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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-06-03
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1916
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- Deutsch
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127, 3. Juni 1916. Redaktioneller Teil. strierie Bücher des 18. und 19. Jahrhunderts, Luxusausgaben, Almanachc, Taschenbücher und dgl.; vom 17. bis 20. April in R u d o Ip h L ep k« s K u nst - A ukt i o n s.- H a us i n B e r l i n zum größere» Teil aus der »Sammlung eines Berliner Bücher freundes« eine Auktion von »Büchern und Autogrammen«, auch modernen Gepräges; am 19. und 20. Mai wieder bei Max Perl in Berlin der erste Teil einer Sammlung Fr. Busch »Handzeichnungen und Graphik des 18. bis 20. Jahrhunderts«. - Am 29. und 30. Mai verkaufte Karl Ernst Henrici in Berlin »Stammbücher aus Berliner Besitz, Stammbuchblätter und Autographen«; dem Titel gegenüber ist im Katalog die Ab bildung eines Stammbuchblattes, unterzeichnet »Hindenburg«, zu sehen und darunter die von unserem Generalfeldmarschall im Felde am 29. Oktober 1914 geschriebene Bestätigung: »Dieser Kadett von 1860 bin ich«. Das macht Aufsehen. Zur gleichen Zeit kamen bei Ant. Creutzer in Aachen allerhand Bücher aus den Gebieten der Geschichte, Literatur uslv. unter den Hammer, darunter besonders »Xquoasioa«. Am 31. Mai hielten dann M. Bruckstein L Sohn in Danzig ihre 38. Versteigerung seltener Bücher ab und am 3. Juni Fraenkel LCo. inBerlin wieder eine »Berliner Bllcher-Auktion«, nicht sehr umfangreich, aber ganz interessante Stücke enthaltend; am Schluß eine Reihe von Probedrucken Menzelscher Holzschnitte auf Chinapapier. In Frankfurt am Main bringen Joseph Bacr L Co. in Verbindung mit der Kunsthandlung F. A. C. Prestel am 7. und 8. Juni die wertvollen Kunstbibliotheken Gutekunst, Stuttgart, und Adolf von Beckerath, Berlin, zum Ausruf. — Vom 22. bis 26. Mai — wir haben die zeitliche Reihenfolge verlassen, um die beiden noch folgenden Kataloge zusammen zu erwähnen — kamen bei Oswald Weigel in Leipzig weitere Teile der Bibliotheken Eduard Heydenreich und Otto Henne am Rhyn unter den Hammer: »außerdeutsche Geschichte, besonders die Schweiz«, reich an wichtigen und inter essanten Schriften, und vom 5. bis 8. Juni Bücher aus der »Kul tur- und Wirtschaftsgeschichte«, eine Sammlung, die infolge der vielen Zusammenfassungen verschiedener Werke unter je einer Nummer viel größer ist, als es der Umfang des Katalogs mit 1459 Eintragungen zunächst vermuten läßt. Hier haben wir wohl die eigentliche Bibliothek des an zweiter Stelle genannten berühmten Kulturhistorikers vor uns, wenn auch ein großer Teil seines BUcherschatzes seiner Vaterstadt St. Gallen verblieben ist. Interessant ist das Vorwort des ersten Katalogs mit der Bio graphie von Otto Henne am Rhhn, in der u. a. ein Rückblick auf alle die bedeutenden Bücherversteigerungen gegeben wird, die in der Zeit seines Aufenthalts in Leipzig in dem Weigelschen Auk tions-Institut stattfanden. — Daß vom 26. bis 30. Juni eine Sammlung »Deutsche Literatur« bei Oswald Weigel in Leipzig zur Auktion kommt, ist jetzt schon angezeigt. U. U. Frühling in Ternsche. Schön Ternsche liegt im Sonnenschein, Und alle Böglein singen Ihr Krlihlingslied gar hell und rein; Ein Singen und ein Klingen Schallt durch die grünen Bäume hin, Als wenn schon Frieden wäre; Und aus dem sorgenvollen Sinn Weicht nun des Winters Schwere! Ternsche, Mai 1916. Seit meinem letzten Bericht sind vier Monate ins Land ge gangen. Flandern prangt im Frühlingskleide; Flieder, Mai glöckchen, Rhododendren und Rosen blichen in üppiger Pracht, und der schönste Sonnenschein lacht über sorgsam bestellte Felder und Fluren. Das ganze Land ein großer Garten. Auch in mein Herz ist der Frühling eingezogeu. Die ersten Monate des Jahres bescherten uns hundsgemeines Wetter. Ein Regenschauer jagte den anderen, und scharfe Winde machten den Aufenthalt im Freien gerade nicht zu einem Hochgenuß. Posten und Pa trouillen hatten sehr darunter zu leiden. Bis Mitte Januar be hielt ich meinen Wohnsitz in Wewelghem als Wachhabender einer aus zwanzig Mann bestehenden Bahnschutzwache. Flieger, Kälte unid Regen machten uns viel zu schaffen. Das von dem ganz nahen Apern herllberschallendc Geschützfeuer ließ die