Anschauungen unserer Feinde werden hoffentlich der deutschen Schrift weiteren Boden gewinnen. Die am 15. Mai erfolgte Gründung einer Stuttgarter Ver legervereinigung, deren Zweck die gemeinsam« Wahrung und För derung der verlegerischen Interessen ihrer Mitglieder und die Pflege des Ansehens und der Bedeutung Stuttgarts als Verlags- Platzes ist, hat das Börsenblatt schon in einer früheren Nummer (115 vom 19. Mai) vermerkt. Es ist eigentlich verwunderlich, daß eine solche Vereinigung erst jetzt kommt. An ihrer Nützlich keit darf man nicht zweifeln. Die hiesige Sortimenterbereini gung, über deren verdienstvolles genossenschaftliches Wirken (z. B. bei der Vergebung von Schulbücher-Lieserungen durch die Stadt, gemeinsame Reklame) an dieser Stelle schon früher be richtet wurde, hat dadurch ein passendes Gegenstück erhalten. Mögen die Beziehungen zwischen Sortiment und Verlag, beide vereinigt im Stuttgarter und Wllrttembergischen Buchhändler verein, noch so gut sein — es werden immer Fälle Vorkommen, wo ihre Wege sich trennen, oder wo man unter sich sein will. An Arbeit wird es nicht fehlen. Mehr als je ist unsere Zeit mit ihren veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen ein Feind der Eigenbrödelei; sie drängt auf enge Zusammenfassung der Inter essen hin, namentlich wenn es sich um ein Auftreten gegenüber der Öffentlichkeit handelt: Propaganda für das Buch im allge meinen, Beeinflussung der Presse, in der jetzigen Kriegszeit auch des Rote» Kreuzes (die Reichsbuchwoche ist ein treffliches Bei spiel), Verkehr mit gemeinnützigen und literarischen Vereinen, Handelskammern und Behörden, Beteiligung an Ausstellungen, Behandlung wirtschaftlicher, literarischer und technischer Fra gen aus dem Gebiete des Buchgewerbes, Abgabe Von Gutachten usw. Das Beste freilich zur Erhaltung des Ansehens muß doch der Einzelne tun, und von dem Ernst, mit dem der Verlagsbuch handel seine Aufgaben erfaßt, wird es abhängen, ob die Ergie bigkeit des Arbeitsfeldes sich hebt oder vermindert. Die Bela stungsprobe des Krieges hat der Stuttgarter Buchhandel jeden falls bis jetzt gut bestanden. Zum Schluss« noch die Mitteilung, daß der Gasthof zu den »Drei Mohren« in Augsburg für seine Gäste eine reichhaltige und wohlorganisierte Hausbücherei eingerichtet hat. Nach der mir vorliegenden Meldung des »Merkur« von dieser »bemerkenswerten
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