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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1848
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1848
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- Deutsch
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1221 1848.^ timentecn Oesterreichs gesprochen. Wenn überhaupt ein Verdienst bei der Sache zu beanspruchen ist, so habe ich blos das, diese Idee weiter ausgearbeiket zu haben. Die Gegner meines Systems wollen glau ben machen, das Ganze sei eine Caprice von mir; ich will aber hier be weisen und darthun, daß diese Idee aus dem Wesen des Buchhandels, wie ec werden wird, hervorging, daß es nicht blos eine geschäft liche Einrichtung ist, sondern daß der ganze Verlagsbuchhandel, wenn auch erst nach mehreren Jahren, nach diesem oder einem ähnlichen Systeme umgemodelt sein muß. Diese Behauptung ist zu keck, als daß ick nicht voraussehen könnte, daß sie meinen Gegnern zu persönli chen Angriffen reichen Stoff bieten werde. Diese werde ich aber da durch entmuthigen, daß ich dieselben ganz ignorire. Wer so wenig Urteilskraft hat, daß er durch Angriffe der Art eine andere Meinung von mir erhält, bei dem gebe ich mir nicht viel Mühe, sie zu berichti gen. Ueberhaupt buhle ich nicht so leicht um die Gunst der Kritik, mit dem Guten gut und sittlich, mit dem Schlechten unerbittlich, und Gemeines still verachtend. Dieses Motto Saphir's mache ich zu dem meinigen. Nun zur Sache! Bei dem Kaufmann, der auf diesen Namen Anspruch macht, ist das Ziel der Bestrebungen der größtmöglichste Gewinn bei dem ge ringsten Risico, der sichere, ehrliche Erwerb. Nichts beschäftigt jeden Einzelnen in dieser Zeit wohl mehr, als diese Frage, und keiner Ent schuldigung bedarf es daher bei dem Buchhändler, wenn er bei Be trachtung derselben etwas länger verweilt. Erörtere ich diese Frage öffentlich, so geschieht das nicht aus Humanitätsrücksichten, sondern in der Ueberzeugung, daß bei einer Kette alle Glieder fest sein muffen, wenn sie halten soll. Der Sturz eines Verlegers, Sortimenters oder CommissionärS, gleichviel, schadet dem Credit des Buchhandels im Allgemeinen, wenn auch entfernt, doch immer. Meine Reform soll dem gestimmten Buchhandel nützen, das ist das Ziel meiner Bestre bungen. Ich will meinen Gegnern hier einen Witz leicht machen: sie können von einer Beglückungstheorie sprechen. Ich habe in einem früheren Artikel gesagt, der Buchhandel ginge einer glänzenden Zukunft entgegen, das ist von Vielen bezweifelt, aber darum nicht minder wahr. Ich will den Beweis -> priori führen, daß die Zukunft nicht schlechter sein wird als die Vergangenheit: es liegt das in dem Umstande, daß der Buchhandel, natürlich sehr im Allge meinen gesagt, sich in großer Calamität befindet. Wäre die Vergan genheit so glänzend gewesen, wie es Viele, denen Alles im rosenfarb- nen Lichte erscheint, behaupten, wo käme diese nicht mehr zu läug- nende Thatsache her? Keine Wirkung ohne Ursache und die Ursache, überwinden wir es nur, cs ehrlich zu gestehen, ist die, daß der Buch handel ein künstlich hinaufgeschraubles Gebäude war, welches, ver sicheren Basis entbehrend, nicht halten konnte. Wollen wir hier hei len, so müssen wir das Uebel bei der Wurzel anfassen; wir müssen nicht da zu conserviren suchen, wo nichts mehr zu erhalten ist, son dern das Gebäude neu aufführen. Nie wird eine Ueberfluthung mit Büchern mehr stallsinden können, wie sie in den letzten Jahren vorge kommen ist. Beweis: 1) Ein Volk, welches Preßfreiheit und Associationsrecht hat, nimmt das Wort für die Schrift; 2) die Zahl der Schriftsteller wird kleiner, weil der fortschrei tende Staat geistiger Kräfte zur unmittelbaren Aufbauung des Staa tes bedarf; was Viele in Schriften niederlegten, sind sie jetzt berufen, praclisch auszuführen. Dem Talente sind also Mittel und Wege geöff net, sich geltend zu machen ohne die Literatur; 3) wird es vieler Jahre bedürfen, um dem Verleger den Credit, welchen er bei Banquier, Buchdrucker, Papierhändler genossen, wie