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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-06-03
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 127, 3. Juni 1916. kend akzeptiere, trotzdem ich sein Vorgesetzter bin. Hier auf Wache IV wurde ich übrigens nach fast neunmonatiger Dienstzeit zum Vizefeldwebel befördert. Gleichzeitig wurde meine Quali fikation zum Reserveoffizier, die durch meine Auswanderung nach Amerika verlorengegangen war, erneuert. Hiermit endet der erste Akt meiner Laufbahn im Felde. Wenn ich heute an diese Zeit zurückdenke, die ich fast aus schließlich im Kreise einfacher Leute zugebracht Hab«, so mutz ich betonen, daß ich als Deutscher stolz auf dieses Menschen- maierial bin. Unser Landsturm-Bataillon steht über 1Ä Jahr im Felde, der größte Teil der Leute ist verheiratet und hat Weib und Kind in unsicheren Verhältnissen zurückgelassen; viele haben ihre Geschäfte in der Heimat schließen müssen, andere haben gut bezahlte Posten verloren, kurz fast allen hat der Krieg Ver luste gebracht, die nach seiner Beendigung kaum wieder wett gemacht werden können. Und trotzdem ertragen diese Leute alle Härten dieses Krieges ohne Murren, nehmen alle Strapazen willig auf sich, halten echt kameradschaftlich zusammen und sind zufrieden, wenn der Vorgesetzte sie gerecht behandelt, sie nicht schi kaniert und selbst das Beispiel treuer Pflichterfüllung gibt. Er freulicherweise sind Führer und Offiziere der Kompagnie aus diesem Holze geschnitzt. Mit meiner Beförderung nahm nun das Wacheschieben ein Ende. Sehr traurig bin ich hierüber nicht gewesen. Gespannt wartete ich auf die Befehle, die mir «inen neuen Wirkungskreis schaffen sollten. Ich sollte nicht lange in Ungewißheit verharren. Zunächst wurde ich Abschnittskommandant der Bahnschutz wachen Bissighem, Wewelghem und Meenen mit dem Wohnsitz in W. Diesen Posten bekleidete ich indes nur 14 Tage, weil plötzlich unser ganzes Bataillon in Marschbereitschaft gesetzt und in der Richtung nach der holländischen Grenze verschoben wurde. Seit dem 19. Februar bin ich nunmehr wohlbestallter Brückenkommandant von Temsche. Ich residiere mit meinen Leuten in einem Schloß, das, wie ich aus einer alten niederländischen Chronik mühselig heraus buchstabiert habe, im Jahre 1646 vom Prinzen von Oranien und dem Marschall de Grammont belagert wurde. 30 096 Mann schlossen das Kastell ein und beschossen es 24 Stunden lang. Nach heldenmütiger Verteidigung durch den Kapitän Hans Verkest mußte es endlich »na eerlijke overgaaf« geräumt werden. Ver schiedentlich ist mir dieser alte Haudegen in schwerer, silberner Rüstung im Traume erschienen und feuerte mich an, dem Ansturm der Feinde standzuhalten. Und wenn ich dann schweißbedeckt von meinem Lager sprang und nach meinem silbernen Panzerhemd, Stahlschienen und goldenen Sporen suchte, zerflossen diese Herr lichkeiten in einen feldgrauen Kittel und ein Paar abgelaufenc Schmierstiefel. Tief geknickt kroch ich dann in meine schmutzige Wolldecke zurück, stellte tiefsinnige Betrachtungen darüber an, ob ich am nächsten Morgen Kartoffel oder Kohl im Schlotz- garten Pflanzen sollte und zermarterte mein Gehirn darüber, ob Saubohnen, Erbsen, Wurzel und sonstige Delikatessen gepflanzt oder gesät werden. Das Exerzieren ist näm lich für einige Zeit aä avta gelegt worden, dafür werden landwirtschaftliche Kenntnisse sehr hoch eingeschätzt, weil alles verfügbare Land bebaut werden soll. Da ich nun von Landwirt schaft genau so viel weiß wie von unfern neuen U. 6.