Erde er beben, und infolge des gewaltigen Luftdrucks klappten die Türen ständig auf und zu. Die Nächte waren teil weise grausig schön, der Himmel blutig rot, das Don nern der Geschütze gar erschrecklich, Blitz folgte auf Blitz und durch zog das Firmament mit fahlgelben Streifen. Auch in dieser Zelt hatte ich Gelegenheit, mein« Kenntnisse in der Pötterei, Ofenrohrreinigung und sonstigen Glascrarbcitcn ganz erheblich zu erweitern. Da es ständig regnete, hotte ich wenig Lust, die Umgegend zu durchstreifen. Abgesehen von Mecncn, das in viertelstündiger Bahnfahrt zu erreichen lvar und von Truppen wimmelte, war ich nur in dem nahe» Morsele, wo mitten in der Stadt viele Kameraden von der Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Marine und Luftflotte ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Ein mal wagten wir uns auch mit dem Rad in die Hinteren Lauf gräben von Apern, retirierten aber schleunigst voller Bravour, als die ersten Granaten über unsere Köpfe hinwegsausten. Im übrigen verlief unser Dienst recht eintönig. Um 9 Uhr morgens bezogen wir die Wache im Bahnhofsgebäude; di« Ablösung er folgte nach 24 Stunden, worauf bis Mittag gepennt wurde. Der Nachmittag wurde mit Lesen, Schreiben und Skat aus- gefüllt. Abends tranken wir gewöhnlich «in Glas Bier im alten Gemeente Huis (Gemeindehaus). Wen überflüssiges Geld juckte, konnte sich dort schön«, frische holländische Austern, das Dutzend zu 84 Pfg., zu Gemüte führen. Mitte Januar 1916 fand ein allgemeiner Wechsel in der Besetzung der Wachen statt. Ich kam auf «ine Schleusenwache am Lys-Kanal. Greuliche Gegend, wo einem der Dreck bis an die Helmspitze spritzte. Mein Schlafraum einfach trostlos! Als In ventar ein fettglänzender Strohsack. Weiter nichts. Himmel, hast du keine Flinte! Von den Wänden triefte das Wasser, und ab und zu huschte eine Ratte Wer den Steinboden. Ich krame aus meinem Tornister «in Tannenbaumlicht hervor, wickle mir ein reines Handtuch um den Kopf und kriech« mit Todesverach tung aus mein schmieriges Nachtlager, um noch einige Stunden der Ruhe zu Pflegen. Zehn Minuten vor Mitternacht werde ich geweckt. Mein Dienst beginnt. In der Wachstube brennt eine elende Ölfunzel, -die knapp so viel Licht gibt, daß man die ein zelnen Einrichtungsgegenstände erkennen kann. Ich rücke die Holzbank an den winzigen eisernen Ofen und mache es mir auf ihr bequem. Als ob man es sich auf einer zweibeinigen Holzbonk bequem Machen könnte! Da es zum Lesen an Licht mangelt, stecke ich mir einen Glimmstengel ins Gesicht und starre ins Feuer. Ich bin nicht allein; unter dem Ofen kommt eine Katze hervorgekrochen, macht einen Riesenbuckel und springt dann auf meinen Schoß. Jetzt rührt es sich anch in der Ecke, und zwei Hunde treten in die Erscheinung, von so ausgesprochener Häß lichkeit, daß ich vor Lachen laut losprusten mutz. Sie sind Max und Moritz getauft, im übrigen aber vollkommene Nullen, die sich gegen das Katzenkommando nicht aufzulehnen wagen. — Um 6 Uhr wecke ich unfern Leibkoch, einen braven, tutigen Wis- maraner. Dieser pötert erst lange im Feuer herum und kredenzt mir schließlich einen Trank, den er euphemistisch Kaffee nennt. Als Beigabe gibt es ein Stück trockenes Kommißbrot, da Butter und Schmalz inzwischen sehr rare Artikel geworden sind. Draußen gießt es. Die ausgesandten Patrouillen kommen klatschnaß zurück und versuchen, ihre Mäntel und Röcke an -dem einzig ver fügbaren Ofen zu trocknen. Ein ganz trostloses Dasein! . Gottlob darf ich diese Wache nur acht Tage zieren und werde nach Wache IV versetzt, di« in einer alten Brauerei, zwischen den nach Lille und Ostende führenden Schienensträngen gelegen, untergebracht ist. Hier atme ich wieder etwas aus, venn wir haben ein anständiges Quartier und Gaslicht. Mein Herz, was willst du noch mehr! Meine Haupttätigkeit auf dieser Wache bestand darin, Punkt 3 Uhr nachts den Gashahn unter dem großen Kaffeekessel in Brand zu stecken und um 5 Uhr den Hornisten und Leibkoch zu Wecken. Eine Viertelstunde später sah ich mich dann einer Kanne Mokka gegenüber, deren Duft mir heute noch in der Nase liegt. W. ist ein Rauhbein mit Bären kräften, aber als Koch und Handharmonika-Spieler unbezahlbar. Mich Protegiert er als seinen engeren Landsmann, was ich dan- 699
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