der zu verschaffen; 4) ist in einer Übergangsperiode, wie die unsrige, von der Theorie zur Praxis, ein für dieZukunft auch gangbarer Verlag in vie len Zweigen der Wissenschaft nicht möglich. Muß und wird nun der Verlagsbuchhandel in der Quantität und theilweise in der Qualität des Productes des Handels, der Bü cher, eingeschränkt werden, so frage ich ganz einfach, wie ist es mög lich, daß der Sortimentsbuchhandel in diesem Umfange, wie er jetzt besteht und hervorgerufen wurde durch die größere Production uno Consumtion ferner bestehen kann, wie es Viele meinen? Erklärt mir Oerindur Diesen Zwiespalt der Natur! Wenn nicht Manna vom Himmel fällt, kann die Masse von Sortimentsbuchhandlungen sich nicht halten, und halten sie sich nicht, so ist nichts einfacher, als cinzusehen, daß cs dann weniger Sorti mentsbuchhandlungen giebt. Dieser Gedanke ist keine Erfindung von mir, wohl aber ziehe ich eine Folgerung daraus und zwar die, daß dann der Bucichandel besser wird; besser für den Verleger, weil er bei kleineren Auflagen nicht für den Buchdrucker und Papiechändler zu arbeiten braucht, besser für die Sortimenter, weil sie nicht mekr, wie weiland Don Quixote, gegen die Windmühlen zu kämpfen nö- thig haben. Sie brauchen dann, aber nur erst dann, keinen Ra batt mehr zu geben, denn sie haben wenig Concurrenz und das Buch ist scheffelweise nicht vorhanden. Theilt ein Verleger meine An sichten über die Zukunft des Buchhandels, über den Gang der Li teratur ic. nicht, hält mich Einer für einen Wetterpropheten — in Gottes Namen, ich kann's nicht ändern! Aber die Indifferenz, das Verschließen der Augen mancher Verleger gegen die Zukunft, wie sie kommen muß, kann mich nicht bestimmen, meine Ucberzeu- gung aufzuopfern. Für mich hatte ich die Alternative, entweder ein Dutzend Werke, die theilweise vorbereitet oder in der Idee fer tig sind, nicht erscheinen zu lassen, oder mein Geschäft nach meiner jetzigen Einrichtung umzumodeln. Ich habe mir gesagt, daß die Werke, welche ich bringen werde, gerade für die Zukunft, der wir entgegen gehen, Bedürfniß sind; ich habe mir ausgerechnet, daß, da große Auflagen vernünftiger Weise nicht zu machen sind und doch bei dem Buchhandel, wie er bis jetzt bestand, gemacht werden müßten, ich kleine Auflagen machen und folglich meine Contis um über U einschränken muß. Ich habe mir ausgerechnet, daß ich bei kleinen Auflagen einen hübschen Gewinn machen kann, bei großen dagegen Kopf und Kragen verlieren muß. Ich habe mir gesagt, daß in dieser Zeit, wo wenig erscheint, werlhvollerec Verlag um so thä- tigere Verwendung findet. Ich als Kaufmann rechne mir meinen Gewinn aus nach dem Gelbe, welches nach Abzug der Kosten in meine Tasche fließt. Viele Verleger sind dagegen reich im Lager. Manche werden meine Ansicht belächeln und vielleicht lachen, daß ich sie ausgesprochen. Ich bitte sich nicht zu geniren, ich aber bin überzeugt, daß der Ruin der Verleger lediglich durch die großen Auf lagen herbei geführt wird, welche sie, wie der Buchhandel jetzt bestand, machen mußten. Man wird mir einwenden, daß ich dasselbe Resul tat erreicht hätte, wenn ich die Contis ganz einfach einschränkte, ohne in jeder Stadt einen Commissionär zu nehmen. Das ist aber nicht wahr: einmal hätte ich die Contis nie so einschränken können, um bei meinen jetzigen Auflagen auszureichen, sodann wäre der Fall vorgekom men, der bis jetzt immer vorkam, daß bei einem Sortimenter eine Masse Exemplare nutzlos lagerte, währeno bei dem anderen Man gel daran war, dem der Verleger nicht abhelfen konnte. Ferner kann der Verleger nicht wissen, wer in aller Herren Länder, in allen Städ ten solid ist; von Einem in jeder Stadt kann er es aber wissen lind vertraut er Einem sein Eigenthum an, der diesem Vertrauen nicht ent spricht, so ist das Leichtsinn, welcher bei einem Kaufmann nicht zu entschuldigen ist. Ein Gegner meines Systems fragte in einer frühe ren Nummer dieses Blattes an: wie aber nun, wenn der Commissio-
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