-Booten, wollte ich mir anfangs SemlersTroPischeAgrikultur von Hinstorsf bestellen. Nach reiflicher Überlegung kam ich aber zu der Einsicht, daß meine Leute, für die doch diese Erzeugnisse in erster Linie bestimmt sind, für Ananasbowlen, Zuckerrohr, Vanille und'son stige Gummiwaren kaum das richtige Verständnis haben. Ich klammerte mich also an meinen braven Burschen, de nt de Gegend bi Nibukow to Hus is, ernannte ihn zum Dirigenten der ganzen Plantage und habe mich nun dank seiner Tüchtigkeit ganz ge hörig mit Ruhm bekleckert. Wenn ich es auch vielleicht nicht bis zum Leutnant bringe, so bringe ich es vielleicht noch bis zum Lkonomierat! Im übrigen leben wir hier in einem kleinen Paradiese. Das Schloß liegt in einem mächtigen, mit himmel hochragenden, alten Bäumen bestandenen Parke, den Tausende von Singvögeln bevölkern. Weite, grüne Rasenflächen wechseln mit gewaltig dichten Rhododendron-, Fliedersträuchecn und Rot- dornhecken ab. Hunderte von Palmen, Zypressen und Lorbeer bäumen stehen in den langgestreckten Treibhäusern, und ein Ab fluß der den Park bespülenden, 350 Meter breiten Schelde fließt mitten durch alle diese Herrlichkeiten hindurch. Einen vlamischen Frühlingsgruß! Vizefeldwebel Ahlschier, im Felde, Inhaber der Stiller'schen Hof- u. Univ.-Buchh. in Rostock. Kleine Mitteilungen. Post. — Die Versendung mehrerer Pakete mit einer Paket karte ist für die Zeit vom 5. bis einschließlich 10. Juni auch im innern deutschen Verkehr nicht gestattet. Niksbokwäk. — Allerorten wird Werbearbeit getrieben, in Wort und Bild. Neben der großen Werbeaktion des deutschen Buchhandels laufen verschiedene Sammelbestrebungen abgegrenzter Gruppen. Auch Heimatkunst soll ins Feld gelangen. So hat die Plattdeutsche Ver einigung in ihrem Organ »De Eekbom« alle Plattdeutschen mit dem Aufruf angesprochen: »Nut mit de plattdütschen Böker!« und in dein nachstehenden Gedicht den Zweck der »Riksbokwäk« dargelegt: En Bok — wer hadd nich girn en Bok? Verdrift de Tid un matt uns klok. Dat matt dat Hart uns stark nn fast, Dat 't drägen kann de swönnste Last, Dat wi to Hns un de in 'n Krieg Dörchhollen bet tom vullen Sieg. De aewer, de dor buten sünd, De is son Bok cn mohren Friind. En lustig Bok, dat lacht ehr to Un makt dat trnrig Hart ehr froh — Dat töwert in den Unnerstand En Paradies ehr an de Wand. En irnstes Bok is ok vel wirt, Hett männigen Snnner al bekihrt. Hett em verteilt, woriim he stritt, Dat he för Dütschland lewt un litt, Dat he för Heimat, Fru nn Kind Dat Leben wagt, dat Leben winnt. En Bok, dat is en heilig God Un nödig uns as däglich Brod. Drum köpt, un allens schickt in 't Feld, Wo för juch blött so inännig Held. PersosülnachrjHten. Verleihungen des Eisernen Kreuzes. — Mit dem Eisernen Kreuz i. Klasse wurde ausgezeichnet Herr Verlagsbuchhänölcr Alfred W a l ck e r, Hauptmann d. L. im Landwehr-Jnfanterie-Negiment Nr. 126, Mitinhaber der Ehr. Belser'schen Verlagsbuchhandlung und Buch druckern in Stuttgart, während das Eiserne Kreuz 2. Klasse nach stehenden Herren verliehen wurde: T. Bahn, Gefreiter im Feldartillerie-Negiment Nr. 17, Buch händler, Sohn des Hofbuchhändlers Friedrich Bahn in Schwerin i. M.: Albert Baum, Unteroffizier in einem Neserve-Jnfanterie-Ne- giment, Gehilfe im Hanse Schmorl L v. Seefeld Nachf. in Hannover: Oskar Göttel, Leutnant im Landsturm - Fnßartillerie- Bataillon Nr. 19, Prokurist der Firma Jüstel L Göttel in Leipzig, nach dem er bereits früher das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechts-Ordcns mit Schwertern erhalten hat; Theodor Knothe, Kriegsfreiwilliger in einem Neserve-Jn- fanterie-Negiment, früher im väterlichen Geschäft Schmorl L von Sec- fcld Nachf. in Hannover tätig. Gefallen: auf dem westlichen Kriegsschauplätze Herr Hellmut Schrei ber, im Fnfanterie-Negt. Nr. 41, früher Volontär bet der Firma Earl Köhler in Darmstadt. Durch einen Volltreffer am Fuß verwundet, konnte er sich bei einem Gasangriff der Fran zosen nicht retten und erlag den giftigen Gasen. Verantwortlicher Redakteur: SmilThomaS. — Verlag: Ter Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches RuchhändlerhnnS. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktiow und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (BuchhäudlerhauAs. 700
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